Wann darf Schluss sein?

Die Geschichte von den Achtlingen in Kalifornien wird immer verrückter. Ging es zunächst darum, dass die Ärzte eines der Kinder im Gewimmel bis ganz zuletzt übersehen hatten, so stellt sich nun heraus, dass einer Frau, die schon sechs Kinder hat, so viele Embryonen eingesetzt wurden. Als sich wider Erwarten alle (oder mehr als vermutet) gut entwickelten, stellte sich die Frage nach einer selektiven Abtreibung, was die Vollblut-Mutter dann ablehnte.

Auf die Familie warten nun ein paar turbulente Jahr(zehnt)e. Und dem perplexen Beobachter drängt sich die Frage auf: Hätten alle Beteiligten nicht einfach mit sechs Kindern zufrieden sein können?

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Doppelt bittere Geschichte

Spiegel Online würdigt das römische Kolosseum als Todesmaschine. Für mich neu war diese Information: Der Ort, an dem geschätzte 300.000 Menschen den Tod fanden, unter anderem auch viele Christen, wurde aus der Beute des jüdischen Krieges 66-74 n.Chr. finanziert, und die bestand im Wesentlichen aus den Reichtümern des Tempels in Jerusalem. Einmal mehr ist das Schicksal von Juden und Christen miteinander verwoben, diesmal im gemeinsamen Leid. Vielleicht ist das ja auch eine gute Erinnerung daran, dass die einen das Leid der anderen nicht herunterspielen dürfen, ohne sich selbst damit auch zu gefährden.

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Wechselspiele

Das wird es demnächst auch auf theologisch geben: Jörg Lau beobachtet auf zeit.de, wie in der Politik hierzulande inzwischen die Linken den Rechten Antiamerikanismus vorwerfen. Ob sie sich mühsam das Lachen verbeißen, wenn sie nun den rhetorischen Spieß umdrehen, Dankbarkeit oder Kooperation einfordern und zur Begründung auf die Luftbrücke und den Marshallplan verweisen? Seine Schlussfolgerung aber hat viel für sich:

Sicher wollen die einen gerne im Kielwasser von Obamas change segeln, und die anderen möchten sich als knallharte Sicherheitspolitiker profilieren. Aber insgeheim ahnen beide Seiten schon, dass Obamas Weg auch von Deutschland eine Neuausrichtung jenseits von Rechts und Links verlangt.

Scot McKnight hatte vor einer Weile eine Serie von Posts über einen „dritten Weg“, Gedanken zu Adam Hamiltons Buch Seeing Gray in a World of Black and White: Thoughts on Religion, Morality, and Politics. Ob man zweidimensional denkt und nun die „radikale Mitte“ sucht (irgendwie behagt mir diese „geometrische“ Lösung nicht so recht) oder ein ganz anderes Koordinatensystem fordert – dass die alten Gegensätze nicht weiter bringen, scheint schon klar. Ob Theologie oder Politik, ich bin gespannt, was sich noch alles tut.

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Radikal statt rigoros: Kirche jenseits der Bürgerlichkeit

Dank der tatkräftigen Hilfe von Andrew Jones habe ich antiquarisch Jenseits bürgerlicher Religion. Reden über die Zukunft des Christentums von Johann Baptist Metz erstanden, das auf Englisch unter dem Titel Emergent Church erschienen ist. Der erste Essay „Messianische oder bürgerliche Religion?“ hat es schon schwer in sich. Metz hat das 1978 auf dem Katholikentag vorgetragen und sich massiver Kritik der Kardinäle Döpfner und Ratzinger damit ausgesetzt.

Die Lektüre fördert Erstaunliches zu Tage: Wer etwa meint, die Unterscheidung Centered Set/Bounded Set sei eine Entdeckung der aus jüngster Zeit, reibt sich verdutzt die Augen beim Lesen: Metz kritisiert den moralisch-gesetzlichen Rigorismus der katholischen Kirche, der einer Verweltlichung und Verbürgerlichung der Kirche entgegenwirken will, aber die falschen Mittel benutzt. Richtig wäre seiner Meinung nach Folgendes (und das wohl nicht nur für Katholiken):

Wenn sie (die Kirche) evangelisch »radikaler« wäre, brauchte sie vermutlich gesetzlich nicht so »rigoros« zu sein. Rigorosität stammt eher aus Angst, Radikalität aus Freiheit, aus der Freiheit des Rufes Christi. (…) Sie könnte dann z.B. auch solche, die in ihrer Ehe gescheitert sind und dafür um Vergebung bitten, zu den Sakramenten zulassen, ohne dass sie einen Dammbruch befürchten müsste. Die Kirche brauchte dann auch nicht den Pflichtzölibat zur Bemäntelung der entradikalisierten Christenheit. Es bestünde nämlich gar nicht die Gefahr, dass die apokalyptische Tugend der Ehelosigkeit erlöschen würde; sie würde aus der Radikalität der Nachfolge immer neu entstehen.

