Gute Wahl

Der künftige Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, gibt ein kurzes Interview und spricht sich für eine Stärkung des Erwachsenenkatechumenats aus – für Glaubenskurse also. Man spricht da über grundlegende Glaubensfragen, verbindet das gern mit einem Essen und fährt auch mal einen Tag zusammen weg, sagt er.

Das klingt ja alles sehr vertraut

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Heiße Fragen, laue Antworten?

Der Klimagipfel in Cancún beginnt. Wir haben zwar gute Aussichten auf einen Jahrhundertwinter, sagt die Zeitung, aber der Erderwärmung tut das leider gar keinen Abbruch. Der kleinen Gruppe von – etwas euphemistisch so genannten – „Klimaskeptikern“ ist es gelungen, mit der Hilde von Sponsoren und einigen Medienleuten viel Wind zu machen, oder vielleicht sollte man besser sagen: einige Nebelkerzen zu zünden.

John Houghton hat es in Kapstadt ja noch einmal betont: Die Fakten sind unter der überwältigenden Mehrheit der Forscher in allen wesentlichen Fragen unumstritten – das ist durchaus bemerkenswert. Nun ist die Frage, ob etwas geschieht. Im Vergleich zur Bankenrettung, die immer noch keine Ende hat, wäre die Rettung der Atmosphäre vor mehr Kohlendioxid ein echtes Schnäppchen.

Weitere interessante Einzelheiten zur systematischen Verhinderung konkreter politischer Maßnahmen verrät dieser Artikel der Zeit. Besonders peinlich sind dabei ein paar Zitate der umweltpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Marie Luise Dött, die offenbar eher der obskuren Organisation EIKE als dem Weltklimarat vertraut. Das lässt, wie viele andere Informationen, nichts Gutes ahnen. Aber hoffen darf man ja doch – beten auch, dass es kein allzu lauer Gipfel wird.

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Ein gemachter Mann

Ich wusste erst gar nicht, wie mir geschieht: „Melissa, machst du mal den Herrn da?“, rief die Verkäuferin in der Bäckerei ihrer Kollegin zu. Melissa bequemte sich mi mir herüber, und machte – das heißt, sie reichte mir die Apfeltasche aus der Theke und kassierte.

Tja und dann verließ ich den Laden wieder als gemachter Mann! So schnell kann es gehen 🙂

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Unerhört…

Vor einer Weile war ich auf dem Land in einer großen evangelischen Kirche. Es war nachmittags unter der Woche und ich war allein. Vor dreißig Jahren muss ich schon mal da gewesen sein, aber ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern. Also schaute ich mich neugierig um. Hinten im Kirchenschiff hing ein schwarzes Brett mit etlichen Anschlägen. Darunter auch ein weißes Blatt mit Stichworten zum Thema „Warum Gott Gebete nicht erhört“.

Es war eine grausige Liste, ein wahrer Lasterkatalog: Selbstsüchtige Bitten, heimliche Sünden, Stolz und was sonst noch alles mein Anliegen in Gottes Spamfilter landen lässt – bestimmt acht oder zehn deprimierende Punkte. Je nachdem wie selbstkritisch man ist, wagt man sich gar nicht mehr vor mit seinem Anliegen, dachte ich. In dieser Einseitigkeit ist die Aufzählung mit ihren vielen Bibelstellen trotzdem falsch. Denn manchmal schweigt Gott eben, und niemand kann sagen, warum.

Dann sah ich aber: Jemand hatte etwas mit Bleistift druntergekritzelt. Da stand dann (den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr): „Ich finde das eine menschliche Anmaßung“. Recht hat er, der unbekannte Protestler. Ich hoffe, die Liste mit dem Kommentar bleibt da noch lange hängen.

