Liebe ?!?

Mich erstaunt immer wieder, wie unterschiedlich das Wort Liebe verstanden wird. Wenn wir mit Paaren sprechen, die heiraten wollen, fragen wir regelmäßig, was sie sich unter “Liebe” vorstellen. Ich glaube, manche überrascht diese Frage zwar, aber dann gibt es immer interessante Gespräche.

Weihnachten wird ja auch immer mit diesem Begriff in Verbindung gebracht, aber richtig verstanden prägt es ihn auch in einem ganz bestimmten – und, wie ich finde: im besten – Sinne. Ich habe mich die Tage auch an zwei Beschreibungen erinnert.
„Liebe ?!?“ weiterlesen

Share

Au Wei-hnachten III

Es erinnert ein bisschen an die zwanghaften Sprachregelungen der alten DDR, wenn in den USA nun darüber gestritten wird, ob man Christbaum sagen darf oder Feiertagsbaum sagen muss, um Andersdenkende nicht zu diskriminieren. Dieser Krieg um Weihnachten ist uns erspart geblieben. Am besten gefiel mir die Meldung, dass Jay Leno fragte, ob Jesus nun als “holiday infant” zu bezeichnen sei. Ob die christlichen Fundis hier die atheistischen Fundis auf den Plan gerufen haben oder umgekehrt? Letztere scheinen die Trennung von Kirche und Staat als Trennung von Kirche und Öffentlichkeit zu interpretieren. Das kann es ja wohl nicht sein. Über Atheismus darf dann wohl weiter geredet werden (bzw. über Gott geschwiegen, aber das ist praktisch dasselbe)?

Eine Einschränkung des inflationären Gebrauchs von Weihnachten hätte aber auch ihre reizvollen Seiten: Vielleicht könnten wir umgekehrt den Papst als Stellvertreter Christi bitten, bestimmten Pop-Größen die Verwendung des Wortes Weihnachten zu untersagen (so wie Arnie das mit der Stadt Graz und seinem Namen tut…)? Dann könnte ich auch im Dezember wieder Radio hören, ohne mit pappsüßer Weihnachtssoße bis zum Erbrechen zugeschüttet zu werden. Damit wird man gegen das eigentliche Weihnachten ja auch irgendwie immunisiert.

Share

Falsches Format

Eben war ich bei Aldi eine Matratze 90×200 einkaufen. Ich konnte das Ding, obwohl heute aktuell im Angebot, einfach nicht finden. Also fragte ich nach, wurde nach hinten geschickt, fand nichts, fragte erneut. Der freundliche Mitarbeiter führte mich schließlich zu einer Palette. Dort waren die Matratzen – vakuumverpackt und handlich eingeschrumpft. Ich hatte immer nach einem viel größeren Teil geschaut.

Diese Geschichte hat tatsächlich eine kleine “Moral”: Gott kommt an Weihnachten (oder da besonders, aber ich fürchte, nicht nur dann) in einer unerwartet kleinen Verpackung – jedenfalls nicht in dem Format, auf das wir geeicht sind, und prompt wird er übersehen. Bis jemand kommt und mich mit der Nase drauf stößt, dass ich die ganze Zeit achtlos an dem vorbei gegangen bin, was ich eigentlich gesucht habe.

Share

Unwahr-Sager

Letzte Woche ging die Meldung durchs Land, dass 2005 – wieder einmal – die Wahrsagerzunft keine signifikanten Treffer gelandet hat. Dafür eine Menge Quatsch und schwammiges Zeug.

Ein Jammer nur, dass viele aus Unsicherheit, Verzweiflung oder “weil es ja nichts schaden kann” die Horoskope und “Prophezeiungen” lesen. Statt sich an Gott zu halten, der nicht nur herumorakelt, sondern uns ein lebendiges, sprechendes Gegenüber ist, der Dinge zusagt und dann auch einhält, dessen Glaubwürdigkeit über Jahrhunderte nachverfolgt werden kann und der keine privilegierten Informationen an seine Lieblinge verteilt, die damit Kasse machen.

