Ich sehe rot

… immer öfter, wenn ich mit dem Rad im Stadtgebiet unterwegs bin. Dort wurde in einer Art verkehrspolitischem Schildbürgerstreich an zahlreichen Kreuzungen ein gelbes Kästchen angebracht, das Fußgänger und Radfahrer drücken müssen, um bei der nächsten Grünphase für die Autos auch mitgehen zu dürfen.

Ampel- statt Schildbürger wäre der passendere Begriff für die falschen Signale, die hier gesetzt werden: Denn wer vergisst zu drücken oder im Verkehrsfluss punktgenau bei Grün ankommt, ohne dass vor ihm jemand den Knopf bedient hätte, darf eine ganze Runde Ampel aussetzen (oder, ich wage es kaum zu sagen, fährt bei Rot).

Und weil man da unversehens viel Zeit hat zum Nachdenken, fragt man sich, wer wohl auf diese Schnapsidee gekommen ist, die zwar den abbiegenden PKW-Verkehr beschleunigt, aber die übrigen, sich umwelt- und klimafreundlich (sowie gesundheitsförderlich) fortbewegenden Verkehrsteilnehmer krass benachteiligt.

Wenn schon, dann muss da auch ein Knopf für Autos her!

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Die Hollandisierung der Welt

Ich habe mich schon lange gefragt, warum niemand dieses Szenario mal durchspielt, aber nun ist es überall zu lesen: Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter wäre in 100 oder vielleicht sogar 50 Jahren ein riesiges Stück Florida versunken und auf der Wall Street bekäme man auch nasse Füße.

Deiche und Flutbarrieren müssen also her – die Niederländer könnten ihr Fachwissen gewinnbringend exportieren. Nachdem New York mal als Nieuw Amsterdam angefangen hat, schließt sich der Kreis dann also wieder…

 Wikipedia Commons 1 17 Allard -Totius Neobelgii Nova Et Accuratissima Tabula (Detail)

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Verfahrene Situation

Dscf2692 Am Samstag löse ich ein Versprechen an meinen Sohn ein und fahre mit dem kleinen Autonarren auf die IAA. Von selbst wäre ich da nicht hin, aber so erweitern Kinder eben die Horizonte der Eltern. Vielleicht fallen mir deshalb die Messeberichte mehr auf als in den letzten Jahren. Vielleicht sind sie aber auch tatsächlich spannender geworden, seit die Klimadebatte so richtig läuft. In der Zeit kommt der Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher zu Wort. Das Interview ist rasend interessant, weil er den Einfluss des Autos auf unser Bewusstsein analysiert:

Das Auto versetzt uns in ein Raum-Zeit-Gefüge der Verantwortungslosigkeit, das wir weder begreifen noch bewältigen können.

Vielleicht sollten die Bosse der hiesigen Autohersteller öfter einmal einen ausgedehnten Spaziergang machen, denn, so schreibt der Spiegel heute, sie könnten international den Anschluss verlieren wie die Kollegen aus den USA, nach denen dieses Jahr kein Hahn kräht:

Nachdem sich der Trockeneisnebel verzogen hat wird noch deutlicher, wie blank Mercedes-Benz und andere bei Themen wie Hybridantrieb, CO2-Emissionen oder Gewichtsreduktion tatsächlich sind. Die deutschen Konzerne werden etliche Jahre brauchen, um bei Öko-Autos wieder die Führung zu übernehmen. Wenn sie es überhaupt schaffen.

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Katastrophengebiet

Wenn morgen früh der Obi seine Türen öffnet, sollte ich vielleicht eine Pumpe, ein Notstromaggregat und einen Hochdruckreiniger einkaufen. Wenn es dann noch welche gibt, denn der Ansturm aus der Region dürfte riesig sein. Mehrere hundert Keller sind zwischen Erlangen und Forchheim nach heftigen Wolkenbrüchen vollgelaufen.

