Strafe Gottes?

Ein einziges Mal ist sich Pat Robertson mit der Hamas und ihren Freunden einig: Ariel Scharon wurde von Gott für seine Politik bestraft. Die Begründung der Strafe könnte aber unterschiedlicher nicht ausfallen. Identische Denkstrukturen bei diametral verschiedenen Denkvoraussetzungen?

Ich finde es immer noch scher zu verkraften, wie Christen (leider nicht nur in den USA) einen radikalen (und wenn nötig brutalen) Zionismus propagieren und einfach nicht verstehen, dass nach Jesus die Friedensstifter und Sanftmütigen (d.h. Gewaltlosen) das Land besitzen werden. Land für Frieden, das hat der alte Kämpfer Scharon – wenn auch spät – eingesehen, ist der alternativlose Weg aus dem Chaos.

So aber wird der Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt von denen angeheizt, die immer im anderen den Teufel am Werk sehen, aber nie bei sich selbst, und denen im Kampf um “göttliches” Recht jedes Mittel recht ist. Das ist sogar ein Rückschritt hinter das Alte Testament.

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Kloster-Kirche

Gestern hatten wir ein spannendes Gespräch im Team über Gemeinde als Kloster. Wir kamen darauf, weil Schwester Else Wolf vom Konvent Lumen Christi diese Woche gestorben ist. Dann haben wir über verschiedenene Kommunitäten gesprochen und mit welchen Herausforderungen man es da zu tun hat, zum Beispiel beim Generationswechsel.

Hore Abbey Kopie

Schließlich sind wir auf das momentan heiße Thema gekommen, inwiefern der Begriff “Kloster” nicht ein besseres Verständnis von radikaler Nachfolge transportiert als das ausgeleierte, schwammige Wort “Gemeinde”. Vorab muss klar sein, dass damit nicht Zölibat (“Keuschheit” kann man auch anders auslegen), Gütergemeinschaft und Wohnen unter einem Dach gemeint sein muss, wenn wir von Klöstern des 21. Jahrhunderts reden. Bonhoeffer hat zum Beispiel die Bergpredigt als “Regel” verstanden.

Positiv gewendet macht die Kloster-Metapher (vielleicht ist es ja auch mehr als nur eine Metapher) aber eine Menge Sinn, weil sie einen Lebensstil beschreibt, der vieles einschließt, was nicht jeder bei “Gemeinde” automatisch mithört, was aber im Neuen Testament sehr wohl gemeint ist, wenn es um Christsein und Nachfolge geht. Die folgende Liste ist noch unstrukturiert, aber immerhin:
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Mühsame Suche

Für dieses Jahr habe ich mir Exerzitien oder Besinnungstage vorgenommen. Eigentlich hätte ich das schon 2005 machen sollen, aber es war zu viel anderes los bzw. ich war nicht energisch genug dahinter her.

Momentan durchforste ich die verschiedenen Angebote. Auf katholischer Seite ist das ja schier unbegrenzt, aber eben auch recht unübersichtlich.

Also hier die Frage: Hat jemand eine Empfehlung für mich?

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emerging belly

Emergenz mal anders: Die Feiertage in Verbindung mit frühem Einbruch der Dunkelheit und Schmudelwetter/Eis im Wald sind nicht spurlos vorüber gegangen. Ein emerging belly sorgt für schwindende Bewegungsfreiheit.

Meine alten Wintertights (O-Ton Martina: “Robin-Hood-Hosen”, sind aber gar nicht grün) waren kaputt, gestern habe ich neue gekauft und heute gleich 700 Kalorien damit verheizt. Ach ja: Auf Fotos wartet Ihr hier vergeblich…

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Biotechnische Definitionen

Ist das schon Vereinnahmung für die eigene Sache oder nur der Versuch, in der eigenen Sprache Dinge zu beschreiben? Der C&P Verlag hat seine eigene Definition von emerging church ins Netz gestellt und sie liest sich wie der Klappentext zu einem der vielen bunten Bücher von Christian A. Schwarz.

Besonders interessant finde ich, dass von modernsten (!) Erkenntnissen die Rede ist und dass nicht etwa Fragen der Kultur, sondern Erkenntnisse der Naturwissenschaft axiomatischen Rang bekommen. Schwarz bleibt in seiner Beschreibung ein Biotechniker, der nach Gesetzen und Methoden sucht:

EmergingChurch ist der wohl innovativste praktisch-theologische Ansatz der letzten Jahrzehnte. Angeregt von der Bionik überträgt er modernste Erkenntnisse aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen auf die Kirchen und zeigt, warum Gemeinden eigentlich als Organismen gesehen werden müssen und welche Chancen in dieser Wahrnehmung stecken.

