Gestern hatte ich es mit den Franken, heute geht es um die Deutschen insgesamt: Die Welt interviewt Margarete Mitscherlich zu ihrem 90. Geburtstag. Die hat schon immer gern gestichelt und provoziert und findet, die Deutschen nehmen sich zu ernst und haben keinen Sinn für Ironie wie ihn Engländer oder Skandinavier kennen. Vielleicht, so spekuliert sie, hätte Hitler dann gar nicht landen können bei den Deutschen. Wäre das auch in Tipp zum Umgang mit Neonazis, Menschen zu zeigen, dass sie doch mehr zu lachen haben, als sie vielleicht meinen (und wie albern die Rechten sich gebärden)?
Dass die alte Dame wohl ins Schwarze getroffen hat mit ihrer Kritik, beweist schon das weitgehend humorfreie Hickhack in den Leserkommentaren zu dem Interview. Hier der entscheidende Passus aus dem Interview:
Ich weiß nur, dass die Deutschen seit Jahrhunderten schnell beleidigt sind. Wären sie ironiefähiger, hätte es den Nationalsozialismus nie gegeben, weil niemand Hitler ernst genommen hätte. Der Nationalsozialismus wollte nicht sehen, dass der Mensch nie total gut oder böse ist. Die Deutschen gehen nicht selbstverständlich mit Ambivalenzen um, sie wissen kaum, dass Würde auch etwas Komisches hat. In Deutschland gab es immer oben und unten, selten ein Dazwischen, politisch gesprochen eine Demokratie. Und es nimmt sich noch immer zu ernst.
Was meint Ihr: Hat sie Recht – und stimmt das heute auch noch?
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