Share

Doch nur gut gemeint?

In der SZ schreibt der Afrika-Kenner Paul Theroux einen sehr nachdenklichen Artikel zu Bono, Gates und anderen, die aus noblen Motiven Kampagnen zum Schuldenerlass fahren. Drastisch beschreibt er die Folgen von Korruption und Verantwortungslosigkeit der Regierungen und sozialen Eliten, die durch undifferenzierte Schuldenerlasse noch gefördert werden. Immer mehr Geld in die alten Kanäle zu pumpen ist schädlich, von Gates‘ Computern ganz zu schweigen. Etwas provokativ schreibt Theroux:

Afrika bietet jenen eine Projektionsfläche, die sich selbst als Persönlichkeit neu erfinden wollen. Diese Spezies Mensch gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen und in großer Zahl. Besonders weiße Prominente, die sich in Afrika großtun, lauern an allen Ecken und Enden. Als ich unlängst Brad Pitt und Angelina Jolie sah, wie sie im Sudan afrikanische Kinder an sich drückten und der Welt einen Vortrag über Mildtätigkeit hielten, musste ich an Tarzan und Jane denken.

Share

Breites Angebot

Wer in einer multioptionalen Gesellschaft mit der Zeit geht, muss überkommene Formen in Frage stellen, besser noch: weiterentwickeln.

Etwa beim Abendmahl: Wäre es nicht viel sinnvoller, eine Art Buffet aufzubauen? Verschiedene Brotsorten wären im Angebot (Fladen, ungesäuert, leichtes Knäcke, herzhaft-bodenständiges Bauernbrot, Voll/Mehrkorn, Biosonne…), und daneben Wein (und Traubensaft) unterschiedlichster Farbe und Herkunft, so dass sich niemand geschmacklich diskriminiert fühlt: Ein herber, trockener Frankenwein für den Heimatverbundenen, ein eleganter Franzose oder Australier für den Weltbürger, Lambrusco aus der 2-Liter-Buddel aus Solidarität mit sozialen Randgruppen, Prosecco für die Party-Fraktion.

Rechnerisch ergeben sich bei je 5 Sorten Brot und Wein 20 mögliche Kombinationen. Für Abwechslung ist also gesorgt!

Share

Heut‘ schließt er wieder auf die Tür…

Als ich heute morgen als erster der Familie zum Gottesdienst ging, steckte ein Schlüssel innen in der Haustür. Ich zog ihn ein Stück heraus und machte mich auf den Weg. Als ich als letzter der Familie nach Hause kam, war ein Zettel an der Tür, die sich nicht öffnen ließ. Weil drinnen der Schlüssel steckte, inzwischen offenbar wieder richtig bis zum Anschlag.

Der Notdienst war schon im Anmarsch. Die Doppelfalztüre ist sehr sicher, ergo musste das alte Schloss (O-Ton Monteur: “Baumarkt-Qualität”) herausgebohrt und ein neues eingesetzt werden. Mit Wochenendzuschlag ein höllisch teurer Spaß. Vielleicht hätten wir doch lieber das Kellerfenster eindrücken sollen. Aber hinterher ist man immer klüger.

Vielleicht fragt sich der eine oder andere, ob mir dabei noch eine tiefsinnige Erkenntnis zuteil wurde oder warum sonst ich davon hier schreibe?

Fehlanzeige. Shit happens.