Einer Familie haben wir heute nachmittag etwas geholfen und haben auf dem Weg nach Bubenreuth und wieder zurück die Sperrmüllhaufen von durchnässten Einrichtungsgegenständen an den Straßenrändern gesehen. Überall sind die Feuerwehren noch am Pumpen. Normalerweise ist diese Gegen eher trocken. Aber gegen diese Unwetter ist man dann doch einfach machtlos. Und im Zuge des Klimawandels werden wir ähnliches vielleicht in Zukunft häufiger sehen. Keine schöne Perspektive. Wenigstens kommt heute Nacht nichts mehr nach. Bis die Betroffenen wieder gut schlafen, werden noch ein paar Tage vergehen.

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Glaube und positive Energie

Marcel Brenninkmeijer hat sich beim Familienbetrieb C&A ausgeklinkt und investiert in Ökostrom. Sein Leben ist dadurch sinnvoller und seine Tätigkeit interessanter geworden, erzählt er dem Spiegel:

Mit Menschen zusammenzuarbeiten, die pure Geschäftsleute sind, macht mir wenig Spaß. Man hat auf Dauer nur Erfolg, wenn man Idealismus mit bodenständigem Denken verbindet. In der Cleantech-Branche gibt es diese Art Mensch zum Glück ziemlich oft.

Es geht um mehr als nur Profit, und manchmal muss eine Investition seiner Firma Good Energies auch gar keinen Gewinn abwerfen. Das hat nicht nur am Rande mit seiner christlichen Überzeugung zu tun – auch eine Art positive Energie:

Wenn man Katholik ist wie ich, dann versucht man die Welt nicht schlechter zu hinterlassen, als man sie vorgefunden hat. Die Bewahrung der Schöpfung ist selbstverständlich für mich. Ich könnte nicht wie im Moment am Limit arbeiten, wenn ich nicht das Gefühl hätte, etwas Gutes zu tun.

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Ungewohnter Regen

Gestern hat es seit Wochen wieder einmal geregnet. Es ist auch längst noch nicht genug Wasser heruntergekommen, aber es war ein Anfang. Dienstag soll es mehr geben. Dann ist erst einmal Schluss mit Bade- und Biergartenwetter und die Radiomoderatoren werden daher wieder von “schlechtem” Wetter reden, während die Walbrandgefahr hoffentlich sinkt und die zur Dauereinrichtung gewordene Borkenkäferplage sich in Grenzen hält.

In den letzten Wochen habe ich immer wieder mal darüber nachgedacht, ob Christen nicht wieder um Regen beten sollen. Es ist eine Sache, uns mit den Folgen der hausgemachten Klimaveränderung rational zu befassen und hoffentlich die nächsten acht Jahre und lächerliche 0,1% des BIP für eine Trendwende zu nutzen. Den werden wir freilich nicht einfach “wegbeten” können – ebensowenig wie man sich vollfressen kann und dann darum beten, dass man nicht dick wird.

Aber das Gebet um Regen gibt dem noch eine andere Dimension.
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Wann muss man streiten?

In the ooze wirft Christian Beyer Jim Wallis und Brian McLaren vor, die evangelikale Bewegung über der Klimafrage zu spalten, weil sie James Dobsons Forderung nach dem Rücktritt von Richard Cizik von der National Association of Evangelicals kritisiert haben. Cizik hatte sich mit konsequenten Forderungen zum Kampf gegen den Klimawandel bei den “Rechten” unbeliebt gemacht, wurde ziemlich übel beschossen. Der Kernpunkt von Beyers Argumentation ist nun:

But as of this time there is not enough good, sound, scientific evidence to support the idea that the activities of the human race are raising the temperature of the Earth. In fact, the more we observe over time, the more the evidence shows that mankind is having very little, if any, impact on the Earth’s temperature swings. This does not mean that we should abandon our efforts to improve our stewardship of the planet, but it does mean that we should hesitate jumping into socialistic programs that may very well spell disaster for much of the world’s economy.

