Licht in der Finsternis

Ich bereite mich gerade vor auf meinen Kurs über Soteriologie bim IGW in Burgdorf/CH nächste Woche und lese über die verschiedenen Deutungen des Todes Jesu, da fällt mein Blick auf diese Zeilen aus der FAZ zum Münchener S-Bahn-Mord, die voller religiöser Analogien sind:

Dominik F. Brunner hat sein Leben hingegeben, um vier Kinder in der Münchner S-Bahn vor jungen Gewalttätern zu schützen. Er steht dafür, wozu der Mensch mit seinen hellsten Eigenschaften in der Lage ist – zu selbstloser Fürsorge und zu großem Mut. Dass er mit den zwei Verbrechern, die ihn auf dem S-Bahnhof im Stadtteil Solln zu Tode prügelten, auf die dunkelsten Seiten traf, zu denen Menschen auch fähig sind, ist eine Tragödie, nach der ein Gemeinwesen, das sich nicht selbst aufgeben will, nicht in die gewohnten Rituale von politischen Beschuldigungen verfallen darf.

North Foreland LighthouseVielleicht ist es nach dem Tod Jesu ja ähnlich: Die alten Rituale der Beschuldigung haben keinen Sinn mehr. Und zugleich kommt alles darauf an, dass dieser Tod nicht nur zur Kenntnis genommen wird – dankbar und mit Hochachtung – sondern dass er andere inspiriert, nun erst Recht in die Fußstapfen dessen zu treten, der hier so brutal erschlagen wurde, und dafür zu sorgen, dass Gewalt und Hass in dieser Welt überwunden werden und keine Chance mehr bekommen, sich ungehindert zu verbreiten. Wir alle ahnen ja, dass das nicht der letzte Fall dieser Art gewesen sein wird…

Was uns Christen angeht: Wir sind quasi in der Position diese vier geretteten Kinder. Diesen Tod konnten sie nicht verhindern. Aber vielleicht den nächsten. Und die Analogie geht noch weiter, denn in gewisser Weise ist Dominik F. Brunner tatsächlich auch für uns alle gestorben. Nicht als Wendepunkt der Menschheitsgeschichte, klar. Aber er hat Folgen – hoffentlich!

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2 Antworten auf „Licht in der Finsternis“

  1. Ich kann deine Überlegung nachvollziehen, mit der Übertragung des Opfertod. Ich wohne ja in München. Es ist schon ein spektakulärer Fall. Am behelligten Tage mitten in der Innenstadt vor aller Augen einen Mord zu begehen. Die Täter müssen so krank sein, wie die Amokläufer der Vergangenheit.

    Bei der RKK gibt es doch so eine Formel die gesprochen wird, bei der Austeilung des Abendmahl. Irgend wie so „Das Blut Christi, vergossen für …“ oder so. In diesem Barbarischen Fall, hast du ja schon angedeutet, wie die Formel läuten müsste.

    Wenn ich jetzt an die Mörderische Arbeitswelt denke, von Der u.a. die Financial Times Deutschland berichtet….
    http://www.ftd.de/it-medien/it-telekommunikation/:suizidserie-in-frankreich-selbstmorde-bei-france-telecom-alarmieren-regierung-in-paris/50009271.html

    …Wie muss wohl dann wohl die Formel für die Opfertoten lauten?

    „Das Blut der Angestellten und Arbeiter. Vergossen für die Dividende der Aktionäre…“ Dann nahm Er die die Rücken der geschundenen Altenpfleger und Krankenschwestern, brach sie, und sprach…

    …Ja, da fragt man sich dann, mit WEM man Abendmahl hält, und mit WEM man den Neuen Bund schlisst. Von hier aus, währe jetzt nur noch ein kleiner Schritt zur Apokalypse. Aber das wird mir dann zu eschatologische.

    Gruß

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