Share

Coole Regeln

Was man von Apple lernen kann, hat Harris Collingwood zusammengestellt. Es sind ein paar bemerkenswerte Gedanken dabei:

  • Großartigkeit (excellence) übertrifft alles: Auf unseren Kontext übertragen würde das bedeuten, dass Halbherzigkeit unser größter Feind ist. Nicht neu, aber wahr. Manchmal lohnt es sich, an Details eine Weile zu tüfteln und sie durchdacht und liebevoll zu gestalten.
  • Sich für eine Geschichte entscheiden und dabei bleiben: Unsere Identität macht sich in Geschichten fest, die man zwar fortschreiben, aber nicht wie ein Hemd wechseln kann. Es dauert lange genug, bis sich jemand in einer Gemeinde als “Insider” fühlt. Wer die Story ohne zwingenden Grund wechselt, macht alle vorübergehend zu Fremden. Keine gute Idee. Die Apple-Story (pfiffige Underdogs und Befreier einer fremdbeherrschten Welt) ist übrigens nicht so schlecht. Das gab’s doch schon mal?
  • Sich seine Freunde gut aussuchen und sich seine Feinde noch besser aussuchen, das ist unter Christen eine spannende Sache. Aber wir müssen wohl lernen zu unterscheiden, welche Partnerschaften uns helfen, Gottes Auftrag zu erfüllen (darum geht es ja, nicht um “cool Sein”) und wo wir uns über Gebühr Probleme einhandeln. Streitlust trifft oft genug die falschen. Von manchen Dingen (und Personen/Gruppen) muss man sich aber auch klar abgrenzen. Ein Schmusekurs mit George Bush etwa lässt unsere “Story” in einem reichlich Licht erscheinen. Vor allem aber müssen wir gut erklären können, wogegen unser Kampf (den gibt es) sich tatsächlich richtet. Nicht gegen “die anderen” nämlich (auch nicht gegen Bush), sondern gegen zerstörerische Kräfte und Tendenzen, die erst einmal im eigenen Herzen und in den eigenen Reihen überwunden und dann schließlich in unserer Umgebung werden wollen.
  • Dass man schließlich anderen den schwarzen Peter überlassen sollte, muss man erstens nicht zwingend aus Apples Story herauslesen und zweitens hat Collingwood es viel netter formuliert in dem Grundsatz “Show, don’t tell. Let others tell”: Man kann die Tatsachen für sich sprechen lassen. Auch das habe ich schon mal irgendwo gehört…
Share

Das fängt ja gut an

Unsere Bundeskanzlerin (Wort des Jahres 2005!) hat sich auf dem EU-Gipfel die ersten Sporen verdient und die Streithähne Blair und Chirac zum Kompromiss verführt 😉

Gut, sie hat ja Erfahrung: Erst musste sie die stolzen Landesfürsten der Union auf Kurs bringen und dann die große Koalition vermitteln. Da entsteht schon so etwas wie Kompetenz. Wir können uns ja eigentlich nur freuen, wenn da jemand am Ruder ist, der “Win-win” denkt.

Vielleicht erleben wir die Umkehrung des Schröder’schen “overpromise and underdeliver” – das könnte der Politikverdrossenheit (Wort des Jahres 1992) allmählich den Boden entziehen. Oder hoffe ich schon wieder zu viel?

Share

Bocklos

Mein Sohn hatte gestern mal wieder einen Anfall von Langeweile. Kein Freund da, Flimmerkistenzeit aufgebraucht, “kein Bock” auf andere Beschäftigungen (mein Hinweis auf unerledigte Hausaufgaben wurde als Zumutung zurückgewiesen).

Ich werde beim Duden den Antrag stellen, zu lustlos, furchtlos, arbeitslos nun auch “bocklos” in den deutschen Wortschatz aufzunehmen.

Share

Doppelt moralisch…?

In der aktuellen “Come” schreibt Rudi Pinke in einem transatlantischen Vergleich: “Seit Bush im Amt ist, ist Amerika ernster, konservativer, christlicher geworden.” Man muss ihm zugute halten, dass er danach auch ein paar Ungereimtheiten anspricht – aber gaaaaaanz dezent.

Mir ist das trotzdem nicht genug, denn wie der Seitenhieb auf Clinton (der war doch auch Christ…?) zeigt, hat wieder mal die (Sexual-) Moral Vorrang, während die Sozialethik in den Hintergrund rückt, zu den lässlichen Sünden.

