Beim Deutschen Knigge-Rat hatte ich heute die Gelegenheit, einen kleinen Beitrag zum Thema “Postmoderne” einzubringen. Mancher meint nun bestimmt, weiter könnte man gar nicht auseinander liegen. Doch mit steifer Etikette hat der Knigge-Rat nicht viel am Hut, das wurde gestern recht deutlich. Ich denke, die Gemeinsamkeit findet sich in Werten wie dem sensiblen Umgang mit der Verschiedenartigkeit von Menschen und Kulturen. Zudem spielt so mancher postmoderne Zeitgenosse mit Elementen der Tradition, auch wenn er sie verfremdet oder neu kombiniert – auch bei Umgangsformen. Das Zeitalter der Wurstigkeit jedenfalls scheint vorbei.
Aber es hat auch eine künstlerische Seite, sich zwischen Familienkultur, Firmenkultur, Gemeindekultur und was sonst noch zu bewegen, und dort seine Rolle so zu spielen, dass man sich und anderen gerecht wird. Und dabei Werte wie Achtung konsequent zu leben. Mir ist dabei aufgefallen, dass viele unserer Grußformeln eigentlich Segenssprüche sind, ebenso wie das französische Adieu, das hebräische Shalom (oder arabisch Salam). “Guten Tag” fand ich schon immer reichlich fad im Vergleich zu “Grüß Gott”.
Vaclav Havel hat mal gesagt, in der Postmoderne sei “alles möglich und nichts gewiss” und dann darauf hingewiesen, dass wir nach allem Relativismus und aller Dekonstruktion wieder eine transzendente Begründung und Rekonstruktion von Werten brauchen, wenn wir nicht im Chaos oder Nihilismus enden wollen. Mal sehen, ob der Knigge-Rat einen Beitrag dazu leisten kann, diese spirituelle Seite der Werte-Diskussion herauszustellen. Wär‘ doch was.
Für LebensART am 7. Mai haben wir uns das Thema “Stil-Blüte” vorgenommen. Ich bin schon gespannt drauf. Wer sich einstimmen möchte, kann übrigens mal die PodCasts von Rainer Wälde anhören, zum Beispiel ein Interview mit Ulrich Wickert über Werte und Tugenden.