Alles nicht so einfach?

Unter dem Titel Die Diana-Politik setzt sich der SZ-Autor Tobias Kniebe, zehn Jahre nach deren tödlichen Unfall, mit Prinzessin Diana als einer Pop-Ikone des glamourösen Gutmenschentums auseinander. Sein Fazit: Politik ist schwerer geworden, weil wir so gerne alles einfach hätten, und unsere Stars diese Illusion perfekt bedienen:

Wenn es ein Problem mit dieser neuen Politik der Prominenz gibt, die man in memoriam auch Diana-Politik nennen könnte, hier ist es: Sie kann Themen ins Bewusstsein rücken, Aufmerksamkeit schaffen, öffentlichen Druck erzeugen – aber die Kräfte, die sie entfesselt, sind leider nicht geeignet, mit irgendeiner Form von Komplexität umzugehen. Während gleichzeitig die Weltprobleme, die sie zu lösen vorgibt, erschreckend komplex sind.

Dianas Vermächtnis ist auch der Triumph der großen Vereinfacher, die den Kampf um das kostbare Gut unserer Aufmerksamkeit längst für sich entschieden haben. Die wenigsten aktuellen Entscheidungsträger glauben wirklich, dass es für irgendetwas einfache Lösungen gibt. Aber je öfter sie dafür bestraft werden, dass sie keine schnellen Antworten wissen, desto unmöglicher wird es für das kollektives Bewusstsein, Komplexität auszuhalten.

Es findet eine Art öffentlicher Bewusstseinsspaltung statt (und ganz ehrlich habe ich mich dabei auch gefragt, wie schlau es ist, dass Christen begeistert die Bono-Karte spielen und sich dabei vielleicht – immer noch oder schon wieder – die moralische Überlegenheit heraushängen lassen), denn:

Für die schmutzigen Jobs, die wir insgeheim erledigt wissen wollen (Verteidigung unseres Wohlstands, Abschottung unserer Grenzen, Terrorbekämpfung) nehmen wir die gewählten Regierungen in die Pflicht. Für die Darstellung unserer besseren Seiten, wie Großmut, Mitgefühl und globaler Verantwortung, suchen wir uns Stellvertreterfiguren jenseits der Politik.

Technorati Tags: , , ,

Share

Hübsch und dünn

Nein, hier geht es nicht um Supermodels: Diese Woche flatterten mir die Prospekte mehrerer christlicher Verlage ins Haus. Ich blätterte eine Weile darin und war etwas erschlagen vom Übergewicht der Tu-Dir-Mal-Was-Gutes-Geschenkartikelchen, bunter Bildbändchen mit eingestreuten erbaulichen Textschnipseln und der frommen Romane mit Romantik-Cover. Ach ja, Selbsthilfeliteratur – vor allem im Partnerschaftsbereich – gehört auch zum Grundbestand.

Ich widerstehe der großen Versuchung, mich hier über einzelne Titel lustig zu machen. Nun kenne ich ja auch ein paar Verlagsleute, die darüber klagen, dass Christen immer weniger lesen. Genauer: Christen lesen fast nichts, während Christinnen wenigstens ab und zu mal ein Buch kaufen. Aber auch dann bitte nichts Anstrengendes. Die Wellness-Mentalität hat voll durchgeschlagen, was sich unübersehbar in der Gestaltung der Prospekte und Cover (lindgrün und lattemacchiatobraun) widerspiegelt.
Vielleicht überzeichne ich das Problem hier, aber ich bin doch etwas beunruhigt wegen der anscheinend wachsenden Tendenz, Gott vorwiegend zum Faktor des eigenen Wohlgefühls zu machen. Wo soll das eigentlich noch hin führen? Zumindest scheinen die Verlage ihre Kunden (wohl aufgrund der Verkaufszahlen) so einzuschätzen – auch wenn sie pragmatisch denken und die leichte Kost nutzen, um Geld zu verdienen, weil die gehaltvolleren Sachen, die sie nach wie vor auch anbieten, wirtschaftlich riskant sind. Und genau die werde ich auch weiterhin kaufen und verschenken. Jetzt erst recht. 🙂

Technorati Tags: ,

Share

Glaube vs. Versicherungen (4): Beispiele tragender Gemeinschaft

Erst einmal danke für alle ehrlichen Kommentare an dieser Stelle. Ich taste mich noch vorwärts. Während ich dies schreibe, erfahre ich von Stephan, dass es bei The Simple Way gebrannt hat. Wenn das Leben gerecht wäre, bin ich versucht zu sagen, dann hätte das irgendwelche Egoisten getroffen. Andererseits haben wir die Chance, Solidarität mal praktisch werden zu lassen. Zum Beispiel durch eine online-Spende.

