BiSZig

Die Süddeutsche ätzt treffend über das areligiöse österliche Freizeitverhalten hierzulande:

Die meisten aber sitzen in absurd bunten Wursthäuten auf Fahrrädern oder haben sich in Tchibo-Wanderklamotten geschmissen. Geht man übrigens zu Ostern in die Kirche, begegnet man dort keinen Wursthaut-Sportlern oder Cargohosen-Freizeitlern. Kirche hat in vielerlei Hinsicht etwas für sich.

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Der Ausbrecherkönig

In der Bucht von San Francisco liegt die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz. Rund 30 Jahre befand sich dort ein Hochsicherheitsgefängnis aus dem es – so der Nimbus, der es umgab, kein Entrinnen gibt. Durch Filme wie The Rock und Flucht aus Alcatraz hat sich diese Aura bis heute erhalten. Alcatraz war nicht nur ein Knast, sondern auch ein Symbol. Im Meer um die Insel, so hieß es, wimmele es nur so von gefräßigen Haien.

Etliche Ausbruchsversuche scheiterten. Erst 1962 gelang dem Bankräuber Paul Scott die Flucht. Er schaffte es bis ans Ufer, wo er unterkühlt aufgefunden, wiederbelebt und ins Gefängnis zurückgebracht wurde. Aber der Mythos Alcatraz hatte zu bröckeln begonnen und weil auch die Bausubstanz unter dem Salzwasser gelitten hatte, wurde Alcatraz im Jahr darauf geschlossen.

Man kann sich dem Thema Ostern und Auferstehung nur in Analogien nähern. Eine davon ist, den Tod nicht als Schlaf, sondern als Gefängnis zu beschreiben:

Ich war tot, aber sieh doch: Ich lebe für immer und ewig. Und ich habe die Schlüssel, um das Tor des Todes und des Totenreichs aufzuschließen. (Offenbarung 1,18)

Der Tod Jesu war eine Strafe: Aus jüdischer Sicht wegen Gotteslästerung, aus römischer Sicht wegen Hochverrats. Indem Gott Jesus auferweckt, überstimmt er nicht nur die Richter und schafft Gerechtigkeit, er entwindet dem System der römischen Machtsicherung auch seine stärkste Waffe: Die Drohung mit Folter und Tod.

Im Grunde lassen sich alle anderen Drohmittel und -gebärden als verschiedene Formen von Tod darstellen: Verachtung und Isolation, Folter und Vernachlässigung, Ausschluss und Verleumdung – die Liste ließe sich beliebig erweitern. Wir können aktuell an die Rebellen in Libyen, die Demonstranten in Kairo und Damaskus oder an Bradley Manning in den USA denken, die den Zorn des Systems am eigenen Leib erfahren.

Der Seher Johannes sagt nun, dass Jesus aus diesem Gefängnis ausgebrochen ist und dabei auch noch die Schlüssel mitgenommen hat. Und nun ist es wie im letzten Jahr von Alcatraz. Das Gebäude steht noch und der Betrieb läuft. Aber der Mythos bröckelt und irgendwo läuft einer frei herum, der die Schlüssel hat, und die Sicherheitskräfte bekommen ihn nicht zu fassen. Was haben wir in diesem Jahr schon an angeblich unvorstellbaren Dingen erlebt. Also ist auch diese Gedanke nicht so schrecklich abwegig: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Ausbrecherkönig zurückkommt und die Tore öffnet.

In gewisser Hinsicht sind wir beides – Gefangene und Komplizen des Systems. Wir leiden und haben uns arrangiert, indem wir das Leid anderer in Kauf nehmen, wenn es unsere Lage, wenn schon nicht grundsätzlich ändert, so doch etwas verbessert. Insofern wir Komplizen sind, ist Ostern auch als eine Warnung zu begreifen. Insofern wir Gefangene sind, dürfen wir uns freuen.

Was wir also heute schon ändern können, ist dies: Wir können unsere problematischen Abhängigkeiten und falschen Loyalitäten über Bord werfen. Deswegen spricht auch und gerade das Osterevangelium von Umkehr. Und wir können neue Bündnisse schmieden, die auf die Zeit nach der Befreiung, nach der Wende zielen und sie im Kleinen schon erlebbare Wirklichkeit werden lassen. Unsere Mitgefangenen sind nicht unsere eigentlichen Feinde, selbst da, wo sie sich schäbig verhalten und sich (wie wir auch) vom System verbiegen lassen. Es gibt aber auch eine verbürgte Hoffnung, das ist die andere Seite des Evangeliums: Da, wo wir für die Freiheit üben und gegen den Mythos des unentrinnbaren Systems über den König der Ausbrecher zu sprechen wagen, die Erinnerung wach und damit auch die Hoffnung lebendig halten, da bekommen die Mauern immer größere Risse und frische Luft weht durch die Zellenfenster.