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Die (Post)Modernität umarmen

Benedikt XVI. ist immer für Überraschungen aller Art gut. In einem Artikel des Feuilleton der FAZ über das neue Interviewbuch von Peter Seewald und dem Pontifex findet sich dieses Zitat zur Moderne, vielleicht demnächst ja auch zur kritisch beargwöhnten Postmoderne, falls der Papst das hier nicht auch schon mit gemeint hat. Es ist seine Version des Stichworts „Kontextualisierung“ und eine Mahnung an die Traditionalisten in den eigenen Reihen:

Das Christliche darf nicht zu einer archaischen Schicht werden, die ich irgendwie festhalte und gewissermaßen neben der Modernität lebe. Es ist etwas seltsam Lebendiges, etwas Modernes, das meine gesamte Modernität durchformt und gestaltet – und sie insofern regelrecht umarmt.

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ef10: Muntere Diskussionen

Ich habe noch etwas gebraucht, um das Emergent Forum innerlich auszuwerten. Vieles haben andere schon erwähnt: die tolle Aufnahme im Weigle-Haus, die vielen „Neuen“, die vielfältigen, oft sehr kreativen Beiträge und die große Themenvielfalt. Dazu natürlich: Wiedersehen mit alten Freunden, gute Gespräche mit so manchen neuen Bekannten in einer fröhlichen Umgebung.

Richtig gut hat mir auch der Altersquerschnitt gefallen, mit sehr vielen jungen, aber eben auch einem stabilen Anteil von Leuten so eher Richtung Lebensmitte, von denen waren auch schon einige letztes Jahr dabei. Dass sie wiedergekommen sind, ist auch ein gutes Zeichen. „Emergenz“ ist also keine Frage des Alters, und auch nicht der Konfession.

Besonders gefreut hat mich, dass Walter Faerbers Anstoß zur Neubelebung der müden Initiative Theologie auf so große Resonanz gestoßen ist. Wir planen für nächstes Jahr ein Treffen, wo wir mal so richtig die Köpfe rauchen lassen wollen. Inhaltlich wird es um die Frage gehen: „Was ist das Evangelium?“

An manchen Punkten konnte auf dem Form die Frage nach dem dritten Weg nur angerissen werden. Ob wir zu jedem (vermeintlichen) Gegensatzpaar einen finden, ist für mich immer noch offen. Den Mitwirkenden der meist kurzen Einheiten war das in der Regel zwar klar, aber vielleicht nicht allen TeilnehmerInnen. Womöglich wäre es hilfreich gewesen, mit allen gemeinsam noch etwas intensiver darüber nachzudenken, wie das mit dem dritten Weg „funktioniert“, bevor man es konkret durchspielt. Wenn man von den Gegensätzen und Polaritäten ausgeht, verstellen sie einem allzu leicht den Blick, oder man bleibt in der Reaktion insofern stecken, als man das, was man ablehnt, nur in sein Spiegelbild verkehrt, nach dem Motto: Ich habe unter autoritären Leitern oder Eltern gelitten, also darf jetzt keiner mehr Macht ausüben, egal in welcher Form.

Es gibt ja durchaus hilfreiche Beispiele: Statt biblische Irrtumslosigkeit (konservativ) zu verteidigen oder alles, was man nicht mag und versteht, mit den Mitteln historisch-kritischer Exegese als fromme Legende oder vormoderne Naivität abzutun, können wir mit Walter Brueggeman anfangen, die Bibel als ein Buch zu lesen, durch das Gott unsere Sehgewohnheiten, unsere Phantasie und unser Denken neu formt. Etwas platt gesagt: Es geht nicht um Information, sondern um Transformation. Es geht weniger um einzelne Aussagen, als um die Gesamtrichtung der Texte. So ähnlich argumentiert auch Richard Rohr in Ins Herz geschrieben (und was mich schon immer gewundert hat: je mehr manche Leute das Wirken des Geistes bei der Entstehung der Schrift betonen („Inspiration“), desto weniger kommt er bei deren Interpretation noch vor).

