Weniger anders

“Ellie passt nicht zu mir”, sagte Marcus bestimmt.
“Ist dir das klar geworden, oder?” sagte Will.
“Ich bin nicht sicher, zu wem sie passt”, sagte Katrina.
“Ich denke, wir werden immer Freunde bleiben”, fuhr Marcus fort. “Aber ich weiß nicht. Ich denke, ich sollte nach jemandem suchen, der weniger…”
“Weniger unverschämt und verrückt ist? Weniger rabiat? Weniger saudumm? Da fallen mir viele »weniger« ein.” Dieser Beitrag kam von Ellies Mutter.
“Weniger anders als ich”, sagte Marcus diplomatisch.
“Na dann viel Glück”, sagte Katrina. “Viele von uns haben ihr halbes Leben damit zugebracht, jemanden zu suchen, der weniger anders ist als wir, und bis jetzt haben wir ihn nicht gefunden.”
“Ist das schwer?” sagte Marcus.
“Es ist die schwerste Sache auf der Welt,” sagte Fiona, mit mehr Gefühl, als Will in Betracht ziehen wollte.
“Warum, denkst du, sind wir alle Single?” sagte Katrina.
War es wirklich das? Will rätselte. War es das, was sie alle taten, nach jemandem zu suchen, der weniger anders war? War es das, was er tat? Rachel war dynamisch und bedächtig und zielstrebig und fürsorglich und in so vieler Hinsicht anders als er, dass er es nicht aufzählen konnte, aber bei Rachel ging es, was Will betraf, ja gerade darum, dass sie nicht er war. Katrinas Logik hatte also einen Fehler. Dieses Suchen nach jemandem, der nicht so anders war als man selbst… Es funktionierte nur, stellte er fest, wenn man überzeugt war, dass es eigentlich nicht so schlimm war, man selbst zu sein.

About a boy (Nick Hornby)

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Gottes Schweigen und unser Reden

Ich bin mit Gottes Schweigen konfrontiert, und ich bin fest entschlossen, dieses Schweigen zu ertragen. Ich unternehme erst gar nicht den Versuch, voreilig in die Stille hineinzureden und es auf eine Weise zu leugnen. Ich schweige ebenfalls. Ich ich warte – en hypomene. Gleichzeitig bemerke ich, dass mir Gottes Schweigen untragbar scheint, geradezu beleidigend. Ich beschließe, weder Gottes Schweigen zu leugnen, noch mein eigenes Verlangen nach einer Unterbrechung dieses Schweigens. Und so bin ich schließlich trotz allem gezwungen, diesem Schweigen zu begegnen – in das Schweigen hineinzureden. Wahrscheinlich handelt es sich dabei bereits um die Anfangsform eines Gebetes – die Hinwendung zum schweigenden Gott, unter dessen Abwesenheit ich leide.

Peter L. Berger, Erlösender Glaube? S. 13

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Gute Fragen

Heute morgen habe ich mich durch die ersten beiden Kapitel von Peter L. Bergers Erlösender Glaube? Fragen an das Christentum bewegt und war begeistert. Das Cover und Inhaltsverzeichnis (er hangelt sich am apostolischen Glaubensbekenntnis entlang) hatten erst einmal gar keine großen Erwartungen geweckt.

Aber es ist spannend, wie Berger sich hier vorantastet angesichts zweier universaler Erfahrungen, nämlich der nicht harmonisierbaren Pluralität von Religionen und Glaubensrichtungen einerseits und – sofern man nicht zur kleinen Gruppe religiöser Genies wie Abraham oder Paulus gehört – des Schweigens Gottes andererseits. Kein völliges Schweigen allerdings, aber ein Reden, das uns eben nur mittelbar erreicht und daher vor die Frage stellt, wo wir Gottes Offenbarung anzutreffen meinen und wo nicht.