In unserer Runde am Montag merkte ein Teilnehmer an, das Experiment der Gütergemeinschaft in der Urgemeinde habe sich ja auch nicht durchgesetzt (ob die Tatsache, dass Paulus später sammeln musste, damit etwas zu tun hat, bezweifle ich, aber es darf hier ruhig offen bleiben).

Die andere Seite ist die, dass das Christentum seinen Siegeszug im römischen Weltreich nicht zuletzt auch dem nachhaltigen Eindruck verdankt, den das Engagement für die Armen hinterließ – die Armen in der Gemeinde und viele Arme darüber hinaus. Der Römer Lukian schreibt über die Christen:

Ihr erster Gesetzgeber hat ihnen die Überzeugung beigebracht, dass sie alle untereinander Brüder seien; sie entwickeln eine unglaubliche Rührigkeit, sobald sich etwas ereignet, was ihre gemeinschaftlichen Interessen berührt; nichts ist ihnen alsdann zu teuer.

Und der Kirchenvater Tertullian kann mit breiter Brust sagen:

Die Sorge für die Hilflosen, die wir üben, unsere Liebestätigkeit, ist bei unseren Gegnern zu einem Merkmal für uns geworden (…): ,Sieh nur‘, sagen sie, ,wie sie sich untereinander lieben‘ – sie selber hassen sich nämlich untereinander -, und wie einer für den anderen zu sterben bereit ist‘; sie selbst wären eher bereit, sich gegenseitig umzubringen.

Die Erweckungsbewegungen im 19. Jahrhundert brachten neue Antworten auf die soziale Frage hervor, und auch wenn heute Diakonissen rein optisch wie ein leichter Anachronismus wirken – das war eben die damalige Version eines neuen Mönchtums. Sie nahmen sich der Waisen, Behinderten, Kranken und Benachteiligten an. Oft waren es einzelne Pioniertypen, die ihre Gemeinden mobilisierten und Geld auftrieben, um der Not des Industrieproletariats zu begegnen.

Heute haben wir das Problem, dass Diakonie und Werke sich an manchen Stellen so weit von den Gemeinden entfernt haben, dass sie (auch zum Leidwesen vieler ihrer Mitarbeiter) zu spezialisierten und professionalisierten kirchlichen Sozialkonzernen zu werden drohen und an vielen Stellen aufgrund der Zuschüsse staatlichen Richtlinien unterworfen und damit nicht sehr flexibel sind. Andererseits wäre dort für die Gemeinden eine Menge an Kompetenz und Fachwissen abrufbar, mit dem man eine gemeindebezogene “Solidargemeinschaft” aufbauen könnte.

Zum Schluss also folgende naive Frage: Wenn wir alle – oder viele von uns – das Geld, das wir für Versicherungen ausgeben, die wir nicht unbedingt brauchen und zu denen wir nicht verpflichtet sind, in einen Topf einzahlen, für dessen Verwendung es klare Statuten und kompetente Entscheider gibt, käme ein beachtlicher Betrag zusammen. Wenn diese Mittel sich verbinden würden mit dem Willen vieler Gemeindeglieder, sich für einander und andere Menschen in konkreter Nächstenliebe einzusetzen, dann wäre schon viel möglich. Unsere Versicherungen verdienen doch prächtig an uns, obwohl sie von vielen “Kunden” betrogen werden. Das Geld kann dann in andere Dinge gesteckt werden als in deren Glaspaläste. Zum Beispiel in ethische und ökologische Fonds und in neue Jobs.