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Kühne Aussage

Für meine Osterpredigt habe ich in Ulrich Kühns Christologie gelesen und dabei folgenden (bei Barth entlehnten) Hinweis entdeckt, der in diese Woche nicht nur wegen Ostern, sondern auch des Erscheinens der deutschen Ausgabe von Love Wins passt:

Die eschatologische Bedeutung der Auferstehung Christi könnte … in der Tat darin gesehen werden, dass er als der, der auf seinem Erdenweg die bedingungslose Barmherzigkeit Gottes zu den Menschen gebracht hat, das verurteilende Endgericht Gottes zu einem Gnadengericht wandelt. Dass dabei der Umfang des Kreises der »sich mit der Menschenwelt als solcher (nach der Lehre der Apokatastasis) endlich und zuletzt decken müsse und werde, das ist ein Satz, den man unter Respektierung der Freiheit der göttlichen Gnade nicht wagen kann … Wiederum ist aber in dankbarer Erkenntnis der Gnade der göttlichen Freiheit auch der andere Satz nicht zu wagen, dass es zu jener letzten Eröffnung und Erweiterung des Kreises der Erwählung und Berufung auf keinen Fall kommen könne und werde.

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„Neue“ Evangelikale?

Paul Markham macht sich im Journal of Religion and Society Gedanken über die Entstehung einer neuen Evangelikalen (oder sollte ich jetzt doch besser „evangelisch“ schreiben?) Bewegung in den USA. Er sieht dabei große Parallelen zu dem zupackenden Eifer, mit dem Evangelikale sich im 19. Jahrhundert der persönlichen und sozialen Transformation widmeten.

Dazu blickt er erst einmal kurz zurück: Evangelicals haben sich theologisch nie auf einen Nenner bringen lassen, wohl aber durch Stil und Ausdrucksformen. Heute leidet die Bewegung darunter, dass sie in der Öffentlichkeit unzutreffenderweise zum Synonym für „Fundamentalismus“ gemacht wird. Junge Evangelikale drängen auf eine Lösung von der religiösen Rechten und deren schmalen Themenkodex. Markham betrachtet das als Parallele einer Auseinandersetzung zwischen Evangelicals und Fundamentalists zur Mitte des 20. Jahrhunderts, aus der damals die Zeitschrift Christianity Today und die National Association of Evangelicals hervorging. Führender theologischer Kopf dieser Trennung war auf evangelikaler Seite Carl F. H. Henry. Er machte die Botschaft Jesu vom Reich Gottes zum Schlüsselthema seiner Arbeit.

Die Distanzierung von den Fundamentalisten hatte zur Folge, dass eine offenere Haltung gegenüber den Naturwissenschaften entstand, das Wirken des Heiligen Geistes neu in den Blick kam, eine größere Weite bei den unterschiedlichen Positionen in der Eschatologie und der Schriftinspiration einzog, soziale Verantwortung ernster genommen wurde und man wieder mehr bereit war zum Gespräch mit „liberalen“ Theologen.

Heute sind wieder viele Evangelikale auf der Suche nach einer Alternative zum Bündnis mit konservativer Ideologie. Es herrscht eine gewisse Krisenstimmung, was den Zustand der evangelikalen Bewegung und deren Wirkung auf die Gesellschaft betrifft. Verschiedene Versuche einer Absetz- oder Sammlungsbewegung von der religiösen Rechten sind zu erkennen. Theologisch zeigen sich dabei charakteristische Verschiebungen: Hin zu einer stärker präsentischen Eschatologie, die den Bezug zum Leben hier und jetzt betont, ein Zurücktreten der traditionellen Sühneopfer-Theologie, ein Interesse an „prophetic politics“ und an anderen Feldern der Sozialethik, besonders dem Thema der Gerechtigkeit.

Die Schwierigkeit diesmal besteht darin, dass sich noch kein organisatorisches Zentrum herauskristallisiert hat, so wie es Carl Henry und andere damals schufen. Das hat mit der Neigung zur Organisation in losen Netzwerken zu tun, und einer Auflösung der Grenzen zu anderen christlichen Traditionen, darunter auch Katholiken. Vieles hängt nun davon ab, wie sich die neue Bewegung organisiert. Ein paar führende Köpfe nennt Markham auch: Shane Caliborne, Rob Bell, Brian McLaren … und Tom Wright!

In Deutschland waren Evangelikale und ihre Vorläufer im Pietismus und der Erweckungsbewegung politisch nur ganz selten progressiv. Für die USA hatte der Soziologe Robert Putnam konstatiert, dass Evangelikale den gesellschaftlichen Wandel praktisch immer vorangetrieben haben. Hier kann man das so gewiss nicht sagen. Im neuzehnten Jahrhundert hat man auf die soziale Frage zwar mit reger Wohltätigkeit reagiert, strukturelles Unrecht aber weitgehend ignoriert, wenn man einzelne Stimmen wie Christoph Blumhardt mal ausklammert. Insofern fehlen hier bei uns auch Vorbilder für einen neuen Aufbruch wie Carl Henry, freilich fällt auch der Anteil von Fundamentalisten hier deutlich geringer aus – der Hang zum Konservativismus dagegen nicht. Die Unzufriedenheit mit dem Status Quo trifft man daher auch hier an, und mein Eindruck ist, dass sie weiter wächst.

