Unanständige Werbung

Heute flatterte mir mal wieder ein Flyer für ein christliches Trainingsprogramm ins Haus, der rhetorisch nicht gerade bescheiden daherkam. Dinge, an denen manche Leute, die ich lange kenne und deren geistliche Reife ich wirklich schätze, Jahre arbeiten (und auch dann mit recht unterschiedlichem „Erfolg“) erschienen da als Resultate eines recht überschaubaren (aber nicht ganz billigen) Prozesses.

Und ich fragte mich beim Durchlesen: Darf man so etwas eigentlich versprechen, wenn dass zum Teil doch eher Dinge sind, die nur Gott tun kann? Gibt es eine Art freiwiliige Selbstkontrolle christlicher Einrichtungen, die solche Dokumente prüft und gegebenenfalls beanstandet, oder kann jeder schreiben und versprechen (beziehungsweise mehr oder weniger unverblümt in Aussicht stellen), was er will?

Um nicht falsch verstanden zu werden: Manche Dinge können wir tatsächlich „machen“ und das darf man auch gern versprechen. Gute pädagogische Konzepte zum Beispiel oder professionelle Musik. Andere Dinge können wir nicht machen: Ob jemand die professionelle Musik schön findet oder davon emotional tief berührt wird, ob Gemeinschaft tatsächlich als authentisch empfunden wird, das liegt nicht in unserer Hand. Noch viel schwieriger ist es, wenn wir mit göttlichen Offenbarungen und Einblicken winken.

Wir dürfen uns gern vor Gottes Karren spannen lassen. Aber umgekehrt geht das eben nicht. Wie bei dem unsäglichen „die Bibel garantiert es“ zum inzwischen sang- und klanglos verstrichenen Weltuntergangstermin am letzten Wochenende. Die Leute, die darauf hereingefallen sind, haben vielleicht schon lang zu viel fromme Propaganda konsumiert, die mit nicht gerade bescheidenen sprachlichen Mitteln ihre von keinem Zweifel angenagten Gewissheiten von sich gab.

Auch deswegen wäre eine Selbstkontrolle gut. Sie hilft, unnötigen Frust zu verhindern.

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