Menschenbild

Ich frage mich, ob es das viel beschworenechristliche Menschenbild” überhaupt gibt. Erstens sind die verschiedenen (Re-)Konstruktionen zu dem Thema keineswegs einheitlich, was vermutlich daran liegt, dass auch die biblischen Aussagen sich eben kaum in ein stimmiges System bringen lassen. Schließlich muss das gar kein Schaden sein, weil es nicht nur im Hinblick auf die konkrete Person, sondern vielleicht auch auf “den Menschen” eine christliche Tugend sein könnte, sich kein griffiges und fixes Bildnis zu machen.

Haben wir also kein komplettes Bild, sondern verschiedene, nicht völlig systematisierbare Schlaglichter? Die reichen durchaus, um die verschiedenen Ideologien zu dekonstruieren (auch die “christlichen”…?). Vielleicht will Gott gar kein durchgestyltes System – sondern dass wir für uns selbst und einander immer ein Stück Geheimnis bleiben, das nur er kennt?

Wenn es also weniger geschlossen ist, als der eine oder andere meint, dann könnte der Dialog und Austausch mit anderen Wissenschaften, Kulturen und Denktraditionen nicht unbedingt einfacher, aber etwas flexibler verlaufen und vor allem Lernen nach beiden Richtungen ermöglichen, ohne dass man gleich seine Wurzeln verrät.

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Christliches Selbst-Konzept

Eine Art Kontrastprogramm zur Ich-Thematik von neulich habe ich gestern auf der Jahrestagung von Ignis erlebt. Der sympatische Referent Eric Johnson von der Society for Christian Psychology hat ein theologisches Fass nach dem anderen aufgemacht. Sein Grundgedanke ist, dass wir in der Bibel eine Art “folk psychology” finden (kann man da “Vulgärpsychologie” dazu sagen, oder klingt das zu negativ?). Heute, sagt er, brauchen wir aber komplexere Modelle, um Menschen zu verstehen und zu behandeln.

Johnson hat eine Unterscheidung eingeführt zwischen dem “aktuellen” oder tatsächlichen Selbst (alles, was mich augenblicklich ausmacht: Geschöpf – Sünder – Erlöster) und dem “realen” Selbst (Wer ich nach den Aussagen der Schrift in Christus bin). Etwas unglücklich fand ich dabei die Differenzierung aktuelles Selbst “hier unten”, reales Selbst “da oben” bzw. in der Zukunft. Erweitert wurde das Modell durch den Begriff des idealen Selbst, das nochmal differenziert wurde in nützliche (weil erreichbare) und fehlgeleitete Ideale.

Es waren viele gute Gedanken und interessante Beobachtungen dabei. Hundertprozentig überzeugt war ich noch nicht von dem Modell. Manche theologischen Denkvoraussetzungen hätte man noch einmal auf den Prüfstand stellen müssen: Die Erbsündenlehre, die Zuordnung von innen und außen (bzw. oben/unten, jetzt/zukünftig) und etliches mehr. Ich denke, ich bleibe dran…

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Leere Versprechungen

Die Aussichten für die nächsten Tage haben sich grundlegend geändert. Die Wetterfrösche haben Ihre Prognosen um 15 Grad nach unten korrigiert.

Das kommende Wochenende fliege ich nach London. Wenigstens ein paar Grad wärmer könnte es da sein. Ich besuche das Leadership Symposium des Pioneer Network und treffe am Montag danach Jason Clark, auf den hatte mich letztes Jahr Brian McLaren aufmerksam gemacht. Wird sicher interessant, beides. Ach ja, Sonntag darf ich dann auf Englisch predigen in Brentwood – mal eine ganz andere Herausforderung. Ich habe noch keine Ahnung, was ich da sagen soll. Ist ja noch ein paar Tage hin.

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Zu früh gefreut…

Da hatte ich doch neulich schon ganz erleichtert von der spontanen Besserung meiner Stimmungslage geschrieben und mich gewundert. Die Bodenhaftung und das mühsame Schritt für Schritt hat mich wieder eingeholt. Also doch ein Prozess. Beruhigend wenigstens, dass meine Überraschung und das Misstrauen nicht ganz verfehlt waren.

Nun geht es wieder ans kleine Brötchen backen. Das meint auch Ignatius von Loyola, der letzte Woche auf Sacred Space so zitiert wurde:

Es gibt Zeiten, wo Gott nah ist, wo wir leicht beten können, wo Hoffnung und Freude unser Herz erfüllen. Wir fühlen uns geliebt und können leichter lieben. Wir möchten, wie Petrus, die Zeit anhalten und diese Momente verewigen.
Dann gibt es aber Zeiten des Wachstums, die wie jede natürliche Veränderung Schmerzen mit sich bringen können. Wenn mir mein Ziel klar ist, kann ich diese Zeiten besser durchhalten.
Was schwer auszuhalten sind, sind die Zeiten der Dunkelheit, der Trostlosigkeit, wie Ignatius sie nennt. Das Leben ist fade, es schmeckt nicht mehr. Ich fühle mich ohne Energie, ohne Ziel, ohne Ruhe.
Ignatius warnt uns eindringlich davor, in Zeiten der Trostlosigkeit lebenswichtige Entscheidungen zu treffen. Ich soll warten, bis diese Zeiten vorüber sind. Und sie gehen vorbei. Aber auch mitten in der Trostlosigkeit dürfen wir auf Gottes Gnade hoffen.

