Musik: heute kreuzweise

Gossip steht heute mit Heavy Cross auf Platz 2 bei Amazon mp3 und Platz 5 bei iTunes. Das Cover deutet schon an, dass eher die Form, aber kaum etwas vom Inhalt überlebt hat – der Song beklagt die Grausamkeit der Welt und hat ihr im Grunde nur zur ratlosen Pose erstarrte Zweisamkeit entgegen zu setzen.

Aber einmal aufmerksam geworden werde ich von Daniel an Robbie Williams erinnert, der in Bodies – zynisch, wie könnte es anders sein – den (allzu leicht dahin gesagten?) frommen Worthülsen vom stellvertretenden Tod Jesu die Beziehung zum eigenen Spiegelbild als Grundlage seiner Lebensphilosophie entgegensetzt

All we’ve ever wanted

Is to look good naked

Hope that someone can take it

God save me rejection

From my reflection,

I want perfection

Alles wäre kaum eine Zeile wert, wäre da nicht noch Regina Spektor (via Pastor Sandy), die dem Narzissmus und der Melancholie der Kollegen den Spiegel vorhält. Es ist das zweifelhafte Privileg der Satten, Schönen und Reichen, sich über Gott und seine (manchmal ja tatsächlich) dämlichen Anhänger lustig zu machen, aber es wirkt wie der Spott übermütiger Kinder, so lange die Mami oder der große Bruder in der Nähe ist. Hat am Ende hat der Weheruf Jesu gegenüber denen, die jetzt lachen, für Spektor vielleicht doch seine Berechtigung? Immerhin singt sie

No one laughs at God in a hospital

No one laughs at God in a war

No one’s laughing at God

When they’re starving or freezing or so very poor

No one laughs at God

When the doctor calls after some routine tests

No one’s laughing at God

When it’s gotten real late

And their kid’s not back from the party yet

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Das große Gähnen

Fulbert Steffensky schreibt über Heilige Welten, und würdigt den Segen der Reformation, die die alten Ordnungen von Heilig und Profan sprengte – fragt aber im Blick auf ihre unbeabsichtigten Nebenwirkungen im Gefolge der Aufklärung:

Könnte es sein, dass mit dieser Art Entzauberung des Lebens ein großes Gähnen in die Welt gekommen ist? Könnte es sein, dass wir vor lauter Erlösung Schöpfung nicht mehr denken können? Dass wir in den Dingen die Spuren und die Kraft Gottes nicht mehr lesen und aus ihnen sein Lob nicht mehr hören können?

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… und die Liebe wird in vielen erkalten

Das ist in diesem Fall mal eine gute Nachricht, wenn Zeit Online nämlich heute den Psychologen Peter Kruse zitiert:

Die Menschen verlieren ihre emotionale Nähe zum Auto. Dies trifft insbesondere die Einstellung zu Premiummarken wie BMW, Mercedes oder Porsche. Diese Kultmarken wirken nicht mehr so erotisch auf die Menschen. Das Konsumgut Auto hat seine Poleposition im emotionalen Raum verloren.
… Die junge, mit dem PC aufgewachsene Generation, die »digital natives«, wird sich vom Thema Auto nicht mehr so anfixen lassen wie frühere Generationen. Haben die Jungs erst mal aufgehört, Autoquartett zu spielen, ist die alte Bindung für immer hin.

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Schwarzgelb

wird für die nächsten vier Jahre den Ton angeben, nicht unbedingt zu jedermanns Begeisterung. Hier das Motto für diese Zeit, von den unnachahmlichen Goscinny und Morris:

Während der Bewährungsfrist (und wer die Daltons kennt, weiß wie sie endet) wird sich die SPD neu sortieren und mit der Linken pragmatisch zusammenarbeiten, die CSU wird bundespolitisch weiter an Gewicht einbüßen, das soziale Ungleichgewicht wird wachsen und in vier Jahren erleben wir dann keinen lahmen Schmusewahlkampf mehr.