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Das Erweckungsrätsel

Erweckungsbewegungen – ich habe mich in den letzten Wochen unter anderem noch einmal mit Pietismus, Great Awakening, Erweckungsbewegung und der Pfingstbewegung befasst – sind ein spannendes Phänomen. Mann kann ihren Ausbruch nicht vorhersagen (was viele bedauern), man kann sie auch nicht „machen“ (das bedauern noch mehr). Auch die Erklärungen gehen auseinander: Zwar kann man auf bestimmte (Fehl-?)entwicklungen der Kirchen verweisen (die starre Orthodoxie, der flache Rationalismus) und auf günstige Winde aus der jeweiligen Gegenwartskultur (die Romantik zum Beispiel), oder auf große Persönlichkeiten (wie Zinzendorf oder Wesley), die so etwas begünstigen. Aber ist damit schon alles gesagt?

Liest man nämlich die Berichte der „Betroffenen“, dann ist dort oft vom souveränen Wirken Gottes die Rede. Nun kann es zwar auch die typische Rhetorik solcher Bewegungen sein, die Rolle des Heiligen Geistes möglichst stark hervorzuheben, aber ganz lässt sich der Aspekt wohl doch nicht auflösen. Und so stellt sich dabei auch eine theologische Frage: Wenn es so ist, dass es offenbar Zeiten gibt, in denen der Geist Gottes mächtiger wirkt als in anderen, wäre das nicht ein Hinweis darauf, dass Glaube tatsächlich ein unverfügbares Geschenk ist und der menschliche Anteil beim Zum-Glauben-finden eher gering?

Wie aber lässt sich das mit der Ansicht versöhnen, dass Glaube und Unglaube als menschliche Antwort auf Gottes Gnade über ewiges Leben (und ewige Verdammnis) entscheiden? Läge so gesehen nicht die Schlussfolgerung nahe, dass vielleicht jeder Mensch eine faire Chance hatte, aber manche eben doch eine deutlich fairere Chance als andere? Wie sollen wir das verstehen und einordnen, dass manche Menschen nach eigener Darstellung von Gott geradezu überwältigt werden, während andere jahrelang suchen und auf ein Zeichen hoffen, ohne eines zu bekommen? Und über die verständliche Verschlossenheit von Menschen, denen von einfachen Christen oder gar Klerikern schlimmes Unrecht widerfahren ist, haben wir dann noch gar nicht geredet…

Nun kann man mit Mt 20,15 natürlich antworten: „Bist du neidisch, weil ich gütig bin?“ oder auf die Undurchschaubarkeit dieser Zusammenhänge verweisen. Man kann auch ein Argument für die doppelte Prädestination draus stricken. Oder sagen, Erweckungen und geistliche Aufbrüche werden ja nur deswegen „notwendig“, weil die Kirche ihrem eigentlichen Auftrag, nämlich hinsichtlich des Heilserwerbs Chancengleichheit herzustellen, nicht nachkommt.

An beiden Argumenten ist etwas dran, aber … vielleicht ist es ja wirklich so, wie Rob Bell verhalten andeutet: Die Tatsache, dass wir machmal herzlich wenig dafür können, dass wir zum Glauben gefunden haben oder besser noch gefunden wurden, sollte uns etwas vorsichtiger machen, allen Menschen, denen es anders geht, ihr Nicht-Glauben-Können als Schuld oder Versagen anzurechnen und sie damit auch gleich noch auf dem Weg ins „Höllenfeuer“ zu sehen. Vielleicht (darüber hat George Lindbeck schon spekuliert) gibt es ja doch zwischen hier und dem Ende der Geschichte, beziehungsweise nach dem Tod oder im Tod, eine ähnlich überwältigende Begegnung mit Gott, wie sie aus vielen Erweckungen bezeugt wird. Eine „Fair-weckung“ sozusagen.

Nun höre ich sofort den Einwand, so eine Vorstellung würde jeglichen missionarischen Eifer und Ernst untergraben. Bei manchen mag das der Fall sein. Umgekehrt ließe sich fragen: Wer entlastet eigentlich die, die längst tun, was in ihrer Macht steht, aber merken, dass sie zu wenige sind und nicht überall sein können? Und könnte es nicht sein, dass der Alarmismus, den die Vorstellung ständiger Lebensgefahr mit sich bringt, auch dazu führt, dass manche Christen abstumpfen oder blockiert sind?

Die Diskussion über Love Wins hat nun auch das Magazin Time erreicht. Der Themenkreis wird uns also noch eine Weile beschäftigen.

