Keine Kinder für Babylon?

Irgendwie werde ich das Thema nicht los und fange wohl erst langsam an zu verstehen, warum das so ist. Walter Brueggemann hat eine spannende Beobachtung zu den Ursachen unserer krassen demographischen Entwicklung gemacht. Für ihn hat es mit der Abstumpfung und der Hoffnungslosigkeit zu tun, die Wohlstand und Konsumgesellschaft in unserem Bewusstsein hinterlassen. Im Umkehrschluss bedeutet das, es braucht mehr als magere finanzielle Anreize, sondern eine durchschlagende Vision und Botschaft der Hoffnung, wenn sich etwas ändern soll:

Der Begriff der Unfruchtbarkeit kann als Zustand der Verzweiflung in unserer Gesellschaft verstanden werden. So wird beispielsweise “Eunuchen” beiderlei Geschlechts ihr Mannsein und Frausein genommen durch den Druck und die Forderungen der Firma, der Akademie oder der Gemeinde. Tatsächlich wird deutlich, dass Professoren und Pfarrern ihre Energie und Familienleben ebenso effektiv genommen wird, wie denen in der Wirtschaft. Sie haben keine ausreichende Energie um schwanger zu werden oder zu zeugen, und wer will schon neue Kinder für Babylon gebären? Unsere geschichte beginnt immer mit der Unfruchtbaren, mit Sara (Gen 11,30), mit Rebekka (Gen 25,21), mit Rahel (Gen 29,31), mit Hanna (1. Sam 1,2) und mit Elisabeth (Luk 1,7). Ihnen, immer so gut wie tot (Hebr 11,12), wird das wunderbare Geschenk zuteil.

Das Unvermögen ein Kind zur Welt zu bringen ist eine merkwürdige Sache und wir wissen, dass bei all unserer Wissenschaft die Gründe meistens historische, symbolische und zwischenmenschliche sind. Es ist oft eine Nachricht – gute Nachricht, Doxologie – die die neue Zukunft in Kraft setzt und die neue Energie um zu gebären.

(The Prophetic Imagination, S. 75)

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