Gottes Schweigen und unser Reden

Ich bin mit Gottes Schweigen konfrontiert, und ich bin fest entschlossen, dieses Schweigen zu ertragen. Ich unternehme erst gar nicht den Versuch, voreilig in die Stille hineinzureden und es auf eine Weise zu leugnen. Ich schweige ebenfalls. Ich ich warte – en hypomene. Gleichzeitig bemerke ich, dass mir Gottes Schweigen untragbar scheint, geradezu beleidigend. Ich beschließe, weder Gottes Schweigen zu leugnen, noch mein eigenes Verlangen nach einer Unterbrechung dieses Schweigens. Und so bin ich schließlich trotz allem gezwungen, diesem Schweigen zu begegnen – in das Schweigen hineinzureden. Wahrscheinlich handelt es sich dabei bereits um die Anfangsform eines Gebetes – die Hinwendung zum schweigenden Gott, unter dessen Abwesenheit ich leide.

Peter L. Berger, Erlösender Glaube? S. 13

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3 Antworten auf „Gottes Schweigen und unser Reden“

  1. Ich weiß nicht wie es dir damit geht, aber wenn ich mir mal Zeit nehme um nur mit Gott allein zu sein und zu beten und ich sage „Hier bin ich jetzt habe ich Zeit. Jetzt höre ich dir zu. Rede zu mir.“ – Dann scheint Gott immer zu schweigen. Ich weiß nicht ob es an mir oder an Gott liegt und ich hoffe auch nicht, dass das so die Regel ist.

    Wenn ich zurückblicke hat Gott dann zu mir gesprochen wenn ich es nicht erwartet habe. Das war selten und meist wenn ich in einer Krise steckte. Ich finde es auch sehr schwierig damit umzugehen.

    Ich weiß nicht ob mir einfach die Fähigkeit fehlt ganz ruhig zu werden oder ob Gott mein Monolog gefällt. Manchmal frage ich mit bei gebeten ob das grad nicht nur ein Selbstgespräch ist, bei dem ich mir logische Antworten gebe oder ob Gott wirklich dadurch zu mir spricht.

    Wie oft und unter welchen versuchst du auf Gottes Reden zu hören?
    Ich würde gern noch mehr über dieses Thema reden.

  2. Puh, das ist eine schwere und persönliche Frage. Mir geht es ähnlich: Ich habe das Gefühl, Gott redet zu mir nicht auf Anfrage (fast hätte ich geschrieben „auf Kommando“). Darin ist und bleibt er sehr frei.

    Aber still zu werden und zu warten (also auch den Monolog vorübergehend auszusetzen) hilft mir, mich auf das überraschende Reden vorzubereiten. Ich bin nicht sicher, ob ich es sonst hören würde.

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