Wie bitte?

Manche Lieder sind schön fürs Ohr, aber eine echte Zumutung fürs Hirn. Heute habe ich in einem Treffen „Komm in Vollmacht“ singen müssen. Gott war gemeint. Das Problem ist, er ist der einzige auf der Welt, der das nicht kann (obwohl er natürlich allmächtig ist…). Vollmacht ist ja eine abgeleitete, übertragene Macht, man wird von jemand anderem autorisiert: Dem Staat, einer Institution, einem Mandanten etc. Gott hat keine Vollmacht, nur pure Macht. Der Liedtext ist also widersinnig. Aber wen stört das?

Mein anderer Favorit ist die Zeile Zeilen wie „ich geh im Geist auf die Knie“ (wie macht man denn das, bitte?). Die fromme Phrasensprache im Lobpreis treibt ihre ganz eigenen Blüten. Neulich betete jemand „Danke Vater, dass du für uns gestorben bist“. Das ist selbst nach dem Grundsatz „opera ad extra sunt indivisa“ („nach außen hin sind Gottes Werke nicht aufteilbar“) vermutlich die einzige Ausnahme in der Geschichte der Trinität: Gestorben ist tatsächlich nur der Sohn, und zwar ganz alleine.

Aber hat es jemand gemerkt, dass dieses Gebet etwas seltsam war? Leider nicht. Wir haben aufgehört, unseren eigenen Gebeten aufmerksam zuzuhören. Mir kommt es vor wie Textbausteine, die zufällig zusammenkopiert werden. Vielleicht sollten wir wieder anfangen, weniger und bewusster zu formulieren. Und um Vollmacht beten – für sinnvolle Texte.

Wer gerne weiterlesen und -denken möchte, kommt hier und hier auf seine Kosten.

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12 Antworten auf „Wie bitte?“

  1. zunächst mal: wenn manche menschen genauso viel aufwand betreiben würden jesus mit ganzem Herzen nachzufolgen wie sie sich gedanken über „falsche“ liedtexte machen, so könnten einige strafanstalten schliessen. nun war ich grad auf der suche nach einer version diesen songs und bin zufällig auf diesen beitrag gestossen deswegen auch nur ganz kurz: selbstverständlich kann und soll gott in vollmacht kommen – es handelt sich um die vollmacht die ich ihm gebe, über mein leben, die wird gott sich nicht einfach nehmen, dass würde gegen sein wesen gehen

  2. Den Zusammenhang zwischen Gedanken zu diesem Lied und der Schließung von Strafanstalten leuchtet mir nicht so ganz ein. Wie stellst Du Dir das vor?

    Und nein, so war der Text sicher nicht gemeint, dass wir Gott eine Vollmacht einräumen, denn im Original heiß es „power“ statt Vollmacht (das wäre „authority“) und die Vorstellung, dass wir Gott zu irgendwas bevollmächtigen müssten, kommt in der ganzen Bibel kein einziges Mal vor…

  3. Abgesehen davon, dass es schon in im Original deutschen Liedern so manche „schwierigen“ Stellen gibt macht eine Übersetzung die Sache in der Regel nicht gerade besser. Es ist schon ein schwieriges Unterfangen, einen Text so zu übersetzen, dass er gut klingt und dabei noch den Sinn des Originals erhält. Wenn man dazu noch an die richtige Silbenaufteilung etc. bei Lieder achten muss wird es oft eng. Wenn „power“ zweisilbig bleiben muss bleibt im frommen Jargon eben nur der Ausweg zu „Vollmacht“. Oft ist auch zu beobachten, dass der Sinn über weite Strecken aufgegeben wird, um die Sache noch hinzubiegen.

    Und noch zur Problematik mit den Textbausteinen: Tröstlich ist ja immerhin, dass diese auch oft als solche gehört werden und der Hörer falsch gesagtes richtig(er) hört. Wenn der Textbausteinkasten also Sender und Empfänger gleichermaßen vertraut ist funktioniert die Sache also im Groben, auch über inhaltliche Schnitzer hinweg. Und Gott als Empfänger sollte auch damit zurecht kommen. Trotzdem wäre oft ein bisschen mehr Konzentration und Reflektion wünschenswert, keine Frage.