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Lichtblick

Mein Wetter Widget in Dashboard zeigt für kommenden Dienstag Sonne und 16 Grad in Erlangen an. Wäre doch schön, wenn es Recht behielte. Schnee und Sonne wie die letzten Tage (vgl. Bild) halte ich auch gut aus, aber das Graugeschmuddel momentan nagt an meiner Laune.

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Männer…

Wenn ein Mann einmal 35 geworden ist, weiß er, dass die Bilder vom richtigen Mann, vom harten Mann, vom wahren Mann, die er in der Schule gelernt hat, im richtigen Leben nicht funktionieren. Ein solcher Mann ist offen für neue Visionen davon, was ein Mann sein könnte.

Robert Bly, „Iron John“

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Fastenzeit II

Die irischen Katholiken haben eine sehr schöne Fasten-Website mit täglichen Gebeten und Betrachtungen, einer Aktion pro Woche und sogar einer Kinderecke. Wer des Englischen mächtig ist, findet da viele gute Anstöße.

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Rechtfertigung?

Mich beschäftigt eine Bemerkung von NT Wright zum Thema Rechtfertigung (aus dem Aufsatz: Walking to Emmaus in a Postmodern World), wo er erklärt, dass moderne Menschen “eifrige Pelagianer” seien. Er meint damit, dass einerseits ein gewisser Optimismus über die eigenen Möglichkeiten herrscht, der sich dann mit einem Hang zu moralischen Appellen verbindet. Solchen Leuten muss man Rechtfertigung á la Luther und Augustin predigen.


Wenn ich mir die meisten Gemeindepredigten anhöre, dann stelle ich genau das fest: Man meint, Pelagianer vor sich zu haben. Also predigt man gegen religiöses Leistungsdenken bzw. dessen neurotische Konsequenzen an, oder man spricht weniger fromm das soziale Gewissen der Leute an und mahnt (inzwischen eher milde) zu mehr Einsatz, Solidarität, Mitmenschlichkeit. Für die Insider und typischen Aufatmen-Leser 😉 stimmt das auch tatsächlich.
„Rechtfertigung?“ weiterlesen

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Fastenzeit

Ich habe hier mal eine Liste der Dinge angefangen, die ich faste:

  • Rosenkohl
  • Schwarzenegger-Filme
  • Havanna-Zigarren
  • Sahnetorte
  • TV Total
  • Börsenzeitungen
  • idea
  • Emmentaler
  • Haselnüsse
  • Wodka
  • Zartbitter-Schokolade
  • Liebesromane
  • Musik von Madonna und Dieter Bohlen
  • Windows 😉
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Eulen nach Athen

Liebe Kämpfer im Geist,

in Psalm 102,7 heißt es: “Ich bin wie die Eule in der Einöde, wie das Käuzchen in den Trümmern.” Wir glauben, dass dies ein prophetisches Bild für die Braut Christi in Europa ist. Ist es da ein Wunder, dass sich unter solchen Umständen die verheißene Erweckung und die endzeitliche Ernte verzögert?

Um das Problem an der Wurzel zu packen, planen wir eine Gebetsexpedition nach Athen. In Athen hat Paulus seine erste Konfrontation mit dem Geist Europas ausgetragen, die bis heute nicht vollendet ist und Gottes Reich am Fortschreiten hindert.

Für die derzeitige geistliche Auseinandersetzung mit östlichen Gedanken enthält das Wort aus Ps 102,7 einen wichtigen Schlüssel: Die Eule spielt in der asiatischen Mythologie eine eher negative Rolle, daher kennt der chinesische Kalender kein Jahr der Eule.

Wir sollten uns dies zunutze machen und Gott um den entscheidenden Durchbruch für Europa und Asien bitten. Stellvertretend werden am 07.07.2007 geistliche Leiter aus beiden Kontinenten mit Eulen aller Art nach Athen kommen (wenn möglich lebendig, aber ausgestopfte Eulen werden auch anerkannt, fragen Sie einfach im örtlichen Zoo/Naturkundemuseum), um dort Versöhnung und geistlichen Schulterschluss zu üben und eine neue Freisetzung zu empfangen.