Ich denke durchaus, dass wir an einigen Stellen diese Gegensätze überwunden haben – dass das Evangelium auch politische Seiten hat, scheint mir wirklich keine Frage mehr gewesen zu sein unter den Anwesenden. Die Frage war nur noch, was man den Kritikern – kirchlich wie säkular – dann antwortet. Und bei manchen Themen, etwa beim „richtigen“ Führungsstil oder der Gestaltung von Veränderungsprozessen, scheint mir ja eher emotionale Intelligenz und Augenmaß gefragt, als ein grundlegender Wechsel paradigmatischer Anschauungen, wie es die Rede vom „dritten Weg“ impliziert.

Die Themen gehen uns also noch lange nicht aus… 🙂

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Worship Bingo

Die Sprache der Anbetung ist ja die Sprache der Liebe und der Poesie – Logik ist da erst mal zweitrangig. Heute morgen etwa sangen wir den Satz „Du bist mein Stecken und mein Stab“, in einer Adaption von Psalm 23. Trotzdem: Gott als mein Stecken… ?

Aber auch die Poesie wäre ausbaufähig. Frische Worte und schöpferische sprachliche Bilder täten vielen Liedern gut. Sonst kommt es irgendwann noch so weit, dass unsere Gemeindeglieder anfangen, Worship Bingo zu spielen. Die Regeln sind die gleichen wie hier, nur die Begriffe sind andere, und wer seinen Zettel als erste(r) voll hat, ruft natürlich „Halleluja“.

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Umkehr ohne Reue

Der indische Jesuit Anthony de Mello macht auf die Tatsache aufmerksam, dass Jesus an keine Stelle im Evangelium von den Sündern ein Zeichen der Reue einfordert, dass Reue für ihn im Prozess der Umkehr keinen Platz hat. Der Prozess ist ein durchaus freudiges Ereignis. Der Schmerz über die Sünde mischt sich mit der Freude und der Dankbarkeit über das Geschenk der Vergebung und der großzügigen Aufnahme. Schon allein die Tatsache, dass der Mensch sich seine Sündhaftigkeit bewusst wird, ist nur dann möglich, wenn er bereits außerhalb des dunklen Kerkers der Sünde steht; der Sünder sieht in der Regel seine Sünde nicht, oder er sieht sie nicht wahrheitsgetreu, er ist in ihrem Dunkel gefangen. Die eigene Sündhaftigkeit wirklich zu sehen, ist das Privileg der Heiligen.

Thomas Halik, Geduld mit Gott

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Erfrischend undogmatisch

Ich bin beim Emergent Forum angekommen und habe mich am ersten Abend wieder daran erinnert, dass man die Leute, die hier zusammen kommen, nicht über einen dogmatischen Kamm scheren kann. Sie kommen aus verschiedenen christlichen Traditionen, entdecken die Reichtümer anderer Traditionen, und interessieren sich für Theologie, insofern sie ihnen hilft, die Veränderungen in ihrem persönlichen Leben, Gemeindeleben und öffentlichen Leben zu verstehen und Wege zu finden, wie praktische Nachfolge aussehen kann. Definitionen, Formeln und Bekenntnisse, die (klar: immer um „der Wahrheit“ willen) primär der Ab- und Ausgrenzung dienen, stehen eben deshalb nicht hoch im Kurs.

Neulich habe ich ein „Emergentes Glaubensbekenntnis“ gelesen. Das stammte jedoch nicht von irgendeinem bunten „emergenten“ Vogel, sondern von D.A. Carson, und da macht er, was er am besten kann: unliebsame Positionen so karikieren, dass es nicht schwer fällt, sie abzuschießen. Wirklich bewiesen hat er damit nur drei Dinge: dass er erstens bis heute nicht verstanden hat, worum es hier geht, dass er zweitens Wahrheit, Theologie und letztlich auch Gott nur in vermeintlich eindeutigen Satzwahrheiten fassen kann, und dass er drittens andere nur auf der Basis der Zustimmung zu seinen Satzwahrheiten akzeptieren will.

