Poesie

Vor einer Weile haben wir unser Lieblings-Gedichtebuch verloren: Up to Date von Steve Turner. Vermutlich haben wir es verliehen und vergessen, an wen und derjenige welche hat vergessen, dass er es noch hat. (Also, liebe Freunde der Familie, bitte schaut alle mal in Euer Regal ;-))

Eben habe ich im Internet wenigstens ein paar Sachen wieder gefunden. Ich finde sie immer noch richtig gut, er hat einen ganz feinen Humor. Viel Spaß beim Lesen und Herumklicken.

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Talentschuppen DDR?

Mit Michelle Bachelet ist innerhalb weniger Monate erneut eine “Frau aus dem Osten” in ein politisches Spitzenamt gewählt worden. Die der neue Präsidentin von Chile floh vor dem Diktator Pinochet lebte von 1973 bis 1990 in der DDR. Ihr Gegenkandidat war wohl eine Art Berlusconi-Typ.

Mit Angela Merkel, die für einen wundersamen Stimmungswandel im Land gesorgt hat und sich zu ungekannter Popularität aufschwingt, müsste sie sich gut verstehen und Chiles Wirtschaft boomt schon eine ganze Weile. Vielleicht sind Frauen einfach besser, wenn es darum geht, zu versöhnen und zu verbinden statt immer weiter zu polarisieren.

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Tierisch gut

fand ich die Grüße, die mir neulich jemand zum neuen Jahr gemailt hatte. Hier sind sie als PDF für alle, die eine Prise Aufmunterung und Aufheiterung vertragen können.
Have A Great 2006

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Biotechnische Definitionen

Ist das schon Vereinnahmung für die eigene Sache oder nur der Versuch, in der eigenen Sprache Dinge zu beschreiben? Der C&P Verlag hat seine eigene Definition von emerging church ins Netz gestellt und sie liest sich wie der Klappentext zu einem der vielen bunten Bücher von Christian A. Schwarz.

Besonders interessant finde ich, dass von modernsten (!) Erkenntnissen die Rede ist und dass nicht etwa Fragen der Kultur, sondern Erkenntnisse der Naturwissenschaft axiomatischen Rang bekommen. Schwarz bleibt in seiner Beschreibung ein Biotechniker, der nach Gesetzen und Methoden sucht:

EmergingChurch ist der wohl innovativste praktisch-theologische Ansatz der letzten Jahrzehnte. Angeregt von der Bionik überträgt er modernste Erkenntnisse aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen auf die Kirchen und zeigt, warum Gemeinden eigentlich als Organismen gesehen werden müssen und welche Chancen in dieser Wahrnehmung stecken.

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Glaube und Kunst

“Nowadays there’s a great deal of confusion between art and religion.
Since religion has failed so many people, they look to art for salvation.
I wish them luck in this enterprise.”

(Leonard Cohen, “Megamix, 1992, Interview”)

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Au Wei-hnachten III

Es erinnert ein bisschen an die zwanghaften Sprachregelungen der alten DDR, wenn in den USA nun darüber gestritten wird, ob man Christbaum sagen darf oder Feiertagsbaum sagen muss, um Andersdenkende nicht zu diskriminieren. Dieser Krieg um Weihnachten ist uns erspart geblieben. Am besten gefiel mir die Meldung, dass Jay Leno fragte, ob Jesus nun als “holiday infant” zu bezeichnen sei. Ob die christlichen Fundis hier die atheistischen Fundis auf den Plan gerufen haben oder umgekehrt? Letztere scheinen die Trennung von Kirche und Staat als Trennung von Kirche und Öffentlichkeit zu interpretieren. Das kann es ja wohl nicht sein. Über Atheismus darf dann wohl weiter geredet werden (bzw. über Gott geschwiegen, aber das ist praktisch dasselbe)?

Eine Einschränkung des inflationären Gebrauchs von Weihnachten hätte aber auch ihre reizvollen Seiten: Vielleicht könnten wir umgekehrt den Papst als Stellvertreter Christi bitten, bestimmten Pop-Größen die Verwendung des Wortes Weihnachten zu untersagen (so wie Arnie das mit der Stadt Graz und seinem Namen tut…)? Dann könnte ich auch im Dezember wieder Radio hören, ohne mit pappsüßer Weihnachtssoße bis zum Erbrechen zugeschüttet zu werden. Damit wird man gegen das eigentliche Weihnachten ja auch irgendwie immunisiert.

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Unwahr-Sager

Letzte Woche ging die Meldung durchs Land, dass 2005 – wieder einmal – die Wahrsagerzunft keine signifikanten Treffer gelandet hat. Dafür eine Menge Quatsch und schwammiges Zeug.

Ein Jammer nur, dass viele aus Unsicherheit, Verzweiflung oder “weil es ja nichts schaden kann” die Horoskope und “Prophezeiungen” lesen. Statt sich an Gott zu halten, der nicht nur herumorakelt, sondern uns ein lebendiges, sprechendes Gegenüber ist, der Dinge zusagt und dann auch einhält, dessen Glaubwürdigkeit über Jahrhunderte nachverfolgt werden kann und der keine privilegierten Informationen an seine Lieblinge verteilt, die damit Kasse machen.

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Doch nur gut gemeint?

