Gewendet

Wer hätte sich das träumen lassen? Der Spiegel schickt – als eine Art Trailer für das Sonderheft “Weltmacht Religion” – den Katholiken Matthias Matussek per Video ins Rennen um die Gunst des (neoreligiösen?) Publikums 🙂

Er zitiert darin den Vatikan-Korrespondenten Alexander Smoltczyk, der von einer “traurigen Moderne” spricht und feststellt: “das Land, das Luther, Nietzsche und Marx hervorgebracht hat, hat den Glauben an die Gottlosigkeit verloren.” Und er führt die Anmut von Mozarts Musik an, die den Glauben an mechanistische und reduktionistische Weltbilder absurd erscheinen lässt.

Dagegen sieht ja das Wort zum Sonntag richtig blass aus.

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Tarnen und Täuschen

Wenn sich die Berichte bewahrheiten sollten, dann hat Siemens seine Anti-Korruptions-Abteilung Compliance eher dazu benutzt, Korruption zu tarnen statt zu bekämpfen, und die Unterstützung von Transparency International dient in diesem Fall auch eher dem Image als der Sache.

Die (üblichen?) Ankündigungen von kompromissloser Aufklärung bekommen damit einen bedrückend doppeldeutigen Klang. Wenigstens hieß es nicht “brutalstmöglich”. Auch die Selbstverpflichtungen der Mitarbeiter bekommen einen faden Beigeschmack, wenn sie lediglich dazu dienen, dass der einzelne zwar belangt wird, die Firma aber die Hände in Unschuld waschen kann. Wie in Agentenfilmen: Wenn Sie auffliegen – wir wissen von nichts…

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Allmächtiger Google?

Das ZDF spricht mit dem Suchmaschinen-Experten Sander-Beuermann von der Uni Hannover zur Übermacht von Google im Internet. Wenn die Nutzer nicht reagieren und mitwirken an einer dezentralen Suchmaschinen-Struktur, droht dieses Szenario:

Google oder eine andere Firma dieser Größenordnung hat dann mehr als 97 Prozent Marktanteil und diese Firma reguliert, welches Wissen Menschen über das Internet zugänglich ist. Big Brother lässt grüßen.

Alternativen bieten exalead, metager, metager II, seekport und neomo.

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Männer und Frauen

Nächste Woche findet in unserer Gemeinde ein Frauenwochenende statt. Ich darf nicht hin, aber in letzter Zeit habe ich das Thema bei Scot (ein “t”!) McKnight verfolgt. Heute geht es darum, dass Gott “Vater” ist, aber nicht maskulin im menschlichen Sinne. Ein theologischer Dauerbrenner.

Das Kontrastprogramm dazu bietet (wie könnte es anders sein?) Mark Driscoll aus Seattle, der über episkopale Bischöfinnen und allmählich sinkende Testosteronspiegel bei Männern im Allgemeinen schreibt. Dass und wie er die beiden Themen in Beziehung setzt, spricht Bände. Schürt er nur die Ängste anderer oder sind es die eigenen?

Rose Swetman hat Driscoll couragiert geantwortet und abgesehen davon bei Mars Hill in Michigan (bekannt durch Rob Bell) angefragt und die folgende Antwort bekommen. Ich denke, die meisten von uns würden (nachdem wir auch keine Sklaverei mehr verteidigen) hier zustimmen:

We believe that scripture is to be interpreted in light of a redemptive arc. This means that things that once were may no longer be. Therefore, our task becomes to apply the ancient text in light of our current context. Throughout scripture there are texts that speak to a specific group of people at a specific point in time.Scripture is not seen as static truths for all times; its context and ours must be taken into account. For example we cite I Timothy 2.11-12 where Paul says that women are not to assume authority over men. In light of a redemptive arc this is not considered a static timeless truth. It is to be applied to that group of people, at that point in history, in that specific setting. We have come to the conclusion that women in our context must have the freedom to serve in all capacities within the local church. For us, this includes the role of pastor and elder. We believe the church is to be a community of free and equal people.

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Besser high als im Netz?

