Football’s coming home…

Torjubel

… so fühlte sich die Übertragung des Deutschlandspiels gestern auf der LED-Wand in Herzogenaurach an. Ich schätze mal, dass gut 2500 Leute den Weg zum Outlet eines großen Sportartikelherstellers gefunden hatten und dort um den Einzug ins Achtelfinale bangten.

Da saßen wir nun mit einem Freund, der bei besagter Firma arbeitet, und sahen ein Spiel (fast) am anderen Ende der Welt, bei dem zwei Mannschaften einen Ball traten und in Trikots aufliefen, die von zwei Firmen in diesem kleinen Städtchen entworfen worden waren. Globalisierung live. Hier ist der Fußball tatsächlich zuhause.

A propos: Gegen England sieht „unsere“ Bilanz ja ganz gut aus bei Turnieren – zuletzt bei der U21 WM. Statt aber die Vergangenheit zu beschwören, muss sich Jogi Löw nun etwas einfallen lassen für Sonntag. Spielt nicht Badstuber lieber Innenverteidigung, und war dort nicht ein ziemlich überforderter Kollege gestern am Rudern?

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Heute schon reformiert?

Harald Freiberger schreibt in der SZ über den Unsinn vieler Reorganisationen am Beispiel eines Stammtischbruders. Der erduldete

… erst das Säulenmodell, dann die zweidimensionale Matrix, danach die dreidimensionale, eine verschlungene Doppelhelix. Die aber stellte sich als zu kompliziert heraus und war eine Woche später wieder abgeschafft. Man kam zurück auf das Säulenmodell, aber diesmal sollten die einzelnen Säulen durch Querstreben miteinander verzahnt werden. Es war eigentlich eine schöne Zeit. Leider bekam das Unternehmen irgendwann Probleme und musste viele Arbeitsplätze abbauen.

Vielleicht liegt es nur an der Literatur, die ich lese, aber zumindest auf dem Papier finde ich auch eine verwirrende Vielzahl von idealen, zumindest aber favorisierten Gemeindestrukturen, und mit der einen oder anderen Idee habe ich auch schon meine Erfahrungen gesammelt. Aber wie wirken solche Diskussionen auf jemand, der das täglich auf der Arbeit über sich ergehen lässt und sich nichts mehr wünscht, als dass seine Gemeinde eine stabile Oase im Treibsand des Lebens darstellt?

Natürlich lässt sich die Erwartung nicht ganz erfüllen. Viele katholische Gemeinden machen zum Beispiel derzeit schmerzhafte Umstrukturierungen durch, bedingt durch Geld- und Priestermangel. Trotzdem (oder deswegen!) sollten Veränderungsprozesse in Gemeinden anders laufen als Reorganisationen in einer Firma. Und man sollte nicht denselben Fehler machen, nämlich zu glauben, dass das Heil schlicht in der neuen Struktur liegt. Wenn sich die Kultur nicht auch verändert – besser noch: zuvor schon verändert hat – wird es schwierig.

Andererseits brauchen Gemeinden zwar keine Umstürze, vermutlich aber durchaus kontinuierliche Veränderung. Je länger alles am gewohnten Platz war, desto irritierter sind wir, wenn wir es dort nicht mehr finden. Je verknöcherter wir sind, desto leichter brechen wir uns etwas, wenn wir stolpern.

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