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Plötzlich Pfingstler?

Seit ein paar Tagen liegt Christentum 2.0 von Yan Suarsana auf meinem Schreibtisch, der Untertitel lautet „Pfingstbewegung und Globalisierung“. Der Autor ist Assistent am Lehrstuhl für Reformationsgeschichte und neuere Kirchengeschichte in Heidelberg, und im Unterschied zu vielen anekdotenhaften oder (selbst innerhalb der verschiedenen Flügel des Pentekostalismus) sehr divergierenden Darstellungen behandelt er sein Thema auch methodisch sehr durchdacht.

Im ersten Teil geht es um die Frage, wie die Pfingstbewegung definiert und beschrieben werden kann. Suarsana verwirft frühere Ansätze, die versucht haben, bestimmte theologische Konzepte oder Phänomene zum entscheidenden Kriterium dafür zu machen, wer dazu gehört und wer nicht. Vor allem die Theologie ist fluider und kurzlebiger als in anderen Kirchen und Konfessionen, ähnlich die Organisationsformen. Eine essentialistische Beschreibung in dem Sinne, dass es einen stabilen, gleichbleibenden Wesenskern gibt, aus dem heraus sich alles entfaltet, wird der Dynamik und Vielfalt nicht gerecht

Er zieht den Vorschlag von Michael Bergunder vor, der den Pentekostalismus als „internationales diskursives Netzwerk“ beschreibt, „die das inhaltliche Konzept Pfingstbewegung unentwegt untereinander verhandeln“. Dazu kommt noch einen diachrone Vernetzung, die einen Bezug auf die Anfänge der Pfingstbewegung herstellt (die nicht nur in der „Azusa Street“ liegen, sondern in den Revivalism des 19. Jahrhunderts zurück reichen), in dem Sinne, dass das heutige Netzwerk sich aus Vorläufern entwickelt hat, die eine in diese Anfangszeit zurückreichende Kette bilden. In dieser Offenheit und Fluidität entspricht die Pfingstbewegung dem, was Suarsana mit Roswith Gerloff als „Religionen in Bewegung“ bezeichnet – transkulturelle Gebilde, die sich ständig verändern. Bestimmte Praktiken und Phänomene sind dann kein klares Kriterium, sondern nur noch ein Indiz für eine mögliche Zugehörigkeit zu dieser Bewegung.

So betrachtet ist man also also auch Pfingstler, wenn man etwa zu einem „Kreis Charismatischer Leiter“ gehört (wo das „das inhaltliche Konzept Pfingstbewegung“ verhandelt wird), ohne dort (als „Postcharismatiker“ etwa) notwendigerweise die – ohnehin uneinheitlichen – politischen und theologischen Ansichten der anderen Mitglieder zwingend zu teilen.

Ok. „Religion in Bewegung“ und „diskursives Netzwerk“ klingt erst einmal interessant. Muss ich mir nochmal überlegen…

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Mehr als Namen und Daten

Im Moment befasse ich mich gelegentlich mit dem Thema Kirchengeschichte und stelle dabei fest: Viele haben eine Abneigung gegen jede Art von Geschichte, weil man da so viele Ereignisse lernen und wissen muss und so viele Jahreszahlen dabei sind. In den exegetischen Fächern lernt man Sprachen und Methoden und kann damit dann selbständig arbeiten an einem doch recht überschaubaren Textmaterial. Systematiker klären, wie wir heute stimmig von Gott reden können, dabei die Verbindung zu den Schriften halten und von den Vätern und Müttern lernen. Und praktische Theologie ist fein, weil man sie sofort anwenden kann. Wozu aber tut man sich den unübersichtlichen Wust von 2000 Jahren Kirchengeschichte an? Welchen Sinn hat es, den Erfolgen und Niederlagen, den Fortschritten, Irrwegen und Sackgassen früherer Generationen nachzuspüren?

Sting sang in den Achtzigern in „History will Teach us Nothing“ davon, dass man sich von der Geschichte befreien muss, weil sie eine Geschichte der Unterdrückung ist und Menschen gefangen hält:

If we seek solace in the prisons of the distant past

Security in human systems we’re told will always always last

Emotions are the sail and blind faith is the mast

Without a breath of real freedom we’re getting nowhere fast

Die Lehrbücher, die ich hier im Regal stehen habe, geben auf solche Fragen seltsamerweise keine Antwort. Wenn man mit Leuten über ihr (Des)Interesse an Kirchengeschichte spricht, stellt man fest:

