Meine Liebe – deine Liebe

Mehr denn je bin ich davon überzeugt: Die Liebe ist der Daseinsgrund und das oberste Gesetz der Gemeinschaft. Aber bei uns wie bei anderen habe ich erlebt, dass man der Liebe recht übel mitgespielt hat – und das im Namen der Liebe!

Weder das Bemühen, von sich selbst abzusehen, noch die Ermahnung, doch an die übernatürliche Dimension zu denken, scheinen zu genügen, um solche Flurschäden zu verhindern. Alle, die gegenseitig aufeinander losgingen, waren davon überzeugt, dass man „Gott über alles lieben müsse und seinen Nächsten wie sich selbst“ – aber jede hatte ihre eigene Auffassung und ihre eigene Version dieser Liebe.

Madeleine Delbrêl, Deine Augen in unseren Augen. Die Mystik der Leute von der Straße, 139.

 

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Eine Antwort auf „Meine Liebe – deine Liebe“

  1. Ich finde, Paulus hat Recht. Wir haben Stücke der Erkenntnis, auch der von Liebe.
    Jeder interpretiert aus seinem Hintergrund her, auch wie sich Liebe zeigt und das ist manchmal auch recht schräg, weil z.B. manipulativ in Abhängigkeiten. Und „wehe dem“, der sich aus der Abhängigkeit befreit oder befreien lässt. Der ist für den anderen Abhängigen dann böse und das Lösen wird nicht als Liebe empfunden, auch wenn es das ist.
    Gott ist die Liebe. Wir können mit unserem „Spatzenhirn“ wirklich nicht umfassend begreifen, wer er ist, wie er ist. Für mich sind gute Freunde und nahe Verwandte ein Segen, weil sie meine Liebe auf ihre Weise ergänzen, z.B. bei der Pflege meines Vaters.

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