Und wenn das mit den weniger wichtigen Versicherungen klappt, dann geht es vielleicht eines Tages auch mit der Gesundheit und der Rente. Denn wer weiß, wie lange das noch akzeptabel funktioniert…?

Technorati Tags: ,

Share

Glaube vs. Versicherungen (3): rückhaltlos vertrauen?

Gott garantiert uns kein Leben ohne Leid. Bei allem Vertrauen wäre das eine irrige Erwartung, dass Unfälle, Krankheiten oder Verbrechen immer nur die anderen treffen. Unsere Versicherungen können Leid nicht verhindern, aber die Folgen etwas lindern – so lange es um finanzielle Folgen geht. Wir brauchen sie, weil unser Beziehungsnetz im hoch individualisierten Westen das in der Regel nicht mehr leistet.

Die Suche nach einer Alternative zu kommerziellen Versicherungen (die, das hatte ich beim letzten Post vergessen, unser Geld möglichst gewinnbringend, aber eben nicht immer möglichst segensreich im Sinne von Mitmenschen und Schöpfung anlegen) stößt uns auf die Frage, wie belastbar und tragfähig Beziehungen unter Christen sind – ob sie uns menschlich wie materiell so viel Halt geben, dass wir aus anderen Versicherungen guten Gewissens aussteigen können. Aber welche Gemeinde hat einen Topf für unerwartete Nöte und Schicksalsschläge, und wo wäre Kranke, Alte und Behinderte über viele Jahre gut aufgehoben? Und schränkt die Zugehörigkeit zu einer solchen Gemeinschaft, wenn es sie denn gäbe, unsere Mobilität nicht gravierend ein, weil es uns an einen Ort dauerhaft bindet?

Gibt es Vorbilder? Shane Claiborne berichtet in Ich muss verrückt sein, so zu leben. Kompromisslose Experimente in Sachen Nächstenliebe davon, dass sie bei The Simple Way ein Art Geldpool statt der üblichen (aber in den USA nicht sebstverständlichen) Krankenversicherung eingerichtet haben. Das wäre zum Beispiel so ein Schritt. Aber wem wird eigentlich nicht mulmig dabei, sich anderen so rückhaltlos anzuvertrauen, dass man am Ende tatsächlich auf sie angewiesen wäre?

Technorati Tags: , , ,

Share

Glaube und Versicherungen (2): Gekaufte Solidarität?

Historisch gesehen sind Versicherungen erst richtig interessant geworden, als die Industriegesellschaft bisherige “Solidargemeinschaften” wie das Dorf und die Großfamilie gesprengt hat, in denen Alte, Kranke, Witwen, Behinderte (nicht immer gut, aber das ist heute ja auch nicht garantiert) getragen wurden. Wenn jemandem das Haus abbrannte, dann half man zusammen und baute es wieder auf. Bei den Amish kann man heute noch sehen, wie das funktioniert. Die meisten Christen im Westen aber haben die individualistischen Lebensentwürfe unserer Gesellschaft übernommen. Daher brauchen wir (neben den alternativlosen Pflichtversicherungen des Staates) virtuelle und kommerzielle Solidargemeinschaften in Form von Versicherungsgesellschaften.

Weil das in der Regel leidlich – und scheinbar alternativlos – funktioniert, kann man die Schattenseiten leicht übersehen: Da diese Versicherungen gewinnorientiert arbeiten, wollen sie natürlich möglichst viele Verträge verkaufen. Lebensnotwendig sind die nicht in jedem Fall. Und weil sie anonym sind und sich aufs rein Finanzielle beschränken, hört man (etwa bei Berufsunfähigkeit) auch immer wieder von langwierigen Rechtsstreitigkeiten, bis eine Vertragsleistung ausbezahlt wird. Eine andere Schattenseite der unpersönlichen Struktur ist, dass man weniger Hemmungen hat, sie auszunutzen und z.B. seine Haftpflicht zu betrügen. Die Kosten treffen dann wieder alle, aber das nehmen wir in der Regel resigniert hin.