  • Da gibt es einerseits den erbaulichen Ansatz. Wir identifizieren die Helden (je nach Gusto eher erwecklich-fromm, intellektuell souverän oder sozialrevolutionär) und erzählen anekdotenhaft von ihren großen Taten, um ihnen dann nach Möglichkeit nachzueifern. Meistens reduzieren wir die Kirchengeschichte dann auf Frömmigkeits- und/oder Missionsgeschichte oder betreiben sie als Hagiographie.
  • Dann gibt es den dogmatischen Ansatz: Wir suchen nach denen, die das, was wir heute glauben, auch schon gesagt und getan haben. Die bekommen gute Noten und werden zu Gewährsleuten der reinen Lehre und/oder rechten Praxis, die anderen bekommen schlechte.
  • Wir suchen die „große Linie“. Zum Beispiel die Verfallsidee: Am Anfang war alles perfekt, im Lauf der Jahrhunderte ging es mit den Christen bergab. Oder den Triumphalismus, dann steigt die Linie an, statt abzufallen – alles wird besser. Oder die Kombination aus beidem: Es ging lange bergab, aber nun steht der triumphale Schluss bevor. Leider muss man für die meisten Theorien, die mit Kurven und Linien operieren, die Fakten kräftig hinbiegen. Lässt sich aber machen. Der Punkt bei dieser Betrachtungsweise ist, dass wir eine Tendenz ermitteln wollen, die sich in die Zukunft verlängern lässt – eine Art historische Kaffeesatzleserei also.

In allen drei Fällen hat das etwas einseitig Zweckhaftes, das zur selektiven Wahrnehmung verleitet:

  • Wir wollen keine Fragen gestellt, sondern Antworten geliefert bekommen. Ob für unser persönliches Glaubensleben oder für aktuelle kirchliche Entscheidungen.
  • Wir wollen eine klare Ordnung und so bestätigt bekommen, dass wir im Recht sind. Vielleicht muss man die Kirchengeschichte wie die Schrift aber auch „gegen sich selbst“ lesen lernen?
  • Wir wollen Gott auf die Schliche kommen, etwa indem wir genau benennen können, wo er in der Geschichte am Werk war und wo nicht, möglichst in Reinkultur und ohne lästige menschliche Zusätze. Leider sind die Kriterien dafür, wo Gott am Werk ist und wo nicht, schon immer umstritten gewesen.

Der Dichter Steve Turner hat die Gegenposition zu Sting einmal so formuliert:

History repeats itself.

Has to.

No one listens.

Die Geschichte hätte uns also etwas zu sagen. Aber was – und wie? Kirchengeschichte ist ja keine Geschichtstheologie, die der Geschichte des Christentums Offenbarungsqualitäten zuschreibt und den roten Faden oder die Essenz göttlichen Wirkens aus dem ambivalenten menschlichen Geschehen herausdestillieren könnte. Die Beschäftigung mit ihr wird in dem Moment potenziell sinnvoll, wo wir

  • offen und bereit sind, Fremdes und Komplexes erst einmal möglichst urteilsfrei zu verstehen – also tatsächlich zuzuhören.
  • fähig sind, mit Ambivalenzen – eigenen und fremden – umzugehen, statt immer gleich „Eindeutigkeiten“ zu suchen.
  • uns selbst und unsere Überzeugungen in Frage stellen und relativieren lassen durch die „geschichtliche Ökumene“, der wir begegnen.

Unsere Kirchen und Gemeinden – auch die vergleichsweise „neuen“, die oft gar nicht so neu sind, wie sie glauben – sind sämtlich historisch gewachsene Gebilde. Um sie zu verstehen, müssen wir uns mit ihrer Geschichte befassen. Um sie leiten und verändern zu können, auch. Was eigene Leistungen und Erkenntnisse angeht, kann der Blick in die Geschichte einen zumindest sehr bescheiden werden lassen, manchmal auch dankbar. Insofern lohnt sich das geduldige Zuhören am Ende vielleicht doch.

Wer tiefer bohren möchte, kann hier bei Friedrich Wilhelm Marquardt (†2002) weiterlesen – ich habe es eben entdeckt.

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Blödsinnige Analogien

Ein Artikel auf Zeit Online beginnt mit den Worten

Die meisten Menschen träumen von einem treuen Partner. In der Natur gibt es kaum Vorbilder für die Monogamie. Um so erstaunlicher, dass es dem Menschen ab und zu gelingt.

Mit Verlaub, das ist doch ungefähr so sinnvoll, als würde man schreiben:

Die meisten Menschen träumen vom Abitur. In der Natur gibt es kaum Vorbilder für Hochschulreife. Um so erstaunlicher, dass es einigen Menschen gelingt.

oder auch:

Die meisten Menschen träumen von der freiheitlchen Demokratie. In der Natur gibt es dafür kaum Vorbilder. Um so erstaunlicher…

Dass Partnerschaft ein schwieriges Thema ist und viele Paara trotz bester Vorsätze scheitern, ist bekannt. Auskunft über die Ursachen gibt aber nicht die Zoologie, sondern Bücher wie Das ganz normale Chaos der Liebe von Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim. Wir betrachten ja auch nicht Wölfe und Wildschweine, um politische Theorien zu entwickeln. Wenngleich der Ausdruck Wildsau durchaus in der jüngeren politischen Debatte vorkam…

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In Bellde auf Deutsch

Immer wieder fragen Leute, wann Rob Bells heiß diskutiertes neues Buch Love Wins denn auf Deutsch erscheint. Genau am 28. April, morgen in drei Wochen also, beim Brunnen-Verlag – mit einem kleinen Vorwort aus meiner Feder. Da kann man es inzwischen auch schon vorbestellen.

