Das Gepäck daheim lassen

Alan Roxburgh hat uns heute morgen mit Lukas 10,1-12 konfrontiert und viele interessante Beobachtungen waren die Folge. Beim Lesen zu Beginn dachte ich mir, wenn christliche Mission diesem Beispiel gefolgt wäre und sich vom Wohlwollen und der Gastfreundschaft derer, an die sie sich richtete, abhängig gemacht hätte, wäre der Welt Vieles erspart geblieben. Da kann man sich weder Arroganz noch Druck und Manipulation leisten und keine brüskierende „Hit & Run“-Methodik, die überall verbrannte Erde hinterlässt.

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Das Recht des Besseren

Eben in der SZ gelesen, aber von „Pharisäern“ zu reden, wäre unfair – den Pharisäern gegenüber:

In einer vom Fachmagazin Psychological Science (Online-Ausgabe) veröffentlichten Studie zeigen Nina Mazar und Chen-Bo Zhong von der Universität Toronto, dass Probanden, die zuvor Bio-Produkte gekauft hatten, Mitmenschen anschließend schlechter behandelten, als es die Kunden konventioneller Lebensmittel taten. Die kanadischen Forscher erklären in der Studie ein generelles Muster menschlichen Verhaltens. Wer moralisch handelt und sich zum Wohle anderer verhält, leitet daraus häufig das Recht ab, gegen Normen zu verstoßen.

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Jurassic Church

Auf dem Rückweg von Nürnberg heute morgen (mit Alan Roxburgh und Daniel Hufeisen im Dürerhaus und St. Lorenz) kam das Gespräch auf verschiedene aktuelle Ansätze, die Unzufriedenheit mit den bestehenden Kirchen und Gemeinden zu überwinden, indem man in einem Anflug von Idealismus und aus einer gewissen Romantik die Uhr zurückdreht, um vorkonstantinische Unschuld und Ursprünglichkeit wieder herzustellen.

Das Projekt erinnert an Jurassic Park: Wir spüren die urchristliche, reine DNA der neustestamentlichen Kirche auf und klonen sie daraufhin – strikt organisch, natürlich! – für das 21. Jahrhundert. So richtig neu ist der Ansatz nicht, leider hat er auch nie richtig funktioniert. Zudem ist er so „modern“ wie es nur geht. Wir werden die Geschichte nicht los, indem wir sie ignorieren. Um mit ihrem Ballast richtig umzugehen und ihre Schätze zu würdigen und zu bewahren, müssen wir sie kennen und können nicht tabula rasa spielen, auf der es nur uns und das neue Testament gibt. Sonst verspielen wir nur den Reichtum und wiederholen die Fehler.

Kurz: Der Sprung über den „garstigen breiten Graben“ ist eine Nummer zu groß. Ad Fontes gerne, aber wer ernsthaft organisch denkt, muss den Weg des Glaubens durch die Geschichte mit einbeziehen und die Jahresringe dran lassen, wenn die Pflanze leben soll. Unsere Klone wären entweder nicht lebensfähig oder gar irgendwelche Monster. Auf beides lässt sich verzichten.

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Gehandicapt

Montag vor einer Woche bin ich an einer unbeleuchteten Straßenbaustelle vom Rad gestürzt und habe dabei den linken Arm gebrochen. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen, es ist zwar lästig, aber kein Beinbruch. Leider kann man einen kaputten Arm nicht zur Reparatur in der Klinik abgeben und nach ein paar Wochen gesund wieder abholen…

Seither ist alles etwas umständlicher geworden: Der Oberarmgips macht Dinge, die ich sonst „mit links“ schaffe, zuweilen unmöglich. Mails und Blogposts geraten sehr kurz. Schlafen war lange ein Problem und die Einladung eines Freundes zum Joggen musste ich auch schweren Herzens ausschlagen.

Das Wochenende mit Alan Roxburgh wird von vielen lieben Helfern gerettet und ich darf mich aufs Übersetzen beschränken. Ich habe neue Schuhe mit Klettverschluss und zuhause werde ich liebevoll geholfen und freundlich aufgezogen.

Und so Begriffe wie das schöne alte Wort „behende“ klingen plötzlich auch ganz anders…

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Paulus verstehen

Gute Neuigkeiten vom Büchermarkt: Rainer Behrens hat nach Simply Christian (dt.: Warum Christ sein Sinn macht) ein weiteres allgemeinverständliches Buch von N.T. Wright übersetzt – eben ist der Klassiker Worum es Paulus wirklich ging („What St Paul really said“) im Brunnen-Verlag erschienen.