Was das System gar nicht leisten kann, ist die menschliche Zuwendung, die “echte” Gemeinschaften leisten können und die mit Geld oft genug nicht aufzuwiegen ist. Es gibt keine Versicherung gegen Einsamkeit im Alter. Und doch ist dies eines der größten Risiken im Zeitalter von Hochleistungsmedizin. In gewisser Weise haben wir uns auch freigekauft von der Pflicht, sich um einander zu kümmern. Verständlich, wenn man sieht, wie Angehörige von pflegebedürftigen Menschen – von der Umgebung bemitleidet, aber nicht unterstützt – an ihre Grenzen kommen. Und vor lauter Sorge, später irgendwem zur Last zu fallen, schließen wir gleich noch ein paar Versicherungen ab – denn die Leute, die wir dafür bezahlen, die müssen ja zu uns halten…

Technorati Tags: , ,

Share

Glaube vs. Versicherungen?

Gestern abend hatten wir eine anregende Gesprächsrunde zu der Frage: Braucht ein Christ Versicherungen – und wenn ja, welche?

Wir waren uns schnell einig, dass Christen keine Privilegien bei Gott genießen in dem Sinne, dass ihnen Leid und Schicksalsschläge (trotz Bitten um Schutz) gänzlich erspart blieben. Gottvertrauen mit einer solchen Erwartung wäre etwas zu naiv. Versicherungen sind auch kein echtes Pendant zu magischen Riten, die Unheil abwenden (oder meistens umlenken) wollen. Denn sie werden erst dann aktiv, wenn der Schaden eingetreten ist. Andererseits heißt es in Jeremia 17,5-8:

So hat ER gesprochen:
Verflucht der Mann, der mit Menschen sich sichert,
Fleisch sich zum Arme macht, aber von IHM weicht sein Herz.
Der wird sein wie ein Wacholder in der Steppe: wenn Gutes kommt, sieht er nichts davon,
Flammengrund in der Wüste bewohnt er, salziges Geländ, das nie besiedelt wird.
Gesegnet der Mann, der mit IHM sich sichert: ER wird seine Sicherheit.
Der wird sein wie ein Baum, ans Wasser verpflanzt, an den Lauf sendet er seine Wurzeln:
wenn Glut kommt, sieht er nicht darauf, üppig bleibt sein Laub,
im Mangeljahr sorgt er nicht, läßt nicht ab, Frucht zu bereiten.

Fürs erste (Fortsetzung folgt) also mal diese Frage in die virtuelle Runde: Bezieht sich das nur auf “geistliche” Dinge und “ewiges Heil”?

Technorati Tags: , ,

Share

Globalisierungspiraten

Gestern haben wir mit unseren beiden Dreizehnjährigen den überlangen Fluch der Karibik 3 angesehen und ich bin immer noch dabei, den Film zu dechiffrieren. Jack Sparrow (ohne den, das wissen die hinterbliebenen Piraten natürlich, nichts geht) wird aus dem Nirvana (es geht kein Wind…) beziehungsweise der surrealen Hölle (er ist allein mit den Spiegelbildern seiner selbst) oder der Unterwelt (sie liegt wirklich unten und man muss über den Rand der Welt, um hinzukommen) gerettet. Eigentlich gar kein Kinderfilm, weil die zwar die Komik, aber nicht die Ironie verstehen können.

Leute mit normalem Gedächtnis werden sich ärgern, dass sie vorangegangenen Episoden nicht noch einmal angesehen haben, die selbstverständlich als bekannt vorausgesetzt werden und keine Zeit mit langatmigen Erklärungen vergeudet wird. Der Feind ist aber weder der Tod noch der Fluch, sondern die geldgierigen Engländer – uniformierter Prototyp des globalen Kapitalismus. Das Gegenbild ist der autonome, polyethnische Piratenverband, angeführt vom archetypischen Hippie Johnny Depp, der eigentlich lieber ein paar Mädels sein Schiff zeigt als tatsächlich zu kämpfen. Das Ende ist optisch und choreografisch spektakulär, aber im Grunde belanglos. Die Armada des Kapitals flieht und der Mythos lebt ewig weiter, nur mit ein paar vertauschten Rollen: Orlando Bloom segelt (wie schon am Ende des Herrn der Ringe) unsterblich übers Meer, aber mit einem Herzen voller Sehnsucht, daher darf er auch alle 10 Jahre mal einen Tag an Land.