Der Titel „Das letzte Wort hat die Liebe“ klingt zwar leicht nach Deutschem Schlager, ein Verkaufshit könnte es hier zumindest auch werden.

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Nachrichtenkater

Die letzten dreieinhalb Wochen hatten Nachrichten Hochkonjunktur. Eigentlich ging es schon etwas länger, die Revolutionen in Tunesien und Ägypten markierten den Anfang. Ich konnte morgens aufstehen und nach den Nachrichten sehen und es war immer aufregend, wichtig und neu; zuletzt noch die spannende Wahl in Baden-Württemberg.

Am ersten April brach dann die große Verlegenheit aus. Welchen Bären konnte man den Lesern/Zuschauern denn nun noch aufbinden? So viel war eingetreten, das niemand für möglich gehalten hätte. Und seither zieht sich alles gefühlt in endlose Länge: Fukushima leckt Wasser und sucht die undichte Stelle, die FDP leckt ihren Wunden und diskutiert, wer im Präsidium nicht ganz dicht sein könnte. In Libyen geht es zäh hin und her, aber nicht mehr vorwärts in eine klare Richtung. Nicht einmal ein Trainerwechsel in der Bundesliga bahnt sich noch an – gibt es womöglich ein Moratorium in der DFL?

Als hätte jemand den Gang herausgenommen. Aber das mörderische Tempo von Hiobsbotschaften kann ja kein Mensch durchhalten. Manches von dem, was sich in den letzten Tagen ereignet hat, wird uns noch viele Monate und Jahre beschäftigen. Der Faktor Nervenkitzel wird schwinden. In Nordafrika wird es ein langer und anstrengender Aufbau stabiler Demokratien, in Japan wird es ein langes Aufräumen der Erdbebenschäden und ein noch viel längeres Leiden an den bereits eingetretenen nuklearen Folgen geben. Und das sind ja nicht die einzigen komplizierten Krisen, die es auf der Welt gibt.

Für etwas Zerstreuung sorgen inzwischen Prinz William und die FDP. Gönnen wir es ihnen. Vielleicht sollten wir die abflauende Katastrophenfrequenz auch dazu nutzen, über grundlegende Dinge nachzudenken: Was zählt langfristig und macht – ohne schädliche Nebenwirkungen für andere – nachhaltig glücklich? Was bedeutet das für unsere Energieversorgung, für unsere Menschenrechtspolitik und Geschäftspartnerschaften? Was hält mich, wenn meine Welt erschüttert wird, meine Überzeugungen, meine Identität? Wie kann ich meine Wurzeln festigen?

Zeit, den Rechner zuzuklappen und mal wieder ein paar Klassiker aus dem Regal zu holen.

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Gut gewählt

Im sechsten und letzten Wahlgang fiel die Entscheidung: Der neue Landesbischof heißt Heinrich Bedford-Strohm. Er war Assistent bei Wolfgang Huber in Heidelberg und hat in Bamberg eine Bonhoeffer-Forschungsstelle eingerichtet.

Auf Zeit Online hat er jüngst eine sympathische Visitenkarte abgegeben, jetzt können wir gespannt sein, was sich mit seinem Amtsantritt im Herbst ändert im strukturkonservativen Bayern.

Morgen auf der Synode: Das Thema missionarische Kirche und in diesem Zusammenhang wird die Initiative Erwachsen Glauben vorgestellt.

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Ausgelassene Christen

Ich bereite mich gerade darauf vor, mit einer Gruppe beim IGW in Karlsruhe drei Tage in die Kirchengeschichte der letzten dreieinhalb Jahrhunderte abzutauchen. So ein Unternehmen muss zwangsläufig eine Auswahl treffen und genau das tun auch die Lehrbücher wie das von Wallmann (da habe ich aber noch eine alte Auflage, womöglich hat sich das inzwischen geändert) oder Hauschild. Dennoch finde ich es erstaunlich, wie man über das 20. Jahrhundert schreiben kann, ohne ausführlicher auf die Pfingstbewegung einzugehen.

Der Religionssoziologe Peter L. Berger bezeichnet sie in diesem Interview als die explosivste religiöse Bewegung in jüngerer Zeit und weist darauf hin, dass sie gerade in vielen ärmeren Ländern auch einen erheblichen Beitrag zum sozialen Wandel geleistet hat – etwa in der gesellschaftlichen Stellung der Frau und der Demokratisierung. Und während der übrige Protestantismus bei uns nach langem und tiefem Schlaf sich zaghaft mit der Möglichkeit befasst, dass er womöglich nur noch ein oder zwei soziale Milieus erreicht, haben die Pfingstler der Welt wie kaum eine andere Kirche gezeigt, dass es auch ganz anders geht.

