Falsch gerechnet

Zum Beginn der IAA und zum Ende der Abwrackprämie heute der passende Kommentar aus einem Interview, das Zeit Online mit Wolfgang Lohrbeck von Greenpeace geführt hat. Status hin oder her – ich fahre nun guten Gewissens den alten (aber sauberen) Peugeot weiter, bis alle Kinder den Führerschein und genug Praxis haben. Und wirklich saubere Autos auf dem Markt sind.

Die Abwrackprämie war eine Katastrophe. Unter dem Strich hat sie keine CO2-Entlastung gebracht. Bei der Produktion eines Autos fällt so viel CO2 an, dass der Neuwagen nur zwei bis drei Liter verbrauchen dürfte, um im Schnitt sauberer als ein Gebrauchter zu sein. Das ist nicht der Fall. Und es geht ja auch nicht nur um CO2. Für die Produktion eines neuen Autos werden zum Beispiel mehrere 100.000 Liter Wasser verbraucht.

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Nachdenklich ins Wochenende

Toleranz war und ist ja in den verschiedensten Zusammenhängen ein heißes Eisen. Ich bereite mich auf einen Abend heute in Pforzheim zu dem Thema vor und bin dabei über diesen Beitrag von Hilal Sezgin in der taz gestolpert, der das Verhältnis des Islam zur Homosexualität beleuchtet. Sezgin bezeichnet sich selbst als postmodern, feministisch und liberal. Auch wenn die Gedanken alle nicht neu sind, ist doch die Haltung angenehm unpolemisch und -dogmatisch. Wenn das Schule machen könnte, wären wir alle einen Schritt weiter.

Die Klimaprognosen verdüstern sich zusehends. Die Nachricht ging zwischen Iran, Air France und Autodämmerung fast unter. Die Implikationen dagegen sind gravierend. Zum Jahrhundertende drohen bis zu vier Grad höhere Durchschnittstemperaturen. Die Bundesregierung war indes merkwürdig still…

Ach ja, es gibt ein Jesus-Phone, und es kommt von Apple. Sagt die FAZ

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Propheten des 21. Jahrhunderts

Die Zeit interwiewt den Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber aus Potsdam. Manches davon liest sich wie ein Gespräch mit dem Propheten Jeremia, nur dass der Feind nicht die Babylonier sind. Denn er sieht, wie seine Zeitgenossen auf eine Katastrophe zusteuern (und sitzt selbst mit im Boot, zumal als Vater eines kleinen Jungen, der gut noch das Jahr 2100 erleben könnte). Er warnt und mahnt, aber das ist alles, was er tun kann. Er beobachtet, wie Menschen die Krise mit Symptomkosmetik behandeln wollen oder komplett ignorieren, wie (von den Mächtigen gut bezahlte) falsche Propheten die Leute beruhigen wollen und zusätzlich Verwirrung stiften. Er weiß, dass sich die Tür für einen Ausstieg aus der Klima-Apokalypse bald schließen wird, und mitten in dem allen hofft er fast schon verzweifelt immer noch selbst darauf, dass er sich täuscht – dass er irgend etwas übersehen hat und es doch nicht so schlimm kommt, wie er jetzt mit guten Grund annimmt.

Ich wollte hier eigentlich ein paar Zitate einfügen, aber es steckt derart viel Sprengstoff in diesem Text, den muss man ganz lesen und sich davon beunruhigen lassen. Der Titel „Manchmal könnte ich schreien“ sagt eigentlich alles.

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Heilige Kühe, äh, Karren

Sind wir Deutschen bald die schlechteren Amerikaner? Die Bundesregierung scheint, von allen guten Geistern verlassen, ernsthaft zu erwägen, Spritfresser steuerlich zu begünstigen:

Internen Berechnungen der Bundesregierung zufolge (…) wären für eine Luxuslimousine vom Typ Audi A8 – mit 4,1-Liter-Maschine und einem Kohlendioxidausstoß von 249 Gramm je Kilometer – vom 1. Juli an nicht mehr 648 Euro Steuern fällig, sondern nur noch 558 Euro. Das Ziel der Steuerreform wäre damit ins Gegenteil verkehrt.