Um so schöner, ein Wochenende unter Leuten zu sein, wo nicht ständig darauf geschielt wird, wer jetzt noch linientreu ist. Wo Linien eigentlich kaum eine Rolle spielen, weil bei genauerem Hinsehen nichts im Leben auf Geraden verläuft oder sich sorgsam abzirkeln ließe. Wo unsere Wahrheiten daraufhin untersucht werden, ob sie statt Trennungen Verbindungen fördern, und anschlussfähig sind, anstatt Ausschlüsse zu produzieren. Und wo sie in Geschichten, in Beziehungen und im gemeinsamen Tun eingebettet sind, weil Buchstaben und Papier sie nicht richtig fassen können.

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Gut gesagt

Für gestern abend habe ich meine Notizen und Unterlagen zu Kapstadt durchgesehen und dabei auch ein paar Dinge zu Edinburgh 2010 gelesen. Die Abschlusserklärung fand ich gut, sie war kurz, prägnant, ohne das etwas unständliche Pathos, das hier und da im Capetown Commitment erscheint. Kompliment!

Ich nehme mir mal die Freiheit, den „Edinburgh Common Call“ hier in der Deutschen Fassung reinzukopieren. Es ist leider nicht immer gut übersetzt (was bitteschön ist „Gastfreundlichkeit“?). Und wer noch einen guten, nachdenklichen Kommentar zu Kapstadt lesen möchte, der findet ihn hier.

GEMEINSAMER AUFRUF

Wir sind zur Hundertjahrfeier der Weltmissionskonferenz von Edinburgh 1910 zusammengekommen und bekennen unseren Glauben, dass die Kirche als Zeichen und Symbol des Reiches Gottes berufen ist, heute Zeugnis von Christus abzulegen, indem sie an Gottes Mission der Liebe durch die verwandelnde Kraft des Heiligen Geistes teilhat.

1. Im Vertrauen auf den dreieinigen Gott und im erneuten Bewusstsein der Dringlichkeit sind wir aufgerufen, die frohe Botschaft vom Heil, von der Vergebung der Sünde, vom Leben in seiner ganzen Fülle und von der Befreiung der Armen und Unterdrückten zu verkörpern und zu verkündigen. Wir sind zu solchem Zeugnis und solcher Evangelisation aufgefordert, die uns zu lebendigen Zeichen der Liebe und Gerechtigkeit werden lassen, die dem Willen Gottes für die ganze Welt entsprechen.

2. Im Gedenken an Christi Opfertod am Kreuz und seiner Auferstehung für das Heil der Welt und in der Kraft des Heiligen Geistes sind wir zu aufrichtigem Dialog, respektvollem Engagement und demütigen Zeugnis von der Einzigartigkeit Christi unter Menschen anderen – und keinen – Glaubens aufgerufen. Unser Handeln ist von kühnem Vertrauen auf die Botschaft des Evangeliums geprägt; es baut Freundschaft auf, strebt nach Versöhnung und übt Gastfreundlichkeit.

3. In der Gewissheit des Heiligen Geistes, der über die Erde bläst, wie er will, der die Schöpfung wieder verbindet und unverfälschtes Leben bringt, sind wir aufgerufen, Gemeinschaften der Mitmenschlichkeit und Heilung zu werden, in denen junge Menschen aktiv an der Mission teilhaben und Frauen und Männer gleichberechtigt Macht und Verantwortung miteinander teilen, in denen ein neuer Eifer für Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz spürbar ist und eine erneuerte Liturgie gefeiert wird, die die Schönheit des Schöpfers und seiner Schöpfung widerspiegelt.

4. Beunruhigt über Unausgewogenheit und Ungleichgewicht von Macht, die uns in der Kirche wie in der Welt spalten und Sorge bereiten, sind wir zur Buße aufgerufen, zum kritischen Nachdenken über Machtsysteme und zu einem verantwortlichen Umgang mit Machtstrukturen. Wir sind aufgerufen, konkrete Wege zu finden, um als Glieder des einen Leibes in vollem Bewusstsein dessen zu leben, dass Gott die Hochmütigen abweist, dass Christus die Armen und Niedergeschlagenen annimmt und bevollmächtigt und dass sich die Kraft des Heiligen Geistes in unserer Verletzlichkeit manifestiert.

