„Eine Generation auf Wanderschaft“

Carol Howard Merritt beschreibt auf Huffington Post, dass Evangelikale in den USA einen gravierenden Traditionsabbruch erleben. Der Zauber der Megachurches versagt bei jungen Leuten, und sie nennt drei Gründe dafür:

  • Sexismus – Leitung ist nahezu ausschließlich Männern vorbehalten
  • Religiöse Intoleranz – Andersgläubige und ihre Überzeugungen werden einseitig negativ wahrgenommen und dargestellt
  • Einseitig konservative Politik – trotz einzelner abweichender Stimmen hat man sich als Bewegung nie von der Religiösen Rechten distanziert, geschweige denn gelöst, Leute wie Pat Robertson genießen Narrenfreiheit

Viele junge Menschen steigen aus, gehen entweder (wie die Autorin) in die „liberaleren“ Mainline Churches oder – und das ist die überwältigende Mehrheit – in gar keine Kirche mehr.

Hier ist das alles zum Glück nicht so extrem. Aber eine gewisse Spannung zwischen den Werten der verschiedenen Generationen ist erkennbar. Vielleicht liegt es ja nicht mal am Alter – es gibt ja auch junge Hardliner, die auf sehr enge Vorstellungen abfahren, und Ältere, die wunderbar progressiv denken. Hoffen wir trotzdem, dass es eine gesunde Spannung bleibt. Und dass alle Wanderer einen guten Platz finden, wo sie ihre Zelte aufschlagen können.

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3 Antworten auf „„Eine Generation auf Wanderschaft““

  1. es ist das gleiche problem wie mit dem pharisäertum:

    die pharisäer werden heute zwar als die erzbösewichte dargestellt – nur, waren sie ursprünglich nicht einfach eine gruppe von gläubigen, die endlich wieder „ernst“ machen wollten, die endlich kein leben der faulen komprromisse mehr führen wollten, usw. usf. und irgendwann hat sich das dann verselbständigt, und ging es nicht mehr um das, was christus ins zentrum des evangeliums stellt, nämlich gerechtigkeit und barmherzigkeit. und so verfingen sie sich immer mehr in regelwerken, und wurde das äußerliche immer wichtiger, und geriet die herzenshaltung immer mehr ins hintertreffen.

    genauso sehe ich die evangelikalen heute: als eine gruppe, der es wirklich ernst war mit christus, und sicher immer noch ist. die aber irgendwann das aus den augen verloren hat, was laut christus die höchsten gebote sind: die bedingungslose liebe zu gott. und die bedingungslose liebe zu den mitmenschen. ich sehe die evangelikalen als eine ängstliche und verunsicherte bewegung, die viel zu vieles als bedrohlich empfindet, weil viel zu wenig davon erlebt wird, wie souverän und um wie viel größer gott ist als die umstände (in der welt habt ihr angst, aber seit getrost, ich habe die welt überwunden…), die wenig vertrauen in diesen großartigen und herrlichen gott, dem wir nachfolgen, hat, und aus diesem nicht-vertrauen und nicht-erleben heraus viel zu viele dinge aus eigener, fleischlicher kraft heraus macht anstatt aus der kraft des heiligen geistes in uns.

    es ist unendlich traurig. sie haben so viel verstanden von gottes wort, und so viel gutes bewirkt. aber sie haben es nicht geschafft, „über die klippe zu springen“. dorthin, wo unser verstand und unsere fähigkeiten nicht mehr tragen, und wir ganz allein auf gott angewiesen sind. letztlich ist es gut, wenn sich die jungen abwenden. weil es ein toter glaube ist, der sich viel zu sehr auf äußerlichkeiten beschränkt, und darüber vergisst, dass es das herz ist, das durch christus verändert werden muss. und erst indem sich menschen von diesem alten abwenden, in ihnen etwas neues, besseres wachsen kann. ich bin zutiefst dankbar, dass innerhalb der evangelikalen nicht wenige dieses problem erkennen und umzudenken beginnen. ob es diejenigen, die das nicht schaffen, in 10 oder 20 jahren noch geben wird? wohl nur als kleine, enttäuschte minderheit. was uns nicht mit schadenfreude erfüllen sollte. denn leidet ein glied am leib christi, dann leiden alle anderen mit.

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