Mehr als tausend Worte

Der Sieger bei den World Press Photo Awards hat sein Bild vielleicht selbst nicht richtig interpretiert, schreibt die SZ heute. Das vielsagende Foto eines roten Mini Cabrio mit fünf Insassen im zerbombten Süden von Beirut zeigt nicht etwa “Schnösel in Trümmern” (SZ vom 9.2.07), sondern libanesische Christen, die sich das Auto geliehen hatten um zu sehen, was vom eigenen Haus und Besitz noch übrig war. Opfer also, keine Gaffer.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wenn es aber missverstanden wird, sind aber noch viel mehr Worte nötig, um den falschen Eindruck auszuräumen. Manchmal reichen Bilder eben nicht aus.

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Schlämmer Fänger

Es hat sich inzwischen herumgesprochen: Das Schlämmerblog war ein getarnter PR-Streich von Volkswagen. Nicht dass er deshalb weniger komisch wäre, und doch…

Auf die Automarken hatte ich ehrlich gesagt gar nicht geachtet. Hape Kerkeling wird sich jetzt vielleicht auch fragen lassen müssen, für wen er “Ich bin dann mal weg” geschrieben hat: das spanische Tourismusbüro? Erzbischöfliche Pilgerseelsorge? Und wir anderen werden argwöhnisch auf mögliche Sponsoren hin abgeklopft.

Ein paar von uns könnten von Apple Geld bekommen (dumm, dass die das nicht nötig haben). Also lieber Lavazza? Gralshüter aller möglichen Orthodoxien werden den jeweiligen Erzfeind als Mäzen im Hintergrund vermuten: Katholiken, Liberale, Megachurches, Wiedertäufer, Grüne, George Bush, Pietisten – was die kirchliche Klamottenkiste so an Watschenmännern bereit hält. (Überhaupt: Warum heißt es Watschenmänner und Prügelknaben?)

Und wo wir schon dabei sind: Jan Ullrich hätte jetzt auch Zeit zum Bloggen. Wer den wohl sponsern würde?

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Vielsagende Lücken

Dallas Willard verwendet den Ausdruck the great omission. Und es ist wirklich erhellend, wenn man ganz plötzlich darüber stolpert, was so alles fehlt. Letzte Woche wollte ich für eine Predigt über Gastfreundschaft im Jerusalemer Bibellexikon das Stichwort nachschlagen. Ein hoher Wert in der antiken Kultur und ein Dauerthema in den Evangelien.

Dachte ich. Das Lexikon hat keinen Eintrag dazu, und auch unter “Tisch(gemeinschaft)” oder “Mahl(gemeinschaft)” war nichts zu finden. Schließlich scheiterte noch der Versuch, im Umfeld der Stichworte Freiheit, Freude und Friede den “Fremden” zu lokalisieren. Für die Autoren und Herausgeber ist das offenbar kein Thema. Wen wundert’s also, dass das auch für den Alltag vieler Gemeinden gilt?

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Bravo!

Oscars für “Das Leben der anderen” und “Eine unbequeme Wahrheit”. Schön, weil die Autoren/Regisseure das verdient haben und noch schöner, weil es ein Indiz für ein dringend nötiges Umdenken in den USA ist. Insofern sind das gute Nachrichten für uns alle.

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Gestört

Liebe Blogleser,

keine Ahnung woran es liegt, aber die längeren Artikel werden momentan nicht mehr richtig angezeigt und die Feeds scheinen auch nicht mehr zu funktionieren. Ich hoffe, das Problem lässt sich lösen.

Nun geht es wieder. Danke an Thomas!

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Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? Teil 4: Gott, Sex und “Das Gefühl”

Das Beste zum Schluss. Nach den Fragen zu den Inhalten und zur Stilistik kommt Brian wieder auf die Frage zurück, was genau wir eigentlich erreichen wollen:

Anbetungsleitung, die kein neues Gebiet erkundet (sondern Produkte einer Industrie hervorbringt, deren unausgesprochenes Ziel es ist, 52mal im Jahr ein gutes Gefühl zu liefern) kann uns ungewollt nicht in die Anbetung, sondern in Versuchung führen. Und dann lägen wir daneben.

Ich denke, mit der Anbetung ist es ähnlich wie mit dem, was Forscher über Sexualität entdecken. Eine Fernsehsendung über Evolution zitierte Wissenschaftler zum biologischen Hintergrund von Verliebtheit: Das Hirn scheint so angelegt, dass es in Reaktion auf einen romantischen oder sexuellen Kontrakt zu einem besonders attraktiven Objekt des Begehrens alle möglichen wohltuenden Substanzen ausschüttet. Diese Stoffe lösen im Gehirn eine Mischung aus Euphorie, Obsession und Sehnsucht aus – wesentliche Gefühle für die Erhaltung unserer Spezies.

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Kinder, Krippe, Kirchenfrust?