5. Im Bekenntnis zur Bedeutung der biblischen Grundlagen für unser missionarisches Engagement und unter Wertschätzung des Zeugnisses der Apostel und Märtyrer sind wir aufgerufen, uns der Ausdrucksformen des Evangeliums in vielen Ländern auf der ganzen Welt zu erfreuen. Wir feiern die Erneuerung, die wir durch Migrationsbewegungen und durch Missionstätigkeit in alle Richtungen erfahren, die Weise, wie alle durch die Gaben des Heiligen Geistes für die Mission ausgerüstet werden, und Gottes fortwährenden Aufruf an Kinder und junge Menschen, das Evangelium zu fördern.

6. In Anerkennung der Notwendigkeit, eine neue Generation von Führungskräften zu prägen, die in einer Welt der Vielfalt im 21. Jahrhundert glaubwürdige Missionsarbeit leisten, sind wir aufgerufen, in neuen Formen der theologischen Ausbildung zusammenzuarbeiten. Weil wir alle nach dem Bild Gottes erschaffen sind, werden sich diese neuen Formen auf die einmaligen Charismen stützen, die jedem und jeder von uns eigen sind, uns einander auffordern lassen, im Glauben und Verständnis zu wachsen, Ressourcen weltweit gerecht miteinander zu teilen, den ganzen Menschen und die ganze Familie Gottes einzubinden und die Weisheit unserer Ältesten zu respektieren und gleichzeitig die Beteiligung von Kindern zu fördern.

7. Im Vernehmen des Aufrufs Jesu, alle Völker zu Jüngern und Jüngerinnen zu machen – arme, reiche, marginalisierte, unbeachtete, mächtige, behinderte, junge und alte Menschen -, sind wir als Glaubensgemeinschaften zur Mission von überall nach überall aufgerufen. Freudig vernehmen wir den Ruf , einer vom anderen zu empfangen, während wir in Wort und Tat Zeugnis ablegen – auf den Straßen, den Feldern, in Büros, zu Hause und in Schulen – und Versöhnung anbieten, Liebe zeigen, Gnade verkündigen und die Wahrheit aussprechen.

8. Im Gedenken an Christus, den Gastgeber beim Festmahl, und der Einheit verpflichtet, für die er gelebt und gebetet hat, sind wir zur fortwährenden Zusammenarbeit aufgerufen, dazu, uns kontroverser Themen anzunehmen, und auf eine gemeinsame Vision hinzuarbeiten. Wir sind aufgefordert, einander in unserer Verschiedenheit anzunehmen, unsere Mitgliedschaft durch die Taufe in dem einen Leib Christi zu bekennen und anzuerkennen, dass wir der Gegenseitigkeit, Partnerschaft, Zusammenarbeit und Vernetzung in der Mission bedürfen, damit die Welt glaube,

9. Im Gedenken an Jesu Weg des Zeugnisses und Dienstes glauben wir, dass Gott uns aufruft, in Christi Nachfolge diesen Weg zu gehen – freudig, inspiriert, gesalbt, ausgesandt und ermächtigt durch den Heiligen Geist, gespeist von den christlichen Disziplinen in unseren Gemeinschaften. In Erwartung der Ankunft Christi in Herrlichkeit und zum Gericht, erfahren wir seine Gegenwart im Heiligen Geist und wir laden alle ein, sich uns anzuschließen, wenn wir an Gottes verwandelnder und versöhnender Mission der Liebe für die ganze Schöpfung teilhaben.

Edinburgh, 6. Juni 2010

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Katholisch und „emergent“?