Technorati Tags:


„Globalisierungspiraten“ weiterlesen

Share

Herausfordernde Ferienlektüre

Ein Tipp von Dirk hat mich auf Shane Claibornes Buch Ich muss verrückt sein, so zu leben. Kompromisslose Experimente in Sachen Nächstenliebe gebracht und Tony Campolo hat mich darin bestärkt, er kennt Shane noch von dessen Zeit an der Eastern University und hält ihn für eine neuzeitliche Ausgabe des Franz von Assisi – nach allem, was ich sehe, mit gutem Grund: er betont die Verantwortung für die Armen und propagiert ein “neues Mönchtum”. Tony erzählte, dass Shane sich sein fünfstelliges Honorar als Konferenzredner schon mal in 5-Dollar-Noten auszahlen lässt, die am Ende im Publikum verteilt mit der Auflage, nochmal 10 drauf zu legen und damit einem Armen zu helfen.

Das Buch liest sich sehr flott und ich hatte schon nach einer guten Stunde 100 Seiten hinter mir, die es in sich hatten. Irgendwie stoße ich zurzeit ständig auf die Frage nach den Armen. Shanes Geschichte macht Hoffnung auf Veränderung. Hier ein kleiner Appetizer:

Technorati Tags: , ,


„Herausfordernde Ferienlektüre“ weiterlesen

Share

Bald völlig verstockt…

Thomas schon wieder… Manchmal sieht man das Web vor lauter Stöckchen nicht mehr, aber dieses war schwer auszulassen (beim nächsten pausiere ich dann mal). Es geht nämlich um Kaffee und ich fühle mich besser gerüstet:

1. Deine erste Tasse Kaffee, wann trinkst Du sie? Nach dem Aufstehen

2. Wie viele Tassen trinkst Du täglich? Drei bis fünf

3. Koffeinfrei oder Bohnenkaffee? Also “Bohnenkaffee”, das hat doch anno tobak meine Oma gesagt. Ich dachte, aller Kaffee sei aus Bohnen gemacht? Die Formulierung weckt schon Misstrauen – ähnlich wie wenn im Café “Cappuccino mit Sahne” angeboten wird. Was immer das dann für ein Stoff ist, Cappuccino darf es nicht heißen!

4. Zucker, Milch oder Sahne? Milch, sonst nix. Die aber fast immer.

5. Deine bevorzugte Zubereitungsart? Cappuccino (ohne Kakao, der macht den Schaum kaputt)

6. Mit wem geniesst Du Deinen Kaffee am liebsten? Mit meiner Frau, kleines Familienritual

7. Deine Lieblingsmarke? Na, na – keine Schleichwerbung hier. Wir haben eine kleine Kaffeerösterei in der Stadt, da kaufe ich gerne ein, aber es geht ins Geld. Ich spiele daher mit dem Gedanken, selbst ins Rösten einzusteigen, nachdem die Zeit diese Bauanleitung veröffentlicht hat.

8. Wo trinkst Du Deinen Kaffee vorzugsweise? Zuhause

9. Wie sieht Deine Lieblingstasse aus? Keramik, innen weiß und außen blau oder orange glasiert

10. Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato? “’pucci”, aber das hatten wir doch schon. Stattdessen könnte hier eine Frage nach der Zubereitung/Equipment stehen: Pad-Maschine, Filter (Hand/Maschine), Siebträger, Vollautomat, Handhebel-Modell?

11. Bevorzugte Tätigkeit beim Kaffee trinken? Tasse festhalten. Bewusst genießen.

Und die Stöckchen gehen an…

Depone, Danny, Toby, Stefan

Technorati Tags: ,

Share

Ware Erleuchtung

Simon hat eine kritische Diskussion über diesen Artikel von Christian Nürnberger gestartet, der auf etlichen Blogs zitiert wurde, und angekündigt, einen Beitrag zur Verhältnisbestimmung von Kirche und Management zu schreiben.

