Weitblick

Ein Horizont begrenzt nur das, was sich dem Auge unmittelbar erschließt. Wir wissen alle aus Erfahrung, dass man nach einer gewissen Wegstrecke oder aus einer neuen Perspektive darüber hinaus blicken kann. Was früheren Generation vielleicht als der Rand der Welt erschien, das begreifen wir nun als die Grenze dessen, was wir verstehen.

Mike Riddell, Sacred Journey. Spiritual Wisdom for Times of Transition, S. 18f

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Arche Noah des Medienzeitalters?

Der Medientheoretiker Peter Weibel verglich Second Life im Spiegel (“Das neue Leben vor dem Tod”) mit der Arche Noah. Sie bot die Chance auf ein zweites Leben. Was Christen (da hat er nur bedingt Recht…) sich für das Jenseits erwarten, das leistet jetzt eine virtuelle Plattform:

Die Hoffnung auf ein zweites, neues Leben ist die wichtigste Heilserwartung der Christen. Sie wird nun, zugespitzt gesagt, technologisch eingelöst. Dass die Technologie immer auch solche religiösen Assoziationen zulässt, ist spannend. Im Gegenzug erinnern biblische Szenarien immer auch an technologische, überhaupt an wissenschaftliche Visionen: Da kann jemand übers Wasser gehen, auferstehen, in den Himmel fahren.

Oder müsste man sagen: Was die Moderne in ihrem Optimismus noch technologisch, aber innerweltlich realisieren wollte, findet nun in einer virtuellen, maskierten und anonymen Parallelwelt auf den Bildschirmen statt? Und noch anders gefragt: Was spricht dafür, dass dieses Unternehmen anders ausgeht als seine Vorgängerversion?

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Mehr als tausend Worte

Der Sieger bei den World Press Photo Awards hat sein Bild vielleicht selbst nicht richtig interpretiert, schreibt die SZ heute. Das vielsagende Foto eines roten Mini Cabrio mit fünf Insassen im zerbombten Süden von Beirut zeigt nicht etwa “Schnösel in Trümmern” (SZ vom 9.2.07), sondern libanesische Christen, die sich das Auto geliehen hatten um zu sehen, was vom eigenen Haus und Besitz noch übrig war. Opfer also, keine Gaffer.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wenn es aber missverstanden wird, sind aber noch viel mehr Worte nötig, um den falschen Eindruck auszuräumen. Manchmal reichen Bilder eben nicht aus.

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Bravo!

Oscars für “Das Leben der anderen” und “Eine unbequeme Wahrheit”. Schön, weil die Autoren/Regisseure das verdient haben und noch schöner, weil es ein Indiz für ein dringend nötiges Umdenken in den USA ist. Insofern sind das gute Nachrichten für uns alle.

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Nicht schwarz genug?

Nein, das hat rein gar nichts mit der CSU oder mit Bayern zu tun: Barack Obama ist möglicherweise nicht schwarz genug, um als Repräsentant der Afroamerikaner gelten zu können. Aus der Distanz gesehen eine interessante Diskussion: Ich bin sicher, Hillary Clinton (wen hat sie wohl bezahlt, um diesen Streit anzuzetteln?) und diverse republikanische Hoffnungsträger stehen schon bereit, um für ihn einzuspringen. Da scheint die Hautfarbe egal.

Da wird ein viel versprechender Kandidat (jetzt, wo ich es schreibe, fällt mir die Doppeldeutigkeit erst auf: in gewisser Hinsicht sind sie das ja alle…) möglicherweise demontiert, weil er den Idealen nicht entspricht. Nicht fromm genug, nicht dieses genug, nicht jenes.

Rick Warren hat für seine Zusammenarbeit mit Barack Obama auch schon Druck aus den eigenen Reihen bekommen, weil der zwar gegen AIDS, aber auch gegen schärfere Abtreibungsgesetze ist. Dass einer unter dem Strich möglicherweise durchaus die beste Wahl wäre, interessiert in diesem Moment fast schon nicht mehr. Wenn ich nicht genau das kriege, was ich will, will ich lieber gar nichts. Zum Glück gibt es das ja nur in Amerika…

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Friedliebend?

Ein paar Zeilen aus Chasing Francis fand ich heute sehr anregend:

Mir ist bewusst geworden, dass ich ein Friedensliebhaber war, aber kein Friedensstifter. Ein Friedensliebhaber ist jemand, der die Abwesenheit von Konflikt genießt, ein Friedensstifter aber engagiert sich aus eigenem Antrieb im Werk der Versöhnung – in allen Lebensbereichen, vom Persönlichen bis zum Globalen.

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(Doppel-)Moralapostel

Hat in letzter Zeit jemand nach einem Grund gesucht, FDP zu wählen? Christopher Vorwerk von den jungen Liberalen fordert die Freigabe von Pornos für 16-jährige. Die Logik beeindruckt besonders:

Im Fernsehen wird eindeutig mit zweierlei Maß gemessen. Schon im Vorabendprogramm sind Gewalt und Leichen zu sehen, aber kein körperlicher Akt der Liebe. Das ist doch scheinheilig. Erlaubte Pornografie ist doch wohl kaum schädlicher als ein Gemetzel in Krimiserien.

Äh – wofür stand bei den Liberalen das “P” gleich wieder? Und was hat er da mit Liebe gemeint?