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Glaube und Kunst

“Nowadays there’s a great deal of confusion between art and religion.
Since religion has failed so many people, they look to art for salvation.
I wish them luck in this enterprise.”

(Leonard Cohen, “Megamix, 1992, Interview”)

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Augen auf im “Lobpreis”

Mag sein, dass ich der letzte bin, bei dem dieser Groschen fällt. Gestern habe ich mir Gedanken gemacht über unsere Art von “Lobpreis”. In den letzten Wochen haben ganz verschiedene Leute ihre Unzufriedenheit ausgedrückt: Den einen ist es nicht begeisternd genug, die anderen stöhnen über die Passivität (oder Konsumhaltung?) vieler Gottesdienstbesucher. Ich frage mich, ob wir aus dem alten Kittel herausgewachsen sind und noch keinen passenden neuen haben.

Es fängt schon mit dem Wort an, das nicht zu passen scheint, weil es in unserer “normalen” Sprache nicht vorkommt. Ich finde es interessant, wie sich unsere Moderatoren und Lowpricelighter plagen, das Konzept in verständliche Sätze zu packen. Vielleicht liegt es nicht an ihrem fehlenden Sprachvermögen, sondern an der Sache? Dass wir nicht genau sagen können, was wir da machen, weil wir es selbst nicht wissen?
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Back to the Future

Neulich fragte mich ein Freund, wozu ich ein Buch über Keltisches Christentum schreibe. Eigentlich geht es mir dabei nicht um die Vergangenheit, sondern um die Kirche der Zukunft:

  • Sie versteht sich als gemeinsam gelebte Mission
  • Sie schlägt Brücken in fremde, sogar feindliche Kulturen
  • Sie bringt Originale hervor, keine Funktionäre und Hierarchien
  • Sie erzählt das Evangelium als Geschichte der Neuschöpfung unserer gefallenen Welt
  • Sie lebt eine ganzheitliche Spiritualität, ohne Heiliges und Profanes, Geistliches und Weltliches zu trennen
  • Sie betet mit Leidenschaft und nimmt alle Künste zu Hilfe, um Gott zu loben
  • Sie ist mobil, flexibel und liebt das Abenteuer
  • Sie staunt über die Schöpfung und liebt die Menschen
  • Sie verbindet einfachen Glauben und höchste Gelehrsamkeit

Beim Schreiben habe ich entdeckt, dass ich am Tag des Heiligen Columbanus geboren wurde. Ich wusste doch, dass da eine Verbindung war 😉

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Futter fürs Hirn

Unser Bücherregal hat über Weihnachten etliche Neuzugänge verbuchen können. Ich habe gerade meine Nase in “Emerging Churches” von Ryan Bolger und Eddie Gibbs und muss sagen, dass dies vielleicht das ausgereifteste Buch zum Thema ist, das ich bisher gelesen habe. Mit vielen Dingen kann ich mich gut identifizieren: Nicht in die herkömmlichen Lager und Schulen zu passen oder die Inspiration durch so unterschiedliche Leute wie N.T. Wright und Dallas Willard, die konsequent bei Jesu Verkündigung des Reiches Gottes ansetzen (N.B.: Sie werfen auch die Frage auf, wie man diesen Begriff in heutige Sprache umsetzt. Kann mal einer in der Volxbibel nachsehen? Ich mag immer noch Walter Winks Begriff God’s Domination free order am liebsten).


“Emerging Churches: Creating Christian Community in Postmodern Cultures” (Eddie Gibbs, Ryan Bolger)

Martina liest Red Moon Rising von Pete Greig und ist auch begeistert. Sie träumt schon davon, zwei (!) Wochen 24/7 in Erlangen anzuleiern.


“Red Moon Rising” (Pete Greig, Dave Roberts)

Auf mich warten dann später im Jahr noch N.T. Wrights “The Last Word” (zum Thema Bibelauslegung), Chestertons Ketzer, Bill Clintons Biografie und Moltmanns Das Kommen Gottes (Eschatologie). Nicht, dass hier eines mit dem anderen direkt zu tun hätte 🙂

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Der Preis von Gerechtigkeit

Gestern Abend haben wir mit Freunden Roman Polanskis Oliver Twist angesehen. Es ist so lange her, dass ich das Buch gelesen habe, dass die Geschichte wieder ganz neu und fremd war. Es hat mich recht nachdenklich gemacht.

