Kongress Gemeindeinnovation

Donnerstag und Freitag war ich in Romanshorn zum Kongress Gemeindeinnovation. Alan Hirsch hatte ich ja schon gehört und zum Teil kommentiert, und werde das in Kürze noch fortsetzen. Mike Bischoff hat auf seinem Blog die wichtigsten Thesen zusammengefasst und ein paar Bilder sind auch dabei.

Besonders spannend waren die Gespräche und Begegnungen am Rande. Einen Mitschnitt der Podiumsdiskussion mit etlichen kontroversen Thesen hat Christoph Schalk online gestellt. Der Donnerstag Abend wurde von Kubik gestaltet und war ein willkommener Kontrast zum ganzen “strategischen” Denken zuvor (Daniel hat Bilder).

Ich habe einen Workshop über die Kelten gemacht und mich mal wieder gewundert, wie eine Bewegung so einschlagen konnte, die gar nicht richtig strategisch dachte, aber sich von der Liebe zu Gott und Gottes Liebe zur Welt einfach treiben ließ. Nicht dass ich jetzt eines gegen das andere ausspielen wollte. Vielleicht ist nur die Frage: Wessen Strategie?

Dscf0830

Share

exponentialorganisch

Alan Hirsch war ja nicht der erste, der auf organische Metaphern für die Verbreitung der Christen zurückgegriffen hat. Aber es bestimmen nicht nur die inneren Faktoren (DNA bzw. Gesundheit), sondern auch äußere Faktoren, ob und wie weit ein Organismus sich vermehrt.

Gut, wir alle kennen die Geschichte der Karnickel in Australien (Zufall, dass Alan da herkommt?). Aber in der Natur ist es eher die Ausnahme, dass eine Spezies sich sprunghaft und epidemisch vermehrt. Eigentlich geht es da um ein Gleichgewicht – und die Erhaltung der Art, die meist mit dem Gleichgewicht verknüpft ist.

Also sind das auch Fragen, über die man reden muss, wenn man organisch ansetzt. Sonst erinnern die beeindruckenden Exponentialkurven nämlich eher an den berüchtigten Strukturvertrieb oder Network Marketing. Vielleicht sollten wir eher soziologisch den “Epidemien” auf die Spur kommen, etwa wie Malcolm Gladwell in “The Tipping Point”. Muss ich mal wieder ausgraben im Bücherschrank.

Share

Noch eine Woche zum Innovationsforum

Unser Wochenende mit Alan Hirsch und Gerard Kelly und vielen interessanten Leuten aus dem In- und Ausland rückt näher und es ist noch Platz für Zauderer und Kurzentschlossene. Vielleicht kann Gerard etwas Spoken Worship mitbringen, wir kriegen das schon irgendwie übersetzt.

Es wird übersichtlich genug sein, um viel Raum zur Diskussion zu bieten. Auch eine tageweise Teilnahme wird möglich sein. Hier findet Ihr einen aktuellen Überblick über die inhaltlichen Schwerpunkte. Zur Information und wenn gewünscht Anmeldung geht es hier.

Share

Wie eine Firma?

Ein Freund sagte jüngst über eine Gemeinde, die relativ schnell sehr groß geworden war, dass er selbst und viele andere nach einer gewissen Zeit ausgestiegen waren, weil sie merkten, dass es im Grunde eine “Firma” geworden war. Ob das nun größenabhängig ist, ist vielleicht zweitrangig. Ihm ging es darum, dass der einzelne Mensch aus dem Blick geraten war und nur die Leistung und der messbare Erfolg zählte. Leute schienen austauschbar.
„Wie eine Firma?“ weiterlesen

Share

Wie ein Virus…

Die SZ stellt fest, dass unsere Wirtschaft beginnt, ganz anders zu ticken. Das Ende der großen Marken und Superstars hat begonnen. Sehnsucht und Leidenschaft zählt, aber viele haben es noch nicht verstanden. Ein Konzern muss sich “wie ein Virus immer wieder verändern und neu inkarnieren” – interessante Wortwahl, oder? Die Begründung sieht so aus:

Weil aber auch noch neue Technologien Kultur und Marktgeschehen verändern, führt das zu einem System der immerwährenden Beschleunigung, in dem es keine gemeinsamen Nenner und deswegen auch keine Marken, Stars und verlässlichen Leitmotive geben kann. (…) Deswegen muss sich nicht nur die Wirtschaft von traditionellen Parametern verabschieden, sondern auch die Gesellschaft damit abfinden, dass es bald keine kulturellen Selbstverständlichkeiten mehr geben wird.