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Noch eine Pilgerreise

Mir ist ein sehr nettes Buch in die Hände gefallen: Chasing Francis: A Pilgrim’s Tale. Pilgerreisen sind nach wie vor angesagt. Ian Morgan Cron erzählt hier die fiktive Geschichte eines recht erfolgreichen evangelikalen Pastors, der in eine Glaubenskrise stolpert und in einer erzwungenen Auszeit seinen Onkel in Italien besucht. Der ist Franziskanermönch und führt den verunsicherten Neffen in die Welt des Heiligen Franziskus ein. Die Rahmenhandlung verdient tatsächlich den Namen, die Dialoge und Charaktere wirken relativ authentisch und ganz nebenbei sind auch immer wieder gute Theologie und Weisheiten aus der Literatur- und Geistesgeschichte hinein verwoben – etwa dann, wenn der Protagonist mal wieder Tagebuch schreibt.

Manche Dinge sind auch einfach gut beobachtet. Ich musste zum Beispiel bei dieser Passage schmunzeln (kennt das jemand von Euch auch?):

Es waren ungefähr 25 E-mails von Leuten aus Putnam Hill [seine Heimatgemeinde] da. Sieben oder acht davon begannen so: “Heute morgen in meiner Stillen Zeit sagte mir der Herr, ich solle Ihnen folgendes mitteilen: …” Wenn Mitchristen sagen, sie hätten etwas “mitzuteilen”, dann bedeutet das oft, dass sie dir gleich den Kopf abreißen. Solche Mails zu lesen ist, wie wenn man mit einem stumpfen Gegenstand besinnungslos geschlagen wird.

Der Rest jedoch war anrührend. Leute schrieben, ich würde ihnen fehlen…

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Hopser zum Glauben

Heute kam “Traveling Mercies” von Anne Lamott per Post. Ich bin noch im ersten Kapitel, aber eins ist schon klar: Sie kann richtig schön erzählen. Das zeigt schon der Anfang:

My coming to faith did not start with a leap but rather a series of staggers from what seemed like one safe place to another. Like lily pads, round and green, these places summoned and then held me up while I grew. Each prepared me for the next leaf on which I would land, and in this way I moved across the swamp of doubt and fear. When I look back at some of these early resting places — the boisterous home of the Catholics, the soft armchair of the Christian Science mom, adoption by ardent Jews — I can see how flimsy and indirect a path they made. Yet each step brought me closer to the verdant pad of faith on which I somehow stay afloat today.

 Issues Vol18 Issue30 Cover.Books

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Windows Witza

Eines muss man Microsoft lassen: Sie haben die besseren Witze. Den hier zum Beispiel:

Anruf bei der Hotline: “Ich installiere gerade Windows Vista. Was soll ich drücken?” – “Am besten beide Daumen!”

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Sich selbst lieben (2): Ein Querverweis

Eigentlich wollte ich schon seit einer Weile an diesem Thema weiter schreiben, aber nun verweise ich erst einmal auf Zehn Thesen von Kim Fabicius (er liebt dieses Format) auf Faith and Theology zum selben Thema.

Anspruchsvolles Englisch und eine Menge Verweise auf die theologische Tradition, aber lohnende Lektüre, wenn Ihr Euch eine eigene Meinung bilden und die Verwirrung biblisch-theologischer und therapeutischer Termini knacken wollt.

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Trügerisches Lächeln?

Auf jetzt.de stellt Ralf Heimann die Frage, ob die Beliebtheit des Dalai Lama in unseren Breiten mehr auf Unkenntnis des tibetanischen Buddhismus beruht. Über geheime Riten erfährt man nur von Aussteigern, das hat sicher auch seine eigene Problematik.

Aber zumindest wirft der Umgang mit Kritikern ernste Fragen auf. Für Christen sicher kein gefundenes Fressen, aber der sachlichen Diskussion kann es nur nützen, wenn auf allen Seiten auch die Schatten nicht mehr ausgeblendet werden.

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Fegefeuer der Eitelkeiten

Ich war noch nie ein großer Fan von Reinhold Beckmann, aber als ich gestern spät am Abend eine Weile mit ansah, wie er in der Gegenwart der nun 60-jährigen Apo-Ikone Uschi Obermaier hilflos dahinschmolz, kam die Sendung mir vor wie ein Sketch von Bully Herbig. Immerhin konnte er ihr mit viel Mühe ein lahmes Bekenntnis gegen Drogen aus der Nase ziehen.

Die bissigen Kommentar der Welt, der SZ und des Spiegel folgen auf dem Fuß. Und in Matusseks Kulturtipp fragt der Autor am Ende, warum Uschi Obermaiers im Druck erschienenen und von manchen Bewunderern gelobten “Abgründe” denn so tief sein müssen “wie eine Pfütze auf der Reeperbahn”. Jetzt.de bringt passend dazu folgenden O-Ton:

Irgendwann dachte ich selbst dann schon, ich sei dumm. Da sagte Rainer Langhans mir: ‚Uschi, du bist nicht dumm, du weißt halt nur nicht soviel.’ Wir waren halt jung und hatten keine Erfahrung.

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Ein Hauch von Bond

Bigstring bietet die Möglichkeit, selbstzerstörende E-Mails zu verschicken. Konspirative Einweg-Botschaften also. Oder Mails, die vom Absender zurückgerufen und korrigiert oder aber vom Empfänger nicht ausgedruckt und weitergeleitet werden können.

Nebenbei erhält man auf der Website auch noch ein paar Tipps für den ganz normalen elektronischen Schriftverkehr: Nie im Zorn schreiben, kein Sarkasmus, kein Klatsch oder Lästern, nie Schluß machen per Mail (O-Ton: “Don’t ever break up with your significant other [aha – so sagt man jetzt?] via email”), und so weiter.

Die Quintessenz ist eigentlich eher Werbung für Skype:

“Never write when you can talk. Never talk when you can nod. And never put anything in an email.”

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