Unter den 10 größten automobilen Klimakillern rangieren die extravaganten Produkte deutscher Konzerne auf den Plätzen 1-3 und 7-10, aber weder Franzosen noch Japaner sind in dieser Liga zu finden. Gleichzeitig kommen neue, beunruhigende Daten von der Klimafront herein und die obskuren Legenden der Klimaverschwörung brechen in sich zusammen, aber vor lauter Sorge um unsere Autobauer nimmt das in Berlin kaum ein Regierender noch zur Kenntnis. Man fragt sich, wie viele Bundestagsabgeordnete einen A8 oder ähnliches fahren…

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Zu kurz gedacht?

Ob man als Landwirtschaftsminister auch Milchmädchenrechnungen lernt? Unser SuperSeehofer setzt sich, wie heute zu lesen war, in einem Brief an die Kanzlerin dafür ein, den Klimaschutz zurückzustellen, um nur ja keine Arbeitsplätze in der Autoindustrie zu gefährden. Klimaschutz ja, aber bitte zum Nulltarif.

Die leidet jedoch nicht unter den Klimaschutzvorgaben, sondern unter der Kreditkrise. Aber die Folgekosten der Klimaveränderung übersteigen die Kosten der Wirtschaftskrise bei weitem. Nur sind sie noch nicht spürbar. In Zukunft werden auch wir Europäer weniger und kleinere Autos fahren. Und klar werden Arbeitsplätze dabei verloren gehen. Die Frage ist nur: wie viele – und wer kümmert sich heute darum, dass an anderer Stelle neue geschaffen werden?

Wenn jetzt die Regierung den Druck von den Autoherstellern nimmt, die zwar noch auf die bankrotten US-Autobauer herabsehen, selbst aber sträflich versäumt haben, den Spritverbrauch ihrer Flotte zu senken, dann werden am Ende Audi und BMW (um mal nur die Bayern zu nennen) wie die Monsterbauer aus Detroit auch nicht mehr zu retten sein. Denn wenn die mal weg sind, baut Deutschland die dicksten Schlitten…

Blog-Tipp zum Thema: Klima der Gerechtigkeit

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Es geht auch anders

Während unsere Po(pu)litiker streiten, ob der stetig steigende Ölpreis mit staatlichen Subventionen abgefedert werden sollte, haben Wissenschaftler schon ganz andere, faszinierende Lösungen für die Energiekrise parat, mit einfacher Technik und Sonnenenergie. Nebenbei könnte, so Spiegel Online, mit Desertec auch das Wasserproblem in Nordafrika und dem nahem Osten damit gelöst werden.

Das Verrückte daran ist: Dass die längst bekannte Solarthermie nicht mehr genutzt wurde, lag schlicht daran, dass Öl zu billig war und es zumindest in den arabischen Staaten immer noch ist.

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Erstens kommt es schlimmer…

Nasse Füße könnte man relativ bald in Küstennähe bekommen, und zwar dauerhaft. Neueste Untersuchungen zeigen, dass an beiden (!) Polen das Eis deutlich schneller schmilzt als die meisten Forscher bisher angenommen hatten.

Grönland-Forscher rechnen mit einem Anstieg des Meeresspiegels, der doppelt so hoch ausfallen könnte wie vom Weltklimarat prognostiziert, bis zu 118 cm im Jahr 2100. Und in der Antarktis hat sich nach aktuellsten Studien nun auch der Gletscherschwund drastisch beschleunigt. Das war in dieser Rechnung wohl noch gar nicht enthalten.

Gut, dass wenigstens die spritfressenden Luxusautos immer mehr in Rechtfertigungsnöte geraten. Wie wäre es eigentlich, wenn sich unsere Zeitungen weigern würden, noch Artikel über Luxusschlitten und Supersportwagen zu publizieren? Dann müssten sich die Konzerne andere Flaggschiffe suchen, mit denen sie imagetechnisch punkten in der Öffentlichkeit, wie die SZ zu berichten weiß:

“Die neuen CO2-Steuern in Spanien und Schweden führen zu einer dramatischen Verschiebung des Käuferverhaltens. Dort entscheiden sich jetzt fünfmal so viel Kunden für einen Kleinwagen”, sagt Alain Visser, “mit den angedrohten CO2-Sanktionen der Europäischen Union wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärken.”