Ein gut geschriebener, inspirierender Einstieg in das Denken des Paulus zwischen jüdischem Hintergrund und seiner Verkündigung an die heidnische Welt. Sehr zu empfehlen!

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Gefahr vom Altar

Eines meiner Kinder berichtete neulich von einem Lehrer, der einen Mitschüler im Unterricht derb als „Fettsack“ titulierte. Die Entgleisung blieb offenbar folgenlos, ich war dennoch entsetzt. Lernerfolge nehmen kaum zu, wenn Schüler jederzeit mit solchen Abfälligkeiten rechnen müssen.

Das alles verblasst jedoch momentan angesichts täglich neuer Hiobsbotschaften aus Schulen im ganzen Land. Die SZ berichtet aktuell über das Internat der Regensburger Domspatzen und den ehemaligen Leiter der Vorschule dort. Unbegreiflich fand ich etwa diese Notiz:

Der Schüler aus den Sechzigern erinnert sich: „Als Meier bei der Frühmesse kurz vor der Wandlung ein Wispern vernahm, schleuderte er die goldene Patene, den Teller, auf dem die Hostie lag, wie einen Diskus in Richtung des vermeintlichen Störenfrieds, der es mit der scharfen Kante an die Schläfe bekam.“

Zum Stellenwert von „Ordnung“ habe ich mich gerade erst geäußert. Wem die Schüler nicht heilig sind, dem ist es das Sakrament wohl auch irgendwann nicht mehr. Die Patene wird zur Waffe und die Messe wird pervertiert – durch den unheiligen Zorn aller positiver Symbolik beraubt.

Aber der erste Schritt in diese Richtung ist schon mit abfälligen Worten wie „Fettsack“ getan.

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Wieviel „Ordnung“ hatte das Paradies?

In den letzten Monaten ist mir immer wieder einmal der Begriff der „Schöpfungsordnung“ begegnet. Dabei werden Genesis 1 und 2 in erster Linie als ein (wenigstens in Annäherung zu erreichender) Idealzustand angesehen. Praktisch fällt der Begriff meistens im Blick auf Ehe und Familie sowie das Verhältnis der Geschlechter. Paulus etwa zieht in 1. Kor 11 eine steile Schlussfolgerung, die heute nur noch von wenigen befolgt wird – Christen stehen in der Kopftuchdebatte doch wohl mehrheitlich auf der Seite der Kopftuch-Kritiker.

Da man sich also leicht vergaloppiert, habe ich mich gefragt, ob „Ordnung“ im Sinne von „Vorschrift“ nicht vielleicht doch nur ein Randthema dieser Erzählung ist. Eigentlich gibt es ja nach Genesis 3 bloß eine einzige Vorschrift – und mit der Fixierung darauf fangen alle möglichen Probleme dann ja erst an.

Ein weiterer Hinweis darauf, dass wir die Ordnung nur selektiv befolgen, ist die Tatsache, dass vegetarisch zu leben für Christen bestenfalls optional ist. Nach dem Buch Genesis jedoch essen die Menschen erst nach der Sintflut Fleisch (Gen 9,3); sonst hätten viele Tiere – was auch immer die dann zu sich nahmen – kaum heil die 7 Monate an Bord der Arche überstanden. Nachdenklich macht auch, dass nicht nur die Kleidung später kam, sondern auch Sex und Fortpflanzung erst nach dem Fall stattfinden.

Wie viel „Ordnung“ steckt also wirklich im Paradies? Oder welche anderen Leitmotive lassen sich finden, um diese Geschichten richtig zu verstehen?

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Verspielte Zukunft

Vor ein paar Tagen las ich irgendwo, dass uns Polen 2050 in der Entwicklung überholt haben wird, weil unser Bildungssystem zu schlecht ist. Zu wenig Akademiker mit Abschluss, zu wenig Abiturienten. Kurz darauf erzählte ein Freund von einem Studenten mit süddeutschen Einser-Abi, der in einer Prüfung an der Uni durchgefallen war. 70% der Studierenden scheitern offenbar im Schnitt an dieser Klausur. Und die Professoren sind nicht etwa erschüttert, sondern kommentieren das mit einem gewissen Stolz.