In der SZ schreibt der Afrika-Kenner Paul Theroux einen sehr nachdenklichen Artikel zu Bono, Gates und anderen, die aus noblen Motiven Kampagnen zum Schuldenerlass fahren. Drastisch beschreibt er die Folgen von Korruption und Verantwortungslosigkeit der Regierungen und sozialen Eliten, die durch undifferenzierte Schuldenerlasse noch gefördert werden. Immer mehr Geld in die alten Kanäle zu pumpen ist schädlich, von Gates‘ Computern ganz zu schweigen. Etwas provokativ schreibt Theroux:

Afrika bietet jenen eine Projektionsfläche, die sich selbst als Persönlichkeit neu erfinden wollen. Diese Spezies Mensch gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen und in großer Zahl. Besonders weiße Prominente, die sich in Afrika großtun, lauern an allen Ecken und Enden. Als ich unlängst Brad Pitt und Angelina Jolie sah, wie sie im Sudan afrikanische Kinder an sich drückten und der Welt einen Vortrag über Mildtätigkeit hielten, musste ich an Tarzan und Jane denken.

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Doppelt moralisch…?

In der aktuellen “Come” schreibt Rudi Pinke in einem transatlantischen Vergleich: “Seit Bush im Amt ist, ist Amerika ernster, konservativer, christlicher geworden.” Man muss ihm zugute halten, dass er danach auch ein paar Ungereimtheiten anspricht – aber gaaaaaanz dezent.

Mir ist das trotzdem nicht genug, denn wie der Seitenhieb auf Clinton (der war doch auch Christ…?) zeigt, hat wieder mal die (Sexual-) Moral Vorrang, während die Sozialethik in den Hintergrund rückt, zu den lässlichen Sünden.

“Europa lächelt gequält”, schreibt er weiter. Zu Recht – denn wenn Amerika tatsächlich christlicher geworden ist, dann wird die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch peinlicher als im alten, säkularen Europa, wenn man mal die Nachrichten betrachtet:
„Doppelt moralisch…?“ weiterlesen

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Wenn neu, dann richtig!

Heute habe ich Brian McLarens Vortrag aus Princeton gehört. Diese Stelle blieb besonders bei mir hängen, weil sie das Miteinander neuer und “alter” Gemeinden gut beschreibt und die richtigen Konsequenzen zieht:

Der beste Weg, bestehende Gemeinden zu beleben, ist neue Gemeinden zu pflanzen. … Ich glaube, wir müssen unverhältnismäßige, absurde, verschwenderische Beträge in die Pflanzung experimenteller, neuer Gemeinden hineinstecken, die keinen Erfolg garantieren, sondern die so gewagt sind wie nur möglich.

Mein Motto ist, dass bestehende Gemeinden nachahmen und neue Gemeinden innovativ sind (existing churches imitate and new churches innovate).

Das Problem vieler Neugründungen, sagt er dann noch dazu, ist dass sie leider oft nur erfolgreiche Vorbilder kopieren. Dann erreichen wir das Ziel, dass alle von der Anstrengung profitieren, nämlich auch nicht.

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Au Weihnachten II

Das Magazin der SZ hat einen interessanten Artikel über Risiken und Nebenwirkungen von Weihnachtsfeiern: Jeder fünfte fehlt Kater-bedingt, jeder vierte verlangt benebelt eine Gehaltserhöhung, jeder dritte ist in Handgreiflichkeiten verwickelt und mehr als jeder zweite erhofft sich Sex. Hinterher stehen die Chancen für einen Leistungseinbruch oder einen Ehekrach nicht schlecht.

Also: Glückwunsch an alle, die ihre Weihnachtsfeier schon unbeschadet hinter sich haben 😉

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Reformatorische Westerwellen

Heute legt mir ein Freund ein Pamphlet hin, in dem jemand erklärt, dass die christliche Kirche seit 1900 (!) Jahren degeneriert. Drunter ein Diagramm, wie es richtig wäre. Ein Glück, dass wir das endlich erfahren. Das finstere Mittelalter, die Zeit der babylonischen Gefangenschaft hat ein Ende und hier ist der Prophet (stopp: Apostel!) der uns den Durchblick verschafft. Er tut das im Übrigen alle paar Jahre mit einer anderen Idee.

Wie verzweifelt muss man eigentlich sein, um auf solche Rhetorik hereinzufallen? Und warum muss jede nette (und meinetwegen auch hilfreiche, richtige, biblische, …) Idee dadurch zum Glänzen gebracht werden, dass man alles andere runtermacht? Gibt es zeitlos richtige Konzepte oder hatten die anderen eben auch in mancher Hinsicht ihre Zeit und Ihr Recht?

Vor 500 Jahren hat man auch mit großem Eifer Reformkonzepte verhandelt. Aber den reformatorischen Vogel hat einer abgeschossen, der gar nicht als Reformator angetreten war, sich erst mühsam in dieser Rolle zurecht fand (im Grunde hat er es nie richtig geschafft), weil er eigentlich nur Gott suchte und das Evangelium verstehen wollte (kein Diagramm…).

Wenn einer vollmundig den großen Wurf ankündigt (statt das Urteil darüber anderen bzw. der Nachwelt zu überlassen, oder – wie wäre das? – Gott selbst!), dann mag ich schon gar nicht mehr weiterlesen. Machen wir es doch eher wie die Bundeskanzlerin: Kleine Schritte, auch wenn Westerwelle (warum fällt mir jetzt ausgerechnet der als Vergleich ein – gibt’s da Parallelen?) über das Trippeln spottet und große Sprünge sehen will.

Den Stein der Weisen lassen wir lieber bei Harry Potter. Reformieren muss jede Generation, aber vielleicht etwas bescheidener im Anspruch nach außen.

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