Ich bin stolz, Europäer zu sein – stolzer, als ich es in dieser Sache auf Deutschland bin…

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Turn or Burn

In Bezug auf das Klima ist dieser Satz ja einigermaßen angebracht. Die Uhr tickt: Wenn in den nächsten acht Jahren keine globale Trendwende kommt, dann wird sich der Temperaturanstieg wohl nicht auf 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzen lassen. Die Konsequenzen könnten verheerend sein, selbst in unseren gemäßigten Breiten. Die letzte Hitzewelle 2003 forderte 35.000 Todesopfer in Europa.

Etwas erschüttert hat mich unsere Video-Umfrage vom Samstag. Leider kann ich sie nicht online stellen (vielleicht geht es wenigstens mit der Tonspur). Viele Leute haben kaum eine Ahnung von den Zusammenhängen und erst Recht keinen Plan, was zu tun ist. Und das trotz der ausführlichen Berichterstattung in den Medien. Kein Wunder, dass unsere Politiker zaudern, wenn das Volk nicht weiß, was es will…

Der Podcast von gestern abend ist hier schon online. Ein Lehrer aus der Region schrieb heute morgen, er wohne zwar 30km weit weg, “aber wenn meine Schüler zu Deinem Gottesdienst führen, würde ich den CO2-Ausstoß sogar befürworten”. Das wäre auch mal eine Studie wert – wieviel CO2 produzieren Christen jede Woche auf dem Weg zu irgendwelchen Treffen?

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Wenigstens stimmt die Richtung

In Vorbereitung auf unser Gottesdienstthema von morgen habe ich mich heute noch einmal persönlich überprüft und den CO2 Rechner des Bundesumweltamtes gefüttert. Man kann ja nicht Wasser predigen und Wein trinken.

200802021313

Wir liegen als Haushalt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Das ist schon mal gut. Leider leben wir immer noch über dem Niveau viele anderer Länder. Way to go, wie der Franke sagt.

Immerhin hießt es beim Bundesumweltamt auch: “Die Kosten für dieses 40 Prozent-Szenario in Deutschland liegen (…) bei maximal 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes oder 11 Milliarden Euro jährlich im Jahr 2020. Das sind weniger als 25 Euro pro Haushalt und Monat.” Das würden allein die steigenden Versicherungsprämien verschlingen – also sollten wir nicht lange herumrechnen.

 Downloads Gallery 2008-02

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Well done, Al

Aus dem Land von zwei Nobelpreisträgern herzlichen Glückwunsch an Al Gore und den Weltklimarat. George Bush wird das nicht begeistert haben. Schon wieder ein Fall von latentem Antiamerikanismus in Europa? 🙂

Auch bei diesem Thema gibt es Glaubende (“es ist ernst, aber wir können etwas ändern”) und Skeptiker (“alles nur eine Verschwörung von wem auch immer” bzw. “es kommt eben, wie es kommt”). Es gibt eine Menge Indizien, dass sich alles in eine bestimmte Richtung bewegt. Aber wer Recht hat, wird man auch hier erst am Ende der Geschichte (bzw. wenn es zu spät ist?) sicher wissen.

Und nein, Gore ist weder Heiland noch Lichtgestalt, aber in eine gute Richtung unterwegs, der man sich getrost anschließen darf. Wie Jimmy Carter ja auch, der von DVD auf den nächsten Willow-Kongress flimmern soll.

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Ich sehe rot

… immer öfter, wenn ich mit dem Rad im Stadtgebiet unterwegs bin. Dort wurde in einer Art verkehrspolitischem Schildbürgerstreich an zahlreichen Kreuzungen ein gelbes Kästchen angebracht, das Fußgänger und Radfahrer drücken müssen, um bei der nächsten Grünphase für die Autos auch mitgehen zu dürfen.