  4. ja also das mit den stranstalten war so gedacht, wie es dasteht…ist es für das Reich Gottes gewinnbringender sich über liedtexte zu streiten (welche sowieso subjektiv sind – und von jedem anders intepretiert werden dürfen), als sich dran zu machen und menschen für Jesus zu gewinnen (und davor zu bewahren ihr Leben an die wand zu fahren)? nun zum Text: wenn im original tatsächlich „power“ steht, so dürfte das für dich ja wohl kein problem sein, power heißt kraft, macht und stärke…find ich absolut vertretbar – sings in englisch (: Dass dann mit Vollmacht zu übersetzen ist eine andere sache – aber da mir das lied nun mal taugt hab ich eine weitere rechtfertigung für die übersetzung: der song geht um jesus und jesus wurde vom vater bevollmächtigt! wie du selber oben in deinem beitrag schreibst gibt es da eine klare trennung..nun in dieser bevollmächtigung soll Jesus kommen!
    hoffe das hat zur klärung beigetragen…
    Lg und schönen Sonntag noch!

  5. @ sp: Und wenn es für das Reich Gottes nicht gewinnbringend ist, sich über Liedtexte zu streiten, warum machst Du dann mit? 🙂

  6. tja das argument hab ich erwartet – tu ich sonst nie…ich stosse bloß immer wieder im internet auf solche foren und wollte das endlich mal loswerden, manchmal hab ich das gefühl es geht zu wie auf dem areopag und schon paulus hat das kritisiert, und ermahnt man solle nicht über die anfänge der welt streiten und sich in diskussionen verfangen.

  7. Auf dem Areopag (ich hab mich eben erst intensiv mit dem Kapitel befasst) hat Paulus aber fleißig mitdiskutiert. Das ist jetzt vielleicht ein anderes Thema als Lobpreislieder.

    Ich finde, dass Christen, die sich nicht auch ab und zu mal Gedanken darüber machen, ob sie Quatsch singen (da darf man dann auch gern unterschiedlicher Meinung sein…) auch im Gespräch mit Andersdenkenden nicht unbedingt im Nachteil sind. In beiden Fällen geht es darum, wie ernst wir das nehmen, was wir glauben, und wie wir das durchdacht und einfühlsam vermitteln. Denn viele unserer Lieder sind zumindest schwer verständlich, wenn man kein Insider ist.

  8. oh man…jetzt lass ich mich doch hinreißen hier zu „diskutieren“ das war wirklich nicht meine absicht, aber manche sachen will ich nicht so stehen lassen…ich habe nie gesagt das es schlecht ist wenn christen zitat: „sich nicht auch ab und zu mal Gedanken darüber machen, ob sie Quatsch singen“. darum geht es mir ja auch nicht. ich finde es nur ziemlich unfruchtbar ganze diskussionsforen mit fragen über begriffsmässigkeiten zu füllen (siehe diese url)…was soll dabei herauskommen?? und weil du paulus nochmal erwähnt hast – ja mitdiskutiert hat er, aber mit heiden und nicht mit mitchristen (wie wir es hier gerade tun). zudem sehr fruchtbar war seine „diskussion“ auch nicht (nur ein paar männer und eine frau schlossen sich ihm an apg.17, 34) während in anderen gegenden täglich neue heiden zu christen wurden…
    um nochmal zu den lobpreisliedern zu kommen natürlich sind diese texte für einen nichtchristen unverständlich genau wie für einen nichtchristen auch unverständlich ist das ich jesus liebe, wenn er diese liebe noch nicht erlebt hat (wie soll er dann einen liedtext verstehen der davon handelt?) für ihn sind solche lieder primär auch nicht gedacht. das manche texte trotzdem fragwürdige texte haben sehe ich genauso aber deswegen verurteile ich den text nicht als „falsch“ sondern singe das lied einfach nicht…wie ich finde eine weit aus bessere und nervenschondenere art damit umzugehen.

  9. Wenn Du Dich hier umschaust, dann haben die wenigsten Posts mit Lobpreisliedern zu tun. Ich habe auch nicht „falsch“, sondern „widersinnig“ geschrieben, also ungefähr das, was Du mit „fragwürdig“ meinst

    Und es gibt zwei Gründe, warum etwas unverständlich sein kann: Wenn Du jemandem sagst, dass Du Jesus liebst, dann versteht der natürlich, was Du meinst, auch wenn er es nicht nachvollziehen kann. Bei den Liedern (und das ist ja nur symptomatisch für viel frommen Jargon) ist es aber oft so, dass es schon nicht mehr verständlich ist, so dass sich die Frage nach der Nachvollziehbarkeit erst gar nicht stellt.

