Das eigentliche Rätsel von Ostern

Warum gibt es das eigentlich so selten in unseren Zeitungen, was Gerard Baker in der Times zu Ostern schreibt. Statt ( wie unsere Jungs alle) über die Lage des Jesusgrabes zu grübeln, zeigt er, wo das eigentliche Rätsel liegt:

Es reicht also nicht, wenn man glaubt, dass Christus nur ein guter Mensch war, ein Lehrer der Moral, das klassische Opfer eines grausamen Unrechts? Es geht nicht. Wie man es dreht und wendet, die Geschichte von Karfreitag verändert die Welt kein bisschen ohne die Auferstehung. Nicht nur, weil Jesus ohne sie nur ein weiterer Mensch wäre, der in einer verdorbenen Welt ungerecht behandelt wurde. Sondern weil es erst der Schock des leeren Grabes am Sonntagmorgen ist, der uns hilft zu verstehen, was sich am Freitag abgespielt hat.

Es bringt uns dazu, zu verstehen, dass alles Leiden und Sterben nicht das Ergebnis einer grauenvollen Verfolgung eines Menschen durch isolierte Gruppen von Juden oder Römern oder ehemaliger Freunde und Anhänger war. Sondern dass das Opfer ein Mensch war, der für die ganze Menschheit stand. Dass wir in diesem erschütternden Augenblick irdischen Leidens mit dem Schöpfer aller Dinge völlig vereint worden sind (…). Die Vorstellung, dass Gott selbst mit uns litt, damit wir alle gerettet werden können, ist der geheimnisvolle Kern der Geschichte, an die wir uns dieses Wochenende erinnern.

Technorati Tags: , , , ,

Share

Ist er nicht süß?

Nein, ich meine nicht Knut (und der wird auch nicht versteigert, wie die SZ zum 1. April witzelte). In New York hat der Künstler Cosimo Cavallaro unter dem Titel “My Sweet Lord” einen 1,80m großen Jesus aus Milchschokolade gegossen und sich damit bitterer Kritik der katholischen Kirche ausgesetzt, weil er auch noch anatomisch detailgetreu erscheint – nackt also. Mit Mohammed, so die Kritiker, hätte man das nie gewagt, im Ramadan schon gleich dreimal nicht. Stimmt wohl, aber haben wir nicht auch andere Standards von Freiheit und Toleranz?

Der künstlerische Leiter der Galerie in Manhattan hat inzwischen seinen Rücktritt angeboten. Warum eigentlich? Ich finde, es gibt nicht nur im buchstäblichen Sinn geschmacklosere Sachen. Und die Frage, ob Jesus nicht hier und da tatsächlich pappsüß stilisiert worden ist, ist doch berechtigt – gerade unter Christen.

Am Ende klagen nun auch noch die Erben von George Harrison? Der hatte für den gleichnamigen Song seinerzeit ja auch einen Prozess am Hals, allerdings weil es wohl ein Plagiat war.

Technorati Tags: , , ,

Share

Au weia: eine Fundipedia?

Weil im frommen Ghetto die offene Wikipedia ähnlich gefährlich scheint wie das Internet in China – man könnte beeinflusst werden und eine eigene Meinung entwickeln – gibt es jetzt die Conservapedia. Nicht nur fromm, sondern auch patriotisch, das gehört schließlich zusammen.

Conservapedia is a much-needed alternative to Wikipedia, which is increasingly anti-Christian and anti-American.

Laut Spiegel online hält das Opus aber auch Humoriges bereit, wenngleich wohl eher unfreiwillig 🙂 Der dort erwähnte Beitrag über einen Oktopus, der auf Bäumen lebt, ist aber leider gelöscht.

Technorati Tags: , ,

Share

Krippen-Streit

Selten war unser LebensArt Thema derart aktuell wie heute: Kindersegen. Als ich so überflog, was in den letzten Tagen dazu geschrieben wurde (wer kann das alles noch von vorn bis hinten lesen, und vieles ist ja nicht so originell), da fiel mir auf:

Jesus musste auch in eine Krippe. Ob ihm das geschadet hat?