Die Wahrnehmung, dass die wissenschaftliche Diskussion noch völlig offen sei, verwundert etwas. Sicher gibt es (wie immer) abweichende Einzelmeinungen. Aber Brian McLaren Arroganz vorzuwerfen, bloß weil er ohne jegliche Ironie darauf hinweist, dass die wissenschaftliche Diskussion global gesehen praktisch gelaufen ist und man nun zum Handeln kommen muss, ist wohl nur mit der provinziellen US-Binnenperspektive zu erklären. Schließlich schwingt er auch noch die gute Sozialismuskeule, die kennen wir ja noch vom Thema Gebärmaschinen. Staatliche Intervention zum Klimaschutz ist, so Beyer, schlimm, weil sie der Wirtschaft schadet. Der heimischen, wohlgemerkt, und auch das ist mittelfristig gedacht vermutlich eine Milchmädchenrechnung.

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Zu lange Beine?

Das Verhalten der gegenwärtigen US-Regierung geht deutlich hinaus über das übliche Maß an Selbstbetrug in einer Gesellschaft. Das Verdrehen der Wahrheit scheint das einzig konstante Verhaltensmuster der Bush-Administration zu sein: Heute konnte man überall lesen, dass der UN-Klimabericht auf Druck der USA und Chinas so frisiert wurde, dass die beiden Länder in einem besseren Licht dastehen – und sich damit vormachen können, sie müssten nichts unternehmen.

So, wie man es mit der Propaganda zur Legitimierung des Irak-Kriegs zuvor schon getan hatte und wie man das nach wie vor wider besseres Wissen fortsetzt. Der Schaden durch den Krieg ist längst unabsehbar, und das Verdrängen der Klimakatastrophe wird nun ebenso schwer wiegende Folgen haben – nur leider nicht mehr für die Verantwortlichen von heute. Das Ärgerliche: Die Beine dieser Lügen sind leider nicht kurz genug…

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Reichlich verhoxrt

Matthias Horx gibt in einem Essay für die Welt Entwarnung: Die Klimakatastrophe wird gar keine. Schließlich sei der Mensch adaptionsfähig. Die Gattung wohlgemerkt, nicht das einzelne Exemplar. Von denen dürften einige auf der Strecke bleiben, aber das kümmert den Meister aller Trends nicht.

Die Megatrends nämlich sprechen in Horx‘ Sicht der Dinge eine andere Sprache – und zeigen anschaulich, was geschieht, wenn Evolution von wissenschaftlicher Hypothese zur ideologischen Weltanschauung mutiert: Der Mensch ist ein “Terraformer”, wie schon die Dinosaurier, und gehört zu dem Prozess der evolutionären Veränderung der Erde, der kein gut und böse kennt, nur die Notwendigkeit des Fortschritts. Dass sich der Mensch in diesem Prozess des Terraformens (wie die Dinos?) sein Grab schaufeln könnte, dass millionenhaftes menschliches Elend droht und einige andere Spezies auch auf der Strecke bleiben – scheinbar alles Peanuts.

Menschen können, sagt der “Optimist” Horx, den Wandel gestalten. Wir sehen allenthalben, wie gut das funktioniert. Für Horx scheint Gestaltung wie für George W. Bush zu bedeuten, im Zweifelsfall erst mal alles laufen zu lassen. Sonst hätte er diesen Essay kaum so geschrieben (gut, vielleicht fürchtet er auch, die Krisenstimmung könnte seinem neuen Buch schaden). Die Schäden für Deutschland werden aktuell auf 800 Milliarden Euro geschätzt, und darunter werden die Armen überall auf der Welt viel mehr leiden als gut situierte Erfolgsautoren. Ich jedenfalls finde diesen Optimismus zynisch, weil er die Reichen bevorzugt.

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Frühling – ohne Bienen?

Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr… (Einstein)

Letzte Woche habe ich mit einem Imker gesprochen. Ich mag Bienen, nicht nur wegen dem Honig. Und nun das: Die SZ berichtet über das mysteriöse Verschwinden der Bienen und die unabsehbaren Folgen für den Menschen. Sie sind unser drittwichtigstes Haustier. In den USA sind 70% der Bienen einfach weg. Irgendetwas scheint da gerade zu “kippen”. Komisch: Alle schreiben über Terrordrohungen, aber das Fehlen der Bienen könnte uns viel härter treffen…

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Knecht Rupert schägt zu…

Manchmal braucht es keine Propheten, sondern ein Präsident tut es auch: Horst Köhlers Weckruf zum Klimaschutz hat aber trotzdem nur einen lauten Schnarcher aus Ingolstadt hervorgerufen. Audi-Chef Rupert Stadler findet, seine Firma sei “keine Sozialhilfestation”. Und er fügt hinzu, wie er die Probleme lösen will – durch Aussitzen:

Das Thema Kohlendioxid ist nun hinreichend plattgetreten in der Öffentlichkeit, die Gesellschaft wird in einigen Wochen wieder auf den Boden der Realität zurückkehren.