Das geht! Sagt Richard Rohr in einem Vortrag am Fuller Seminary. Unsere „treuen Kritiker“ werden es schon lange befürchtet haben. Für Rohr dagegen ist es das Werk des Geistes Gottes, dass sich Menschen aus verschiedenen Lagern finden und alte Barrieren überwinden, und zwar ohne dabei neue Kirchentümer zu gründen. Hier geht’s zum Mitschnitt.

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Der Gott der Migranten

Ich werde heute abend meiner Gemeinde vom Kongress in Kapstadt berichten. Bei der Vorbereitung habe ich dieses Video von Raineer Chu wieder angesehen. Ich hatte es schon einmal kurz erwähnt, aber der Mann war eine der Entdeckungen des Kongresses für mich, daher hier sein Beitrag noch einmal für alle, die sich für die Zukunft des Christentums und die Zukunft der Städte interessieren.

„Gott ist der Gott der Migranten“, sagt im Blick auf die westlichen Metropolen, und er fordert die Hörer dazu auf, die Bibel „von unten“ zu lesen und die Welt „von unten“ zu sehen. Und er beklagt die Tragik der Pyramiden-Bauer, die große Organisation, Budgets und Gebäude hinstellen (die hier und da sicher nötig und nützlich sind), aber problematische Erfolgsdefinitionen schufen.

Bevor ich jetzt alles hier mühsam reintippe, einfach auf das Video klicken und gut zuhören:

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„Emergente“ Beispiele und Geschichten gesucht

Ich bin gebeten worden, für ein internationales Buchprojekt einen Beitrag über das Thema Emerging Church im deutschsprachigen Europa zu schreiben. Dazu bin ich nun aber auf Eure Mithilfe angewiesen. An der Einleitung sitze ich gerade – und erkläre, warum das in Deutschland anders aussieht und läuft als in Nordamerika.

Der zweite Teil soll konkret darstellen, wie

  • Gottesdienst verstanden und gelebt wird
  • Gemeinschaft und geistliches Wachstum („Formation“) sich gestaltet
  • Mission (im ganzheitlichen Sinn, „Diakonie“ also eingeschlossen) stattfindet
  • und in welchen Formen und Strukturen Leitung wahrgenommen wird

Anregungen, Hinweise und Beiträge sind herzlich willkommen. Ihr solltet Euch nur nicht ewig Zeit lassen, bis zum Nikolaustag hätte ich das Material gern zusammen. Manche sehe ich ja am Wochenende in Essen. Ich habe viel Zeit mitgebracht für Gespräche und zum Sammeln von Stories.

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Zwei Wege

Übermorgen startet das Emergent Forum zum Thema „der dritte Weg“, aber das mit der drei geht nicht immer auf, vielleicht sollten wir dann einfach „der alternative Weg“ sagen. Der kann zum Beispiel so aussehen.

Es gibt … zwei radikal unterschiedliche Wege, wie Gott zu sein: der Weg „der Gotteserkenntnis“ (in dem Sinne, dass ich den Schleier seines Geheimnisses lüfte, selbst die Gewissheit des Wissens erlange, selbst entscheiden kann, was gut und was böse ist) oder der „Weg des Seins“ – wie Gott sein, indem ich mit meine Handeln der törichten, paradoxen Logik der Liebe folge.

Den ersten bot Satan dem Adam im Paradies an (ihr werdet wie Gott sein und erkennt gut und böse), den anderen bietet Jesus an (seid wie mein himmlischer Vater, der seine Sonne scheinen und den Regen auf die Guten wie die Bösen fallen lässt). Den zweiten, törichten Weg – denn er konnte schwer anders enden als am Kreuz – begreift Paulus sehr gut und radikalisiert ihn: Lasst uns Narren in Christo sein – die törichte Sache Gottes ist stärker als die Sache der Menschen.

Tomas Halik, Geduld mit Gott, S. 163f.

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Beten und büßen – wer und wofür eigentlich?

Morgen ist wieder Buß- und Bettag. Er zeigt, wie wenig anderes, die Absurditäten bayerischer Politik und das Dilemma unserer (noch-)Regierungspartei: Die Eltern gehen arbeiten, die Kinder haben schulfrei. Freilich zu einer Jahreszeit, wo man sich nicht ins Freibad oder in den Garten legen kann. Ein Feiertag, aber kein freier Tag.