Ich will dem nicht vorgreifen, fand aber beim Nachlesen, dass es Nürnberger vielleicht doch mehr um einen anderen Aspekt ging. Niemand hat etwas gegen gutes Management in der Kirche, d.h. den verantwortlichen Umgang mit Kräften und Ressourcen (altmodisch: Haushalterschaft). Probleme macht höchstens, dass modernes Management in der Regel am Kriterium der Effizienz gemessen wird, und die ist im Reich Gottes manchmal ganz schwer zu definieren. Phil Vischer etwa hat dazu ein paar gute Gedanken auf Out of Ur: The false gospel of impact.

Nürnberger aber kritisiert, dass die Kirchen das Christentum als Wohlfühl-Religion vermarkten. Und damit legt er seinen Finger in eine schmerzhafte Wunde. Hier ein paar Kernsätze:

Technorati Tags: , , , , , ,


„Ware Erleuchtung“ weiterlesen

Share

Sennett (5): Der kurze Weg zum Brudermord

Ein Glück, dass es das in christlichen Gemeinden ü-ber-haupt nicht gibt, was Richard Sennett über ein Gemeinschaftsleben schreibt, das sich gegen Fremde abschottet, nach innen aber unter dem Widerspruch leidet, dass man sich einerseits vor einander durch emotionale Offenheit offenbart und andererseits auf einander achtet und eine gewisse (das ist gar nicht negativ gemeint) soziale Kontrolle herrscht. Aus einem Ort der vermeintlichen Brüderlichkeit wird ein Ort des Brudermords:

Brüder gehen auf einander los. Sie offenbaren sich voreinander, sie entwickeln aufgrund dieser Selbstenthüllungen gegenseitige Erwartungen, und sie stellen fest, dass der andere Mängel hat. Mit dieser Haltung treten sie auch der Außenwelt gegenüber. Wir sind eine Gemeinschaft; wir sind wirklich; die Außenwelt reagiert nicht auf das, was wir als Gemeinschaft sind; der Fehler muss bei ihr liegen, sie verfehlt uns; deshalb wollen wir mit ihr nichts zu tun haben. Beide Prozesse folgen dem gleichen Rhythmus von Enthüllung, Enttäuschung und Isolation.

(Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität, S. 379)

Technorati Tags: , , , ,


„Sennett (5): Der kurze Weg zum Brudermord“ weiterlesen

Share

Sennett (4): gesellschaftlicher Voyeurismus

Die Suche nach Intimität und der Rückzug ins Private haben mit einer ganz anderen Wahrnehmung des Fremden in unserer Kultur zu tun. In anderen Regionen der Welt werden Fremde auch heute noch neugierig beäugt und angesprochen, bei uns werden sie, vor allem in den Metropolen, wie Luft behandelt:

…um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in (…) westlichen Hauptstädten ein Verhaltensmuster, das sich von allem unterschied, was man hundert Jahre zuvor (…) gekannt hatte oder heutzutage im größten Teil der nichtwestlichen Welt kennt: Die Vorstellung, dass Fremde kein Recht hätten, miteinander zu sprechen, dass jedermann das öffentliche Recht auf einen unsichtbaren Schutzschirm besitze, das Recht, in Ruhe gelassen zu werden. Das öffentliche Leben wurde zu einer Sache des Beobachtens, der passiven Teilnahme, zu einer Art von Voyeurismus.

Die Ursachen dieser Haltung (Sennett stellt sie ausführlich dar, ich kann das hier leider nicht) kann man beschreibend nachvollziehen. Fremde sind zu Unberührbaren geworden. Wenn mich ein Fremder anspricht, habe ich (nicht ganz zu Unrecht) die Sorge, dass er mir entweder etwas verkaufen will oder ein – vorsichtig gesagt – leicht exzentrischer Typ ist.

Wenn wir nun ein Ideal christlicher Gemeinschaft haben, das auf Intimität fußt, dann führt das fast zwangsläufig dazu, dass Gemeinden Fremde offen oder unterschwellig abweisen. Und zwar mit der folgenden Logik:

Technorati Tags: , , ,


„Sennett (4): gesellschaftlicher Voyeurismus“ weiterlesen

Share

Tiefe Gemeinschaft?

