Hörkunst

Daniel hat, angeregt von Dan Kimball in einem Post gefragt, ob wir statt sie mit Predigten zu “versorgen” Leuten nicht viel mehr beibringen sollten, selbst mit Gewinn die Bibel zu lesen. In der Diskussion dort wurde auch klar, dass das ja nicht unbedingt ein entweder/oder sein muss. Und dass man methodisch vielleicht bessere Wege finden kann, Leuten das Arbeiten mit der Bibel beizubringen, als eine “Frontalpredigt”. Gemeinde ist ja mehr als der Sonntagmorgen.

Wenn das also keine Gegensätze sind (etwa nach dem Motto: “Wer noch Predigten hört, ist nur zu dumm zum Bibellesen”), dann ist meine Frage heute die, ob wir nicht auch das Hören auf eine Predigt wieder lernen müssen. Tipps für Prediger gibt es ja genug, aber dass auch das Zuhören eine Kunst sein kann (und eine nützliche oder gewinnbringende noch dazu), ist noch eine andere Sache.

Ich kenne viele Leute, die viel wissen und selbst gut predigen, aber trotzdem gerne andere Predigten hören. Sie sind nach beiden Richtungen kritischer – den Stärken wie den Schwächen. Sie können aus einer Predigt mehr Anregungen heraushören als andere und gleichzeitig viel präziser sagen, wo sie Mängel hatte. Andere sind so lange zufrieden, wie sie mit einem guten – und sei es auch diffusen und kurzlebigen – Gefühl nach Hause gehen.

Manchmal ist das beste Kompliment auf eine Predigt eine gute Frage – sie zeugt jedenfalls von mehr Verständnis als ein pauschales “schön war’s, Herr Pfarrer” oder “genau das sage ich auch immer”. Dasselbe gilt ja auch bei Büchern: Viele Autoren lesen gerne und manche sind sogar gute Literaturkritiker (zu diesem Thema hat Dan Reid von IVP ein paar treffende Zeilen geschrieben).

Hier also die Frage: Wenn wir schon alle eifrig dabei sind, Schriftgelehrte zu werden – wie werden wir gute Hörer und wie können wir andere dazu inspirieren? Und für die Humorfraktion: Auf welches Lob kann man getrost verzichten?

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