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Doch nicht alles relativ

Im neulich schon erwähnten kleinen Aufsatzband Die Reformation. Potentiale der Freiheit hat Michael Welker einen Aufsatz mit dem Titel Sola Scriptura geschrieben, der unter anderem auch auf den Pluralismus eingeht, der ein wesentliches Merkmal der Postmoderne ist und zugleich alle möglichen Ängste auslöst. Welker beschreibt das so:

Angesichts dieser diffusen Pluralität fürchten die einen mit Recht das drohende Chaos, den Relativismus, den Verfall von Gemeinsamkeit und sozialer Konnektivität. Andere machen sich weiche und meist illusorische Vorstellungen von der unendlichen Fülle der Entfaltungsmöglichkeiten, die diese Pluralität biete. Wieder andere rufen nach autoritären Gegensteuerungen gegen dieses Chaos, oder sie setzen auf liberale Integrationsformeln, etwa: wir brauchen dieses oder jenes Minimum an Gemeinsamkeit, um aus dem Schlamassel herauszukommen. Alle diese Sichtweisen haben eins gemeinsam: Vom Pluralismus haben sie nichts kapiert.

Der Pluralismus bringt nicht einfach Bindungslosigkeit, Relativismus, Individualismus mit sich, obwohl diese Erscheinungen auch in pluralistischen Umgebungen auftreten. Der Pluralismus bildet und pflegt vielmehr multisystemische Formen, die sehr wohl hohe Bindekräfte entwickeln, aber eben nicht die gesellschaftseinheitliche, kultureinheitliche Bindekraft versprechen können.

Die Zivilgesellschaft ist für Welker ein Beispiel, wie verschiedene Gruppen und Zusammenschlüsse auf die gesellschaftlichen Systeme wie Politik, Bildung, Recht, Wirtschaft etc. Einfluss nehmen. Nur gibt es das eine Prinzip eben nicht mehr, das alles so organisiert und zusammenhält, wie der Modernismus es gerne gehabt hätte. Welker zieht von hier aus eine Linie zum Pluralismus des biblischen Kanons. In der Vielstimmigkeit der Überlieferung sieht er daher kein Problem, sondern einen Reichtum.

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When I’m sixty-four

Es sind zwar noch 20 Jahre hin, aber vielleicht kann man mit diesem Gebet einer alt(ernd)en Nonne gar nicht früh genug anfangen:

Herr, du weißt besser als ich, dass ich alt werde und eines Tages tatsächlich alt bin. Bewahre mich davor, geschwätzig zu werden und besonders vor der fatalen Angewohnheit zu meinen, ich müsse immer zu allem etwas zu sagen haben. Angesichts des gewaltigen Schatzes meiner Weisheit scheint es ein Jammer, wenn ich sie nicht nutze.

Mache mich nachdenklich, aber nicht launisch. Lehre mich die herrliche Lektion, dass es gelegentlich sein kann, dass ich mich irre. Lass mich einigermaßen liebenswert bleiben. Ich will keine Heilige werden – mit manchen von ihnen hält man es nur schwer aus – aber eine versauerte alte Frau ist ein Glanzstück des Teufels. Befreie mich von der Sucht, die Angelegenheiten aller anderen zu regeln. Halte meine Gedanken frei von der Aufzählung endloser Einzelheiten – gib mit Flügel, damit ich zum Punkt komme.

Ich bitte um genügend Gnade, den schmerzlichen Geschichten anderer zuzuhören. Hilf mir, sie geduldig zu ertragen. Aber versiegle meine Lippen, wenn es um meine Schmerzen und Wunden geht – sie sind interessant und meine Vorliebe, sie aufzusagen, wird mit den Jahren immer süßer. Aber du weißt, Herr, dass ich am Ende noch Freunde haben möchte.

(via Sacred Space)

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Ich kapier’s nicht…

In den letzten Tagen wurde mehr als genug über den Amoklauf im Carolinum in Ansbach berichtet. Bei mehreren Online-Berichten war auch gleich eine Galerie der Amok-Historie seit Columbine angefügt – der ganze Rattenschwanz.

Und das, bitteschön, verstehe ich nicht: Wenn wir doch inzwischen alle wissen, dass Medienberichte Nachahmer inspirieren, warum machen wir die Täter durch eine solche Litanei quasi unsterblich?

