Newbigin (9): Christus – der Schlüssel zur Geschichte

Im Gegensatz zur Griechentum, das sich nicht vorstellen konnte, wie aus den Wirrungen der Geschichte Vollkommenheit entstehen könnte, setzt das hebräische Geschichtsdenken immer ein Ziel voraus. Freilich nicht eines, was auf rein evolutionärem Weg in einem geschlossenen System erreichbar wäre, sondern man lebte in der Spannung von Verheißung und Erfüllung. An diesem Punkt verbinden sich Prophetie und Apokalyptik im Judentum. Betrachtet man nun Jesu Deutung der Geschichte im Hinblick auf das Kommen Gottes und seiner Herrschaft, so fällt folgendes auf:

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Newbigin (8) Die Bibel als Universalgeschichte

Ein befreundeter Hindu hat Newbigin darauf aufmerksam gemacht, dass die Bibel eine einzigartige Interpretation der Universalgeschichte und verantwortlichen menschlichen Handelns bietet. Religiöse Schriften dagegen gäbe es in Indien schon genug, daher bräuchten die Missionare die Bibel auch nicht als ein solches zu behandeln.

Geschichtsschreibung stellt immer die Frage nach der Auswahl relevanter Ereignisse. In unserer Kultur lieferten lange die Nationen den Rahmen der Erzählung, Weltgeschichte wurde als Geschichte der Zivilisationen verstanden. Ein Problem heutiger Geschichtsdarstellung ist die Frage, ob man in der Geschichte überhaupt einen Sinn ausmachen kann. Ohne Vorstellung von Sinn sind weder Hoffnung noch Verantwortung denkbar.

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Newbigin (7): Die Logik der Erwählung

Die Vorstellung, Gott könne seine Offenbarung und damit den Weg zum Heil willkürlich einzelnen Menschen oder Gruppen anvertrauen ist einer der anstößigsten (und am häufigsten, von außen wie von “innen” missverstandenden) Aspekte des Juden- und Christentums. Das Ziel des modernen Rationalismus war ja, sich jeglicher Abhängigkeit von einer Tradition zu entledigen und alle Überlieferung der Kritik durch die (fälschlich für voraussetzungslos gehaltene, “reine”) Vernunft zu unterziehen, um dem autonomen Individuum unmittelbaren Zugang zur Wahrheit zu verschaffen.

Im Gegensatz dazu sieht die biblische Überlieferung den Menschen eingebunden in ein Netz von Beziehungen. Sie versucht erst gar nicht, abtrakte Wesensdefinitionen zu erstellen oder die Beziehung zu Gott (oder zur Wahrheit) “an sich” zu bestimmen. Gottes Offenbarung kommt nicht etwa senkrecht von oben (“durchs Dachfenster”), sondern:

Um Gottes rettende Offenbarung zu empfangen, müssen wir die Tür öffnen für den Nachbarn, den er als seinen beauftragten Boten schickt, und – mehr noch – diesen Boten nicht als einen zeitweiligen Lehrer oder Führer annehmen, dessen wir uns wieder entledigen können, wenn wir alles Nötige gelernt haben, sondern als jemanden, der unser Heim auf Dauer mit uns teilt.

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Zeit verplempern

Auf “Out of Ur” ist ein bissiger Beitrag des Australiers Steve Addison erschienen, wie Christen ihre Zeit verplempern und sich Sand in die Augen streuen können, anstatt neue Gemeinden zu gründen. Er verteilt Seitenhiebe nach allen erdenklichen Richtungen. Ziemlich treffend fand ich etwa folgende Vorschläge:

  • Bezeichne dich als Apostel. Drucke ein paar Visitenkarten. Verteile sie.
  • Setze ein Komitee ein, um eine Studie zu machen und einen Bericht zu schreiben. Warte drei Jahre und mach dasselbe wieder.
  • Wenn du eine gesunde Gemeindgründung siehst, sage: Ja, aber die sind ja keine richtigen Reformierten/Baptisten/BFP/…
  • Lass deine besten Leiter an den größten Problemen arbeiten statt an den besten Gelegenheiten.