Kein Wunder, dass wir so düsteren Zeiten entgegen gehen: Wenn begabte, motivierte und (davon gehe ich jetzt aus) fleißige junge Menschen akademisch derart abgeschlachtet werden, muss sich jeder Dozent fragen lassen, was sein Unterricht denn taugt. Eine Durchfallquote von 70% verrät doch entweder, dass der Unterricht bodenlos schlecht war oder die Ansprüche unverhältnismäßig hoch – versehentlich, weil man das Leistungsvermögen der Studierenden nicht einschätzen kann, oder bewusst, weil man die eigene Überlegenheit demonstrieren will auf Kosten anderer. Je schlechter der Student, desto besser der Prof, wäre die kranke Logik.

Wer solche Leistungen als Lehrender abliefert, hätte für mein Empfinden eine Abmahnung verdient und gehörte im Wiederholungsfall gefeuert. Und so lange das nicht geschieht, warum nicht die Namen der pädagogischen „Minderleister“ samt Misserfolgsquote im Netz veröffentlichen?

PS: Frage an die Hochschulrektoren: Wie machen die Polen das eigentlich?

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Verloren

Die Tage werden länger und die Welt heller. Hier (mit gebührendem Abstand) eine Erinnerung an die düsteren Zeiten. Aber die gibt es halt auch ab und zu:


Irgendwo zwischen diesen Bäumen muss der Weg liegen, auf dem ich kam.
Im Rückblick sieht alles anders aus, als wenn man eilig losstürmt,
und mit gesenktem Haupt sieht man die Welt anders
als wenn man dabei ist, nach den Sternen zu greifen.

Ich dachte, ich gehe nicht weit
Ich dachte, ich kenne mich aus.
Zurück kommt man immer, wenn man noch will.
Aber der Durchlass ist überwuchert
die Spuren verwischt,
der Faden gerissen.

Ich bleibe nicht stehen.
Die Ratlosigkeit wäre
nicht auszuhalten.
Wie ein Tiger
gezwängt ins enge Gehege
gehe ich auf und ab.

Meine Augen sind müde
vom ständigen Suchen.
Nichts tut sich auf.
Nichts erreicht, nichts gewonnen, nichts gelernt?

Die Erde besteht aus schwimmenden Inseln
Kontinente driften wie Wolken am Himmel.
Kein Kompass klärt. Pole wandern.
Die Weltkarten wurden neu gemischt.

Irgendwo zwischen diesen Bäumen
lag der Weg, auf dem ich kam.
Zwischen den Stämmen und Zweigen
wird es dunkel.

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Satanische Vorstellung?

Mark Driscoll – wen wundert’s? – hat mit „Avatar“ die neueste Ausgeburt der Hölle entdeckt. „Paganism“ und „Satanism“ scheinen für ihn dasselbe zu sein, obwohl letzteres ohne Christentum kaum denkbar ist.

Jason Clark setzt dem nun eine positivere und differenziertere Sicht entgegen. Ich finde Driscoll wie fast immer maßlos. Man kann die unübersehbar Anklänge an den Mythos vom edlen Wilden und die neokolonial gestrickte Gestalt des weißen Messias kritisieren, aber mit Satanismus oder Heidentum hat die eher kitschige Story wenig gemein.

Was Driscoll und seine aggressive Kritik betrifft, so scheint er mir in der Tat mehr zu den „Himmelsmenschen“ in Kampfanzügen zu passen und das Kulturmandat (und sein Verständnis von Kunst?) aus Genesis 1 im Sinne der kategorischen Unterwerfung statt der achtsamen Fürsorge zu lesen. Dann ist so ein Film natürlich gefährlich.

Die chinesischen Behörden fanden das im Übrigen auch…

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Die Wahrheit über chinesische Spritualität

Die FAZ berichtet über das Tiger-Jahr in China. Marx und Engels würden sich im Grab umdrehen. Die Anbetung des Mammon ist im Reich der Mitte stärker als irgendwo sonst auf der Welt, und sie wird völlig unverhüllt zelebriert:

In keinem anderen Land stimmen mehr Menschen der Aussage zu, der Erfolg eines Menschen zeige sich vor allem im Geld. 84 Prozent der befragten Chinesen sind der Meinung, seit der Finanzkrise sei Geld für sie noch wichtiger als zuvor. Sogar die Leser der Parteizeitung „Global Times“ finden zu achtzig Prozent, China sei das Land der Geldverehrung Nummer eins.

Das wirft ein ganz neues Licht auf die spirituellen China-Importe der Esoterik…

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Gut fürs Herz

Einer Untersuchung von Kardiologen aus dem kalifornischen Oakland zufolge müssen Menschen, die täglich mehrere Tassen Kaffee trinken, seltener wegen Rhythmusstörungen im Krankenhaus behandelt werden.

hier gefunden

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