Pop wird von Leidenschaften und Sehnsüchten gesteuert, die sich keinen historischen Kontinuitäten und gesellschaftlichen Normen unterordnen. In einem Wirtschaftssystem, in dem Angebot und Nachfrage durch Leidenschaft und Sehnsucht ersetzt wurden, werden Produzenten künftig gezwungen sein, eine Vision zu entwickeln, die kulturelle Relevanz vor kaufmännisches Denken stellt.

Share

Heute schon die Welt verändert?

 Downloads Downloads Images Images Aktion08
Die Frage, wie man Werte vermittelt und Verhalten verändert hat mich seit letzter Woche noch weiter beschäftigt. Mit moralischen Appellen oder Belehrungen kommt man nicht so schrecklich weit, scheint es. Einen ganz anderen Weg wählt die Aktion “Einfach die Welt verändern”. Das dazu gehörige Buch verkauft sich bei Amazon wie verrückt (letzte Woche war es an vierter Stelle bei Büchern!). Auf der dazu gehörigen Website sind zehntausende Ideen gelistet. Und 97% der Besucher glauben, dass man etwas bewegen kann.
Natürlich wird die Aktion nicht alle Probleme des Planeten lösen. Aber sie hilft offenbar vielen aus der Resignation heraus, dass man als einzelner in unserer komplexen Welt doch nichts verändern kann und dass die meisten gut gemeinten Aktionen sich als ungewollt schädlich entpuppen. Je länger ich drüber nachdenke, desto interessanter finde ich das Projekt. Man kann eine Menge davon lernen darüber, wie Veränderung vorstellbar und möglich wird. Zum Beispiel dies:
„Heute schon die Welt verändert?“ weiterlesen

Share

Männer in Leitungsfunktionen?

Zehn Gründe, warum Männer nicht in kirchliche Ämter ordiniert werden sollten, nennt ein pfiffiger Blogeintrag auf Transforming Seminarian zum Weltfrauentag. Hier die Top 5 auf Deutsch und in Kürze, das Original ist ausführlicher und damit amüsanter:

  1. Es war ein Mann, der Jesus verraten hat
  2. Männer können auch ohne Ordination (ohne zu leiten) in der Gemeinde helfen
  3. Ihr Hang zu Handgreiflichkeiten macht sie zu schlechten Vorbildern
  4. Pastoren sollen die Gemeinde “nähren” – eher eine Frauenrolle
  5. Gut aussehende Männer könnten ablenkend wirken auf die Frauen in der Gemeinde
Share

Gemeinden pflanzen

Am Donnerstag war ich zu Gast bei der Arbeitsgruppe “Gemeinde Pflanzen” der AMD. Etliche Mitglieder der Runde kannte ich schon, und es war toll, noch weiteren zu begegnen. Ein Überblick über die Projekte findet sich hier.

Wir haben als Leitungsteam immer wieder darüber gesprochen, dass wir gern dazu beitragen wollen, dass in den Landeskirchen viele neue, wachsende Gemeinden entstehen. Unsere Geschichte ist sicher sehr individuell, aber wir haben doch auch einiges gelernt, was anderen nützen könnte. Und es gibt etliche solche ungewöhnlichen Initiativen “von unten” wie uns!

Mein Eindruck ist, dass potenzielle Pioniere heute in der Regel nicht mehr Theologie studieren (egal wo – Uni oder “Bibelschule”), weil sie nicht Kirche verwalten, sondern die Welt verändern wollen. Oft haben sie mit Erfolg einen anderen Job begonnen (was nützlich ist, weil neue Gemeinden keine Hauptamtlichen finanzieren können), aber gleichzeitig brennt ihr Herz für Gemeinde und “Mission”, aber kein Weg scheint dort hin zu führen. Damit gehören sie kirchenrechtlich zu den Laien (übles Wort, auch wenn es ursprünglich “Krieger” heißt, aber eben eher Fußvolk bezeichnet). Die meisten Theologiestudenten, die ich kenne, sind nicht der Typ, der etwas “reißen” will oder könnte, eher gute Verwalter und Leute, die Bestehendes entwickeln. Brauchen wir ja auch.

Also haben wir drüber diskutiert, wie man solche Menschen findet und fördern müsste, z.B. mit einem berufsbegleitenden Studiengang. Die Heimatgemeinde wird das einfach nicht leisten können, da müssen alle zusammen helfen. Ich finde, sie müssten theologisch mehr wissen, als die kirchliche Prädikantenausbildung bietet. In manchen Dingen müssten sie sogar den “Volltheologen” (noch so ein kirchliches Unwort…) überlegen sein. Ein Studiengang mit Bachelor und Master wäre da gut, nur müsste der nun kirchlich “kompatibel” sein und den Anforderungen der späteren Aufgabe entsprechen. Das könnte noch ein paar Jahre dauern, wäre aber lohnend.