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Newbigin (6): Offenbarung in der Geschichte

Zwar sind alle Religionen “historisch”. Christentum, Judentum und Islam aber beziehen sich (in unterschiedlicher Weise) auf bestimmte geschichtliche Ereignisse, an denen sie die Wahrheit oder Gültigkeit des Glaubens festmacht, während Buddhas Lehren zeitlos gültig und an keinerlei historische Ereignisse geknüpft sind. Vielen bereitet das Unbehagen, weil man sich damit dem Widerstreit der Geschichtsdeutung aussetzt. Pietisten wie Hindus betonen daher die innere Realität (etwa der Beziehung zu Gott) unabhängig von der Frage, was äußerlich bzw. geschichtlich nun eigentlich war. Doch dieser Rückzug bedeutet, dass ich aufhöre, mein Leben als Teil einer noch andauernden Geschichte und eines größeren Zusammenhangs von Beziehungen (und Verantwortung!) zu sehen.

Natürlich ist es keine einfache Sache, von Gottes geschichtlichem Handeln zu reden. Und weil nicht nur die Historiker, sondern auch viele Theologen an dieser Stelle skeptisch sind, fragt Newbigin zurück:

Wenn Gott nicht in der Geschichte handelt, welchen Sinn hat es dann, davon zu reden, dass er überhaupt handelt? Und wenn es keine Kategorien gibt, in denen wir dieses Handeln Gottes aussagen können, welche Bedeutung können wir dann noch mit dem Wort “Gott” verbinden?

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Newbigin (5): Vernunft, Offenbarung und Erfahrung

In der katholischen Theologie wurden Schrift und Tradition, in der anglikanischen zusätzlich die Vernunft als Quellen und Kriterien des Glaubens bezeichnet. Newbigin plädiert dafür, sich von diesen Modellen zu verabschieden:

  1. Vernunft setzt Sprache voraus. Sprache aber enthält die gewachsene Tradition einer menschlichen Gemeinschaft. Wir können nicht anders denken als in den Konzepten und Begrifflichkeiten, die unsere Sprache uns vorgibt.
  2. Denktraditionen entwickeln sich ständig weiter durch Diskussion und Kontroversen. Wir lernen, indem wir die bisherigen Überlegungen nachvollziehen und uns an der aktuellen Diskussion beteiligen.
  3. Rationalität entwickelt sich nicht im luftleeren Raum, sondern sie wird beeinflusst (wenn auch nicht völlig bestimmt) von den sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Rahmenbedingungen, die bestimmte Fragen aufwerfen und auf die man denkend antwortet.
  4. Diese sprachlich-kulturelle Bedingtheit aller Vernunft könnte in einen völligen Relativismus führen. Man muss aber sehen, dass jede Tradition eines rationalen Diskurses auf immer neue inneren Widersprüche und äußeren Herausforderungen stößt, sich ändern muss oder von einer konkurrierenden Denkrichtung abgelöst wird, die bessere Antworten und Problemlösungen ermöglicht. Was die Sprache betrifft, so sind unterschiedliche Weltbilder (ähnlich wie Lyrik) im Grunde nicht übersetzbar in andere Begrifflichkeiten, und doch kann man sie wie eine “zweite Muttersprache” (also keine Fremdsprache) erlernen und dann Vergleiche anstellen, welche Sicht der Dinge angemessener ist. Schließlich ist der radikale Relativismus soziokulturell gesehen das Produkt einer kosmopolitischen (wir würden sagen: globalisierten) Kultur ohne tiefe soziale Wurzeln und mit einer universalen Sprache (Englisch), die die oberflächliche Illusion fördert, man wisse alles über andere Kulturen, ohne sich je wirklich auf ihre Lebensweise eingelassen zu haben.

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Newbigin (4): Autorität, Autonomie und Tradition

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Newbigin verweist zum Einstieg auf Peter Bergers These vom “Häretischen Imperativ”, weil in Glaubensdingen jeder für sich selbst entscheiden muss. In der religiösen Erziehung ist daher auch das Element der kritischen Meinungsbildung des Individuums stark betont worden. Ganz anders dagegen funktioniert das Lernen der (Natur-) Wissenschaft. Dort sind die Lehrer davon überzeugt, dass bestimmte Wahrheiten gelten und dass die Schüler als Resultat des Unterrichts zur selben Überzeugung gelangen.

