Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? (Teil 3)

Im dritten Teil wendet sich Brian vor allem der Sprache und Stilistik der Texte zu und formuliert ein paar Wünsche, die es in sich haben.

Schließlich: Bin ich der einzige, der sich mehr Abwechslung beim Rhythmus wünscht? Warum tun mir die kreativen Drummer und Percussionisten so gut, wo immer ich hingehe – Musiker, die die Grenzen hinausschieben statt im sicheren Weißbrot, mittelalten, easy listening Mittelbereich zu bleiben?

… und was die Texte angeht
Gestattet mir noch ein paar Fragen, die mich beschäftigt haben – nicht in kritischer Absicht, sondern um zu helfen – und Wege aufzuzeigen, wie Ihr mit Euren Gaben der Kirche und unserer Mission in dieser Umbruchszeit besser dienen könnt?

Ist es möglicherweise an der Zeit, dass wir endlich und vollständig über das Lutherdeutsch in unseren neuen Texten weg kommen, auch wenn wir es in den alten beibehalten? Genug gesagt.

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Sollten wir vorsichtig mit der üppigen biblischen Sprache umgehen – Zion, Israel, Thronsaal, erheben, in der Höhe, etc.? Wenn es einen guten Grund gibt, solche Worte zu benutzen – wenn wir das also bewusst und gezielt, nicht nur für eine „geistliches“ Gefühl tun – dann gern. Andernfalls, wenn wir eine aktuellere Sprache und Metaphern finden könnten, die knackiger, schärfer, unmittelbarer und tiefer zu Menschen spricht, die wenig Zeit in Kirchenbänken abgesessen haben, dann lasst uns das tun im Geist von 1.Korinther 14, wo Verständlichkeit gegenüber Menschen, die spirituell auf der Suche sind, eine Tugend des Evangeliums ist.

In einer Zeit von Schulmassakern und Terrorismus, ist es da sinnvoll, wenn wir vorsichtiger sind mit der Sprachen des Heiligen Krieges und Dschihad? Ich nehme an, es gibt Zeiten und Orte dafür, aber ich denke nicht, dass das hier und jetzt ist. Meiner Meinung nach brauchen wir eine starke Dosis von friedliebendem Täufertum.

Können unsere Anbetungsleiter die musikalische Erfahrung anreichern durch Lesungen aus der Schrift, großen Gebeten der Kirchengeschichte, Glaubensbekenntnissen und Gedichten, die mit Musik untermalt werden? Auch wenn manchen das Genre nicht liegt: Rapmusik zeigt uns, welche Kraft Worte haben, die zur Musik gesprochen werden.

Können unsere Lobpreis-Texter damit anfangen, mehr gute Lyrik zu lesen, mehr gute Prosa, damit sie sensibilisiert werden für die Kraft der Sprache, die Anmut einer schön geformten Wendung, das Entzücken über ein frisches Bild, das Stechen, den Schlag, die Liebkosung und den Ruck, der möglich ist, wenn wir etwas mehr mit den Worten ringen und uns etwas weiter strecken nach dem Wort, das aus unserem Inneren wirklich gesagt werden möchte? Ich fühle mich nicht wohl, wenn zwar die Musik in unseren Gottesdiensten besser wird, die Texte sich aber immer noch wie ein Zug aus Klischees anfühlen, eines an das andere gekoppelt, die Plastiksprache und papierne Plattheit von Vers zu Vers recyceln?

Hat nicht unser Gott, unsere Mission, unsere Gemeinschaft mehr textliche Qualität verdient, als wir bis jetzt bieten?

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4 Antworten auf „Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? (Teil 3)“

  1. „Ich fühle mich nicht wohl, wenn zwar die Musik in unseren Gottesdiensten besser wird, die Texte sich aber immer noch wie ein Zug aus Klischees anfühlen, eines an das andere gekoppelt, die Plastiksprache und papierne Plattheit von Vers zu Vers recyceln?“

    Ohh ja. *frenetischer Applaus und stehende Ovationen*
    Ich fühl mich in meinem Empfinden mehr beleidigt von diesen platten Liedtexten als von jeder langweiligen, 50 minütigen Predigt. Denn die Kultur liegt vom Rhetorischen her selten über dem Niveau der meisten Predigten; aber es ist schwer ein Liedtext in der Kultur zu finden, der unter dem Niveau eines Lobpreisliedes liegt (zumindest aber haben die meisten Texte rein grammatikalisch keine Ecken und Kanten wie bei Xavier Naidoo).

    (kurze Frage: warum muss man sich denn hier anmelden, um ein Kommentar zu posten? Das hat schon einige Male verhindert, dass ich etwas kommentiert habe)

  2. Danke für den Kommentar. Wegen Spam habe ich die Anmeldung eingeführt. Aber schön, dass es nun geklappt hat.

    Nachdem ich gestern Radio gehört habe beim Autofahren, muss ich allerdings sagen, dass man auch da ziemlich trashige Texte finden kann. Ich habe mir nur abgewöhnt, auf die Worte zu achten. Vielleicht sind es ja unsere Hörgewohnheiten im Pop-Zeitalter, die da die Latte so niedrig legen?

  3. Achso, ne Radio ist klar. Es gibt ja bekanntlicherweise keinen guten aktuellen Radiosender in Süddeutschland. Nur sogenannte „Hitsender“ und in der Tat: die stolzen Julimönde sind teilweise auch keine Rainer-Maria Rilkes. Aber bei mir läuft schon sehr viel über die Texte. Es reicht auch oft, wenn ein so’n Hammersatz drin ist.
    BTW: Was Ehrlichkeit und Poesie angeht, finde ich Schere Stein Papier (http://www.jesus-rocks.com/) und This beautiful mess (http://www.myspace.com/thisbeautifulmess) ganz gut.

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