Ist das schon Vereinnahmung für die eigene Sache oder nur der Versuch, in der eigenen Sprache Dinge zu beschreiben? Der C&P Verlag hat seine eigene Definition von emerging church ins Netz gestellt und sie liest sich wie der Klappentext zu einem der vielen bunten Bücher von Christian A. Schwarz.
Besonders interessant finde ich, dass von modernsten (!) Erkenntnissen die Rede ist und dass nicht etwa Fragen der Kultur, sondern Erkenntnisse der Naturwissenschaft axiomatischen Rang bekommen. Schwarz bleibt in seiner Beschreibung ein Biotechniker, der nach Gesetzen und Methoden sucht:
EmergingChurch ist der wohl innovativste praktisch-theologische Ansatz der letzten Jahrzehnte. Angeregt von der Bionik überträgt er modernste Erkenntnisse aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen auf die Kirchen und zeigt, warum Gemeinden eigentlich als Organismen gesehen werden müssen und welche Chancen in dieser Wahrnehmung stecken.
Hallo!
Ich bin über pfaffes blog hier hereingeschneit. Mich begeistert, was ich hier bisher gelesen habe.
Ich studiere Bionik und deshalb will ich hier kommentieren: Mich begeistern die genialen Organisationsstrukturen, die in der Natur zu finden sind (und von denen ich jetzt im ersten Semester Bionik noch sehr wenig Ahnung habe) – ich kann mir gut vorstellen, dass aus deren Betrachtung die Emergenztheorie stammt.
Bei den Gedanken, die ich im Moment unter dem Begriff „Emerging Church“ versammle, sind aber viele dabei die weit über eine Änderung der Organisationsstruktur hinausgehen. Ich fasse z.B. darunter auch, dass mein Blick gerade in der Theologie von Prinzipien weggerichtet wird auf die Beziehung. Das ist eine meiner Schwierigkeiten beim Erklären, was manche Gedanken vom „modernen“ Denken unterscheidet: viele dieser Gedanken kann man auch in „moderne“ Kategorien fassen und erst beim genaueren Hinsehen werden die Kategorien in Frage gestellt (so passiert es mir auch in meiner eigenen Auseinandersetzung damit).
Sorry – das ist sehr lang geworden.
Gruß,
Julian Sartori
Hi Julian,
Du hast Recht, Emergenztheorien stammen da wohl her. Ich denke, höchstwahrscheinlich sind biotische (oder bionische?) Metaphern besser als die mechanischen, aber sie bleiben im Hinblick auf Kirche Metaphern, die ein soziales Phänomen (Beziehungen innerhalb einer Gemeinschaft) mehr oder weniger gut beschreiben. Wenn man in Beziehungen denkt, stößt man sofort auf Themen wie Kultur, Geschichte – aber vielleicht geht es Christian Schwarz ja auch so, dass sich allmählich die alten Denkmuster aufweichen?