exponentialorganisch

Alan Hirsch war ja nicht der erste, der auf organische Metaphern für die Verbreitung der Christen zurückgegriffen hat. Aber es bestimmen nicht nur die inneren Faktoren (DNA bzw. Gesundheit), sondern auch äußere Faktoren, ob und wie weit ein Organismus sich vermehrt.

Gut, wir alle kennen die Geschichte der Karnickel in Australien (Zufall, dass Alan da herkommt?). Aber in der Natur ist es eher die Ausnahme, dass eine Spezies sich sprunghaft und epidemisch vermehrt. Eigentlich geht es da um ein Gleichgewicht – und die Erhaltung der Art, die meist mit dem Gleichgewicht verknüpft ist.

Also sind das auch Fragen, über die man reden muss, wenn man organisch ansetzt. Sonst erinnern die beeindruckenden Exponentialkurven nämlich eher an den berüchtigten Strukturvertrieb oder Network Marketing. Vielleicht sollten wir eher soziologisch den “Epidemien” auf die Spur kommen, etwa wie Malcolm Gladwell in “The Tipping Point”. Muss ich mal wieder ausgraben im Bücherschrank.

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Rutschpartien

In letzter Zeit habe ich mit ganz unterschiedlichen Leuten über – sagen wir ruhig: sektiererische – Tendenzen in manchen charismatischen Gemeinden gesprochen. Das eigentlich Traurige ist nicht, dass hier Leute auf einer bestimmten Seite vom Pferd fallen und Spaltungen hervorrufen, sondern dass ein ganzes Spektrum so anfällig dafür ist. Ein Schneebrett auf losem Untergrund, dass nur einen kleinen Anstoß brauchte, um ins Rutschen zu kommen und alles mögliche mit sich zu reißen. Da haben doch auch viele, die sich jetzt distanzieren, kräftig dazu beigetragen.

Ein Gesprächspartner meinte heute, die charismatische Bewegung sei längst am Ende. Mag sein. Ich denke, viele müssen sich nun entscheiden, ob man sich weiter um die Bedürfnisse (und manchmal Wehwehchen) oder auch nur die Langeweile der eigenen Klientel drehen will (und damit zur perfekten, Inkulturation des Christentums in der Spaß- und Konsumgesellschaft wird) oder ob man die eigenen Interessen hinten anstellt und fragt, was Gott eigentlich in dieser Welt vor hat (außer, wie es so oft triumphalistisch heißt, uns bzw. unsere Gemeinden schön, groß und stark zu machen) und wie wir darin eine konstruktive Rolle spielen können. Und zur Abwechslung mal Schmerz, Mühe und (jawoll) Langeweile, Durststrecken eben in Kauf nimmt. Die sind nämlich keineswegs ein Indiz dafür, das man nicht auf den richtigen Weg ist.

Genau das wäre ein Schritt zurück für viele Gruppen und Gemeinden, die schon auf dem anderen Weg fortgeschritten waren. Aber ein notwendiger, wenn nicht der nächste, der allzu vollmundig “biblische” Verheißungen proklamiert, die nächste Lawine lostreten soll. So wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben können.

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Die Übermenschen kommen…

Betetst Du noch oder proklamierst Du schon? Manche Formen des Christentums erinnern mit Vorstellungen wie “Bewusstseinszeitalter” mehr an Scientology als an das Neue Testament, selbst wenn (anders als bei Scientology) ständig Bibelverse zitiert werden. Aber das hatten wir ja schon bei Bernardo Provenzano, dass das nicht viel bedeuten muss.

“Übernatürlich” und “übermenschlich” (wo bitte steht das in der Bibel?) sich von Sieg zu Sieg schwingen – wer’s braucht…

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Das Kleingedruckte

Momentan kommt mir mein Leben so vor, als würde ich das “Kleingedruckte” lesen – den trockenen und manchmal auch beunruhigenden Teil, wo die Dinge erörtert werden, die sich eigentlich niemand wünscht, über die man aber doch irgendwann mal reden muss, weil man sie nicht ausschließen kann und sie halt doch dazu gehören.