Zwar haben wir in einigen europäischen Ländern die Situation verbessert, aber dann liest man von anderen Ländern, in denen hunderttausende Kinder auf den Straßen leben und womöglich den Todesschwadronen zum Opfer fallen. Und viele andere Kinder werden ausgebeutet. Heute macht die Globalisierung das, was zu Dickens‘ Zeiten die industrielle Revolution machte: Einige wenige werden schrecklich reich und viele andere unvorstellbar arm und elend.

Wohltätigkeit alleine wird das nicht verändern. Es muss ein zähes Ringen um Gerechtigkeit hinzu kommen. Im Film verkörpert dies die Figur der Nancy, die ihr eigenes Leben riskiert (und verliert), um Olivers Kidnappern das Handwerk zu legen. Gerechtigkeit hat also zuweilen einen hohen Preis, auch heute. Polanski hätte auch in Lateinamerika im 21. Jahrhundert drehen können.

Übrigens: Wer eine Filmnacht ins Auge fasst, kann nach einem Päuschen in John le Carrés Der Ewige Gärtner gehen. Ich habe bisher nur das Buch gelesen, aber das hatte es in sich.

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Freue dich o Christenheit?

Heute beim Singen der Weihnachts-Nationalhymne (Licht aus, Baum an, stramm stehen – fehlt nur die Hand auf dem Herzen…) blieb ich an dem Refrain “Freue dich o Christenheit” hängen. Eigentlich sollte sich doch die Welt freuen. Dafür muss aber sichtbar und erfahrbar werden, was der Nutzen oder Gewinn davon ist, dass Jesus in die Welt kam und dass er heute noch auf der Erde wirkt.

Wenn Weihnachten bedeutet, dass Gott Mensch geworden ist, dann müssten Christen doch, statt sich unter den eigenen Tannenbaum zu verkrümeln und ein paar Euro, die niemandem richtig weh tun, für gute Zwecke zu spenden, selbst hinaus gehen und sich auf die Suche machen nach Menschen, die Gottes Liebe in fleischgewordenem Zustand erfahren müssen. Dass Weihnachten zum Familienfest verkommen ist, dafür haben wir ja selbst gesorgt – auch wenn uns der Kommerz jetzt stört.
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Liebe ?!?

Mich erstaunt immer wieder, wie unterschiedlich das Wort Liebe verstanden wird. Wenn wir mit Paaren sprechen, die heiraten wollen, fragen wir regelmäßig, was sie sich unter “Liebe” vorstellen. Ich glaube, manche überrascht diese Frage zwar, aber dann gibt es immer interessante Gespräche.

Weihnachten wird ja auch immer mit diesem Begriff in Verbindung gebracht, aber richtig verstanden prägt es ihn auch in einem ganz bestimmten – und, wie ich finde: im besten – Sinne. Ich habe mich die Tage auch an zwei Beschreibungen erinnert.
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Au Wei-hnachten III

Es erinnert ein bisschen an die zwanghaften Sprachregelungen der alten DDR, wenn in den USA nun darüber gestritten wird, ob man Christbaum sagen darf oder Feiertagsbaum sagen muss, um Andersdenkende nicht zu diskriminieren. Dieser Krieg um Weihnachten ist uns erspart geblieben. Am besten gefiel mir die Meldung, dass Jay Leno fragte, ob Jesus nun als “holiday infant” zu bezeichnen sei. Ob die christlichen Fundis hier die atheistischen Fundis auf den Plan gerufen haben oder umgekehrt? Letztere scheinen die Trennung von Kirche und Staat als Trennung von Kirche und Öffentlichkeit zu interpretieren. Das kann es ja wohl nicht sein. Über Atheismus darf dann wohl weiter geredet werden (bzw. über Gott geschwiegen, aber das ist praktisch dasselbe)?

Eine Einschränkung des inflationären Gebrauchs von Weihnachten hätte aber auch ihre reizvollen Seiten: Vielleicht könnten wir umgekehrt den Papst als Stellvertreter Christi bitten, bestimmten Pop-Größen die Verwendung des Wortes Weihnachten zu untersagen (so wie Arnie das mit der Stadt Graz und seinem Namen tut…)? Dann könnte ich auch im Dezember wieder Radio hören, ohne mit pappsüßer Weihnachtssoße bis zum Erbrechen zugeschüttet zu werden. Damit wird man gegen das eigentliche Weihnachten ja auch irgendwie immunisiert.

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