Tragen auch Sie Eulen nach Athen. Brechen Sie mit uns durch zu neuer Salbung. Kommen Sie mit dem Trümmervogel – und kehren Sie als geistliche Adler in ihre Heimatgemeinde zurück, der vom Jetstream des göttlichen Segens in neue Höhen und Weiten getragen wird.

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Kraft aus der Kartusche

In der SZ online schreibt Jeremy Rifkin über die Chancen von Wasserstoff als Energieträger. Das nötige Methanol kann aus Biomasse gewonnen werden. Laptops und Handys werden in den nächsten Jahren von Brennstoffzellen statt Akkus gespeist. In 12 bis 18 Monaten geht es los.

Klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Aber wenn es so kommt, sollten wir uns auf einen schnellen Umstieg einstellen. Die US-evangelikale Klimainitiative wird es auch freuen.

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Das Dividuum

Ausgerechnet in Zeiten des Individualismus und der scheinbar unbegrenzten Wahlmöglichkeiten wird es immer schwerer zu sagen, was das Individuum eigentlich ausmacht. Es erinnert ein wenig an die Suche nach der Seele bei den ersten legalen (und illegalen) Obduktionen im mittelalterlichen Europa. Da fand man auch nichts. Oder an Juri Gagarin, der im Weltraum ankam und nichts von Gott sah.

Jemand zuhause?
Je nach Blickwinkel scheint es keine bestimmende Konstante zu geben. Menschen zerfallen in Rollen, Verhaltensmuster, ihre Lebensgeschichte in Episoden und Fragmente. Wir sind viel stärker verwoben in unsere Umwelt, als es die gängigen Konstrukte von Identität suggeriert hatten. So landet der Philosoph Thomas Metzler im Focus bei der Aussage: “keiner war oder hatte jemals ein Selbst”. Atome haben wir schon längst in andere “Elementarteilchen” zerlegt. Nun sind auch wir selbst zerlegbar – kein In-dividuum (Unteilbares) mehr.
„Das Dividuum“ weiterlesen

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Video-Spaß: Narzissmus

Für den Gottesdienst heute haben wir einen dreiminütigen Videoclip produziert. Die Grundidee hatten wir bei sermonspice.com gefunden, aber wir mussten das von Englisch auf Deutsch und von christlich auf “weltlich” umbauen.

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Also haben wir Karaoke-Tracks online gekauft, mit den (leeren) Tracks im Hintergrund ein Video gedreht, dann in GarageBand Gesang (die Texte waren passend zum Thema “Ich!” verändert) aufgenommen, die fertige Musik mit den Videos synchronisiert (und die alte Tonspur gelöscht), dann die Videos in iMovie geschnitten, mit Titeln versehen und zum Schluss das ganze noch mit Sprechtext ausgestattet (wieder in GarageBand). Das verkleinerte Ergebnis gibt’s hier.

Beim nächsten Mal wird es vielleicht noch etwas glatter laufen, aber es ist frappierend, was man als blutiger Anfänger mit iLife anstellen kann. Es hat eine Menge Arbeit und eine Menge Spaß gemacht. Arno hat sein komisches Talent wieder voll ausgespielt. Schade, dass er im Schweizer Schnee stecken geblieben ist und das Resultat nicht gesehen bzw. die Lacher nicht selbst gehört hat (von der Promotion zur SnowMotion zur Slowmotion und schließlich NoMotion)…

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Glück und schwere Zeiten

Gestern hat mir ein Freund ein paar Zeilen von Rainer Maria Rilke geschrieben, die mir seit dem ersten Lesen nachgehen:

Was von uns verlangt wird, ist, dass wir das Schwere lieben und mit dem Schweren umgehen lernen. Im Schweren sind die freundlichen Kräfte, die Hände, die an uns arbeiten.
Mitten im Schweren sollen wir unsere Freuden haben, unser Glück, unsere Träume: Da, vor die Tiefe dieses Hintergrunds, heben sie sich ab, da sehen wir erst, wie schön sie sind. Und nur im Dunkeln der Schwere hat unser kostbares Lächeln einen Sinn; da leuchtet es erst mit seinem tiefen, träumenden Licht, und in der Helligkeit, die es für einen verbreitet, sehen wir die Wunder und Schätze, von denen wir umgeben sind.

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Spam-Wahrheiten

Spam-Versender sind ja hin und wieder sehr kreativ in der Gestaltung der Betreffzeilen. Diese lautete: “Are you happy? Then don’t click” Gute Idee. Ich war nicht unglücklich genug, um drauf reinzufallen.

Gleichzeitig habe ich mir gedacht, manchmal ist das (durchaus auch weiter gedacht als nur im Blick auf die üblichen Spam-Inhalte) ein gutes Rezept, um glücklich zu bleiben, wenn man nicht alles anklickt (sprich: sich nicht mit allem befasst), was einem andere unterjubeln wollen. So gesehen – ein Wort für den Tag.

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