In Deutschland (das mag der Grund der Auslassung in den o.g. Werken sein) hat die Pfingstbewegung dagegen nur eine geringe Rolle gespielt. Peter Zimmerling beschreibt ihre wesentliche Wirkung dahingehend, dass sich die großen Kirchen und die Gemeinschaftsbewegung nach 1906 gegenüber fast allem schroff abgrenzten, was irgendwie geistbewegt wirkte. Man fragt sich unwillkürlich, ob das nicht mindestens so sehr ein soziokulturelles Problem des evangelischen Bildungsbürgertums war (Stichwort „Ekelschranken“) wie eine Reaktion auf vermeintliche oder tatsächliche Übertreibungen.

Wer sich nun aktuell ein Bild machen möchte, kann diese ausführliche und interessante Studie des Pew Forums zur Hand nehmen. In den USA, so ist dort zu lesen, beträgt der Bevölkerungsanteil der „Renewalists“ (als klassische Pfingstkirchen und charismatische Gemeinden/Gemeinschaften) 23%, in Brasilien 49%, in Kenia 56% und in Guatemala sogar 60%. Immerhin noch 36% sind es in Südafrika, wo Frank Chikane als Nachfolger von Desmond Tutu von 1987 bis 1994 Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrats war.

Wie auch immer man zur (inzwischen ja sehr vielschichtigen) Pfingstbewegung steht – ihre Geschichte muss erzählt werden!

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Allah (6)

Koranverbrennungen christlicher Fanatiker und Mordanschläge ihrer muslimischen Geistesverwandten zeigen auch diese Woche, dass ein Miteinander von Christen und Muslimen auf beiden Seiten nicht nur Freunde findet. Miroslav Volf, Mitautor der Yale Response auf das „Common Word“ geht in Kapitel 8 und 9 von Allah. A Christian Response der Frage nach, was Christen und Muslime jeweils unter Liebe verstehen. Eine Erklärung für die Beobachtung, dass im Koran seltener von Gottes Liebe und mehr von seiner Barmherzigkeit und Güte die Rede ist, liegt möglicherweise am Vorverständnis von Liebe im Sinne der (bzw. in Analogie zur) platonischen Philosophie: Dort wird Liebe als Bedürftigkeit verstanden – ohne den anderen fehlt mir etwas. Dieser Gedanke lässt sich auf Gott aber nur mit großen Schwierigkeiten übertragen. Wir sagen wohl, dass Gott uns Menschen gewollt hat und will, aber nicht, dass er uns braucht. Gottes Hinwendung zu uns und seine Großzügigkeit gegenüber seinen Geschöpfen ist aber durchaus ein vertrauter Gedanke für Muslime, wie Volf zeigt. Auf diese Weise sprechen also auch sie von dem, was Christen als die Liebe Gottes bezeichnen.

Dann betrachtet Volf den Zusammenhang zwischen Gottes Liebe und seiner Gerechtigkeit. Das Klischee, auf der einen Seite herrsche das Bild eines strengen Gesetzgebers und auf der anderen Seite ein möglicherweise etwas harmloser oder sentimentaler „lieber“ Gott, geht nicht auf. Christen wie Muslime glauben an den inneren Zusammenhang von Liebe und Gerechtigkeit. Und obwohl dieser auf beiden Seiten Anlass zu vielen Diskussionen gegeben hat, lässt sich doch auch sagen, dass hier wie dort der Gedanke dominiert, dass Gottes Gerechtigkeit ein Aspekt seiner Liebe ist, und nicht umgekehrt.

In den Hadithen findet sich analog zur goldenen Regel der Satz, dass nur der wahrhaft glaubt, der für seinen Nächsten das Gute genauso anstrebt, wie für sich selbst. Auch in diesem Punkt gibt es also eine Übereinstimmung. Volf fährt fort mit einer Betrachtung von al-Ghazalis Ninety-Nine Beautiful Names of God, das aus der mystischen Tradition des Islam schöpft. Was er dort über Gottes Barmherzigkeit, Vergebung und Liebe zur Schönheit entdeckt, unterstreicht sein Fazit:

There are affinities in the way Christianity and Islam understand the fine texture of goodness and love. Similarities in their understanding of God are the reason why these affinities exist.