Dann übrigens würde auch die kirchliche Autorität bei uns ihr allenthalben beklagtes behördliches Antlitz verlieren; sie würde stärker die Züge einer religiösen Führungsautorität annehmen können

Metz ist definitiv ein Kandidat für die Ahnengalerie der Emerging Church. Bei Gelegenheit werde ich noch ein paar seiner Gedanken posten.

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Mut, der beeindruckt

Gestern abend habe ich den – inzwischen ja nicht mehr so umstrittenen – Film „Operation Walküre“ gesehen. Ich werde demnächst Unterschriften sammeln für popcorn- und nachofreien Kinogenuss, das unablässige Geraschel und Gemampfe neben und hinter mir empfand ich bei dem ernsten Thema als absolut nervtötend – ein echter Grund, die DVD zuhause vorzuziehen.

Aber zurück zum Film: Die Würdigung der historischen Details und Zusammenhänge haben andere längst vorgenommen. Ok, der Kasernenhof des Ersatzheeres ist mit Betonsteinen gepflastert, die erkennbar aus den Achtzigern oder Neunzigern stammen. Und doch ist aus einer Geschichte, deren Ausgang bekannt war, ein fesselnder Film geworden. Dafür, dass „nur ein paar Männer in Wehrmachtsuniformen miteinander reden“, ist das eine wirklich erstaunliche Leistung – zumal die Geschichte nicht zurechtgebogen wird, um künstlich die Spannung zu steigern.

Das wichtigste aber ist: Unabhängig von der Wirkung auf den Ruf Deutschlands in der Welt haben die Männer um Stauffenberg diese Würdigung für ihren Mut verdient. Von Tresckow hatte Stauffenberg damals geschrieben:

Das Attentat muß erfolgen, coûte que coûte. Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig.

Tresckow hatte im Übrigen auch eine erfrischend andere Auffassung von Gehorsam als die Mehrheit seiner Kollegen, wie der Wikipedia-Artikel verrät:

Wir werden unsere Untätigkeit vor dem Richterstuhl Gottes nie vertreten können. Wir haben nicht die Entschuldigung, Unteroffizier gewesen zu sein. Der Offizier steht – Fahneneid hin, Fahneneid her – über dem Befehl.

Ich finde, der Film war schon deswegen sein Geld wert, weil er uns den Mut dieser Menschen so deutlich vor Augen stellt.

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Yes we can … think different

Wer bisher noch daran gezweifelt hat, dass unter Obama ein neues Zeitalter anbricht und ein echter Systemwechsel kommt, kann sich bei Spiegel Netzwelt davon überzeugen. Die PCs im weißen Haus mit Software, die seit 6 Jahren nicht mehr aktualisiert wurde, werden früher oder später durch Macs ersetzt, es heißt:

Die Macs werden kommen, genau wie Open-Source-Software. Nur nicht über Nacht.

Für alle Mac-User heißt das: Wir sind Präsident 🙂

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Und erlöse uns von den Börsen…

Die FAZ interviewt den Schweizer Professor Fredmund Malik zur Wirtschaftskrise und bekommt spannende Antworten. Die wahren Dimensionen des Umbruchs wurden und werden seiner Ansicht nach immer noch unterschätzt, und das führt zu falschen Reaktionen:

Eine Alte Welt geht zugrunde, weil eine Neue Welt entstehen will – bildhaft vergleichbar mit einer Raupe, die stirbt, weil der Schmetterling ans Licht kommt. Was Finanzkrise genannt wird, ist nur ein oberflächliches Symptom. Weltweit gehen Wirtschaft und Gesellschaft durch die grösste Transformation der Geschichte, nämlich hin zu einer Gesellschaft, deren wichtigstes Merkmal ihre extreme Komplexität ist.

