Britische Verhältnisse

Anlässlich der gegenwärtigen Entschuldigungsorgien der Deutschen Bahn fiel mir ein altes Gedicht von Steve Turner ein: British Rail regrets. Ich habe es hier gefunden vielleicht inspiriert es ja ein paar Hobbydichter. Es ist alt, aber hierzulande wäre es mit „German Rail“ erstaunlich aktuell:

British Rail Regrets by Steve Turner

British Rail regrets
having to regret.
British Rail regrets
it cannot spell.
British Rail regrets
the chalk ran out.
British Rail regrets
that due to a staff shortage
there will be no-one
to offer regrets.
British Rail regrets, but will not be sending
flowers or tributes.
British Rail regrets
the early arrival
of your train.
This was due to industrious action.
British Rail regrets
that because of a work-to-rule
by our tape machine
this is a real person.
British Rail regrets
the cheese shortage
in your sandwich.
This is due to
a points failure.
The steward got
three out of ten.
British Rail regrets.
Tears flow from beneath
the locked doors of staff rooms.
Red-eyed ticket collectors
offer comfort
to stranded passengers.
Angry drivers threaten
to come out in sympathy
with the public.
British Rail regrets.
That’s why its members
are permanently dressed in black.
That’s why porters stand around
as if in a state of shock.
That’s why Passenger Information
is off the hook.

British Rail regrets
that due to the shortage of regrets
there will be a train.

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Alles außer Hochdeutsch?

Nein, die Einladung kam nicht aus dem Südwesten. Sie sprach aber davon, dass es an der Zeit sei, „einen Unterschied zu machen“.

Das finde ich auch und plädiere hiermit dafür, umgehend einen Unterschied zwischen (wie der Franke sagt) gescheitem Deutsch und nutzlosen Anglizismen zu machen (diesen speziellen hat erst kürzlich Gerhard Delling seinem Freund Günter Netzer abgewöhnt!).

Also: Wir wollen ja alle etwas bewegen oder verändern. Aber doch hoffentlich zum Besseren.

Tatsächlich aus dem Südwesten stammte jüngst die Wortschöpfung „Bejüngern“. Ich habe mich gefragt, was wohl Passanten auf der Straße sagen würde, wenn man ihnen anböte, sie zu bejüngern? Vielleicht würden die Benutzer von Faltencremes kurzzeitig die Ohren spitzen. Der Rest würde – amüsiert, irritiert oder alarmiert – den Kopf schütteln.

Völlig zu Recht.

Manchmal beschleicht mich angesichts solch ungenießbarer Phrasen der Verdacht, dass die verbreitete Klage, Christen würden „die Sprache der Menschen nicht mehr sprechen“, nicht nur in einem übertragenen Sinn zutrifft.

An Pfingsten wirkte Gott ein Sprachwunder. Verstehen und verstanden werden ist in dieser Welt keine Selbstverständlichkeit, sondern eine kostbare Sache. Mir fällt es schwer, die erwähnten Formulierungen als kreative Sprachschöpfung zu betrachten, die verschönert und bereichert. Statt also in schlampigen Jargon zu verfallen, weil Gott es ja schon irgendwie richtet – wäre ein sorgfältiger Umgang mit Sprache nicht die bessere Möglichkeit, Gott eine Freude und dem Nächsten das Verstehen leicht zu machen?

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