Die neuzeitliche Wissenschaft stellte ihre Beobachtungen über die kirchliche Tradition, die etwa vorgab, der Jupiter könne keine Monde haben. Und doch vertraut der Schüler auch dort dem Lehrer, der ihn in eine Denktradition einführt, die er anfangs nicht versteht, sondern erst nach einer Weile. Niedergelegt ist die Tradition in den Lehrbüchern der jeweiligen Wissenschaften. Fortschritt erfordert Intuition (etwa die, dass Forschen an dieser Stelle sich lohnt, weil es etwas zu entdecken gibt) und Entscheidungen über Fragestellung, Methode und Vorgehen. In der Medizin genügen die Lehrbücher allein nicht, sondern man lernt von einem erfahrenen Arzt praktisch, wie man Diagnosen stellt und Patienten behandelt. Zu dieser Unterordnung unter einen (hoffentlich) kompetenten Praktiker gibt es keine Alternative. Dasselbe gilt auch für wissenschaftliche Forschung:

Erst wenn sich eine Studentin lange Zeit der Autorität einer Tradition unterworfen hat, ist sie qualifiziert, an der Seite eines Wissenschaftlers zu arbeiten, der Theoriefindung betreibt an Problemen, die nicht nur ungelöst sind, sondern vielleicht noch nicht einmal als solche erkannt werden, außer von diesem Wissenschaftler. Nur indem sie diesen Wissenschaftler bei der Arbeit beobachtet, sieht, wie er Probleme anpackt, Lösungswege einschlägt, mehrdeutige Indizien bewertet und neue, originelle Ideen entwirft, erlernt sie die Fertigkeiten, die man zum Forschen braucht. Es gibt keine unpersönlichen, mechanischen Prinzipien…

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Newbigin (3): Wissen und Glauben

Den systematischen Zweifel zur Methode auf der Suche nach Gewissheit zu machen war das Verdienst von Descartes. Newbigin stellt Anfragen an diesen Ansatz: Erstens ist die Annahme, dass zweifelsfreie Gewissheit überhaupt erreichbar ist, ein großer Glaubensakt. Zweitens sind in Descartes cogito ergo sum nur die Dinge gewiss, die keinen Bezug zur Außenwelt voraussetzen (Einstein sagte, mathematische Sätze seien nur unzweifelhaft, solange sie sich nicht auf die Wirklichkeit beziehen). Drittens sind Ideen und ihre Übermittlung an Sprache gebunden, die nie völlig eindeutig sein wird.

Russells Definition wissenschaftlicher Wahrheitssuche (Beobachtung der ausschlaggebenden Fakten, Deduktion einer Hypothese, Testen der Hypothese an den Beobachtungen) leidet an ähnlichen Problemen: Die Auswahl der Fakten, die betrachtet werden, hängt vom Interesse und Vorverständnis des Wissenschaftlers ab, ist also subjektiv. Wissenschaft hat mit Intuition zu tun:

Höchste Aufgabe des Physikers ist also das Aufsuchen jener allgemeinsten elementaren Gesetze, aus denen durch reine Deduktion das Weltbild zu gewinnen ist. Zu diesen elementaren Gesetze führt kein logischer Weg, sondern nur die auf Einfühlung in die Erfahrung sich stützende Intuition. (A. Einstein, Mein Weltbild, S. 168)

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Brian McLaren kommt 2007

Eben kam die Zusage von Brian McLaren, dass er 2007 vom 27. November bis 1. Dezember kommt. Wenn man aktuell das Bild deutscher Medien von amerikanischen Evangelikalen sieht, dann zählt Brian als einer der prominentesten Evangelikalen sicher zu den Lichtblicken in einem stellenweise düsteren Szenario.

Einzelheiten folgen zu gegebener Zeit. Wer von Euch gern mit ihm ins Gespräch kommen möchte, kann sich die Tage schon mal vormerken, damit nichts anderes dazwischen kommt. Wäre doch schade…

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Newbigin (2): Die Wurzeln des Pluralismus

Newbigin unterscheidet Pluralität und Pluralismus. Religion und Kultur sind zwar in vieler Hinsicht verbunden, aber nicht identisch. Insofern ist auch zwischen kulturellem und religiösem Pluralismus zu unterscheiden. Letzterer geht davon aus, die Unterschiede zwischen Religionen haben nicht mit wahr oder falsch zu tun, sondern mit verschiedenen persönlichen Auffassungen ein und derselben Wahrheit. Hauptsache, man ist aufrichtig in dem, was man glaubt. In der mit Tatsachen befassten Wissenschaft ist Aufrichtigkeit dagegen kein Ersatz für die Frage, ob eine Ansicht wahr ist. Welche Dinge gelten also als Tatsachen, welche nicht?