Ich denke mal, das Gespräch wird weitergehen. Die Anglikaner sind uns meilenweit voraus, aber das sollte uns um so mehr anspornen. Wer Ideen dazu beisteuern möchte – her damit…

Share

London II: Emergent und Dali

Ich habe Jason Clark in einem Café in Sutton getroffen. Wir hatten ein sehr angeregtes Gespräch und eine Menge an Gemeinsamkeiten entdeckt. Jason koordiniert emergent uk und legt dabei großen Wert darauf, dass tatsächlich missionarische oder besser “missionale” Gemeinde gebaut wird und dass die Dinge gründlich theologisch verarbeitet werden statt nur soziologischen Trends hinterher zu hecheln. Trotzdem bekommt er eine Menge Kritik zum Thema “emerging church” zu hören

Gleichzeitig hat er eine gesunde Abneigung gegen ein Denken in Machtblöcken, oder vielleicht sollte ich besser sagen: Imperialismus und Kolonialismus (daher benutzt er auch einen Mac 😉 – wenn nur Steve Jobs wüsste, was die emerging church für seine Firma bedeutet). Mit den richtigen “strategischen” Partnern ließe sich aus dem Artikel “emergent” sicher ein dickes, “schnellst wachsendes” Ding stricken. Aber davon gibt es schon mehr als genug und es produziert so viele Abhängigkeiten und Zwänge.

Danach war ich in der Tate Britain und habe mir die Werke von Turner angesehen, später dann ein Stück flussabwärts Dali betrachtet (und einen flüchtigen Blick auf ein paar Skizzen von Picasso geworfen). Turner und Dali waren nicht nur in ihrer Kunst der Zeit voraus. Bei Dali etwa hat der Abschied vom modernen Weltbild schon statt gefunden. Er hat dort eine Skulptur, in der Newton mit hohlem Kopf und ohne Gesicht dargestellt wird. Turner hat die Welt buchstäblich in einem anderen Licht gesehen als seine Kollegen. Beide haben damit Proteste ausgelöst, aber eben auch eine Menge bewegt.

Share

Koalition für Evangelisation

Ich werde mit dem “e-word” ja immer sparsamer, aber dieses Treffen des deutschen Zweiges der Lausanner Bewegung heißt nun mal so. Gestern haben wir uns zum Leitungskreis getroffen und ich war begeistert, dass wir erstmals seit langer Zeit wieder intensiv gemeindebezogene Themen diskutiert haben:

  • Wie Menschen durch Beziehungen und in kleinen Gruppen bzw. Kursen glauben lernen
  • Wie innovative, kreative und vor allem einladende, gastfreundliche Gottesdienste wirken
  • Wie man die Verantwortlichen beim Umdenken und nötigen Veränderungen unterstützt

Es hat mich gleich wieder beflügelt und motiviert für die Arbeit vor Ort. Zudem haben wir eine interessante Statistik aus Großbritannien vorgestellt bekommen, die darstellt, auf welchen Wegen Menschen zum Glauben finden.

(Christliches) Fernsehen und Radio spielten dabei überhaupt keine Rolle (!), es lief ganz überwiegend über persönliche Beziehungen, aber da gab es dann signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen erreicht man über Freunde und Kinder, Männer dagegen (und das hat mich erst mal überrascht) über ihre Frauen. Aber jetzt, wo ich drüber nachdenke, fallen mir auch immer mehr Beispiele ein.

Share

Wer hätte das gedacht?

Wachen sie jetzt auf? Newsweek berichtet von umweltbewussten Evangelikalen in den USA, die die Bush-Administration auffordern, sich um das globale Klima zu kümmern.

Alte Haudegen wie James Dobson fürchten gleich wieder, ihre Themen (Familie, Abtreibung) könnten ins Hintertreffen geraten. Progressivere Stimmen wie Rick Warren dagegen stehen hinter der Initiative, ebenso Tony Campolo oder Loren Cunningham, Richard Foster, Eugene Peterson, Ron Sider und Tom Sine. Aus England ist N.T. Wright dabei, Alister McGrath und Michael Green, der es seinem Namen eigentlich ja auch schuldig ist (Wo ist Herr Hybels?).

Das Evangelical Environmental Network hat eine umfangreiche Erklärung veröffentlicht. Die ist mit Sicherheit ein Riesenschritt in die richtige Richtung. Na also!