Brüssel wird sich drei Mal überlegen, ob sie uns ärgern wollen.

Ist das nur ein kurzzeitiger Aussetzer oder schon alarmierender Realitätsverlust? In der Leserbriefspalte der Nürnberger Nachrichten wird heute schon diskutiert, ob man Audi nicht boykottieren sollte. Vermutlich schon, denn einbrechende Gewinne sind scheinbar die einzige Sprache, die man dort versteht.

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Hybrid kommt vor dem Fall

Vor langer Zeit war Königin Angie Löwenherz an der Seite von King George W. auf dem Kreuzzug für mehr Wärme in dieser kalten Welt war unterwegs. Ihr Land hinterließ sie im Frieden und als ihre die treuesten Untertanen waren die Bewohner des Sherwood Forest bekannt.

Weil der Wald so unwegsam war, mussten ihn die braven Sachsen mit Karren, die von sieben stämmigen Kühen (kurz: Q7) gezogen wurden, befahren. Und weil die immer häufiger werdenden Unwetter ständig Bäume fällten, die die Wege blockierten, brauchte man Vierbeinantrieb und erfand verchromte Kuhfänger. Die armen Menschen gaben ihr letztes Hemd für diese treuen Lasttiere und ihr teures Futter. Und die selbstlosen Autobauern arbeiteten Tag und Nacht, um auf ihren entlegenen Weiden neue zu züchten. So fanden viele Menschen Arbeit und Glück und die Welt wurde bei jedem Pups der sieben Kühe ein kleines bisschen wärmer.

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Verfettet, verklebt, verqualmt?

Gestern abend haben wir in unserer “Bibelschule” über die alttestamentlichen Propheten gesprochen. Dabei kamen wir auch auf Jesajas Berufung zu sprechen, wo es in Bubers Übersetzung heißt:

Geh, sprich zu diesem Volk: Hört nur, höret, und unterscheidet nimmer, seht nur, sehet, und erkennet nimmer! Zu verfetten ist das Herz dieses Volks, seine Ohren zu verstumpfen, seine Augen zu verkleben, sonst könnte es mit seinen Augen sehn, mit seinen Ohren hören, in seinem Herzen unterscheiden, umkehren und Genesung würde ihm! Ich sprach: Bis wann, mein Herr? Er sprach: Bis dahin, dass Städte verheert sind, kein Insasse mehr, Häuser, kein Mensch mehr darin, des Menschen Boden verheert zu Öden.

Jesaja bewirkte diese Verstockung nicht, indem er sein Volk belog, sondern indem er die Wahrheit öffentlich sagte.

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Ein Volk zieht den Kopf ein

Kyrill braust übers Land. In der Innenstadt gibt es mehr Parkplätze als am Sonntag. Die Geschäfte sind leer, manche schließen zwei Stunden eher. Die Aufmerksamkeit des Verkaufspersonals ist mir sicher. Aber ich habe auch keine rechte Ruhe mehr beim Stöbern, obwohl ich auch einen Termin auswärts absagen musste. Durch die Fassadenverkleidung des Kaufhauses heult der Sturm.

Inzwischen stehen die Züge bei der Bahn still. Die Grafik der Unwetterzentrale ist komplett rosarot – das habe ich noch nie gesehen – und die Mehrheit der Leser auf tagesschau.de hält diesen Un-Winter für eine Folge des Klimawandels. Früher hielt man einen Orkan für eine Theophanie gehalten – wie bei »höherer Gewalt« eher Unheil verkündend. Heute kann man spekulieren, ob es eine Art letzter klimatechnischer Weckruf sein könnte oder schon der Anfang unwiderruflicher Veränderungen mit unabsehbaren Folgen.

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