Folglich überlesen wir das gerne hastig, wenn wir bei Gott “unterschreiben” und freuen uns auf ein einfacheres Leben mit ihm als Garanten von Glück und Sicherheit. Ähnlich wie wir bei Internet-Einkäufen auch die Seite mit den AGB’s – wenn überhaupt – nur überfliegen. Irgendwann tauchen dann erste Fragen auf…

Werde ich am Ende, in besserer Kenntnis der Pflichten und möglichen Komplikationen, wieder ein uneingeschränktes “Ja” zu dem Ort, an den Gott mich stellt, und vor allem zu den konkreten Menschen, zu denen er mich stellt, haben? Ich merke, dass es auf jeden Fall ein Ringen und ein Stück Arbeit ist. Aber das muss kein Schaden sein.

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Schoko-Hunger

Zu Ostern platzt die Deutsche Welle mit einer Hiobsbotschaft in die festlich gestimmten Haushalte: In China ist der Appetit auf Schokolade erwacht. Es bleibt im Dunkel, welcher Unglücksrabe die Büchse der Pandora geöffnet hat, aber der Höhenflug beim Spritpreis war nur ein müdes Vorgeplänkel für die drohende Schokoladenverknappung, wenn das Milliardenvolk nun auf den Geschmack kommt.

Schokoverzicht wird in Zukunft kein heroisches Vorhaben für ein paar Wochen Fastenzeit mehr sein, sondern harter Alltag für Normalverdiener. Die FDP wird als Schokopartei Punkte sammeln, auch wenn sie nicht von Gelb auf Braun umsatteln dürfte. Stopfen wir uns also lieber noch einmal voll, Weihnachten könnte es schon anders aussehen.

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Annehmen und Verändern

Ich denke aufgrund verschiedener Anlässe in dieser Woche darüber nach, was wirklich gute Beziehungen ausmacht. Einerseits haben sie damit zu tun, dass einer den anderen so nimmt, wie er ist, und ihn nicht verändern will. Wenn ich spüre, dass jemand an mir herumdoktern will (damit es ihm besser geht), werde ich ganz plötzlich ziemlich pelzig, genauer gesagt: Ich mache einfach dicht.

Andererseits haben mich gerade die Beziehungen am meisten verändert, wo ich diese Offenheit und Annahme gespürt habe. Plötzlich hatte ich die Freiheit, mir selbst mal zu überlegen, wer ich eigentlich sein möchte und wie ich dahin gelange. Und die Freiheit, darüber zu sprechen, tastend, ins Unreine, bis ich noch genauer sagen kann, was ich wirklich will. Ohne die Angst, der andere zieht sich zurück, wenn das Ergebnis am Ende nicht seinen Vorstellungen entspricht. Aber er freut sich, wenn ich mich verändern will, und unterstützt mich dabei. Mehr noch: Er sieht das Gute in mir, auch wenn ich es selbst schon nicht mehr sehe.

Dann kehrt sich diese Dynamik natürlich auch um: Ich frage, wie ich mich verändern kann, damit ich dem anderen noch mehr gerecht werde und damit unsere Beziehung wächst und sich vertieft. weil ich genau weiß, wie viel sie mir bedeutet.

Merkwürdig, wie wir einander blockieren können mit unserem Frust und unserer fordernden Haltung.

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Berufungs-Blues: Brennende Herzen

Seit einer Weile verfolgt mich Jeremia 20, wo Jeremia sich beschwert, dass Gott sein Leben ruiniert hat und er trotz allem nicht von ihm loskommt. Ich finde das eine der leidenschaftlichsten und anrührendsten Passagen in der ganzen Bibel. Berufungen sind doch auch etwas – ich bin versucht zu sagen: höllisch – Gefährliches.