😉


Flyer Maerz071 Kopie

Share

Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? Teil 4: Gott, Sex und “Das Gefühl”

Das Beste zum Schluss. Nach den Fragen zu den Inhalten und zur Stilistik kommt Brian wieder auf die Frage zurück, was genau wir eigentlich erreichen wollen:

Anbetungsleitung, die kein neues Gebiet erkundet (sondern Produkte einer Industrie hervorbringt, deren unausgesprochenes Ziel es ist, 52mal im Jahr ein gutes Gefühl zu liefern) kann uns ungewollt nicht in die Anbetung, sondern in Versuchung führen. Und dann lägen wir daneben.

Ich denke, mit der Anbetung ist es ähnlich wie mit dem, was Forscher über Sexualität entdecken. Eine Fernsehsendung über Evolution zitierte Wissenschaftler zum biologischen Hintergrund von Verliebtheit: Das Hirn scheint so angelegt, dass es in Reaktion auf einen romantischen oder sexuellen Kontrakt zu einem besonders attraktiven Objekt des Begehrens alle möglichen wohltuenden Substanzen ausschüttet. Diese Stoffe lösen im Gehirn eine Mischung aus Euphorie, Obsession und Sehnsucht aus – wesentliche Gefühle für die Erhaltung unserer Spezies.

Technorati Tags: , , ,


„Brian McLaren: Anbetung – vorbei am Eigentlichen? Teil 4: Gott, Sex und “Das Gefühl”“ weiterlesen

Share

Trügerische Romantik

Manchmal macht es mir Sorge, wie inflationär wir mit dem Begriff Freundschaft umgehen. Vor allem die Tendenz, ihn zum Charakteristikum für Beziehungen in Gemeinden zu machen (und zum Medium für das Evangelium…). Mit der Konsequenz, dass wir Erwartungen von Nähe und Sympathie wecken, die wie einfach nicht einlösen können. Das führt zu Frust und Streit, oder zu einer unechten Harmonie und gezwungenen Intimität.

Geholfen hat mir am Wochenende die Entdeckung, dass Jesus seine Jünger nur ein einziges Mal als Freunde bezeichnet, nämlich in Johannes 15. Da fällt der Begriff mehrfach. In den synoptischen Evangelien kommt “Freunde” als Bezeichnung Jesu für seine Jünger nicht vor, und in den anderen Kapiteln bei Johannes auch nicht. Aber in wie vielen Büchern und Predigten ist mir das begegnet, dass hier angeblich eine Gruppe von Freunden unterwegs war! Vielleicht waren sie ja am Ende dann Freunde, nach drei Jahren. Aber so romantisch, wie wir uns das wünschen, war es eben vermutlich nicht.

Aber es ist doch auch befreiend, wenn mir nicht jeder schrecklich sympathisch sein muss, nur weil wir in der gleichen Gemeinde sind oder beide Christen. Und ich mir auch nicht den Druck machen muss, das zu schaffen, sondern wir erst einmal lernen, einander zu ertragen und mit Würde und Achtung zu behandeln in einer gesunden Distanz, ohne uns gleich Vorwürfe dafür zu machen, dass wir einander nicht um den Hals fallen bei jeder Gelegenheit. Wer weiß – vielleicht wachsen auf dieser Grundlage am Ende sogar die besseren Freundschaften?

Technorati Tags: , ,

Share

Nicht mal Jesus…

Diese Woche haben wir gemeinsam überlegt, wie ein Nachfolger für meinen Kollegen Martin aussehen müsste. Nachdem wir alles, was so aus der Runde kam auf Flipcharts geschrieben hatten, war die Liste schon lang und dient in dieser Rohfassung eher zur Abschreckung. Zumindest wenn man meint, dass es tatsächlich jemanden gibt, der das alles in sich vereint (Heiliger, Manager, Kumpeltyp etc). Bei so vielen Leuten kommen eben auch viele unterschiedliche und widersprüchliche Vorstellungen zusammen und zu Idealisierungen neigen wir ja auch gelegentlich.