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Jetzt isses raus…

ZeitGeist 2 ist seit gestern auf dem Markt – nur Amazon muss den Status offenbar noch in „lieferbar“ ändern. Im zweiten Band wird sichtbar, was bei Emergent Deutschland und unseren Freunden in den letzten beiden Jahren weiter gegangen ist. Die Beiträge sind insgesamt noch reifer und durchdachter, und es ist alles Deutsch, nicht nur von der Sprache her…

Zum Thema „Emergenz“ habe ich ja gestern schon ein paar Gedanken gepostet. Warum wir auch dem Thema „Postmoderne“ dran bleiben müssen, dazu habe ich heute im Epilog der Dissertation von Matthias Schnell-Heisch aus dem Jahr das folgende Fazit gelesen. Er beschreibt unser Anliegen ganz treffend, finde ich:

Eine bleibende Herausforderung der Postmoderne-Diskussion besteht darin, daß in der Theologie und in den Kirchen intensiver als bisher darüber nachgedacht werden müßte, mit welchen strukturellen Veränderungen Theologie und Kirche auf die veränderten Rahmenbedingung der »Postmoderne« reagieren können. Dies erscheint besonders vor dem Hintergrund der zu beobachtenden Informatisierungs- und Globalisierungstendenzen (den Migrationsbewegungen, der zunehmenden Mediatisierung etc.) dringlich, die auch für Theologie und Kirche Herausforderungen mit sich bringen, mit denen sie bisher nicht konfrontiert waren.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen, Diskutieren, Kritisieren, Ausprobieren und was Euch sonst noch dazu einfällt. Den Inhalt gibt es hier zu sehen.

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Entlastet!

Heute ging eine kleine Ära meines Lebens ihrem Ende entgegen. Nach 13 Jahren als Vorsitzender – immerhin fast ein Drittel meines Lebens – habe ich die Leitung des Alpha Deutschland e.V. heute abgegeben.

Eigentlich hatte ich schon viel eher vor, diesen Schritt zu gehen. Vor zwei Jahren jedoch kamen wir ins Gespräch über die Frage, ob es eine kontextualisierte Fassung des Kursmaterials für deutsche Verhältnisse (kirchlich wie kulturell) geben könnte. Da ich eher ein Entwicklertyp als ein Vertriebsmensch bin, stieg ich mit 20% meiner Zeit ein und wir arbeiteten mit einem kleinen, aber feinen Team an einer Neufassung. Zugleich hatten wir mit unserer Büromannschaft unter Anleitung von Paul Donders (xpand) eine sehr motivierende Neuausrichtung begonnen.

Im Winter dann kam unerwartet das „Aus“ für unser Projekt aus London. Die Vorstellungen ließen sich wider Erwarten doch nicht unter einen Hut bringen, zumal auch die Schweiz nolens volens noch mit im Boot saß. In gewisser Weise ist das eine typische Konfliktlage in einer Organisation mit klarer Zentrale und internationalen Zweigstellen, und das ist Alpha eben doch mehr als ein dezentrales Open-Source-Netzwerk. Dazu kam, dass unsere finanzielle Situation im Verein nicht rosig aussah und unsere ehrenamtlichen „Fundraiser“ nur schleppend voran kamen. Es ist aber eben doppelt belastend, wenn man einerseits als Vorstand in der Haftung ist für mögliche Defizite und zugleich als Angestellter Einschnitte unausweichlich kommen sieht.

Alpha International hat Neuwahlen des Vorstands angeregt und ich bin dankbar für die Gelegenheit, aus diesem Zwiespalt von Vorsitz und Anstellung ausscheiden zu können. Nun werde ich als (geringfügig) Angestellter in den nächsten Monaten dem neuen Vorstand noch helfen, die Weichen für eine Zukunft zu stellen, von der noch niemand genau sagen kann, wie sie aussehen wird. Aber ich kann das fröhlichen Herzens und versöhnt tun – auch deswegen, weil ich den Kopf dann wieder frei bekomme für meine Familie, Freunde und Gemeinde, für die ich im letzten Jahr nicht so viel Zeit und Aufmerksamkeit aufbringen konnte, wie ich mir das gewünscht hatte, und die mich geduldig getragen haben in dieser Zeit.

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Reformation und Emergenz

Ausgerechnet auf der IAA – im Testosteronnebel, der PS-Protze und Designstudien dort umgibt – kam ich gestern dazu, den Aufsatz meines Doktovaters Berndt Hamm über „Die Emergenz der Reformation“ zu lesen. Phyllis Tickle hatte – freilich weniger wissenschaftlich – diese Linie ja auch verfolgt. Ich kann das kleine Büchlein Die Reformation: Potentiale der Freiheit nur wärmstens empfehlen.

