Memento

Im Umkleideraum eines Nürnberger Friedhofes steht ein Kassettenrecorder auf dem Fenstersims.  Er ist alt, etwas staubig und die Abdeckklappe ist herausgebrochen. Schwer zu sagen, ob er noch benutzt wird oder nur deswegen nicht in den Müll gewandert ist, weil niemand mehr weiß, wem er gehört.

Eigentlich passt er gar nicht so schlecht an diesen Ort: Auf seine Art ist er auch ein Memento Mori.  Es ist schon Jahre her, dass ich eine Kassette in der Hand hatte. Und dann auch nur, um sie wegzuwerfen.

Ich spüre einen Anflug von Nostalgie: So vergänglich ist Technik. Immerhin, Vinylplatten erleben ein Comeback im Smartphone-Zeitalter. Es gibt also in der Welt der Tonträger so etwas wie eine Auferstehung.

Steht der traurige Kassettenrekorder noch lange genug herum, um die Auferstehung seines Systems zu erleben? Ich kann gut ohne die ollen Magnetbänder leben. Es gibt ja die Vorstellung, dass Gott uns Menschen bis zur Neuschöpfung der Welt im Gedächtnis hält. Quasi ein Speichermedium, das seit Milliarden von Jahren funktioniert, ohne an Kapazitätsgrenzen zu stoßen, dem Verschleiß zu erliegen oder inkompatibel zu werden.

Als wäre ich ein Song auf seinem großen Mixtape. Und irgendwann holt er es hervor, spielt es ab und singt dazu. Und während er singt, passiert das, was immer passiert: Seine Worte werden fassbare und fühlbare Wirklichkeit.

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