Ampel- statt Schildbürger wäre der passendere Begriff für die falschen Signale, die hier gesetzt werden: Denn wer vergisst zu drücken oder im Verkehrsfluss punktgenau bei Grün ankommt, ohne dass vor ihm jemand den Knopf bedient hätte, darf eine ganze Runde Ampel aussetzen (oder, ich wage es kaum zu sagen, fährt bei Rot).

Und weil man da unversehens viel Zeit hat zum Nachdenken, fragt man sich, wer wohl auf diese Schnapsidee gekommen ist, die zwar den abbiegenden PKW-Verkehr beschleunigt, aber die übrigen, sich umwelt- und klimafreundlich (sowie gesundheitsförderlich) fortbewegenden Verkehrsteilnehmer krass benachteiligt.

Wenn schon, dann muss da auch ein Knopf für Autos her!

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Die Hollandisierung der Welt

Ich habe mich schon lange gefragt, warum niemand dieses Szenario mal durchspielt, aber nun ist es überall zu lesen: Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter wäre in 100 oder vielleicht sogar 50 Jahren ein riesiges Stück Florida versunken und auf der Wall Street bekäme man auch nasse Füße.

Deiche und Flutbarrieren müssen also her – die Niederländer könnten ihr Fachwissen gewinnbringend exportieren. Nachdem New York mal als Nieuw Amsterdam angefangen hat, schließt sich der Kreis dann also wieder…

 Wikipedia Commons 1 17 Allard -Totius Neobelgii Nova Et Accuratissima Tabula (Detail)

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Verfahrene Situation

Dscf2692 Am Samstag löse ich ein Versprechen an meinen Sohn ein und fahre mit dem kleinen Autonarren auf die IAA. Von selbst wäre ich da nicht hin, aber so erweitern Kinder eben die Horizonte der Eltern. Vielleicht fallen mir deshalb die Messeberichte mehr auf als in den letzten Jahren. Vielleicht sind sie aber auch tatsächlich spannender geworden, seit die Klimadebatte so richtig läuft. In der Zeit kommt der Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher zu Wort. Das Interview ist rasend interessant, weil er den Einfluss des Autos auf unser Bewusstsein analysiert:

Das Auto versetzt uns in ein Raum-Zeit-Gefüge der Verantwortungslosigkeit, das wir weder begreifen noch bewältigen können.

Vielleicht sollten die Bosse der hiesigen Autohersteller öfter einmal einen ausgedehnten Spaziergang machen, denn, so schreibt der Spiegel heute, sie könnten international den Anschluss verlieren wie die Kollegen aus den USA, nach denen dieses Jahr kein Hahn kräht:

Nachdem sich der Trockeneisnebel verzogen hat wird noch deutlicher, wie blank Mercedes-Benz und andere bei Themen wie Hybridantrieb, CO2-Emissionen oder Gewichtsreduktion tatsächlich sind. Die deutschen Konzerne werden etliche Jahre brauchen, um bei Öko-Autos wieder die Führung zu übernehmen. Wenn sie es überhaupt schaffen.

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Katastrophengebiet

Wenn morgen früh der Obi seine Türen öffnet, sollte ich vielleicht eine Pumpe, ein Notstromaggregat und einen Hochdruckreiniger einkaufen. Wenn es dann noch welche gibt, denn der Ansturm aus der Region dürfte riesig sein. Mehrere hundert Keller sind zwischen Erlangen und Forchheim nach heftigen Wolkenbrüchen vollgelaufen.

Einer Familie haben wir heute nachmittag etwas geholfen und haben auf dem Weg nach Bubenreuth und wieder zurück die Sperrmüllhaufen von durchnässten Einrichtungsgegenständen an den Straßenrändern gesehen. Überall sind die Feuerwehren noch am Pumpen. Normalerweise ist diese Gegen eher trocken. Aber gegen diese Unwetter ist man dann doch einfach machtlos. Und im Zuge des Klimawandels werden wir ähnliches vielleicht in Zukunft häufiger sehen. Keine schöne Perspektive. Wenigstens kommt heute Nacht nichts mehr nach. Bis die Betroffenen wieder gut schlafen, werden noch ein paar Tage vergehen.

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