Glaube vs. Versicherungen?

Gestern abend hatten wir eine anregende Gesprächsrunde zu der Frage: Braucht ein Christ Versicherungen – und wenn ja, welche?

Wir waren uns schnell einig, dass Christen keine Privilegien bei Gott genießen in dem Sinne, dass ihnen Leid und Schicksalsschläge (trotz Bitten um Schutz) gänzlich erspart blieben. Gottvertrauen mit einer solchen Erwartung wäre etwas zu naiv. Versicherungen sind auch kein echtes Pendant zu magischen Riten, die Unheil abwenden (oder meistens umlenken) wollen. Denn sie werden erst dann aktiv, wenn der Schaden eingetreten ist. Andererseits heißt es in Jeremia 17,5-8:

So hat ER gesprochen:
Verflucht der Mann, der mit Menschen sich sichert,
Fleisch sich zum Arme macht, aber von IHM weicht sein Herz.
Der wird sein wie ein Wacholder in der Steppe: wenn Gutes kommt, sieht er nichts davon,
Flammengrund in der Wüste bewohnt er, salziges Geländ, das nie besiedelt wird.
Gesegnet der Mann, der mit IHM sich sichert: ER wird seine Sicherheit.
Der wird sein wie ein Baum, ans Wasser verpflanzt, an den Lauf sendet er seine Wurzeln:
wenn Glut kommt, sieht er nicht darauf, üppig bleibt sein Laub,
im Mangeljahr sorgt er nicht, läßt nicht ab, Frucht zu bereiten.

Fürs erste (Fortsetzung folgt) also mal diese Frage in die virtuelle Runde: Bezieht sich das nur auf “geistliche” Dinge und “ewiges Heil”?

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4 Antworten auf „Glaube vs. Versicherungen?“

  1. Ich denke, dass die Menschen des Alten Testaments Gott sehr konkret erlebt haben und dass sich für sie die Frage nie gestellt hätte, ob sich das nur auf geistliche Dinge bezieht. Sie haben einen Gott kennengelernt, der ihnen z.B. Essen und Trinken mitten in der Wüste organisiert hat. Gott hat sich ja ausgerechnet ein Volk von Nomaden ausgesucht, um sich zu offenbaren. Vielleicht konnte nur ein solches Volk begreifen, was Vertrauen auf Gott und Abhängigkeit von ihm heißt (oder einzelne dieses Volkes).
    Wir können das in unserer heutigen Situation – glaube ich – nur schwer verstehen und kaum nachempfinden, was es bedeutet, unter solchen Bedingungen zu leben. Unser Sicherheitsdenken ist doch in den meisten Fällen recht ausgeprägt. Man gestattet Gott, in kleine ausgewählte Bereiche des Lebens einzugreifen, aber doch nicht in existenzielle! Jeder vernünftige Mensch würde einen für total bescheuert halten, wenn man äußern würde, dass man sich im Leben nur auf Gott verlässt. Da ist man als Christ doch sehr stark von seinem nichtgläubigen Umfeld beeinflusst. Außerdem würden einen die meisten gläubigen Christen wahrscheinlich ebenfalls für bescheuert halten. Dieses Denken passt nicht in unsere Gesellschaft. Was aber nicht heißt, dass diese Bibelworte nicht gültig sind.
    Vielleicht neigen viele Gläubige dazu, biblische Aussagen auf eine rein „geistliche“ Ebene zu reduzieren, weil es einfach ihre Vorstellung sprengt, dass Gott konkret und fürsorglich in ihr Leben eingreift.
    Ich habe auch lange so gedacht. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass ich Gott viel mehr zutrauen sollte. Mich fasziniert (nach etlichen liberalen Glaubensjahren) in letzter Zeit der Gedanke, die biblischen Verheißungen für bare Münze zu nehmen. Das wäre nämlich echt der Hammer !

  2. Und so schnell vergessen wir alles…

    Ich habe wunderliche dinge gesehen. Aber die Sorgen des Tages macht dieser nichts in meine Sinn.

    Wann ich errinere kann, aber, sehe ich nochmal wunderliche dinge weiter.

    Ach – auf English – das tut mir leid… When I remember well, my faith is stronger.

  3. Diese Frage führt uns, zu Ende gedacht, dahin, ob wir überhaupt eine materielle Absicherung brauchen: Haus, Auto, Rente…

    Ich verstehe diese Stelle erst einmal als „Herzensprüfung“: Worauf verlassen wir uns? Wer ist unser Trost, woher erwarten wir Hilfe?

    Sozialkassen in Gemeinden sind eine feine Sache und ausbaufähig, aber wenn es mal dicke kommt (Vollpflege, Behinderung, Haus abgebrannt) ist eine Ortsgemeinde schlichtweg überfordert. Unser Sozialsystem mag viele Macken haben, die Hilfestellung aber, die man mit sozialer Absicherung geboten bekommt, ist ein evolutionärer Schritt schon im Verhältnis zur bitteren US-Wirklichkeit.

    Und für einen christlichen Versicherungsverband sehe ich kein Handlungsbedürfnis. Noch ein Nischenverein?

    Fazit: Die Gemeinden in Deutschland, vor allem im freikirchlichen Bereich, dürfen gerne in Sachen Caritas Gas geben, denn auf dem Gebiet ist, um Harald Schmidt zu zitieren, der Katholizismus auch der „Glamrock der Religionen“. Aber existenzsichernde Versicherungen, besonders die Kranken- und Unfallversicherungen, sind solange hilfreich und wohl kaum gegen Gottes Willen, solange wir nicht mal unsere Eltern im Alter pflegen…

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