Der Siegeszug der Naturwissenschaften beruhte darauf, dass man des Zusammenhang von Ursache und Wirkung erforschte und die Frage des Wofür ausblendete. Menschen mögen Absichten haben, Dinge jedenfalls nicht. Eine Maschine ist aber mit einer bestimmten Absicht geschaffen worden, über die aber nur der Konstrukteur Auskunft geben kann. Ein Urteil über gut und böse ist nur dann möglich, wenn Absichten im Spiel sind, die wir kennen (N.B.: Rasierklingen in Verkehrsflugzeugen können mit ganz unterschiedlichen Absichten an Bord gebracht worden sein, P.A.). Hätte also der Autor der Geschichte der Welt (und Menschheit) seine Absicht verraten, wäre das ein Faktum von enormer Bedeutung. Die Konzentration auf “Tatsachen” aber macht begründete Werturteile unmöglich, wie schon Nietzsche erkannte, weil das eine mit dem anderen in der gängigen Plausibilitätsstruktur nichts zu tun hat.

Eltern der Mittelschicht wollen, dass ihren Kindern Werte vermittelt werden, weil das Leben angenehmer ist, wenn man sich an sie hält. Aber sie fragen nicht, ob diese Werte in irgendeinem Verhältnis zu den “Tatsachen” stehen, die in der Schule gelehrt werden. Sie fragen nicht, ob man die Sorge um Minderheiten, Arme, Behinderte als wichtig betrachten kann, wenn Tatsache ist, dass menschliches Leben sich einem Prozess verdankt, in dem der Starke den Schwachen eliminiert.

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Mönchtum des 21. Jahrhunderts

Das Nachdenken über Kloster-Kirche, wieder neu in Schwung gekommen durch unsere Erfahrungen der 24/7 Woche, bzw. die Übertragung des klösterlichen Modells von Gemeindeleben in unsere Situation beschäftigt auch Christianity Today. Kevin Miller fragt im Leadership Blog, angesprochen auf funktionierende Modelle für gemeinschaftliches geistliches Leben und eine Gegenkultur, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet weiß:

What would happen to your life if you lived in close geographical community and relationship with other people; if you lived in submission to authority; if you practiced silence and simplicity and discipline; if you regularly read the Bible and prayed and meditated on what you read; if you made study part of your life; and if you worked hard in some daily occupation, seeing your labor as full of dignity and offering it to God?
At least Saint Benedict thinks you’d become a healthier human being and godlier Christian. And 1,500 years of history would prove him right.

Steve Taylor nennt solche Gemeinschaften mit Zygmunt Bauman “ethical communities”:

As with the ancients, postmodern monks need to develop a rhythm of prayer, a shared daily spirituality that ensures their mission is about more than ther neon glow of a screen. A postmodern monastery needs to take shape within a rhythm of appreciating people, creation and God.

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Eschatoklesiologie ;-)

Seit meiner kleinen Zusammenstellung von Moltmann-Zitaten neulich habe ich mich weiter mit der Frage beschäftigt, ob die eigentliche Verschiebung in der Diskussion um emerging church nicht so sehr in der Christologie oder Ekklesiologie (Lehre von der Kirche), sondern in der Eschatologie (die “letzten Dinge”) zu suchen ist. Dafür spricht meiner Meinung nach folgendes:

  • Wir sprechen hier von Zukunftsfragen. Also spielt nicht nur die kurzfristige Erwartung eine Rolle, sondern genauso unsere Vorstellung davon, auf was Gott im Großen und Ganzen eigentlich hinaus will.
  • Ekklesiologie hat (und das hat Moltmann schön herausgearbeitet) immer einen eschatologischen Horizont. Reichs- und Mehrheitskirchen neigen dazu, Erwartungen auf ein noch ausstehendes Kommen und Wirken Gottes zu unterdrücken, während Minderheits- und Märtyrerkirchen genau das herbeisehnen und darum beten.
  • Die entscheidende Verschiebung zwischen Moderne und Postmoderne liegt in der Eschatologie: Die Moderne ging vom weltimmanenten Fortschrittsprinzip aus, das erstens einen stetigen, linearen Aufstieg annahm und sich selbst als das angebrochene goldenen Zeitalter der Menschheit begriff, während die Denker der Postmoderne entdeckt haben, dass aller “Fortschritt” ambivalent ist und nur der vom goldenen Zeitalter reden kann, der auf der Sonnenseite unserer globalen Wirtschaftssysteme lebt. (N.B.: Emergenztheorien kann man als Versuch verstehen, monokausales lineares Fortschrittsdenken zu öffnen und zu überwinden, ohne es nur abzulehnen und damit in totaler Ziellosigkeit zu enden).