Berger bringt Philosophie, Religionswissenschaft und christliche Theologie in ein spannendes Gespräch, indem er nicht so sehr abstrakte Sätze gegen- oder nebeneinander stellt, sondern in der Ich-Form fragt, was ihm beim Glauben hilft oder hindert und wie er an die Aufgabe herangeht, zwischen verschiedenen Angeboten und Möglichkeiten zu entscheiden.

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Glück braucht Rituale

“Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen”, sagte der Fuchs. “Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, um so glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein soll … Es muß feste Bräuche geben.”

“Was heißt ‚fester Brauch‘?” sagte der kleine Prinz.

“Auch etwas in Vergessenheit Geratenes”, sagte der Fuchs. “Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von den anderen Stunden. Es gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am Donnerstag mit den Mädchen des Dorfes. Daher ist Donnerstag der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger irgendwann einmal zum Tanz gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien.”

Antoine de Saint-Exupery

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Lesen und Lesen lassen

Alan Mann hat Brian McLarens Everything Must Change gelesen. Scot McKnight ist noch dabei, es zu besprechen.

Am Abend des 30. November wird Brian hier in Erlangen live aus diesem Buch lesen bzw. darüber sprechen. Ich bin schon sehr gespannt darauf. Es wird eine ganz besondere Adventsandacht werden…

Wer sich mit dem Englischen schwer tut und das Buch auf Deutsch nicht zur Hand hat, kann bei DoSi Brians Gedanken über Jesus nachlesen. Sie bilden die Grundlage für seine Frage, was in der Welt denn alles anders werden muss.

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Geht’s uns gut!

Erlangen hat als einziger Stadtkreis in Bayern im Familienatlas 2007 der Bundesregierung als Top-Region abgeschnitten. Davon gibt es in ganz Deutschland nur 12. Natürlich gibt es auch hier noch viel zu verbessern. Aber es ist doch schon mal ein gute Anfang, für den man dankbar sein kann.

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Wer einmal lügt…

Die Freunde von Kabel Deutschland haben wieder einen neuen Anlauf unternommen, ihre (potenziellen) Kunden für dumm zu verkaufen: Sie bieten eine stinknormale Festnetz-Flatrate mit dem Versprechen an, man werde “ein Leben lang gratis telefonieren”.

Ob die Bindung ein Leben lang hält, liegt jedoch eher am Kunden als am Anbieter, denn der muss für die “Gratisleistung” bezahlen. Dass sie damit ganz andere Erwartungen wecken, als sie einzulösen in der Lage sind, interessiert keinen, so lange ein paar schlichte Gemüter auf den Trick hereinfallen. Ich habe trotzdem mal dem Werberat geschrieben. Vielleicht hilft es ja…

Übrigens: Das Gerät, das neulich angeblich schon in der Post war, kam nie bei mir an – es war glatt gelogen.

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Free Burma

Es ist schon so Vieles gesagt und geschrieben worden, aber wir können erst damit aufhören, wenn sich Dinge tatsächlich verändern und die Freiheit und Gerechtigkeit siegt. Momentan scheint sich die Lage zu verdüstern – Hunderte von Mönchen sind womöglich schon tot, viele sind in Haft. Auch wenn es notgedrungen nur eine Geste ist, heute sind viele an der Aktion Free Burma! beteiligt.

Mehr über die Lage im Land hier.

Free Burma!

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Wie bitte?

Ich hätte nicht reinklicken sollen. Auf der idea-Website beginnt ein Bericht mit diesem Satz:

Weder der Militäreinsatz im Irak noch die Politik in Washington treiben die evangelikalen Führungskräfte in den USA am meisten um. Am stärksten brennen den rund 100 Vorstandsmitgliedern der Evangelischen Allianz ethische und geistliche Fragen unter den Nägeln.

Der Krieg (und die Politik) ist weder eine ethische noch eine geistliche Angelegenheit? Das ist jetzt weniger eine Frage an die Evangelikalen in den Staaten als an die idea-Redaktion, denn diese Formulierung spricht Bände.

