Während aus Rom wenn schon nicht ökumenische Eiszeit, dann doch eher Stillstand vermeldet wird und so progressive Ideen wie die lateinische Messe ausgemottet werden (für die es garantiert ein Nischenpublikum gibt, aber eben kaum mehr), sammelt der Dalai Lama Sympathiepunkte mit seinem Anlauf zur Gleichberechtigung von Frauen und schlägt den Papst in der Gunst der Deutschen (wäre er nicht nur ein Symbol des friedlichen Widerstands, sondern müsste er als “Gottkönig” Tibet tatsächlich regieren, wäre das womöglich eine andere Geschichte).
Was ich allerdings nicht kapiert habe, ist die Logik der Wiedergeburt. Nachdem sich nun in seinem Bereich des Buddhismus ein Konsens für Frauen abzeichnet, schließt der Dalai Lama nicht aus, dass er eine Nachfolgerin haben könnte und wenn sich die politischen Verhältnisse nicht ändern, sagt er, könne der oder die Neue nicht aus Tibet kommen. Hat denn der Konsens und die Politik eine Auswirkung auf diesen Vorgang? Oder ist “Wiedergeburt” dann doch nur ein anderer Name für eine Wahl, deren Kriterien auch durch solche Umstände bestimmt werden?
Wie auch immer, bedenkenswert ist die Analyse des ZDF zum Hintergrund der Popularität des kleinen Mannes mit der großen Brille:
Die Sehnsucht wächst nach religiösen Führern, die glaubwürdige Antworten oder vielleicht nur Anstöße zur Rechtmäßigkeit des eigenen Handelns bieten. Und wer könnte das besser als der Dalai Lama, das im Exil lebende religiöse und staatliche Oberhaupt Tibets. Seine Anhänger sind davon überzeugt, er sei die Reinkarnation eines Gottkönigs. Das kann man nun glauben oder nicht; warum so viele Andersdenkende aus dem Westen zu ihm strömen, hat vielleicht vor allem einen Grund: Wo sich beim modernen Christen doch hier und da ein Gefühl der Entfremdung von der eigenen Religion einschleicht, stehen der Dalai Lama und seine Religion, der Lamaismus, gerade für die Einheit von Glauben und Leben.
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