Ein guter Freund meinte, nur Jesus würde dem gerecht werden. Ich war mir da aber plötzlich gar nicht so sicher. Zu seiner aktiven Zeit galt er auch bei vielen als ziemlich schlechter Messias. Ein nettes Gedankenspiel: Würden wir Jesus “einstellen”, wäre das womöglich auch eine recht kitzlige Sache. Er könnte die Gemeinde spalten, Leute verprellen mit schroffen Kommentaren, den Insidern zu wenig Aufmerksamkeit schenken und sich lieber um Leute kümmern, auf die wir nicht so schrecklich scharf wären, oder andere beunruhigende Dinge tun, die unser frommes Idyll in Trümmer legen.

Wer weiß? Wir meinen vielleicht etwas vorschnell, wenn wir nur Jesus hier hätten, wäre alles in Butter: Im Nu wären wir die größte und schönste und glücklichste Gemeinde weit und breit. Denn er würde endlich (so ist es doch in der Bibel?) allen anderen sagen, was sie falsch machen, und uns liebevoll tröstend an sein Herz drücken. Ganz bestimmt würde er das tun. Daran besteht eigentlich gar kein Zweifel. Nein, nicht der geringste…

Technorati Tags: , , ,

Share

Hybrid kommt vor dem Fall

Vor langer Zeit war Königin Angie Löwenherz an der Seite von King George W. auf dem Kreuzzug für mehr Wärme in dieser kalten Welt war unterwegs. Ihr Land hinterließ sie im Frieden und als ihre die treuesten Untertanen waren die Bewohner des Sherwood Forest bekannt.

Weil der Wald so unwegsam war, mussten ihn die braven Sachsen mit Karren, die von sieben stämmigen Kühen (kurz: Q7) gezogen wurden, befahren. Und weil die immer häufiger werdenden Unwetter ständig Bäume fällten, die die Wege blockierten, brauchte man Vierbeinantrieb und erfand verchromte Kuhfänger. Die armen Menschen gaben ihr letztes Hemd für diese treuen Lasttiere und ihr teures Futter. Und die selbstlosen Autobauern arbeiteten Tag und Nacht, um auf ihren entlegenen Weiden neue zu züchten. So fanden viele Menschen Arbeit und Glück und die Welt wurde bei jedem Pups der sieben Kühe ein kleines bisschen wärmer.

Technorati Tags: , , , ,


„Hybrid kommt vor dem Fall“ weiterlesen

Share

Identifikation und die Uhr

Letzten Sonntag haben wir von allen Gottesdienstbesuchern am Eingang Fotos gemacht. Das Thema war “Identifikation” und nach der Predigt konnten alle ihr inzwischen ausgedrucktes Bild auf eine Moderationswand kleben, in Form eines großen “wir” – das ist nämlich das Wort, mit dem man verrät, dass man sich mit anderen identifiziert.

Amüsiert und verblüfft hat mich dabei jedoch, dass 80% der Leute argwöhnten, wir würden eine Pünktlichkeitskontrolle durchführen (quasi die Identifikation der Spätankömmlinge) und womöglich die Fotos über den Beamer flimmern lassen. Einige haben sich sogar versteckt, bis wir weg waren, und sind dann mit 25 Minuten Verspätung in den Saal gekommen. So viel schlechtes Gewissen ist mir noch nie auf einem Haufen begegnet!

Aber wo wir nun schon dabei sind:

Technorati Tags: ,


„Identifikation und die Uhr“ weiterlesen

Share

iRonie

Ironie ist nicht unbedingt jedermanns Sache und manchmal eine Gratwanderung, die zu Unfällen führen kann. Es lauern unter anderem die Abgründe des Zynismus und Sarkasmus, in die man abgleiten könnte. Und Satire überschneidet sich mit Spott. Warum lasse ich also nicht einfach die Finger davon? Verträgt sich diese Attitüde mit dem Glauben?

