Mark Driscoll – wen wundert’s? – hat mit „Avatar“ die neueste Ausgeburt der Hölle entdeckt. „Paganism“ und „Satanism“ scheinen für ihn dasselbe zu sein, obwohl letzteres ohne Christentum kaum denkbar ist.
Jason Clark setzt dem nun eine positivere und differenziertere Sicht entgegen. Ich finde Driscoll wie fast immer maßlos. Man kann die unübersehbar Anklänge an den Mythos vom edlen Wilden und die neokolonial gestrickte Gestalt des weißen Messias kritisieren, aber mit Satanismus oder Heidentum hat die eher kitschige Story wenig gemein.
Was Driscoll und seine aggressive Kritik betrifft, so scheint er mir in der Tat mehr zu den „Himmelsmenschen“ in Kampfanzügen zu passen und das Kulturmandat (und sein Verständnis von Kunst?) aus Genesis 1 im Sinne der kategorischen Unterwerfung statt der achtsamen Fürsorge zu lesen. Dann ist so ein Film natürlich gefährlich.
Die chinesischen Behörden fanden das im Übrigen auch…
Ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Leute, die ich wirklich schätze, Driscoll ernst nehmen. Dabei lässt sich ein besseres Beispiel für einen modernen, fundamentalistischen US-Evangelikalen kaum finden. Aber anscheinend besteht immer noch Bedarf nach einer autoritären Führerfigur in der Kirche.
Dass ich absolut kein Driscoll-Fan bin, sei hier mal vorausgesetzt. Allerdings würde ich es tatsächlich so sehen, dass der Film eine gute Menge klassiche pagane Dogmatik vermittelt (vermischt natürlich auch mit einigen christlichen Vorstellungen wie im kulturellen Westen fast unvermeidbar). Ich würde mir deshalb eigentlich nicht unbedingt einen abbrechen, jetzt auch hier noch das Evangelium aufstöbern zu müssen. Lassen wir doch die Welt auch mal die Welt sein…
Hm… wenn Driscoll den Film so sehr kritisiert, sollte ich den vielleicht erst recht mal anschauen. 😉 Hat er nicht auch so gegen „Die Hütte“ gewettert?
Ich bin ein Driscoll-Fan 🙂 Er tut in Seattle sehr tolle Sachen… aber so ne Rezenzion find ich einfach blöd. Erinnert mich an das Wettern von Christen gegen die Star Wars Filme (dunkle Macht etc) damals in den 80ern. Oder christliche Proteste gegen AC/DC. Ich finde Kirchen sollten das tun, was sie am Besten können, und einfach ab und zu mal auf ihre öffentlichen Meinungserklärungen verzichten. Aber da muss man bekanntlich kein Driscoll sein, ne Frau Käßmann – ich erinnere an „nichts ist gut in Afghanistan“ – reicht auch.
Naja es gibt ja offenbar aus christlicher Sicht immer grundsätzlich die zwei Möglichkeiten Kunst zu beurteilen.
Die einen beurteilen sie nach der Frage, was der Mensch glauben sollte – und werten alles was dem nicht entspricht als „satanisch“.
Die anderen sehen sie als Ausdrucksform dessen was der Mensch tatsächlich ist und glaubt – und finden oft erstaunliche Anknüpfungspunkte für die christliche Botschaft.
Ich kenne Driscoll nicht wirklich, aber offenbar gehört er eher zur ersten Gruppe. Von mir aus darf er diesen Masstab an Filme stellen, ich frage mich nur wie er da Stoff findet für seine zwei Homecinema-Anlagen.
@Ilona: er wettert meistens, das kann er gut…
Habe bei CT noch diesen Artikel gefunden:
http://www.christianitytoday.com/ct/2010/march/6.53.html
Ich finde er beschreibt recht gut wie unterschiedlich Evangelikale grundsätzlich auf „weltliche“ Kultur reagieren und was beide Seiten womöglich voneinander lernen können.