Alles nicht so einfach?

Unter dem Titel Die Diana-Politik setzt sich der SZ-Autor Tobias Kniebe, zehn Jahre nach deren tödlichen Unfall, mit Prinzessin Diana als einer Pop-Ikone des glamourösen Gutmenschentums auseinander. Sein Fazit: Politik ist schwerer geworden, weil wir so gerne alles einfach hätten, und unsere Stars diese Illusion perfekt bedienen:

Wenn es ein Problem mit dieser neuen Politik der Prominenz gibt, die man in memoriam auch Diana-Politik nennen könnte, hier ist es: Sie kann Themen ins Bewusstsein rücken, Aufmerksamkeit schaffen, öffentlichen Druck erzeugen – aber die Kräfte, die sie entfesselt, sind leider nicht geeignet, mit irgendeiner Form von Komplexität umzugehen. Während gleichzeitig die Weltprobleme, die sie zu lösen vorgibt, erschreckend komplex sind.

Dianas Vermächtnis ist auch der Triumph der großen Vereinfacher, die den Kampf um das kostbare Gut unserer Aufmerksamkeit längst für sich entschieden haben. Die wenigsten aktuellen Entscheidungsträger glauben wirklich, dass es für irgendetwas einfache Lösungen gibt. Aber je öfter sie dafür bestraft werden, dass sie keine schnellen Antworten wissen, desto unmöglicher wird es für das kollektives Bewusstsein, Komplexität auszuhalten.

Es findet eine Art öffentlicher Bewusstseinsspaltung statt (und ganz ehrlich habe ich mich dabei auch gefragt, wie schlau es ist, dass Christen begeistert die Bono-Karte spielen und sich dabei vielleicht – immer noch oder schon wieder – die moralische Überlegenheit heraushängen lassen), denn:

Für die schmutzigen Jobs, die wir insgeheim erledigt wissen wollen (Verteidigung unseres Wohlstands, Abschottung unserer Grenzen, Terrorbekämpfung) nehmen wir die gewählten Regierungen in die Pflicht. Für die Darstellung unserer besseren Seiten, wie Großmut, Mitgefühl und globaler Verantwortung, suchen wir uns Stellvertreterfiguren jenseits der Politik.

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