Nein, die Einladung kam nicht aus dem Südwesten. Sie sprach aber davon, dass es an der Zeit sei, „einen Unterschied zu machen“.
Das finde ich auch und plädiere hiermit dafür, umgehend einen Unterschied zwischen (wie der Franke sagt) gescheitem Deutsch und nutzlosen Anglizismen zu machen (diesen speziellen hat erst kürzlich Gerhard Delling seinem Freund Günter Netzer abgewöhnt!).
Also: Wir wollen ja alle etwas bewegen oder verändern. Aber doch hoffentlich zum Besseren.
Tatsächlich aus dem Südwesten stammte jüngst die Wortschöpfung „Bejüngern“. Ich habe mich gefragt, was wohl Passanten auf der Straße sagen würde, wenn man ihnen anböte, sie zu bejüngern? Vielleicht würden die Benutzer von Faltencremes kurzzeitig die Ohren spitzen. Der Rest würde – amüsiert, irritiert oder alarmiert – den Kopf schütteln.
Völlig zu Recht.
Manchmal beschleicht mich angesichts solch ungenießbarer Phrasen der Verdacht, dass die verbreitete Klage, Christen würden „die Sprache der Menschen nicht mehr sprechen“, nicht nur in einem übertragenen Sinn zutrifft.
An Pfingsten wirkte Gott ein Sprachwunder. Verstehen und verstanden werden ist in dieser Welt keine Selbstverständlichkeit, sondern eine kostbare Sache. Mir fällt es schwer, die erwähnten Formulierungen als kreative Sprachschöpfung zu betrachten, die verschönert und bereichert. Statt also in schlampigen Jargon zu verfallen, weil Gott es ja schon irgendwie richtet – wäre ein sorgfältiger Umgang mit Sprache nicht die bessere Möglichkeit, Gott eine Freude und dem Nächsten das Verstehen leicht zu machen?
Anglizismen werden aber nicht nur von Christen gebraucht (berühmtestes Beispiel aus jüngster Zeit: Public Viewing…) und auch sonst ein nachlässiger Umgang mit der deutschen Sprache. Es begegnet mir alltäglich und überall.
Dennoch: Wir können mit gutem Beispiel vorangehen!
Es gibt christliche Kreise, die Pfingsten gerade nicht als „Wunder der Verständigung“ sehen. Pfingsten und die Thematik „Heiliger Geist“ (Korinther-Brief) sind Mittel, mit denen man sich abgrenzt – nach innerhalb und außerhalb der Kirche.
Und da schließt sich dann der Kreis mit Deiner Argumentation: Wenn das so ist, ist es nur folgerichtig, dass seltsame christliche (Fach-)Sprachen entstehen. Sie können/brauchen dann auch gar nicht verständlich für andere sein.
Das ist schade – aber auf der anderen Seite nur logisch.
Übrigens: Die „Salbung“ könnte man vielleicht auch verwenden, um sich zu „bejüngern“.
Bin grade an der Predigt zu Mt 12,31ff.
Ich finde, dass Jesu Ankündigung, dass wir „Rechenschaft ablegen müssen über jedes unnütze Wort“ durchaus auch dazu passt 🙂
Geniale Schlussfolgerung 😉
ok. damit ich für diesen Post nicht allzuviel Rechenschaft ablegen muß: was soll denn bejüngern auf Hochdeutsch bedeuten?
*offtopic am Rande: schade, daß der Seitenbetreiber nicht zulässt, daß die Kommentartexte (leave a reply) auch auf Deutsch erscheinen*
@ shasta-cor: das bedeutet wohl „zu Jüngern machen“ im Sinne von Mt 28,18ff
Anglizismen und andere Fremdwörter sind eine Sache, Wortschöpfungen eine andere (und beide können – da Sprache lebendig und wandelbar ist – auch gelegentlich ihre Berechtigung haben). Was mir mehr Unruhe bereitet, ist die Reduktion der Sprache (oft bei bei jungen Leuten zu beobachten) auf wenige inhaltsleere Begriffe. Wenn z.B. eine Lena Meyer-Landrut beim Sieg des europäischen „Sängerwettbewerbs“ 🙂 lediglich die Worte „cool, crasy, krass“ herausbringt, um ihre Gefühle zu beschreiben, ist etwas Entscheidendes verloren gegangen: nicht nur die Schönheit unserer Sprache, zu der vollständige Sätze gehören, sondern auch die Spiegelung des Inneren durch differenziertes Vokabular im Gespräch mit anderen. Und sie war Gymnasiastin!
@Susi: auf Englisch war’s auch nicht besser bei Lena – da kann man (frei nach den Dixie Chicks) nur sagen „shut up and sing“ 🙂