“Europa lächelt gequält”, schreibt er weiter. Zu Recht – denn wenn Amerika tatsächlich christlicher geworden ist, dann wird die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch peinlicher als im alten, säkularen Europa, wenn man mal die Nachrichten betrachtet:
„Doppelt moralisch…?“ weiterlesen

Share

Wenn neu, dann richtig!

Heute habe ich Brian McLarens Vortrag aus Princeton gehört. Diese Stelle blieb besonders bei mir hängen, weil sie das Miteinander neuer und “alter” Gemeinden gut beschreibt und die richtigen Konsequenzen zieht:

Der beste Weg, bestehende Gemeinden zu beleben, ist neue Gemeinden zu pflanzen. … Ich glaube, wir müssen unverhältnismäßige, absurde, verschwenderische Beträge in die Pflanzung experimenteller, neuer Gemeinden hineinstecken, die keinen Erfolg garantieren, sondern die so gewagt sind wie nur möglich.

Mein Motto ist, dass bestehende Gemeinden nachahmen und neue Gemeinden innovativ sind (existing churches imitate and new churches innovate).

Das Problem vieler Neugründungen, sagt er dann noch dazu, ist dass sie leider oft nur erfolgreiche Vorbilder kopieren. Dann erreichen wir das Ziel, dass alle von der Anstrengung profitieren, nämlich auch nicht.

Share

Haltung bewahren

Denken und Handeln im Blick auf die kommende Generation, dabei ohne Furcht und Sorge jeden Tag bereit sein zu gehen, das ist die Haltung, die uns praktisch aufgezwungen ist und die tapfer durchzuhalten nicht leicht, aber notwendig ist. (D. Bonhoeffer)

Share

Au Weihnachten II

Das Magazin der SZ hat einen interessanten Artikel über Risiken und Nebenwirkungen von Weihnachtsfeiern: Jeder fünfte fehlt Kater-bedingt, jeder vierte verlangt benebelt eine Gehaltserhöhung, jeder dritte ist in Handgreiflichkeiten verwickelt und mehr als jeder zweite erhofft sich Sex. Hinterher stehen die Chancen für einen Leistungseinbruch oder einen Ehekrach nicht schlecht.

Also: Glückwunsch an alle, die ihre Weihnachtsfeier schon unbeschadet hinter sich haben 😉

Share

Alleine Glauben?

Immer wieder bekommt man zu hören, man müsse als Christ doch nicht ständig in die Kirche rennen. Besonders unter Evangelischen wird das noch als „Freiheit“ gehandelt: Glauben könne man doch auch für sich. Von solchen Anfragen aus dem persönlichen Umfeld erzählte mir erst jüngst wieder jemand.

Klar kann man das – weil Glauben in diesem Zusammenhang so verstanden wird, dass man der Meinung ist, es gibt ein höheres Wesen (und dass man, warum auch immer, deshalb ein anständiger Mensch sein sollte). Ganz anders sieht es aus, wenn Glauben bedeutet, Gott zu vertrauen, ihn zu lieben und sich von ihm verändern zu lassen. Glaube nicht als Meinung, sondern als Prozess – als Weg der Nachfolge. Nicht bloß kognitiv, sondern ganzheitlich. “Love is a verb”, habe ich neulich gelesen.

Das geht schlechterdings nicht alleine. Beziehung und Gemeinschaft ist für Christen immer die Nagelprobe echten Glaubens: Wie kann denn jemand sagen, er liebe Gott, wenn ihm sein Bruder/seine Schwester gleichgültig ist, fragt Johannes (1. Joh. 4,20). Erst die anderen stoßen mich mit der Nase darauf, wo ich Veränderung nötig habe und erst die anderen können bereits eingetretene Veränderungen wahrnehmen und bestätigen. Dann erst weiß ich, dass ich mir nichts in die Tasche lüge von wegen Anstand und guter Mensch. Nichts kann so befreiend sein wie solch eine Konfrontation und nichts ermutigt mehr als so ein Lob.

Share