Share

“Postcharismatische Depression”?

Jonny hat zum Thema “Postcharismatiker” angemerkt:

Es gibt auch die Prägung “postcharismatische Depression”, was das Gefühl beschreiben soll, wenn man nach den geistlichen Höhenflügen wieder Erdung bekommt – was ja nicht immer angenehm ist, zumindest anfangs nicht.

Die postcharismatische Depression kam bei Gerald Coates‚ Buch “die Vision” vor, wenn ich mich richtig erinnere. Er hat aber sein “post-” vermutlich weniger vom Begriff postmodern abgeleitet als vielmehr sarkastisch auf die postkoitale Depression angespielt – der Katzenjammer beim Wiedereintritt in die raue Wirklichkeit. Mit Verschiebungen im Weltbild hatte das damals aber noch wenig zu tun.

Links- und Rechtscharismatiker (Walter Heidenreich hat die erste Gruppe mal als “softcharismatisch” bezeichnet) gab es wohl immer. Man hat dieselbe Sache unterschiedlich akzentuiert oder, wie Jonny treffend beschreibt, mehr oder weniger verträglich und kompromissbereit umgesetzt.

Heute aber fragen immer mehr, ob wir damals die “Sache” richtig verstanden haben. Da liegt das Neue, das neue Begrifflichkeiten erfordert. Deprimiert zu sein ist dabei bestenfalls ein Übergangsstadium.

Share

Wünsche zu Bonhoeffers Geburtstag

Gestern also wäre Dietrich Bonhoeffer 100 geworden. Der Gedenktag könnte eine Chance für alle Christen sein, sich selbst an Bonhoeffers Vorbild zu prüfen und nicht (wie so oft) ihn zu vereinnahmen und gegen andere Richtungen zu instrumentalisieren.

Die Evangelikalen und Konservativen würden von Bonhoeffer lernen, dass Nachfolge richtig verstanden eminent politisch ist und das nicht nur im Sinne konservativer Familienpolitik und Sexualethik. Andere würden von ihm lernen, dass gesellschaftliches und politisches Engagement allein auch zu wenig ist und dass Jesus nicht nur als historisches Vorbild, sondern als lebendiges Gegenüber wirkt, vor dessen bedingungsloser Liebe und bedingungslosem Anspruch auf Gefolgschaft sich niemand verstecken kann.

Alle miteinander würden postliberal/postevangelikal mehr darüber nachdenken, wie man gemeinsam Kirche für andere sein kann und weniger, welche Richtung die besten Pöstchen in der Kirche und die beste Presse in der Öffentlichkeit bekommt. Und wir würden darüber nachdenken, was unsere blinden Flecken sind und wo wir heute intelligenten Widerstand leisten müssten. Gemeinsam, wenn es denn geht, aber notfalls eben auch so einsam wie Bonhoeffer.

Share

Mönchtum-Seminar

Das Wochenende stand unter keinem guten Stern – wir hatten eine Krise in der Familie und die Freunde, die mitwollten, waren durch einen Arbeitsunfall gehandicapt. Also fuhr ich alleine zu Kubik nach Karlsruhe. Allein schon der erstklassige Cappuccino lohnt die Reise 😉

Erster Eindruck: Wo so viele Macs sind, muss es sich um gute Menschen handeln (ähnlich habe ich es nur auf der emergent convention erlebt: Doug Pagitt, Sally Morgenthaler, Brian McLaren…). Zweitens viele bekannte Gesichter und drittens etliche neue Gesichter, die diesen Blog lesen: March und ich hatten uns diese Woche erst gemailt. Ich konnte meiner verschollenen Bestellung bei Kairos nachgehen. Viele interessante Gespräche und irgendwie das Gefühl, das hier etwas ganz Einzigartiges wächst.

Die Inputs und die geistlichen Übungen haben eine Menge Anstöße zum Weiterdenken gegeben. In der Karwoche wollen wir mal einen Test machen und jeden Tag ein Morgen- und ein Abendgebet anbieten. Heute habe ich überlegt, ob man im High-Tech Zeitalter Stundengebete nicht via SMS oder per Download über den inzwischen nicht mehr so schlechten Organizer der meisten Handys organisieren könnte: Als Ersatz für die Kirchenglocken, wo möglich gleich mit Text oder Anleitung.

Ach ja, eines hatten wir vergessen: Kutten. Kapuzenshirts sind schon mal ein Schritt in die Richtung. Vielleicht kann man für Büromenschen Ikonen auf die Krawatte drucken? Ich hatte vor Jahren mal eine Swatch mit einem byzantinischen Mosaik…

Share