Gestern hat mir jemand von einem mehrtägigen Seminar erzählt, das sich um Paulus‘ Aussage drehte, dass wir in Christus eine neue Schöpfung sind. Schön und gut, nur einiges von den Schlussfolgerungen (vor allem in die Richtung von Wohlbefinden und Heilung) schien trotz allem recht grob gestrickt und leicht überspannt. Es hat mich wieder mal daran erinnert, wie wichtig es ist, die Bibel nicht selektiv nach Lieblingsstellen und Postkartensprüchen zu lesen (und das dann “Bibelschule” zu nennen). Ein Kapitel weiter vorn schreibt nämlich derselbe Paulus:
Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird. Denn immer werden wir, obgleich wir leben, um Jesu willen dem Tod ausgeliefert, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar wird. So erweist an uns der Tod, an euch aber das Leben seine Macht.
Das ganze Evangelium verlangt von uns, neben einer Theologie der Heilung auch eine Theologie und Praxis des Leidens zu entwickeln. Eben auch mit den Weinenden zu weinen und ihnen nicht immer gleich Predigten über das Lachen zu halten, hinter denen sich womöglich nur unsere eigene Leidensscheu und Unfähigkeit, Schmerz zu ertragen, versteckt.
das ist ein schwieriges thema, gerade wenn heilung da reinkommt. ich finde es auch etwas überzogen, eine woche predigten über einen vers als bibelschule zu bezeichnen (ich war da, vor einer weile…).
auf der anderen seite glaube ich an heilung. das todesleiden kann ich nicht als krankheit sehen, weil jesus nicht an einer krankheit starb. der schlüsselvers zu dem thema ist für mich 2.korinther 1,5: „wie uns nämlich die leiden christi überreich zuteil geworden sind….“ hier geht es nicht um krankheit sondern um verfolgung. die christliche leidensergebung in krankheit sehe ich als durch und durch negativ an.
dennoch bin ich absolut pro seelsorge und dafür, den menschen in ihrer not zur seite zu stehen. alles andere ist gegen jesu geisteshaltung. in der glaubensrichtung fehlt mir manchmal diese freundschaftliche liebe, verletzte geschwister durchzutragen.