Vor einigen Jahren gab die CSU dem Druck der Arbeitgeber nach und strich den Feiertag, um die Wirtschaft zu entlasten. Es gibt im Freistaat ja etliche kirchliche Feiertage, dran glauben musste allerdings ein evangelischer, weil man lieber Protestchen aus der Meiserstraße entgegennimmt als Donner aus Rom. So wurde der protestantische Feiertag zwischen den Mühlen des Kapitals und des Vatikans zermahlen. Sei’s drum – man kann trefflich drüber streiten ob Büßen und Beten wirklich noch evangelische Tugenden sind.

Aber ein paar Evangelische gibt es doch noch in der Partei, und kurz darauf ruderte man halbherzig zurück, man „besserte nach“ – wie beim G8 auf deutlich wütenderere Proteste hin, wie beim Rauchverbot, das die Bürger schließlich der verzweifelt um Popularität bemühten Mehrheitsfraktion aus der Hand nahmen und selber regelten. Vielleicht sollten wir das mit den Feiertagen ja auch machen. Viele Kirchengemeinden springen nun ein und machen Bibeltage, sicher immer gut gemeint und oft gut gemacht, aber der Makel des Lückenbüßertums lässt sich nicht abweisen.

Unsere halbherzigen, kurzatmigen und opportunistischen Volksvertreter, die uns diese ungenießbare Suppe eingebrockt haben und statt gute Lösungen faule Kompromisse in Kauf nehmen, bringen so sich nicht nur sich selbst, sondern die Politik an sich und den Staat insgesamt in Misskredit, und damit versündigen sie sich an den Fundamenten der Demokratie. Der Buß- und Bettag in seiner heutigen Form ist ein Symbol für all diese Absurditäten.

Morgen büßt also die evangelische Kirche nicht ganz freiwillig dafür, dass sie in den Augen der CSU-Führung zu harmlos ist – und daran ist sie zum Teil ja tatsächlich selbst schuld, weil „evangelisch“ vielerorts nicht mehr zu unterscheiden war von „bürgerlich“ und man evangelische Freiheit nicht als Freiheit zum Engagement, sondern als Freiheit von allen Verpflichtungen außer der Kirchensteuer begriffen hatte. Heute klagt man über die Folgen dieser Individualisierung und entdeckt – zaghaft noch – dass geistliche Übungen nichts „katholisches“ im negativen Sinne sind.

Was aber, wenn wir Evangelischen unsere bequeme Bürgerlichkeit an diesem Tag aufgäben, einen Tag Urlaub nehmen und mit ein paar hunderttausend Leuten nach München fahren würden, um die CSU „büßen zu lassen“ – besser noch: zu einer echten Umkehr zu bewegen? Themen gäbe es genug: Die halbherzige Sozialpolitik mit ihren knauserigen Hartz IV-Sätzen; die elitäre Bildungspolitik zu Lasten schwacher Schüler, ihrer Eltern und Lehrer, und der Studenten an überfüllten und schlecht ausgestatteten Hochschulen; die kurzsichtige Energiepolitik zugunsten der Atomlobby und Energieriesen; die Peinlichkeiten der Integrationspolitik, die man erst verweigerte und nun die Folgen dieser Verweigerung denen anzukreiden versucht, die schon seit Jahren eben davor gewarnt haben.

Solche Sünden öffentlich beim Namen zu nennen, deutlich und trotzdem nicht von oben herab, das wäre für ein „evangelisches Profil“ besser als irgendwelche Lutherromantik. Der arme Günter Beckstein muss sich zwar leider entscheiden, auf welcher Seite er an diesem Tag steht. Aber ich bin ziemlich sicher, dass bei so einer Aktion auch ein paar Katholiken mit von der Partie wären, womöglich sogar der eine oder andere Atheist.

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