Natürlich bin ich meilenweit entfernt von der dramatischen Situation damals, doch manchmal kann ich es wenigstens ansatzweise nachempfinden. Wie nett wäre es, ab und zu einfach passiv und teilnahmslos im Strom zu schwimmen, weniger Konflikte und Auseinandersetzungen zu erleben und ein bißchen mehr gemocht zu werden (nicht geliebt, dazu wäre der Weg zu farb- und harmlos, aber eben gemocht).

Etwas weniger einsam in manchen Momenten, weil ich mit weniger zufrieden sein könnte: Weniger beunruhigende Fragen und Zweifel, weniger Wunsch nach Veränderung, weniger gewagte Träume, weniger Ungeduld mit dem Status quo, weniger Verletzlichkeit. Das Leben könnte einfacher sein. Es geht aber nicht! In einem Song von REM heißt es ganz passend:

I told you I wanted to be wrong
but everyone is humming a song
that I don’t understand.

Vielleicht sollten wir unsere christlichen Berufungsseminare alle noch einmal umschreiben und überdenken. Jeremia 1 kommt oft vor, Kapitel 20 dagegen eher im Kleingedruckten. Dabei wollen wir doch gern Leute mit brennenden Herzen sein:

Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern.

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Bibeln und Bigotterie

Bernardo Provenzano scheint ein Mann voller Gegensätze zu sein: Ein Multimilliardär, aber er gibt nichts davon aus, lebt in einer spartanischen Hütte, ernährt sich von Frischkäse und – jetzt kommt’s noch dicker – er hat schätzungsweise vierzig Leute direkt auf dem Gewissen, sieht aber häufig seinen Beichtvater und hat gleich mehrere Bibeln bei sich.

Aus den letzten Infos hätte der eine oder andere geschlossen, der fromme Bernardo müsse ein guter Mensch sein. Pustekuchen! Aber es wäre doch wirklich schön, wenn das Lesen in de Bibel Leute von allein zum Guten verändern würde.

Ein anderes Beispiel für diese Art empörender Bigotterie ist der Konflikt zwischen dem deutschen Papst Benedikt XVI und dem polnisch-nationalistischen katholischen (!) Sender Radio Maryja, der durch Antisemitismus von sich reden macht.

Es bleibt also eine riesige Aufgabe, daran aufmerksam zu arbeiten, dass das Evangelium richtig verstanden und dann auch praktisch umgesetzt wird – keineswegs nur für Katholiken.

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Zitat zu Ostern

Aus dem Ende wächst ein neuer Anfang. Verlust und Schmerz sind nicht das letzte Wort. Zeit, die Trauer zurück zu lassen, das Gute zu genießen und mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken, aus der mir Gottes neue Schöpfung entgegenkommt. Schönheit statt Asche, wie Jesaja sagte.

Das hat mich an den folgenden Dialog aus Four Weddings and a Funeral erinnert:

Fi, you do look lovely today.

I’ve abandoned my traditional black.

Yes, so you have.

From now on, I shall be all the colours of the rainbow and fall in love with someone who fancies me for a change.

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Abgänge

Eine Woche voller Abgänge und Abgesänge:
Oliver Kahn muss die Nummer 1 an Lehmann abgeben, und bleibt im dennoch Team (guter Verlierer, sagt Klinsmann). Vielleicht brauchen wir ihn, um bei de WM alle gute Verlierer zu werden…?
Matthias Platzeck gibt den Vorsitz der SPD ab, damit er (kluger Verlierer) seine Gesundheit behält.
Silvio Berlusconi muss sein Amt demnächst abgeben an Prodi 🙂 und und lässt nachzählen (schlechter Verlierer). Er hofft auf eine große Koalition wie in Deutschland, aber es sollte ihm klar sein, dass diesen Wechsel selbst Gerhard Schröder politisch nicht überlebt hat. Prodi und Angie werden sich dagegen verstehen.
Bernardo Provenzano muss in den Knast und Italien atmet auf, zum zweiten Mal an diesem Tag. Die Cosa Nostra verliert ihren Paten. Ein Schritt in die richtige Richtung.

