Die Kirche kann keine Rolle akzeptieren, in der sie Einzelpersonen für eine Art von Nachfolge wirbt, die nur die privaten, familiären Seiten des Lebens betrifft. Um einer Botschaft treu zu sein, bei der es um das Reich Gottes geht, seine Herrschaft über alle Dinge und alle Völker, muss die Kirche den hohen Anspruch auf öffentliche Wahrheit erheben.
Jede Gesellschaft hat ihre “öffentliche Wahrheit” – selbstverständliche Annahmen und Denkvoraussetzungen. Der konservative Weg zurück, eine Restauration “christlicher” Vergangenheit ist nicht möglich. Aber das Beispiel der alten Kirche, die sich vom römischen Imperium nicht auf private Innerlichkeit beschränken ließ und über ihrem Widerspruch gegen dessen Dogma zur Märtyrerkirche wurde, zeigt, dass Anpassung keine Alternative ist. Zumal der liberale säkulare Staat aufgrund seiner inneren Schwäche inzwischen von zerstörerischen Kräften bedroht wird, gegen die er einen schweren Stand hat, zum Beispiel neuer religiöser Fanatismus. Für Christen, die verantwortliche in einer demokratischen Gesellschaft leben, geht es dabei weder um “konstantinische Autorität” (christlicher Staat) noch “vorkonstantinische Unschuld”.
In dieser radikal neuen Situation erscheint es als “unmögliche Möglichkeit”, dass Menschen Gottes Angebot der Rettung verstehen und annehmen. Missionarischer “Erfolg” ist also nicht primär eine Frage der richtigen Techniken und Konzepte, sondern nichts weniger als ein unergründbares Wunder Gottes. Jesus war, wie die Geschichte von der Speisung in Johannes 6 zeigt, weder ein Freund triumphalistischer Machtbeweise, noch ließ er sich sein Verhalten von den Ansprüchen und Bedürfnissen seiner Umwelt diktieren. Ebenso geht es für die Kirche darum, sich der Nöte aller Menschen anzunehmen und zugleich nur dem souveränen Gott allein verantwortlich zu bleiben.
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