Hamm geht als Experte für Spätmittelalter und Reformation an das Thema Emergenz heran. In der Darstellung der Reformation gab und gibt es zwei gleichmaßen reduktionistische Grundansätze: Einerseits die Betonung des organisch-evolutionären Charakters und der Kontinuität zwischen den Luthers Erkenntnissen bzw. den Ereignissen des frühen 16. Jahrhunderts auf der einen Seite und den spannungsreichen Polaritäten spätmittelalterlicher Kultur, Frömmigkeit, Kirchenpolitik und Reformansätzen auf der anderen Seite – den prozesshaften Aspekt dieser „Transformation“. Andere betonen umso steiler den Bruch, die Diskontinuität, das Neue und (vor allem dann, wenn sie sich selbst mit dem reformatorischen Erbe identifizieren) das unbestreitbare Wirken Gottes durch Geistesgrößen und Ausnahmegestalten wie eben Luther im klaren Gegensatz zu allen menschlich-immanenten Anteilen. Zugleich wendet er sich gegen Foucaults Gedanken der seriellen Geschichtsschreibung, die einseitig Kontingenz und Diskontinuität betont.

Die Refomation als ein emergentes Geschehen zu betrachten, erlaubt es, diese Gegensätze zusammenzubringen: Einerseits war alles schon irgendwie vorhanden und vorbereitet und keiner der Reformatoren fügte der Gemengelage seiner Zeit etwas entscheidend Neues, nie Dagewesenes (oder schreibt man man „Niedagewesenes“ bzw. „nie da Gewesenes“?) hinzu. Andererseits ergab sich eben doch eine ganz neue Situation durch systemsprengende Innovation, die eben nicht im Voraus schon ableitbar oder vorauszusehen gewesen wäre:

Die Geschichte der Reformation ist eine Vernetzung und Wechselwirkung zwischen sich überlagernden Kontinuitäten von unterschiedlicher Dauer und interagierenden Sprüngen und Ereignisketten von unterschiedlicher Reichweite. Der Blick auf die modernen Emergenztheorien zeigt, dass diese Verlaufsstruktur völlig selbstverständlich und bei allen Neukonfigurationen komplexer Systeme regelhaft ist. Insofern ist die Reformation in ihrer Entstehung und ihrem Ablauf erklärbar, auch wenn sich die kontingenten Innovationssprünge selbst der Erklärbarkeit entziehen. (S. 24)

Ich fände es schade, den Begriff „emerging church“ aufzugeben (die Diskussion lief ja vor einigen Monaten ziemlich heiß), weil er entweder durch ein paar Radikale (bei Hamm wäre das Foucaults atomisierende Theorie) oder aber das Sperrfeuer der konservativen Reaktion, die in jeder Relativierung ihrer Grundsätze schon die Auflösung in die totale Gleichgültigkeit zu erkennen glaubt, angeblich verbrannt ist.

Zugleich ist es wichtig, dass man selbst für den Fall, dass heute wie damals eine (so sieht Hamm das frühe 16. Jahrhundert) „emergente Gesamtlage“ besteht, nicht einmal ansatzweise den Anspruch zu erheben, schon sagen zu können, was nun kommt. In allem Reden von einer neuen (je nach Zählung: zweiten oder dritten) Reformation liegt diese tiefe Zwiespalt, dass man die Grundsituation möglicherweise richtig erspürt, aber dann der Versuchung erliegt, ihren Ausgang nicht abzuwarten und sich aus den aktuellen Tendenzen willkürlich eine als den „Schlüssel“ herauszupicken, und sie per Projektion in die Zukunft zu verlängern. Ich wurde neulich genau das gefragt: Ob es meiner Meinung nach eine „Big Idea“ gäbe, an der die Zukunft der Kirche hängt. Mir fiel keine ein, und der Fragesteller hat sich auf diese Antwort hin auch nicht mehr gemeldet. Ich halte es da lieber mit dem provokativen Statement (während ich dies tippe, ahne ich schon die Kommentare) von Tom Peters: „In diesen stürmische Zeiten hat niemand eine Chance, der nicht gründlich verwirrt ist.“

Vielleicht war die IAA ja doch der perfekte Ort: Eine Industrie – und mit ihr eine ganze Gesellschaft – im Wandel. Verheißungsvolle Neuansätze und die geballte Macht alter Vorstellungen, Konzepte und Gewohnheiten. Ernst gemeinte Vorsätze und bloße Lippenbekenntnisse zu nachhaltiger Mobilität und das dumpfe Gefühl: was auch immer kommt, es wird ganz anders sein müssen und doch aus dem entstanden sein, was heute existiert.