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Beflüchtert

Mit zwiespältigen Eindrücken bin ich aus Nürnberg von Missio 07. Beflügelnd war der dynamische Auftakt in der Sebalduskirche, das Referat von Michael Herbst und die Tatsache, dass der Tag mit 1.500 Leuten aus allen Nähten platzte. Es gab außerdem eine Fülle von interessanten Workshops. Und natürlich trifft man sich und führt das eine oder andere nette Gespräch am Rande.

Eher ernüchternd fand ich die Podiumsdiskussion über Strukturen. Auch da wurden viele gute und richtige Dinge gesagt und schöne Papiere zitiert. Aber für mein Empfinden waren wir in dieser Diskussion viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt: Der Vertreter des Landeskirchenrats mit der komplexen Aufgabe der Kirchenleitung (bei der das Entstehen neuer Gemeinden und Gemeindeformen eher eine lästige Komplikation zu sein schien), der Dekan aus dem verarmten Nordosten mit den Stellenkürzungen, die landeskirchlichen Gemeinschaften mit dem Empfinden, dass zentrale Inhalte (der Opfertod, das Thema hatten wir hier ja schon ein paarmal) vernachlässigt werden, die geistlichen Bewegungen, die eine Amtskirche tragen, die das nur selten bemerkt und würdigt. In jedem Fall ist das Vorfindliche das Maß der Dinge.

Man hätte ja auch fragen können: Wen erreichen wir im Augenblick nicht, was sind die Ursachen dafür, welche kreativen Antworten fallen uns ein? Den Auftrag und die missio dei zum Maß der Dinge zu machen und mal zu sehen, was es zu gewinnen gibt, anstatt auf mögliche Verluste zu schielen. Ich glaube, das ist die einzige Strukturdiskussion, die mich interessiert.

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Ich sehe rot

… immer öfter, wenn ich mit dem Rad im Stadtgebiet unterwegs bin. Dort wurde in einer Art verkehrspolitischem Schildbürgerstreich an zahlreichen Kreuzungen ein gelbes Kästchen angebracht, das Fußgänger und Radfahrer drücken müssen, um bei der nächsten Grünphase für die Autos auch mitgehen zu dürfen.

Ampel- statt Schildbürger wäre der passendere Begriff für die falschen Signale, die hier gesetzt werden: Denn wer vergisst zu drücken oder im Verkehrsfluss punktgenau bei Grün ankommt, ohne dass vor ihm jemand den Knopf bedient hätte, darf eine ganze Runde Ampel aussetzen (oder, ich wage es kaum zu sagen, fährt bei Rot).

Und weil man da unversehens viel Zeit hat zum Nachdenken, fragt man sich, wer wohl auf diese Schnapsidee gekommen ist, die zwar den abbiegenden PKW-Verkehr beschleunigt, aber die übrigen, sich umwelt- und klimafreundlich (sowie gesundheitsförderlich) fortbewegenden Verkehrsteilnehmer krass benachteiligt.

Wenn schon, dann muss da auch ein Knopf für Autos her!

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Ich trage rot

Und das nicht nur deshalb, weil der Temperatursturz letzte Woche mir einen dicken Schnupfen bescherte und ich den roten Winterpulli rausholen musste (die rote Nase passt nun auch super dazu).

Vielmehr ist rot die Farbe des Protests gegen das Regime in Birma/Burma/Myanmar. Dank Hufis Hinweis werde ich mich der Aktion “Free Burma” anschließen, die für Donnerstag in der Blogosphäre zum gemeinsamen Protest aufruft.

Das ist bestimmt nicht viel, was wir von hier aus tun können, aber besser als Nichts. Vor allem, wenn sich viele dazu aufraffen. Dass die Generäle rot sehen, zeigt ja schon die Tatsache, dass sie ihren Leuten das Internet sperren. Und als Christen können wir das alles ja mit einem Gebet verstärken.

Den roten Pulli lasse ich bis dahin an.

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