Mittsommersonntag

Tags über zog die warme Sommersonne süßen, schweren Duft aus den Wiesen und der Wind hauchte ihn über den Weg. Am Abend schob er dann von Westen taubenblaue Schäfchenwolken über den Himmel, der im Nordosten noch orange und lila funkelt und dem Abendstern seinen gewohnten Auftritt schwer machte. Der Mond steht halb voll und leicht benebelt im Süden und spiegelt sich im Rotweinglas.

Das Gras beginnt, nach Tau zu riechen. Aus den Gärten steigen tollpatschige braungepanzerte Flugkünstler auf, die trunken gegen Bäume und Hauswände brummen. Ein Geschwader Schwalben dreht schrill tönend Kreise über den Dächern und sinkt dabei allmählich tiefer herab. Die Straße hinter den Häusern wird ruhiger, die letzten Kinderstimmen sind verstummt. Der Horizont zieht meinen Blick an, die Gedankenzüge fahren nur noch Schrittempo. Im Hinterkopf der flüchtige Gedanke an kürzere Tage, ein bisschen Wehmut unter dem Gefühl von Heimat. Ich bin in einer Juninacht geboren – und nie so lebendig wie jetzt.

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