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Kunststück Verstehen

Mit fällt immer mehr auf, wie tief die Sehnsucht der meisten Menschen ist, verstanden zu werden. Oder, um es in biblischer Sprache zu sagen: erkannt zu werden – irgendwie durchschaut und trotzdem zugleich auch geliebt. Ein (Augen-) Blick, in (bzw. mit) dem der andere alles sieht, und sich darüber nicht abwendet.

Andererseits leben wir täglich mit Missverständnissen oder dem Schmerz, unverstanden zu sein. Um so kostbarer ist es, wenn mich jemand “erkennt”. Und das ist nicht primär eine Frage des Informationsstandes, sondern der Empathie und Intuition. Tom Marshall hat einmal geschrieben, dass ohne das Verstehen auch Liebe, Achtung und Vertrauen in einer Beziehung nicht mehr richtig funktionieren.

Das Dumme ist, dass man Verständnis kaum einfordern kann. Man muss es geschenkt bekommen. Manchmal verstehe ich mich ja selbst nicht einmal. Wahrscheinlich ist alles menschliche Verstehen bruchstückhaft. Kein Mensch auf dieser Welt wird alles an mir verstehen. Es geht also immer um ein mehr oder weniger, nicht so sehr um alles oder nichts (diese Erwartung wäre das sicherste Rezept für Einsamkeit). Nur manchmal ist das Wenige nicht genug.
„Kunststück Verstehen“ weiterlesen

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Düstere Prophezeiungen aus der Vergangenheit

Ich blättere (dienstlich…) in Aldous Huxleys “Schöne neue Welt” und bin mal wieder von den Socken, was der Mann in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts schon kommen sah. Noch hat unsere Konsum- und Spaßgesellschaft nicht ganz die beschriebenen Dimensionen erreicht, aber wenn Huxley heute noch leben würde, er bekäme tagtäglich Recht. Ob Huxley die Hoffnung hatte, dass sich sein Albtraum verhindern ließe?

Richtig spannend ist etwa, welche Bücher in den “Giftschrank” des Weltaufsichtsrates kommen: Die Bibel, Thomas a Kempis und Kardinal Newman, der dann auch noch ausführlich zu Wort kommt. Vielleicht kann ich in den nächsten Tagen noch ein paar knackige Zitate nachschieben.

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From a distance…

Via Google Earth findet man sogar HTB auf Anhieb in der Datenbank. Wer also mal die Wiege von Alpha von oben ansehen möchte, kann reinzoomen hier die Autos auf dem Parkplatz zählen. Nett!

Vielleicht sollten wir mal ein deutsches Alpha-Kurs-Verzeichnis für Google Earth erstellen. Dann kann sich jeder ein Bild machen. Keine Ahnung, wie leicht oder schwer das zu realisieren wäre.

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Heute schon die Welt verändert?

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Die Frage, wie man Werte vermittelt und Verhalten verändert hat mich seit letzter Woche noch weiter beschäftigt. Mit moralischen Appellen oder Belehrungen kommt man nicht so schrecklich weit, scheint es. Einen ganz anderen Weg wählt die Aktion “Einfach die Welt verändern”. Das dazu gehörige Buch verkauft sich bei Amazon wie verrückt (letzte Woche war es an vierter Stelle bei Büchern!). Auf der dazu gehörigen Website sind zehntausende Ideen gelistet. Und 97% der Besucher glauben, dass man etwas bewegen kann.
Natürlich wird die Aktion nicht alle Probleme des Planeten lösen. Aber sie hilft offenbar vielen aus der Resignation heraus, dass man als einzelner in unserer komplexen Welt doch nichts verändern kann und dass die meisten gut gemeinten Aktionen sich als ungewollt schädlich entpuppen. Je länger ich drüber nachdenke, desto interessanter finde ich das Projekt. Man kann eine Menge davon lernen darüber, wie Veränderung vorstellbar und möglich wird. Zum Beispiel dies:
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