Das gibt Ärger: Bischof Mixa aus Augsburg bemüht antisozialistische Rhetorik und findet, dass unsere tapfere Familienministerin Frauen zur “Gebärmaschine” degradiere und damit nur der Industrie und dem Konsum nütze. Das ist ein böses Wort, und weckt allerlei ungute Assoziationen. Ob ein Pressesprecher das durch kreative Neuinterpretation wieder richtig hinbiegen kann – wir werden es sehen.

Die meisten Frauen in meinem Bekanntenkreis würden das wohl kaum so sehen (oder doch? Kommentare?). Aber wo wir gerade beim Thema Kinderfreundlichkeit sind: Wann dürfen Priester eigentlich – offiziell – Väter werden? Das wäre doch mal ein Schritt in Richtung Gegenkultur, wenn man in der katholischen Kirche Familie und Karriere vereinbaren könnte. So lange das nicht geht, darf man da eigentlich solche Dinge sagen?

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Nicht schwarz genug?

Nein, das hat rein gar nichts mit der CSU oder mit Bayern zu tun: Barack Obama ist möglicherweise nicht schwarz genug, um als Repräsentant der Afroamerikaner gelten zu können. Aus der Distanz gesehen eine interessante Diskussion: Ich bin sicher, Hillary Clinton (wen hat sie wohl bezahlt, um diesen Streit anzuzetteln?) und diverse republikanische Hoffnungsträger stehen schon bereit, um für ihn einzuspringen. Da scheint die Hautfarbe egal.

Da wird ein viel versprechender Kandidat (jetzt, wo ich es schreibe, fällt mir die Doppeldeutigkeit erst auf: in gewisser Hinsicht sind sie das ja alle…) möglicherweise demontiert, weil er den Idealen nicht entspricht. Nicht fromm genug, nicht dieses genug, nicht jenes.

Rick Warren hat für seine Zusammenarbeit mit Barack Obama auch schon Druck aus den eigenen Reihen bekommen, weil der zwar gegen AIDS, aber auch gegen schärfere Abtreibungsgesetze ist. Dass einer unter dem Strich möglicherweise durchaus die beste Wahl wäre, interessiert in diesem Moment fast schon nicht mehr. Wenn ich nicht genau das kriege, was ich will, will ich lieber gar nichts. Zum Glück gibt es das ja nur in Amerika…

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Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? (Teil 3)

Im dritten Teil wendet sich Brian vor allem der Sprache und Stilistik der Texte zu und formuliert ein paar Wünsche, die es in sich haben.

Schließlich: Bin ich der einzige, der sich mehr Abwechslung beim Rhythmus wünscht? Warum tun mir die kreativen Drummer und Percussionisten so gut, wo immer ich hingehe – Musiker, die die Grenzen hinausschieben statt im sicheren Weißbrot, mittelalten, easy listening Mittelbereich zu bleiben?

… und was die Texte angeht
Gestattet mir noch ein paar Fragen, die mich beschäftigt haben – nicht in kritischer Absicht, sondern um zu helfen – und Wege aufzuzeigen, wie Ihr mit Euren Gaben der Kirche und unserer Mission in dieser Umbruchszeit besser dienen könnt?

Ist es möglicherweise an der Zeit, dass wir endlich und vollständig über das Lutherdeutsch in unseren neuen Texten weg kommen, auch wenn wir es in den alten beibehalten? Genug gesagt.

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Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? Teil 2: Die Inhalte

Im zweiten Teil geht es um den Inhalt unserer Lieder und Liturgie. Brian verweist auf fünf biblische Themenkomplexe, die in moderner Anbetungsmusik kaum vorkommen, aber wichtig sind für eine gesunde und vor allem glaubwürdige Gemeinde.

Wenn es aber beim Liederschrieben nicht primär um eine tiefe, innige Beziehung zu Gott geht, worum sollte es dann gehen? Ich denke, wir täten gut daran, in unseren Texten die folgenden fünf biblischen Themen zu verfolgen, nicht um den Gedanken persönlicher Intimität zu ersetzen, sondern um ihn zu ergänzen, um das Thema in einem weiteren, größeren Bild ausgewogen zu platzieren.

