„Wir“ sind Papst…

Unter den vielen Kommentaren zur Papstwahl fand ich ausgerechnet eine Stimme aus England, die im Gegensatz zur Yellow Press nicht in Kriegsrhetorik verfiel, sondern den Bogen zum Kriegsende schlug. Charles Moore vom Daily Telegraph schreibt:

„Während der letzten 25 Jahre fand allwöchentlich ein Treffen statt, das der Geschichte des 20.Jahrhunderts zuwiderlief: Ein Pole und ein Deutscher berieten sich friedlich über den Ratschluss Gottes. Jeden Freitag traf Papst Johannes Paul II., der Pole, mit Joseph Kardinal Ratzinger, dem Deutschen, zusammen, allein. Jetzt ist der Pole tot, und der Deutsche ist Papst geworden. Letzteres wirkt fast noch erstaunlicher, als dass zuvor ein Pole Papst war. Während das Gros der polnischen Gesellschaft unter der kommunistischen Verfolgung seine katholische Integrität bewahrte, erlag die deutsche Gesellschaft der Verführung durch Hitler und kompromittierte sich völlig. Einen Mann zum Papst zu machen, der in jenen dunklen Jahren in jenem Milieu aufwuchs, heißt, dass auch die korrupteste Gesellschaft, wie die deutsche es war, erlöst werden kann. Indem die Weltkirche einen deutschen Papst an ihre Spitze wählt, wird auch Deutschlands Sühneleistung anerkannt und seine Ehre unter den Nationen wiederhergestellt.“

Das ist doch ein Wort, das sich von den übrigen Jubel- und Unkenrufen wohltuend abhebt. Dass Deutschland (und jedes andere Land) erlöst werden kann, sollte selbst allen Protestanten ein Ansporn sein.

Share