Interessant ist die Parallele zur Ökologie, hier haben wir es ja mit einer ähnlichen Komplexität zu tun. Den Managern der großen Banken und börsennotierten Konzerne, aber auch den Consultingfirmen macht Malik schwere Vorwürfe:

Eine der Hauptursachen des Debakels ist die total fehlgeleitete amerikanisierte Corporate Governance mit ihrer desaströsen Shareholder Value Doktrin, die noch immer vorherrscht. Sie muss radikal und ersatzlos eliminiert werden, denn diese programmierte die systematische und unvermeidbare Fehlsteuerung entscheidender Teile der Wirtschaft.

… Die falsche Art der shareholder-orientierten Unternehmensführung stammt aus Universitäten, aus zahllosen MBA-Programmen und aus der Consulting-Szene. Auch manche Medien haben tatkräftig mitgewirkt. Wer weiterhin desaströse Management-Irrlehren verbreitet, verhindert Lösungen und trägt zur Verschärfung der Krise bei. Wenn sich daran nichts ändert, wird die Folge eine soziale Katastrophe sein.

Aber auch die politischen Parteien sind überfordert, weil altes Lagerdenken ihnen im Weg steht. So lange die „kopernikanische Wende“ noch aussteht, empfiehlt er übrigens Bargeld als „Anlageform“, das werde durch den Preisverfall täglich mehr wert.

Die Wurzel des Problems sieht Malik im Reduktionismus der Theoriebildungen:

Die bisherigen Massnahmen beruhen weitgehend auf einer grotesken, eindimensionalen, auf reine Ökonomie reduzierten Vorstellung vom Menschen. Selten zuvor haben ökonomische Theorien deutlicher ihre Untauglichkeit öffentlich bewiesen. Die meisten Menschen sind keine ökonomisch-rationalen Wesen im Sinne der Ökonomie. Die Sozialwissenschaften haben das längst erwiesen. Daher fügen sich Menschen nicht den realitätsfernen ökonomischen Gewinnmaximierungskalkülen. Zwar gibt es den geldgetriebenen, egozentrischen, koordinationsunfähigen Menschen auch, aber er ist eine pathologische Erscheinungsform. An der Spitze von Unternehmen richtet er irreversiblen Schaden an.

(Den letzten Absatz könnte man sicher auch auf die verschiedenen modernen Theorien von Gemeindeaufbau und -wachstum übertragen, die alte Gegensätze wie Liberal und Evangelikal pflegen, alles auf ein paar starre Mechanismen reduzieren und ähnliche Führungspersönlichkeiten hervorbringen. Und wenn man bedenkt, dass einige der oben so hart kritisierten Consultants auch in landeskirchlichen Chefetagen ein- und ausgegangen sind… Ich muss jetzt doch endlich mal Kester Brewins Der Jesus-Faktor lesen, das ursprünglich Complex Christ: Signs of Emergence in the Urban Church hieß. Eine Kurzvorstellung gibt dieser Podcast, im April ist er bei Kirche 21 zu Gast)

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Heilige Kühe, äh, Karren

Sind wir Deutschen bald die schlechteren Amerikaner? Die Bundesregierung scheint, von allen guten Geistern verlassen, ernsthaft zu erwägen, Spritfresser steuerlich zu begünstigen:

Internen Berechnungen der Bundesregierung zufolge (…) wären für eine Luxuslimousine vom Typ Audi A8 – mit 4,1-Liter-Maschine und einem Kohlendioxidausstoß von 249 Gramm je Kilometer – vom 1. Juli an nicht mehr 648 Euro Steuern fällig, sondern nur noch 558 Euro. Das Ziel der Steuerreform wäre damit ins Gegenteil verkehrt.