Sennetts beunruhigende Beobachtungen gehen weiter. Das überzogene Interesse am eigenen Innenleben und dem des Gegenübers hat unmittelbare soziale Auswirkungen. Beziehungspflege wird zum Selbstzweck, aus einer Gruppe, die über sich hinaus sieht, wird eine abgeschlossene Clique.

In dem Maße, wie das Interesse an der Frage nach dem Selbst gewachsen ist, ist die gemeinsame Arbeit mit Fremden im Dienste sozialer Zwecke zurückgegangen. (…) In lokalen Vereinen und Zusammenschlüssen z.B. haben die Menschen oft das Gefühl, sie müssten einander als Personen kennen lernen, um miteinander handeln zu können; sie geraten dann in einen Prozess der gegenseitigen Selbstoffenbarung, der Immobilität hervorruft, und nach und nach verlieren sie die Lust, gemeinsam zu handeln. (S. 27)

Gemeinschaft kann also so “tief” werden, dass sie nicht mehr über den eigenen Tellerrand blickt. Ich fürchte, das geht schneller, als wir ahnen. Schon mal erlebt?

Technorati Tags: , ,

Share

Relevanz, Relevanz…

Seit einiger Zeit beschäftigen mich einige Gedanken aus Richard Sennetts Buch Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. Seine These ist, dass das Private und Intime das Öffentliche (und damit Politik, soziale Verantwortung, Engagement und Gerechtigkeit) längst verdrängt hat. Tobias hat vor einiger Zeit darüber geschrieben.

Es wäre ein Wunder, wenn das nicht schon längst seinen Weg in die Kultur unserer Gemeinden gefunden hätte. Dies könnte zum Beispiel ein Hinweis sein:

Zum Narzissmus gehört zum Beispiel die bohrende Frage, was diese Person, dieses Ereignis “für mich bedeuten”. Diese Frage nach der “Relevanz” anderer Menschen oder äußerer Handlungen für die jeweilige Person wird immer wieder von Neuem gestellt, so dass die deutliche Wahrnehmung der Personen und Handlungen getrübt wird.

Irgendeiner Sache “da draußen” gestehen wir nur dann einen Wert zu, wenn sie eine Resonanz “hier drinnen” erzeugt. Wir reagieren kaum auf die Nachricht, dass eine Katastrophe oder ein Krieg Tausende das Leben gekostet hat, es sei denn, wir sehen grausige Bilder davon; aber wir können uns endlos Gedanken über das Privatleben unserer Stars machen (und schauen uns die hübschen Bilder dazu an). Wenn der Tsunami keine deutschen Touristen erwischt hätte, wären die Spenden kaum so hoch gewesen. Fürs Klima interessieren sich die Amerikaner erst richtig seit Katrina und wir, seit der Winter einen Bogen um uns macht.

Technorati Tags: , , , , ,


„Relevanz, Relevanz…“ weiterlesen

Share

Knecht Rupert schägt zu…

Manchmal braucht es keine Propheten, sondern ein Präsident tut es auch: Horst Köhlers Weckruf zum Klimaschutz hat aber trotzdem nur einen lauten Schnarcher aus Ingolstadt hervorgerufen. Audi-Chef Rupert Stadler findet, seine Firma sei “keine Sozialhilfestation”. Und er fügt hinzu, wie er die Probleme lösen will – durch Aussitzen:

Das Thema Kohlendioxid ist nun hinreichend plattgetreten in der Öffentlichkeit, die Gesellschaft wird in einigen Wochen wieder auf den Boden der Realität zurückkehren.

Brüssel wird sich drei Mal überlegen, ob sie uns ärgern wollen.

Ist das nur ein kurzzeitiger Aussetzer oder schon alarmierender Realitätsverlust? In der Leserbriefspalte der Nürnberger Nachrichten wird heute schon diskutiert, ob man Audi nicht boykottieren sollte. Vermutlich schon, denn einbrechende Gewinne sind scheinbar die einzige Sprache, die man dort versteht.

Technorati Tags:


„Knecht Rupert schägt zu…“ weiterlesen

Share