Der schwere Schluss

Alle Welt spekuliert über den letzten Potter-Band. Viele werden froh sein, wenn der Hype mal ein Ende hat – in die Richtung hatte sich jüngst Rufus Beck geäußert – er hofft, dass Harry tatsächlich stirbt und J.K. Rowling sich so kein Hintertürchen zum Rückfall mehr offen lässt.

Ein würdiges Ende und ein echter Höhepunkt, so Tobias Kniebe in der SZ, ist jedoch unwahrscheinlich. Dafür spricht nicht nur die meinem Empfinden nach abnehmende Qualität der letzten Bände, deren Umfang sich gegenläufig entwickelt hat, sondern die Tatsache, dass ein guter Schluss (der kein Happy End sein muss) heute kaum noch gelingt. Im Kino wird das von Effektorgien verdeckt, aber im Buch…

Der Reiz das Unabgeschlossenen hat zur Faszination beigetragen, die von dem Zauberlehrling bisher ausging, meint Kniebe. Damit rührt er an eine Beobachtung, die auch Richard Sennett macht:

Das Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, wird vermieden, weil dadurch das eigene Erleben objektiviert würde, es würde eine Gestalt, eine Form annehmen und damit unabhängig vom Selbst Bestand haben. (…) Wo es zu einem Abschluss kommt, scheint sich das Erleben vom Menschen abzulösen, dieser scheint von einem Verlust bedroht.

Und bei Paul Watzlawick liest sich das so:

Das noch unerreichte Ziel ist – so scheint es der Schöpfer unserer Welt zu wollen – begehrenswerter, romantischer, verklärter, als es das erreichte je sein kann. Machen wir uns nichts vor: Die Flitterwochen hören vorzeitig zu flittern auf; bei Ankunft in der fernen exotischen Stadt versucht uns der Taxichauffeur übers Ohr zu hauen; die erfolgreiche Ablegung der entscheidenden Prüfung bewirkt wenig mehr, als das Hereinbrechen zusätzlicher, unerwarteter Komplikationen und Verantwortungen (…).

Aller Anfang ist leicht, wenigstens im Kontrast zu einem guten, gelungenen, würdigen Ende. Kann man diese Kunst irgendwo lernen?

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