Unter den 10 größten automobilen Klimakillern rangieren die extravaganten Produkte deutscher Konzerne auf den Plätzen 1-3 und 7-10, aber weder Franzosen noch Japaner sind in dieser Liga zu finden. Gleichzeitig kommen neue, beunruhigende Daten von der Klimafront herein und die obskuren Legenden der Klimaverschwörung brechen in sich zusammen, aber vor lauter Sorge um unsere Autobauer nimmt das in Berlin kaum ein Regierender noch zur Kenntnis. Man fragt sich, wie viele Bundestagsabgeordnete einen A8 oder ähnliches fahren…

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Obama und das „messianische Experiment“

Ich bin noch tief bewegt von der Antrittsrede des 44. US-Präsidenten. Das hohle nationale Pathos der Bush-Ära ist endlich passé. Obama appelliert ernst und entschlossen an das Beste, das Amerika der Welt und sich selbst zu geben hat. Ein Grund mehr, uns diese Worte von Jürgen Moltmann ins Gedächtnis zu rufen. Vielleicht sind sie aktueller als je zuvor:

Die amerikanischen Bürgerrechte sind von den Menschenrechten abgeleitet und weisen darauf hin, dass »alle Menschen frei und gleich geschaffen sind«. Die USA sind in dieser Hinsicht ein – der erste – Menschheitsstaat. Ihr Anspruch und ihr Versprechen ist der auf Menschenrechten für alle und jeden gegründete Menschheitsstaat, der die Nationalstaaten überwindet und den Weltfrieden garantiert. Darum bleiben die USA in der Geschichte unfertig und unvollkommen, bis dieses politische Experiment der Menschheit mit sich selbst gelingt oder misslingt. Die amerikanische Demokratie ist unvollständig, so lange nicht die ganze Welt für die Demokratie gewonnen worden ist. Das macht dieses politische Experiment zu einem messianischen Experiment. Gelingt es, kommt ein Zeitalter des Friedens für alle Menschen; misslingt es, dann geht nicht nur die menschliche Welt, sondern auch die natürliche Welt in Gewalt, Unrecht und Kriegen unter.

… Die experimentelle Lebenshaltung entspricht der Zukunftsoffenheit der eigenen Geschichte, an die man glaubt. Leben als Experiment heißt, seine Zukunftschancen immer neu ergreifen. das Experiment des Lebens muss angesichts veränderter Situationen dann tatsächlich immer neu »erfunden« werden.

Jürgen Moltmann: Das Kommen Gottes: Christliche Eschatologie S. 200f.

 

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Schwierige Rechtfertigungen

Auch ein „gerechter“ Krieg ist ein Krieg. Und seine Folgen unterscheiden sich nicht von denen anderer Kriege. Die SZ berichtet vom erschütternden Interview eines israelischen Senders mit Issaldin Abu al-Aisch, einem israelfreundlichen palästinensischen Arzt, dessen drei Töchter gerade von einem israelischen Geschoss getötet worden waren.

Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, daran sei ausschließlich die Hamas schuld. Und doch droht eine Gesellschaft zu verrohen, wenn sie auf Gewalt mit Gewalt antwortet, das schreibt diese Woche ausgerechnet die Welt. Die Zeit konstatiert lapidar: „Israel, das steht nach fast drei Wochen Krieg in Gaza fest, ist gut im Zerstören, aber schlecht im Heilen.

Walter Wink hat in Engaging the Powers geschrieben:

My point is not simply that war is bad. The issue is far deeper. It is that war draws intelligent, rational, decent people ineluctably into mimetic violence. Before they realize it they are themselves doing or condoning acts of utter barbarity and feel unable to act otherwise.

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„Gott hat mich in dieses Flugzeug geschickt“

Das Reich Gottes ist wie ein Flugzeug, das wunderbar sanft in einem kalten Fluss wasserte. Viele Passagiere versuchten, ihr Leben zu retten. Einige dachten nicht nur an sich und halfen anderen. Manchen aber war ihr Besitz wichtiger als die Sicherheit der Mitreisenden… Der Spiegel erzählt Geschichten einzelner Passagiere des US-Airways Flugs 1549, der im Hudson River glücklich landete. Darunter auch diese:

Dave Sanderson, ein 47-jähriger Vater von vier Kindern aus Charlotte, kümmerte sich um eine Mutter mit ihrem sechs Monate alten Baby. Er bahnte ihr den Weg zum Notausgang und half, das Kind in ein Rettungsboot hinüberzureichen. „Ich sollte eigentlich einen späteren Flug nehmen. Aber Gott hat mich in dieses Flugzeug geschickt“, sagte er der Zeitung „New York Daily News“.