  10. hmhm langsam komm ich mir wirklich vor wie auf dem areopag…deswegen zu den begriffsmässigkeiten ganz kurz: mein fehler du hast nicht falsch sondern quatsch geschrieben ist aber für mich dasselbe…(zudem widersinnig heißt nach duden: „der Vernunft zuwiderlaufend, irrwitzig, ohne Sinn“. für mich eine stufe mehr als fragwürdig – das geht schon schwer in die richtung falsch.) des weiteren glaub ich das ein mensch ohne lebendiger jesusbeziehung weder versteht noch nachvollziehen kann was damit gemeint ist jesus zu lieben. das ist schon allein daran zu erkennen das dieser jesusliebe in kirchen- und weltgeschichte oft genug mit hass und verfolgung begegnet wurde. und selbst jesus redet davon dass diese beziehung zu ihm so weltfremd ist dass ihr nicht mal „verständnis“ von den engsten familienangehörigen entgegengebracht wird (matth.10,34-39) (man sind wir am abdriften vom thema). auf was ich mich bezogen habe (bzgl. dieser url) ist bspw. der beiträge „warum ich nicht missioniere“. (man ihr findet wirklich zeit über solche lapalien wie begriffsmässigkeiten zu schreiben)
    Außerdem Leute: „Genau das ist es was wir brauchen – Leute die missionieren“!!! So eine Überschrift in der heutigen Zeit…..ich krieg die krise……
    (was anderes: verwandt mit friedrich aschoff??)

  11. Ich glaube mit dem Verstehen hapert es zwischen uns beiden, ganz ohne „Heiden“. Der Unterschied zwischen sprachlichem Verstehen und innerem Nachvollziehen ist bei Dir irgendwie nicht angekommen. Jesu Verwandte haben sich aufgeregt, gerade weil sie verstanden haben, was er gesagt hat. Sonst hätte es nur Schulterzucken gegeben. Aber sie waren schlicht nicht einverstanden. Wenn Nichtchristen, wie Du behauptest, nicht verstehen könnten, was wir sagen, dann wäre auch alles Reden sinnlos.

    Das bringt uns zum Thema „Missionieren“: Frag doch einfach an der nächsten Straßenecke jemanden, ob er gerne „missioniert“ werden möchte. Und wenn er nein sagt, frag warum. Dann bekommst Du in der Mehrheit der Fälle Sachen zu hören wie dass einem da etwas aufgedrängt wird, dass man überredet werden soll, etwas angedreht bekommt und andere Dinge. Zum Teil hat das mit eigenen Erfahrungen zu tun, zum Teil mit Dingen, die man nur von anderen gehört hat.

    Mir geht es darum, auf eine natürliche Weise mit Leuten über Jesus und den Glauben ins Gespräch zu kommen. Und da ist sowohl der Begriff „Missionieren“ als auch einige eher zwanghafte Konzepte hinderlich, es gibt ja eine ganze Reihe „Missionsopfer“, wenn man mal die Augen auf hält. Die meisten Christen, die ich kenne, wollen aus genau dem Grund auch nicht „missionieren“ – weil es für beide Seiten oft genug eine peinliche Erfahrung war.

    Ach ja: Friedrich ist mein Onkel

  12. ok möchte das jetzt beenden…gründe hab ich ja schon erläutert (: wie du selbst sagst unsere reden haben wirklich keinen wert!! nur der heilige geist kann das verstehen geben und zwar mit dem herzen nicht mit dem kopf -wem der hlg. geist sein herz auftut ist seine sache (er weht wo er will) – zum thema missionieren: mir is klar das manche leute mit diesem begriff das von dir beschriebene verbinden nun ich verbinde mit diesem begriff was anderes – du hoffentlich auch also kann uns dass doch egal sein was die leute über „missionierung“ denken solange wir diesen vorurteilen NICHT gerecht werden.
    tja ich glaub einfach du hast theologisch andere wurzeln als ich (: vl. liegts aber auch daran, dass ich einfach momentan immer wieder sehe wie sehr die menschen jesus brauchen, deswegen rege ich mich wohl über solche beiträge auf, nach dem motto: taten statt worte.
    ok vl. is hier auch noch eine kleine entschuldigung angebracht für mein etwas ungestümes argumentieren – sorry!
    (nice, dein onkel hat uns als gemeinde schon mehrere male auf tagungen begleitet – toller typ!)
    gbu, simeon

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