Der Dalai Lama als Medienphänomen

Die Zeit bringt heute einen erfrischend geschrieben Kommentar von Ulrich Schnabel über den Auftritt des Dalai Lama in Hamburg, in dem sie fragt, wie man inhaltlich so simpel und ziemlich konventionell denken und reden kann (das haben einige auf meinen letzten Post hin angemerkt), und trotzdem eine so große Begeisterung wecken (das war die Frage, die mich beschäftigt hatte). Ist der Mann ein reines Medienphänomen, und wenn ja, warum? Hier zwei Zitate:

Vom inneren Frieden spricht er, von seinem Wunsch, zu einer glücklicheren Zukunft der Menschheit beizutragen, oder davon, dass Toleranz ein Zeichen von Stärke sei, Gewalt aber ein Zeichen von Schwäche. Weisheitssprüche eben, wie man sie heute auf jedem Schlüsselanhänger und Teebeutel lesen kann. Und doch ist das Publikum sichtlich bewegt. Denn die wichtigste Botschaft des Dalai Lama teilt sich nonverbal mit: Hier sitzt ein Mensch, der an all das wirklich glaubt, der tief von der Güte des Herzens überzeugt ist – auch wenn es in seinem Leben eigentlich genug Gründe gab, daran zu zweifeln.

Sicher ist, dass sich der Dalai Lama hervorragend auf die heikle Balance zwischen politischer und religiöser Weisheit versteht. Selbst für George W. Bush findet er wohlwollende Worte. (…) Und dazu lacht Buddhas Stellvertreter so herzlich, dass sich das Hamburger Publikum verblüfft fragt, ob es nun eigentlich einen weisen Narren oder nur einen närrischen Weisen vor sich hat.

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