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Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? Teil 1: Nicht stehen bleiben

Mit freundlicher Genehmigung von Brian poste ich hier in mehreren Teilen seine Gedanken zum Thema Anbetung, die er als offenen Brief geschrieben und etwas erweitert in “Adventures in Missing the Point”veröffentlicht hat.  Photos Bmclaren01In den letzten Jahren hatte ich die Gelegenheit mit vielen Nachwuchsleitern an vielen verschiedenen Orten zu sprechen. Das bedeutete: ich sah, hörte und lobte Gott mit vielen Dutzenden Lobpreisbands und -leitern. Neben vielen ermutigenden Trends in der Gottesdienstgestaltung habe ich ein paar hartnäckige Bedenken, dass wir dabei am Eigentlichen vorbei gehen könnten.Als Musiker wie als Gottesdienst-Teilnehmer habe ich den großen Wunsch dass die heutige Musik neue Höhen und neuen Tiefgang erreicht, um die Gottesdienste überall auf der Welt zu bereichern – vor allem wenn wir, wie ich glaube, in eine entscheidende Zeit des theologischen, kulturellen, geistlichen Umbruchs kommen (oder schon gekommen sind), vielleicht ähnlich bedeutsam wie die Zeit der Reformation. Wenn das stimmt, sollten wir damit rechnen, wie in der Reformation eine Belebung der Theologie und Liturgie zu sehen, die uns schließlich hilft, biblischer, geistlicher und effektiver in der Erfüllung unseres Auftrags zu werden. 

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Trügerische Romantik

Manchmal macht es mir Sorge, wie inflationär wir mit dem Begriff Freundschaft umgehen. Vor allem die Tendenz, ihn zum Charakteristikum für Beziehungen in Gemeinden zu machen (und zum Medium für das Evangelium…). Mit der Konsequenz, dass wir Erwartungen von Nähe und Sympathie wecken, die wie einfach nicht einlösen können. Das führt zu Frust und Streit, oder zu einer unechten Harmonie und gezwungenen Intimität.

Geholfen hat mir am Wochenende die Entdeckung, dass Jesus seine Jünger nur ein einziges Mal als Freunde bezeichnet, nämlich in Johannes 15. Da fällt der Begriff mehrfach. In den synoptischen Evangelien kommt “Freunde” als Bezeichnung Jesu für seine Jünger nicht vor, und in den anderen Kapiteln bei Johannes auch nicht. Aber in wie vielen Büchern und Predigten ist mir das begegnet, dass hier angeblich eine Gruppe von Freunden unterwegs war! Vielleicht waren sie ja am Ende dann Freunde, nach drei Jahren. Aber so romantisch, wie wir uns das wünschen, war es eben vermutlich nicht.

Aber es ist doch auch befreiend, wenn mir nicht jeder schrecklich sympathisch sein muss, nur weil wir in der gleichen Gemeinde sind oder beide Christen. Und ich mir auch nicht den Druck machen muss, das zu schaffen, sondern wir erst einmal lernen, einander zu ertragen und mit Würde und Achtung zu behandeln in einer gesunden Distanz, ohne uns gleich Vorwürfe dafür zu machen, dass wir einander nicht um den Hals fallen bei jeder Gelegenheit. Wer weiß – vielleicht wachsen auf dieser Grundlage am Ende sogar die besseren Freundschaften?

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Friedliebend?

Ein paar Zeilen aus Chasing Francis fand ich heute sehr anregend:

Mir ist bewusst geworden, dass ich ein Friedensliebhaber war, aber kein Friedensstifter. Ein Friedensliebhaber ist jemand, der die Abwesenheit von Konflikt genießt, ein Friedensstifter aber engagiert sich aus eigenem Antrieb im Werk der Versöhnung – in allen Lebensbereichen, vom Persönlichen bis zum Globalen.

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(Doppel-)Moralapostel

Hat in letzter Zeit jemand nach einem Grund gesucht, FDP zu wählen? Christopher Vorwerk von den jungen Liberalen fordert die Freigabe von Pornos für 16-jährige. Die Logik beeindruckt besonders:

Im Fernsehen wird eindeutig mit zweierlei Maß gemessen. Schon im Vorabendprogramm sind Gewalt und Leichen zu sehen, aber kein körperlicher Akt der Liebe. Das ist doch scheinheilig. Erlaubte Pornografie ist doch wohl kaum schädlicher als ein Gemetzel in Krimiserien.

Äh – wofür stand bei den Liberalen das “P” gleich wieder? Und was hat er da mit Liebe gemeint?

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Frauenpower, mal anders gesehen

Ich bin bei Hartmut Gese auf einen interessanten Gedanken gestoßen. In Sacharja 5,5ff erscheint die Bosheit in Gestalt einer Frau, ähnlich wie in den Sprüchen schon Weisheit und Torheit. Seine Schlussfolgerung sollte man im christlichen Geschlechterkampf in der Debatte um das Verhältnis der Geschlechter in der christlichen Tradition hören:

Wir müssen davon ausgehen, dass Sacharjas Prophetie an die Männer wendet, und zunächst ist eben auch die Bosheit der männlichen Welt gemeint (…): Der intime Personalbezug zum Mann lässt die personal verstandene Bosheit des Menschen im Symbol als Menschen, und zwar als Frau erscheinen.

Das wirf vielleicht noch einmal ein anderes Licht auf die Auslegungen der Geschichte von Sündenfall. Im Übrigen, betont Gese, steht der gängige Begriff für Bosheit im Hebräischen im Maskulinum 🙂

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