Die Zeit schreibt über den “Fluch der Unterbrechung” in der Informationsgesellschaft, der die Leistungsfähigkeit der Betroffenen (und wer ist das eigentlich nicht?) drastisch herabsetzt. Besonders deutlich wird es bei diesem Vergleich:

Wissenschaftler am Londoner King’s College wollten voriges Jahr herausfinden, wie leistungsfähig die Empfänger hereinströmender E-Mails sind. Zum Vergleich verabreichten sie einer Kontrollgruppe Marihuana und stellten beiden Gruppen dieselben mittelschweren Aufgaben. Die Kiffer schnitten besser ab. (Wenn auch dramatisch schlechter als Nüchterne ohne E-Mails.) Nie gab es so viele Unterbrechungen wie heute, eine logische Folge der Vernetzung durch Internet und Mobilfunk. Seit alle allen jederzeit etwas mitteilen können, tun sie es auch.

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Jenseits der Lippenbekenntnisse

George Hunter erklärt in Christianity Today nach der Wahl zum US-Kongress, warum er sich als evangelikaler Demokrat am richtigen Platz sieht:

… viele Evangelikale fühlen sich unter Republikanern wohler als unter Demokraten, weil sich mehr Republikaner zu einer Religion bekennen. Das stimmt wahrscheinlich, aber bitte ziehen Sie das Gleichnis Jesu in Matthäus 21 noch einmal heran: Ein Mann bat seine beiden Söhne, im Weinberg zu arbeiten. Ein Sohn sagt, er würde es nicht machen, tat es aber doch; der andere sagte, er macht es, tat es aber nicht. Jesus stellt eine rhetorische Frage die seither solche Lippenbekenntnisse entlarvt: “Wer von beiden hat den Willen des Vaters getan?” Ich bin die meiste Zeit ein evangelikaler Demokrat, weil die Republikaner oft wie der zweite Sohn sind, und die Demokraten wie der erste.

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Großer Bruder

George Orwells Heimat ist 22 Jahre nach 1984 auf dem Weg in die totale Überwachungsgesellschaft. Angesichts IRA gestern und islamistischer U-Bahn-Bomber heute vielleicht keine Überraschung, aber für unsere Standards von Datenschutz (die hoffentlich auch nicht aufgeweicht werden) eine gruselige Vorstellung, was der Heise-Newsticker heute schreibt:

In Großbritannien gibt es etwa vier Millionen Überwachungskameras. Die Wachstumsrate steigt explosiv an, innerhalb der letzten drei Jahre haben sich die Kameras um 300 Prozent vermehrt. Der durchschnittliche Brite wird täglich 300-mal von einer Überwachungskamera aufgenommen. Auf 14 Einwohner kommt bereits eine Überwachungskamera.

Da kann einem die Reiselust glatt vergehen…

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Nützliche Melancholie

Melancholie hatte für mich schon immer eine große Anziehungskraft. Sie wird in der modernen Wohlstandsgesellschaft entweder unterschätzt oder missachtet. Wir sind heute doch alle nur noch auf Ziele und Ergebnisse fixiert. Wir wollen nie unseren Kurs verlassen, nie zugeben, dass wir im Unrecht sind. Melancholie aber entsteht immer dann, wenn man über sich und die Welt nachdenkt. Es ist ein nützliches Gefühl. Dowlands Musik [Stings neues Album mit Liedern aus dem 16. Jahrhundert] ist für mich daher eine wichtige Therapie. Ich glaube, dass auch andere Menschen heute diese Art nachdenklicher und spiritueller Musik brauchen.

Sting im Gespräch mit der Zeit

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Das “Prekariat”

Nein, das ist kein Vikariat für Prädikanten, wie der fachkundige Landeskirchler vielleicht vermuten könnte. Die FAZ schreibt heute mit einem dicken Schuss Sarkasmus über die neu entdeckte Unterschicht in Deutschland, die keiner will und alle irgendwie brauchen:

Undank ist der Welten Lohn: Keiner will sie haben. Dabei helfen sie der heimischen Plattenindustrie (Volksmusik, Schlager, Techno, Aggro Berlin, Nazi-Rock), kurbeln die Technikwelle an (DVD, Handy), erobern den Körper für die Kunst (Tätowierungen, Piercing, Gebißschmuck), fördern die Geselligkeit (Fußballclubs, Jugendbanden), die Debattenkultur (Talk-Shows am Nachmittag) und die Ehrlichkeit: Außer ihnen haben nur noch die großen Absahner der Spekulationswirtschaft verstanden, daß diese Gesellschaft einfach zu reich und ihre Wirtschaft einfach zu produktiv geworden sind, um länger ausschließlich von Lohnarbeit zusammengehalten zu werden.