Tolle Einstellung! Andere hätten Gott dafür Vorwürfe gemacht, dass er sie in Schwierigkeiten bringt. In einem solch kritischen Augenblick, zeigt sich, aus welchem Holz jemand geschnitzt ist. Denn nicht jeder sieht in diesem Moment noch die anderen: Eine Frau versperrte anderen den Weg, weil sie ihr Gepäck unbedingt mitnehmen wollte. Ein anderer Passagier nahm seine Kleidertasche mit auf die Tragfläche hinaus und eine Dame im Pelz wollte, dass jemand ins Flugzeug zurückgeht, um ihre Handtasche zu retten. Pilot Chesley Sullenberger blieb bis zuletzt und ging noch einmal durch die Kabine, um sicherzustellen, dass alle draußen waren. Passagier Billy Campbell: „Ich habe ihn am Arm genommen und mich im Namen von uns allen bedankt. Er hat nur gesagt: Gern geschehen.

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Wahrheit oder Strafe?

Ich lese gerade in Desmond Tutus No Future Without Forgiveness. Im Blick auf den Konflikt in Palästina ist das ja höchst aktuell. Tutu schildert dort, dass ein Tribunal wie die Nürnberger Prozesse unmöglich gewesen wäre. Es hätte quälend lange gedauert, hätte Millionen gekostet, den friedlichen Wandel gefährdet und in vielen Fällen wäre zudem die Beweislage nicht ausreichend gewesen. Die Strafandrohung führte zu immer hartnäckigerem Leugnen.

Was deutlich besser funktionierte, waren die Kommissionen, vor denen die Täter ihre Verbrechen eingestehen konnten, weil ihnen zuvor für ein vollständiges Geständnis Amnestie zugesichert worden war. Im Prinzip verfährt Gott mit uns ja auch nicht anders: Erst die Zusage der Rechtfertigung (und das heißt ja: der Freispruch) versetzt uns in die Lage, der eigenen Schuld ins Gesicht zu schauen und die Dinge beim Namen zu nennen.

So kam wenigstens die Wahrheit ans Licht. Im Zweifelsfall ist das wichtiger als die Strafgerechtigkeit. Oder um es mit Römer 2,4 zu sagen, Güte führt zur Umkehr, nicht Härte.

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Keine Zukunft ohne Versöhnung

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Unkühles „Deutsch“

Es ist ja eine gute Sache, wenn Christen sich nicht lange mit nationalen Interessen und Ressentiments aufhalten und global denken. Hin und wieder aber führen die angelsächsischen Einflüsse zu leichten Verständigungsschwierigkeiten: „Das hat mich total getoucht“, sagte neulich jemand in einer Gesprächsrunde. Da fiel mir ein: Schon vor Jahren hörte ich von einem bekannten Prediger aus dem Sauerland einmal den Satz „step by step habe ich dich geteacht“.

Die Liste ließe sich ohne Mühe fortsetzen: Ein Geschäftsreisender im Zug sprach neulich an seinem Handy davon, dass man sich zu etwas „committet“ hatte.  Ich würde mich trotzdem mächtig geblesst fühlen, wenn wir solchen Jargon meiden könnten. Er ist irgendwie extrem unkühl.

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Mut im Angesicht des Terrors

In Sri Lanka wurde letzte Woche der Gründer der Zeitung „The Sunday Leader“ ermordet. Lasantha Wickrematunge hatte das vorhergesehen und sich dennoch dagegen entschieden, den Beruf zu wechseln oder ins Ausland zu gehen. Die FAZ veröffentlicht seinen Abschiedsbrief auszugsweise. Das Original steht hier.

Wickrematunge zitiert Martin Niemöllers berühmtes Diktum („Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist…“) und erklärt, warum er bereit ist, diesen hohen Preis zu bezahlen. Es ist ein Glaubensbekenntnis:

Die Leute fragen mich oft, warum ich ein solches Risiko eingehe, und sagen mir, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich umgelegt werde. Ich weiß – es ist unausweichlich.

Viele von uns müssen noch ermordet werden, bevor der „Leader“ seinen Geist aufgibt. Ich hoffe, dass meine Ermordung nicht als Niederlage der Freiheit gesehen wird, sondern als Ansporn für diejenigen, die überleben, um weiterzukämpfen. Ich hoffe auch, dass es unserem Präsidenten die Augen dafür öffnet, dass, ganz gleich, wie viele Menschen im Namen des Patriotismus abgeschlachtet werden, der Geist der Menschlichkeit wachsen wird.

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