Tarnen und Täuschen

Wenn sich die Berichte bewahrheiten sollten, dann hat Siemens seine Anti-Korruptions-Abteilung Compliance eher dazu benutzt, Korruption zu tarnen statt zu bekämpfen, und die Unterstützung von Transparency International dient in diesem Fall auch eher dem Image als der Sache.

Die (üblichen?) Ankündigungen von kompromissloser Aufklärung bekommen damit einen bedrückend doppeldeutigen Klang. Wenigstens hieß es nicht “brutalstmöglich”. Auch die Selbstverpflichtungen der Mitarbeiter bekommen einen faden Beigeschmack, wenn sie lediglich dazu dienen, dass der einzelne zwar belangt wird, die Firma aber die Hände in Unschuld waschen kann. Wie in Agentenfilmen: Wenn Sie auffliegen – wir wissen von nichts…

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Und dann gibt es immer noch viele, die hinter vorgehaltener Hand sagen, es sei doch ein offenes Geheimnis, dass es ohne Geschenke keine Geschäfte gibt. Schmieren also die ausländischen Konkurrenten nur schlauer, arbeiten die jeweiligen Geheimdienste und Regierungen ihnen besser zu, oder schlafen die Staatsanwälte dort (beziehungsweise: sie werden zurückgepfiffen)? Hat sich Siemens also nur zu dumm angestellt? Nur: Wo führt die Art von Argumentation langfristig hin – und wollen wir das wirklich?

Um nicht nur über andere zu reden: Es gibt tausend Dinge, wo ähnlich argumentiert wird: Das System ist ungerecht (stimmt immer irgendwie), also muss ich mich nicht dran halten, wenn es mir nicht passt. Von illegalen Kopien über Notlügen und Abschreiben in der Schule bis zur Haftpflichtversicherung und Steuererklärung. Auch ohne dreistellige Millionenbeträge. Und für Christen stellt sich hier ganz praktisch die Frage, ob wir wirklich an einen gerechten Gott glauben und unser Leben von dieser Realität auch tatsächlich bestimmen lassen.

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