Den Unterschieden geht Volf in Kapitel 9 nach und findet sie an vier Punkten:

  1. Während Christen sagen können „Gott ist Liebe“, sind Muslime hier in der Regel zurückhaltender. Für sie ist Liebe zweifellos eine sehr wichtige Eigenschaft Gottes, aber sie charakterisiert sein Wesen nicht genauso umfassend wie das im Christentum geschieht.
  2. Gottes Liebe, hier zitiert Volf wieder al-Kahzali, bezieht sich letzten Endes wieder auf ihn selbst zurück: Indem Gott einen anderen liebt, liebt er sich selbst, die Existenz des Anderen (d.h. seiner Schöpfung bzw. des Menschen) ist daher sekundär. Für Christen ist die Liebe zum anderen konstitutiv und Anderssein schon im trinitarischen Wesen Gottes verankert.
  3. Während Gott in beiden Traditionen das Unrecht ablehnt, unterscheiden Christen stärker zwischen Tat und Täter (bzw.Sünde und Sünder) und sehen Gottes Liebe nicht als reaktiv, sonder als kreativ an. Sie entsteht nicht dadurch, dass ihr etwas Liebenswertes begegnet – so sagt es Luther in der Heidelberger Disputation –, sondern sie erschafft das, was ihr gefällt zuallererst (Amor dei non invenit sed creat suum diligibile. Amor hominis fit a suo diligibili). Im Koran kann zwar davon die Rede sein, dass Gottes Barmherzigkeit Menschen wieder zurückführt zu einem gerechten Leben in seiner Liebe, aber der Gedanke der Liebe Gottes zu den Gottlosen findet sich dort so nicht. Gott liebt die Gerechten – der Gedanke, dass man sich diese Liebe durch Wohlverhalten nicht verdienen muss (und Gott beleidigen würde, wenn man es doch versuchte), kommt so nicht vor.
  4. Das Gebot der Feindesliebe hat für Christen einen anderen Stellenwert. Zwar ist die Mehrheit der Christen trotz gewaltloser Anfänge im Neuen Testament seit Augustinus davon überzeugt, dass es einen gerechten Krieg geben kann (vgl. aktuell in Libyen), während der Islam seinen Ursprung in einer Gemeinschaft hatte, die sich kriegerischen Feinden gegenübersah, ähnlich wie das alte Israel. Das Common Word spricht davon, dass Muslime sich gegenüber Nichtmuslimen freundlich und friedlich verhalten sollen, so lange diese friedlich sind. Christen gehen aber mit dem Gebot zur Feindesliebe noch einen Schritt weiter: Es geht nicht nur darum, nichts gegen den anderen zu haben, sondern selbst dann noch für ihn zu sein, wenn er sich unfreundlich verhält.

Erstaunlicher als die Unterschiede findet Volf die Gemeinsamkeiten. Das liegt daran, dass seine Fragestellung nicht die nach dem ewigen Heil ist, sondern nach dem friedlichen Zusammenleben. Teil IV des Buches ist diesem Thema gewidmet.

(Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3Teil 4 und 5 dieser Reihe. Wer unten kommentieren möchte, kann sich dort über den bisherigen Verlauf der Diskussion und ihre Grenzen orientieren)

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Schlag(zeile) ins Gesicht

Zeit Online haut „Jesus House“ medial in die Pfanne und zeichnet alte Karikaturen Evangelikaler zum wiederholten Male unkritisch nach. Natürlich gibt es unter diesem unübersichtlichen Label alles Mögliche – von stramm rechten Law-and-Order Betonköpfen und Bibelfundis, die mit der pluralistischen Gesellschaft mehr oder weniger auf Kriegsfuß stehen, bis hin zu sehr reflektierten und differenzierten Charakteren, die sich konstruktiv verhalten und partnerschaftlich mit Andersdenkenden umgehen. Aber (und das zeigt ja auch das in dem Artikel konkret beschriebene Beispiel) bei Jesus House überwiegt eben ganz eindeutig die weltoffene, progressive Fraktion.

Für die evangelikale Bewegung ergeben sich daraus m.E. zwei Fragen: Ist erstens eine klarere innere Differenzierung nötig, eventuell auch eine klare Abgrenzung nach „rechts“, damit nicht ständig die einen für die Sünden der anderen bestraft werden. Müssten als die Progressiven eine eigene Fahne ausrollen und mal deutlich sagen, wofür sie stehen und wofür nicht? Müsste man bei so einem „Angriff“, den man möglicherweise als unfair empfindet, nicht eher auseinander- als zusammenrücken?

Die weite Frage stellt sich im Blick auf den Islam: Da leidet die Diskussion unter denselben Unschärfen, und auch die ergeben sich aus der losen Organisationsform. Nun verfahren viele Christen (und vor allem viele Evangelikale) mit den Muslimen genau so, wie Zeit Online mit den Evangelikalen. Das müsste nun wirklich zu denken geben. Tut es aber leider nicht bei jedem.

Freilich könnte man ja auch von Journalisten erwarten, dass sie mit Muslimen und Evangelikalen gleichermaßen sorgfältig und differenziert umgehen und alarmistische Schlagzeilen meiden. Sie nutzen in jedem Fall eher den Sturköpfen und Hardlinern.

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