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Nochmal: Lust und Versuchung :-)

Ich habe zum ersten Mal bei Daniel Goleman vom Marshmallow-Test gelesen – heute fand ich bei Ehrensenf den Link zu einem Video, das das Experiment nachstellt. Der Hintergrund ist die Frage, wie es Kindern gelingt, die Erfüllung von Wünschen zugunsten einer größeren Belohnung aufzuschieben. Der Erfinder des Tests ist Walter Mischel, und er hat Jahre später nachgehakt, um zu sehen, wie seine kleinen Probanden sich entwickelt haben. Das Ergebnis wird hier beschrieben:

Der im Alter zwischen vier und sechs Jahren absolvierte Marshmallow-Test sagte viele Eigenschaften der Kinder zehn Jahre später mit unerwarteter Genauigkeit voraus. Aus einem einzigen Messwert – Anzahl Sekunden, die ein Kind warten konnte – liess sich lesen, ob ein Kind später ausgeglichen und kooperativ war, ob es Initiative zeigte und welche Schulnoten es nach Hause brachte. Selbst als die Kinder längst erwachsen waren, liessen sich aus ihren frühen Testresultaten Selbstbewusstsein und Stressresistenz lesen.

Aber nun zum Film (und den werden alle, die von Franz Jalics verunsichert waren, ganz bestimmt theologisch korrekt finden):

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Abendmahlsliturgie

Nadia Bolz-Weber hat mir die Liturgie dagelassen, die Sie vorletzten Sonntag benutzt hatte, hier ist die Übersetzung, für alle, die es interessiert:


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Ewiger Gott,

in deiner überfließenden Liebe hast du alles geschaffen

aus Staub und Geist unsere Menschheit gewoben

auf all unseren Abwegen nie aufgehört, uns zur Fülle des Lebens zu rufen

Du gabst uns Jesus, den Sohn der Maria,

das Brot des Lebens, gebrochen für die Welt

Er speiste uns und feierte mit uns

er heilte uns und litt für uns

sein Sterben und Auferstehen haben uns von der Armut der Sünde befreit

und der Hungersnot des Todes

Deshalb stimmen wir mit allen, die du gemacht, bewahrt und berufen hast,

mit allen, die nach deiner Herrschaft hungern

und nicht ruhen, bis alle Kinder gespeist sind

mit den zerbrochenen Heiligen und erlösten Sündern aller Zeiten

dieses Loblied auf dich an:

Heilig, heilig, heilig…


Wir bitten, dass dein Heiliger Geist

auf uns und diese Gaben fällt

damit diese zerbrechlichen, irdischen Dinge

für uns zum Leib und Blut unseres Herrn und Bruders Jesus Christus werden

der in der Nacht, als er verraten wurde,

sich mit seinen strauchelnden Freunden versammelte

zu einem Mahl, das nach Freiheit schmeckte.

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(Einsetzungsworte)

Deswegen werden wir, wenn wir essen und trinken

mit der lebensspendenden Gegenwart Christi erfüllt

wir verkünden ihn als den Gastgeber der Schöpfung

der Armut in Überfluss verwandelt

durch die unbekümmerte Großzügigkeit seiner Gnade

Inspiriere uns zu der Hoffnung

dass es eines Tages weder Tod noch Gier mehr geben wird

und Menschen ohne Zahl kommen

von Osten und Westen, Norden und Süden

um das Mahl des Gottesreiches zu feiern.

das bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn,

durch ihn und mit ihm und in ihm sei dir, o Gott

in der Einheit des Heiligen Geistes

alle Ehre und Herrlichkeit

in Ewigkeit

Amen

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Falsch gerechnet

Zum Beginn der IAA und zum Ende der Abwrackprämie heute der passende Kommentar aus einem Interview, das Zeit Online mit Wolfgang Lohrbeck von Greenpeace geführt hat. Status hin oder her – ich fahre nun guten Gewissens den alten (aber sauberen) Peugeot weiter, bis alle Kinder den Führerschein und genug Praxis haben. Und wirklich saubere Autos auf dem Markt sind.

