Diese Woche haben wir gemeinsam überlegt, wie ein Nachfolger für meinen Kollegen Martin aussehen müsste. Nachdem wir alles, was so aus der Runde kam auf Flipcharts geschrieben hatten, war die Liste schon lang und dient in dieser Rohfassung eher zur Abschreckung. Zumindest wenn man meint, dass es tatsächlich jemanden gibt, der das alles in sich vereint (Heiliger, Manager, Kumpeltyp etc). Bei so vielen Leuten kommen eben auch viele unterschiedliche und widersprüchliche Vorstellungen zusammen und zu Idealisierungen neigen wir ja auch gelegentlich.
Ein guter Freund meinte, nur Jesus würde dem gerecht werden. Ich war mir da aber plötzlich gar nicht so sicher. Zu seiner aktiven Zeit galt er auch bei vielen als ziemlich schlechter Messias. Ein nettes Gedankenspiel: Würden wir Jesus “einstellen”, wäre das womöglich auch eine recht kitzlige Sache. Er könnte die Gemeinde spalten, Leute verprellen mit schroffen Kommentaren, den Insidern zu wenig Aufmerksamkeit schenken und sich lieber um Leute kümmern, auf die wir nicht so schrecklich scharf wären, oder andere beunruhigende Dinge tun, die unser frommes Idyll in Trümmer legen.
Wer weiß? Wir meinen vielleicht etwas vorschnell, wenn wir nur Jesus hier hätten, wäre alles in Butter: Im Nu wären wir die größte und schönste und glücklichste Gemeinde weit und breit. Denn er würde endlich (so ist es doch in der Bibel?) allen anderen sagen, was sie falsch machen, und uns liebevoll tröstend an sein Herz drücken. Ganz bestimmt würde er das tun. Daran besteht eigentlich gar kein Zweifel. Nein, nicht der geringste…