Als ich heute darüber nachdachte, fiel mir ein Abschnitt aus Endlich Nichtdenker. Handbuch für den überforderten Intellektuellen von Hannes Stein ein:

Für den, der mit der Gewohnheit des Denkens brechen möchte, ist die Ironie naturgemäß Feindesland. Sie ist das Reich des Bösen, verstrahltes Gelände, das finstere Mordor, in dessen Mitte das schlaflose Feuerauge glüht. Glücklicherweise verzichtet auf nichts Großartiges, wer um die Ironie einen weiten Bogen macht. Sie ist kein Zeichen von Stärke, sondern ein Zeichen von Schwäche; es gibt bei ihr – insofern ist der der Vergleich mit dem finsteren Reich Mordor treffend – nichts zu holen. Sieger sind nicht ironisch, nur die anderen müssen es sein. (…) Wie der polnische Dichter Ceslaw Milosz in einem seiner Gedichte konstatierte, ist sie die »Glorie der Sklaven«.

Technorati Tags:

Share

Geschlossene Gesellschaften

Es mag Ausnahmesituationen geben, aber in meiner Beobachtung war es die Regel, dass Gruppen und Gemeinden, die sich (ganz egal mit welcher pragmatischen oder “frommen” Begründung) gegenüber “Neuen” verschließen und abschotten, innerhalb absehbarer Zeit Auflösungserscheinungen zeigen.

Inzwischen würde ich sagen, diese Haltung der kollektiven Nabelschau ist schon ein klares Symptom dafür, dass der Verfall schon begonnen hat. Etwas ist erstarrt, das zunehmend mehr Risse bekommt wird und irgendwann zerbröselt.

Aber selbst wenn es stehen bliebe, seine Aufgabe erfüllt es längst nicht mehr. Wie sagte Vincent Donovan so treffend:

Ein nach innen gekehrtes Christsein ist eine gefährliche Imitation, eine irreführende Maskerade. Es ist gar kein Christentum.

Technorati Tags: ,

Share

Gnade und/oder Recht?

Zwei Bücher über Vergebung liegen auf meinem Schreibtisch, nur kurz angelesen, weil noch andere Sachen dringender sind. In diesen Tagen entscheidet sich, ob die RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt begnadigt wird und wie das zu interpretieren wäre, dreißig Jahre nach dem gnadenlosen Kampf im “Deutschen Herbst” – und mit unübersehbaren Parallelen zum Amerika nach dem 11. September.

Da stellen sich grundlegende Fragen wie

  • Ist Reue oder Einsicht eine notwendige Voraussetzung für eine Begnadigung?
  • Muss man auf die (in diesem Fall unterschiedlichen) Meinungen und Gefühle der Angehörigen der Opfer hören?
  • Verhindert eine erfolgreiche Wiedereingliederung der Täter in die Gesellschaft neuen Terrorismus?

Nicht nur die Entscheidung der Richter und deren Begründung, sondern auch der Fortgang der Geschichte verspricht interessant zu werden.

Technorati Tags: ,

Share

Offener Brief an die Bundesregierung

Liebe Frau Merkel, lieber Herr Steinbrück,

an dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen einmal ausdrücklich bedanken für die geniale Idee, die Mehrwertsteuer um drei Punkte zu erhöhen. Seither schlagen sich die Möbelhäuser und Elektro-Großmärkte ja förmlich darum, mir nicht nur die drei Prozent, sondern die gesamte Steuer zu schenken. Das Leben wird also spürbar günstiger!

Und die Wirtschaft brummt, der Konsum springt an. Denn endlich kann ich all den Kram, den ich eigentlich nicht brauche, saubillig kaufen. Viele politische Kommentatoren, deren Kritik sie in den letzten Monaten ertragen mussten, haben diese clevere, paradoxe Logik gar nicht kapiert. Dabei müssten sie nur auf die Werbung hören, die uns täglich ins Haus flattert oder über den Äther geht.

Sorgen macht mir in diesem Zusammenhang allerdings das Familiengeld. Ich finde, Kinder zu haben, müsste deutlich teurer werden, um interessant zu sein; ein Premium-Artikel, ein Statussymbol, keine Discounter-Massenware. Was meinen Sie, was das für einen Boom auslösen könnte…! Als Folge der Verteuerung würden die Kindergärten auf Gebühren verzichten, Schulen könnten Kopfprämien für Neuzugänge ausloben, der Handel würde sich mit Gratisaktionen um jeden neuen Konsumenten mühen.

Denken Sie also nochmal drüber nach,

Ihr

Peter Aschoff

Technorati Tags: , ,

Share