Harald Schmidt gab der öffentlichen Diskussion über die Unterschicht in der Münchner Runde (kein Unterschichtenfernsehen…) noch bis zum Wochenende.

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Kopf in den Treibsand?

Gestern las ich ein Interview mit Al Gore über seinen Film, der momentan für Furore sorgt. Darin erwähnt er, dass er George W. Bush zur Diashow (der Vorläuferin von “Eine unbequeme Wahrheit”) eingeladen hatte, der aber nicht kommen wollte und erklärt hat, den Film wolle er auch nicht sehen. Typisch für den krampfhaft durchhaltenden Berufsoptimisten, Vogel-Strauß-Politiker und schlechtesten Präsidenten der US-Geschichte?

Aber auch wir Deutschen, sagt Gore der FAZ, können uns nicht auf unseren Klima-Lorbeeren ausruhen. Wer sich also (trotz der einen oder anderen Schwäche) Gores Film ansehen will, sollte am besten gleich mit dem Rad hin fahren, fand heute ein Rezensent. Genau – da freut sich doch der Erlanger. 🙂

Selbst die Evangelikalen in den USA werden zunehmend grüner, unter ihnen Schwergewichte wie Rick Warren (nebenbei: hat er schon einen roten iPod nano?), James Dobson und Chuck Colson. Wer hätte das gedacht? Da fällt mir ein – Tim LaHaye könnte seine apokalyptische “Finale” Serie neu schreiben. Neuer Titel – wie wär’s mit Waterworld?

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Wundermittel für werdende Nichtraucher?

Mich mussten sie ja nicht überzeugen, aber die Welt hat gestern berichtet, dass Joggen ein sehr wirksames Element der Raucherentwöhnung sein kann. Und dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Unter anderem reduziert es das Verlangen nach dem Glimmstängel. Und wer beim Aufhören depressiv wird (gar nicht so selten), findet – das fand ich schön gesagt – über das Laufen wieder zu seiner “Lebensmelodie”.

Vielleicht sollten wir statt Rauchverbot über ein Laufgebot nachdenken 😉

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anschaulich predigen

Unvergessliche Hilfen zur Veranschaulichung der christlichen Botschaft bietet der US-Hersteller pick-me.com in seinem Sortiment: Eine Bibel, aus der auf Kommando Flammen schlagen oder ein wabbelndes “Herz” bzw “Hirn” aus Gelatine (vgl. Bild). Es ist sogar essbar…

Den Stunt wird keiner vergessen. Ob sich aber noch jemand an die eigentliche Botschaft erinnert, bleibt abzuwarten. Am Ende geht es den Hörern (dann schon eher “Publikum”) so wie mir nach mancher Werbung: Toller Clip, aber was wollten die damit eigentlich verkaufen?

Und über Geschmack konnte man schon immer streiten – das heißt, hier muss man das sogar.

 Images Brainhrt

(Gefunden bei ysmarko)

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Komm zu Potte(r)

Ich fresse mich, um mit dem Rest der Familie mitreden zu können, seit geraumer Zeit durch Harry Potter and the Half Blood Prince. Inzwischen habe ich drei Viertel der gut 600 Seiten durch und der Funke ist noch immer nicht übergesprungen.

Schon den fünften Band fand ich zäh und viel zu dick. Zu wenig Handlung und zu viel Nebenschauplätze. Damals hatte ich gehofft, das sei nötig, um der Geschichte im weiteren Verlauf Schwung zu geben. Bis jetzt scheint es so, als ob Joanne Rowling nichts mehr zuzusetzen hatte. Schade, aber vielleicht kommt ja doch noch eine Entschädigung auf den letzten Seiten.

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