Die Frage, wie sich Christen zur “Welt” im umfassenden (und nicht zwangsweise negativen) Sinn verhalten, ist eine Frage der Eschatologie. Wer davon ausgeht, dass das Reich Gottes in einem bestimmten System (christlicher Kaiser, Staat der Pilgerväter, aufgeklärte Demokratie etc.) im Grunde schon angebrochen ist, tut sich schwer mit Kritik an den sozialen Verhältnissen und wird die Kirche als Instrument des Staates verstehen, die sich im günstigsten Fall in eine ideale Gesellschaft hinein auflöst.

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Imperiales “Christentum”

Das Kapitel Polititischer Millennarismus: Das “Heilige Reich” in Moltmanns “Das Kommen Gottes” liest sich sehr aktuell und spannend. Also stelle ich hier einfach einmal ein paar Zitate zusammen, die entweder für sich sprechen oder zum Selberlesen animieren, daher auch kein Kommentar dazu:

Unter immer neuen Namen wurde dieser christliche Imperialismus bis in die Gegenwart fortgesetzt, ob es sich um »das Christentum«, die »christliche Zivilisation« oder »das christliche Zeitalter« handelt oder ob säkulare Namen dafür gefunden werden wie »die moderne Welt«, »die Neuzeit« oder »die wissenschaftlich-technische Zivilisation«: Es ist überall der alte Gedanke einer politischen Erfüllung messianischer Hoffnung auf das tausendjährige Friedensreich Christi und das »goldene Zeitalter« der Menschheit und den endzeitlichen Sabbat der Natur. (S. 183)

Zur Umdeutung der Offenbarung des Johannes seit Konstantin:

Aus der apokalyptischen Stadt der Gottlosen wurde die Stadt des ewigen Heils. Damit begann die theopolitische Lehre von der »ewigen Stadt«: 1. Rom, 2. Byzanz, 3. Moskau. Die Monarchie des Einen römischen Kaisers wurde zur Grundlage für die Reichseinheit und musste religiös legitimiert werden. Das geschah durch den christlichen Monotheismus, nach welchem der einen göttlichen Monarchie im Himmel die eine irdische Monarchie des Caesar korrespondiert.

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Spirituelle Touristen

In The Out of Bounds Church? spricht Steve Taylor von unterschiedlichen Arten, wie Menschen ihren spirituellen Weg gehen. Er bezeichnet sie als Touristen (wenn man damit nicht Pauschaltouristen à la Ballermann assoziiert klingt der Begriff viel besser als “Suchende”) und nennt vier Kategorien von Interesse, die sich nicht unbedingt ausschließen müssen:

  1. Recreational – Ich gönne mir Entspannung und lasse mir etwas Gutes tun
  2. Experiential – Ich suche nach Anregungen und neuen Eindrücken oder Impulsen
  3. Experimental – Ich lasse mich auf einen neuen, alternativen Weg ein und probiere neue Dinge aktiv aus, um ihre Identität und Sinn darin zu finden
  4. Existential – Ich habe mein Herz an einen bestimmten Ort (oder eine Sache) verloren und einen Lebensinhalt gefunden, um den sich nun für mich alles dreht

Die Kunst besteht darin, Menschen auf der richtigen Ebene “abzuholen”, ihnen aber immer auch die Möglichkeit zu bieten, auf eine andere zu wechseln. Taylor bezeichnet das als “navigable space”. Wichtig ist, dass die Entscheidung und die Initiative bei dem “Touristen” bleibt.

Folglich laufen lineare Angebote (eins nach dem anderen in einer bestimmten Zeit und Reihenfolge) eher ins Leere als mehrschichtige, die es erlauben, jederzeit eine Stufe zu erklimmen oder auch zu verlassen. Wenn man nur auf Abhängen und Wellness setzt, führt das zu Konsumhaltung. Wo es grundsätzlich existenziell zugeht, wird es schnell zu anstrengend und oft auch eng oder exklusiv. Unentschlossene fühlen sich zu Entscheidungen gedrängt, für die sie vielleicht noch nicht reif sind.

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Warum eigentlich nicht?

Wenn das schon für Amerika gilt, wie viel mehr noch hier: Bob Hyatt fragt, warum das Thema Church Planting so hoch gehängt wird und sich so wenige heran wagen und ob der Schaden nicht größer wäre, es gar nicht zu unternehmen, als es zu wagen und dabei eventuell zu “scheitern” – wie auch immer man das dann definiert. No risk – no faith…

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