Sennetts beunruhigende Beobachtungen gehen weiter. Das überzogene Interesse am eigenen Innenleben und dem des Gegenübers hat unmittelbare soziale Auswirkungen. Beziehungspflege wird zum Selbstzweck, aus einer Gruppe, die über sich hinaus sieht, wird eine abgeschlossene Clique.
In dem Maße, wie das Interesse an der Frage nach dem Selbst gewachsen ist, ist die gemeinsame Arbeit mit Fremden im Dienste sozialer Zwecke zurückgegangen. (…) In lokalen Vereinen und Zusammenschlüssen z.B. haben die Menschen oft das Gefühl, sie müssten einander als Personen kennen lernen, um miteinander handeln zu können; sie geraten dann in einen Prozess der gegenseitigen Selbstoffenbarung, der Immobilität hervorruft, und nach und nach verlieren sie die Lust, gemeinsam zu handeln. (S. 27)
Gemeinschaft kann also so “tief” werden, dass sie nicht mehr über den eigenen Tellerrand blickt. Ich fürchte, das geht schneller, als wir ahnen. Schon mal erlebt?
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