Die Abwrackprämie war eine Katastrophe. Unter dem Strich hat sie keine CO2-Entlastung gebracht. Bei der Produktion eines Autos fällt so viel CO2 an, dass der Neuwagen nur zwei bis drei Liter verbrauchen dürfte, um im Schnitt sauberer als ein Gebrauchter zu sein. Das ist nicht der Fall. Und es geht ja auch nicht nur um CO2. Für die Produktion eines neuen Autos werden zum Beispiel mehrere 100.000 Liter Wasser verbraucht.

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history repeats itself

Steve Turner hat mal lakonisch gedichtet „History repeats itself. Has to. No one listens„. Ich habe mich daran erinnert, als ich kürzlich von jemandem hörte, in dessen Gemeinde ein Ehepaar wechselte, das nicht so ganz im Frieden aus der alten Gemeinde gegangen war. Er kümmerte sich nicht darum, bis eines Tages der ganz offenbar unverarbeitete Konflikt, den sie quasi im Gepäck hatten, ihn selbst betraf.

Als ich das hörte, fiel mir sofort ein ganz ähnliches Erlebnis ein, wo ich mir im Rückblick gewünscht habe, auch die andere Seite des Konflikts gehört zu haben, der zwei Leute in unsere Gemeinde führte, und sich hier binnen einiger Monate dann maßstabsgetreu reproduzierte.

Wenn sich die Geschichte nicht wiederholen soll, dann müssen wir uns in solchen Situationen eben doch die nicht unerhebliche Mühe machen, wirklich beide Seiten zu hören und darauf zu achten, dass Dinge nicht ungeklärt und Menschen nicht unversöhnt bleiben. Das ist zwar keine Garantie für Frieden, aber wenigstens bleiben die Selbstvorwürfe aus, wenn doch etwas schief geht.

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Licht in der Finsternis

Ich bereite mich gerade vor auf meinen Kurs über Soteriologie bim IGW in Burgdorf/CH nächste Woche und lese über die verschiedenen Deutungen des Todes Jesu, da fällt mein Blick auf diese Zeilen aus der FAZ zum Münchener S-Bahn-Mord, die voller religiöser Analogien sind:

Dominik F. Brunner hat sein Leben hingegeben, um vier Kinder in der Münchner S-Bahn vor jungen Gewalttätern zu schützen. Er steht dafür, wozu der Mensch mit seinen hellsten Eigenschaften in der Lage ist – zu selbstloser Fürsorge und zu großem Mut. Dass er mit den zwei Verbrechern, die ihn auf dem S-Bahnhof im Stadtteil Solln zu Tode prügelten, auf die dunkelsten Seiten traf, zu denen Menschen auch fähig sind, ist eine Tragödie, nach der ein Gemeinwesen, das sich nicht selbst aufgeben will, nicht in die gewohnten Rituale von politischen Beschuldigungen verfallen darf.

North Foreland LighthouseVielleicht ist es nach dem Tod Jesu ja ähnlich: Die alten Rituale der Beschuldigung haben keinen Sinn mehr. Und zugleich kommt alles darauf an, dass dieser Tod nicht nur zur Kenntnis genommen wird – dankbar und mit Hochachtung – sondern dass er andere inspiriert, nun erst Recht in die Fußstapfen dessen zu treten, der hier so brutal erschlagen wurde, und dafür zu sorgen, dass Gewalt und Hass in dieser Welt überwunden werden und keine Chance mehr bekommen, sich ungehindert zu verbreiten. Wir alle ahnen ja, dass das nicht der letzte Fall dieser Art gewesen sein wird…

Was uns Christen angeht: Wir sind quasi in der Position diese vier geretteten Kinder. Diesen Tod konnten sie nicht verhindern. Aber vielleicht den nächsten. Und die Analogie geht noch weiter, denn in gewisser Weise ist Dominik F. Brunner tatsächlich auch für uns alle gestorben. Nicht als Wendepunkt der Menschheitsgeschichte, klar. Aber er hat Folgen – hoffentlich!

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