Heute beim Singen der Weihnachts-Nationalhymne (Licht aus, Baum an, stramm stehen – fehlt nur die Hand auf dem Herzen…) blieb ich an dem Refrain “Freue dich o Christenheit” hängen. Eigentlich sollte sich doch die Welt freuen. Dafür muss aber sichtbar und erfahrbar werden, was der Nutzen oder Gewinn davon ist, dass Jesus in die Welt kam und dass er heute noch auf der Erde wirkt.
Wenn Weihnachten bedeutet, dass Gott Mensch geworden ist, dann müssten Christen doch, statt sich unter den eigenen Tannenbaum zu verkrümeln und ein paar Euro, die niemandem richtig weh tun, für gute Zwecke zu spenden, selbst hinaus gehen und sich auf die Suche machen nach Menschen, die Gottes Liebe in fleischgewordenem Zustand erfahren müssen. Dass Weihnachten zum Familienfest verkommen ist, dafür haben wir ja selbst gesorgt – auch wenn uns der Kommerz jetzt stört.
Ich sag’s jetzt mal frech: Meinetwegen können wir als Christen das ganze Jahr das Hohelied der Familie singen. Nur nicht an Weihnachten. Da geht es um alles andere. Die Familie, in die Jesus geboren wurde, wurde durch dieses Ereignis faktisch gesprengt und hat sich nie ganz davon erholt. Mutter und Geschwister hatten ihre liebe Mühe mit Jesus. Und Gott zeigte damit, dass es ihm um mehr geht als ein heiles “Nest”.
Nur tut sich der einzelne beliebig schwer, die Erwartungsschablonen zu sprengen. Was werden meine Kinder sagen, wenn wir nächstes Jahr die Bescherung auf einen anderen Tag verschieben und stattdessen ein paar einsame Leute besuchen – wo auch immer? Eigentlich müssten wir als ganze Gemeinden daran arbeiten, an Weihnachten solche Zeichen zu setzen. Erst wenn alle an einem Strang ziehen, wird ein Schuh draus.
Vor 19 Jahren hatte ich mein bestes Weihnachten, das Maßstäbe setzte, bei YWAM in Amsterdam. Alle Mitarbeiter blieben über die Feiertage da und wir kochten und verteilten Essen (keine Traktate…) an Leute von der Straße. Zwei Tage lang harte Arbeit, die trotz allem begeisterte. Das war richtiger Gottesdienst. Eigentlich sollte das die Regel sein und nicht die Ausnahme. Und dann freut sich vielleicht nicht nur die Christenheit.
weihnachten mit anderen feiern kann ganz unterschiedlich aussehen.
heuer verbrachten wir – kinderloses ehepaar – den heiligen abend mit und bei einer alten dame, die wir auch unterm jahr mehrmals treffen.
wir hatten nichts vorher abgesprochen. wichtig war dann:
– die kerzen am baum entzünden
– die krippe anschauen
– die weihnachtsgeschichte vorlesen
– weihnachtslieder singen
– darüber reden, wie es früher war
– die kerzen herunterbrennen lassen
wir waren nicht missionarisch. wir haben zeit gemeinsam verbracht. hoffentlich kam es nicht als almosen an. für uns „besucher“ war es eine gute zeit. zuhause allerdings machten wir es uns dann noch gemütlich, ganz wie gewohnt.